8000 Stellen sind zuletzt bei Opel weggefallen, trotzdem leidet der Hersteller weiter an teuren Überkapazitäten. Das will die Mutter GM schnell ändern. Nicht ausgeschlossen, dass Standorte dichtgemacht werden. Vor allem Bochum ist mal wieder bedroht.
Frankfurt/Detroit. Die Mitarbeiter von Opel müssen sich erneut auf tiefe Einschnitte gefasst machen. Der US-Mutterkonzern General Motors (GM) will hart durchgreifen und Kosten senken, um die defizitäre Tochter aus den roten Zahlen zu führen. Dabei stünden auch zwei Werke auf der Kippe, berichtete das „Wall Street Journal“. Das Eisenacher Werk, das mit dem Junior den Zuschlag für ein neues Kleinwagenmodell hat und wo derzeit kräftig investiert wird, gehört nicht dazu. Infrage stehen die Standorte Bochum und Ellesmere Port in England.
Auch ein erneuter Lohnverzicht und der Wegfall von Zuschlägen werden nach Medienberichten diskutiert. Wie in Arbeitnehmerkreisen zu hören ist, spüren die Mitarbeiter den Druck von allen Seiten, die Angst vor Stellenstreichungen gehe um. In Thüringen ist Opel mit rund 1600 Beschäftigten einer der großen Industriearbeitgeber.
Aus Sicht des Opel-Betriebsrats verbieten sich Spekulationen über Standortschließungen. „Es macht wenig Sinn, über teure Werksschließungen zu spekulieren. Diese würden eine Rückkehr des Unternehmens in die Gewinnzone auf Jahre hinaus unmöglichen machen“, sagte Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug am Freitag. Zudem könnten die europäischen Werke auch dadurch ausgelastet werden, dass Autos der Marken Opel und Vauxhall nicht mehr aus anderen Regionen importiert werden. Der neue Klein-Geländewagen Opel Mokka wird etwa in Südkorea gefertigt.
Mögliche Entscheidungen über einen Kahlschlag wurden noch nicht getroffen. Der Bochumer Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel scheint aber auf Einiges gefasst zu sein. In der „Rheinischen Post“ (Samstag) forderte er: „Die Landesregierung (in Düsseldorf) muss jetzt sofort eine Task Force gründen, um das Bochumer Opel-Werk zu retten.“
Die Sparpläne könnten bei der Aufsichtsratssitzung am kommenden Mittwoch (28.3.) für Zündstoff sorgen. Schon jetzt gehen Betriebsräte und Gewerkschaften gegen die Schrumpfkur auf die Barrikaden. Der Frankfurter IG-Metall-Bezirksleiter Armin Schild warf dem Management von Opel und GM am Freitag vor, mit dem Feuer zu spielen: „Statt automobile Konzepte zu liefern, werden jetzt wieder die Sparschweine durch die europäischen Standorte getrieben. Die Geduld der Menschen, auch die Geduld der IG Metall, neigt sich dem Ende.“
Die Arbeitnehmerseite fordert stattdessen eine Offensive: Nur mit neuen Modellen und neuen Märkten könne das Volumen erhöht und Opel saniert werden, sagte Wolfgang Nettelstroth, Sprecher der IG Metall in Nordrhein-Westfalen: „GM muss sich entscheiden, mehr Autos zu verkaufen, nicht Opel klein zu sparen. Das gefährdet die Marke und damit alle Standorte.“
Wie das „Handelsblatt“ am Freitag unter Berufung auf Konzernkreise berichtete, hat GM bereits konkret das Aus für zwei Fertigungsstätten in Europa durchgerechnet. Demnach würde ein solcher Einschnitt den Konzern insgesamt rund 1,5 Milliarden Euro kosten – ein gutes Geschäft angesichts eines Jahresverlusts in Europa von zuletzt operativ 747 Millionen Dollar (573 Mio Euro). GM dürfte diesen Brocken stemmen können: Der Konzern verdiente 2011 rund 7,6 Milliarden Dollar.