Deutsche Autobranche präsentiert sich in Genf trotz Finanzkrise in bester Stimmung. Nur Opel verdirbt der schwache EU-Markt die Laune.

Hamburg. Ob Daimler, Audi, BMW oder Volkswagen – die deutschen Autokonzerne können sich auf dem 82. Genfer Autosalon souverän präsentieren. Nach eine kleinen Delle im Januar machen die Branchenriesen dort weiter, wo sie im vergangenen Jahr aufgehört haben. Absatzrekord folgt auf Absatzrekord . Die Aussichten allerdings sind nach wie vor ungewiss, auf konkrete Prognosen lassen sich die Konzernchefs auf der traditionsreichen Genfer Messe kaum festlegen. Immerhin, 2012 soll noch besser werden als das Vorjahr.

Nur für Opel dürfte dieser Optimismus zu früh kommen. Wann es der gebeutelte Hersteller zurück in die schwarzen Zahlen schafft, ist offen. Dieses Jahr aber kaum, wie Experten meinen. Angesichts der Eurokrise sei es nicht möglich, die Entwicklung vorherzusagen, sagte Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke am Dienstag. „Die Kernfrage wird sein, wie sich der Markt entwickelt.“

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Er setzt zwar auf unveränderte Verkaufszahlen, gibt aber zu bedenken: „Wenn der Markt weiter absackt, dann wird es nicht möglich sein, das Volumen zu halten.“ Und fügt hinzu: „Die Eurokrise wird es weisen.“ Das Schuldenkrise macht Opel mangels anderer Absatzmärkte besonders zu schaffen. „Dieser Realität müssen wir uns stellen.“ Ein Teil dieser Realität dürfte auch ein weiteres Sparpaket sein. Die Gespräche dazu laufen nach wie vor, schnell wird es aber nicht gehen.

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Entlastung erhofft sich der Manager von der Allianz zwischen GM und PSA Peugeot Citroën . „Wir sehen da viele Sparmöglichkeiten“, sagte Stracke. Opel könne mit den Franzosen bei der Fahrzeugarchitektur und der Entwicklung zusammenarbeiten, vor allem aber beim Einkauf. Auch andere Hersteller kooperieren längst. Auch einstige Tabus – wie der Tausch von Motortechnik – sind gefallen. Entsprechend gelassen reagieren die anderen Hersteller auf die Allianz PSA/GM.

So kommentierte BMW-Chef Norbert Reithofer: „Die neue Allianz hat keine Auswirkungen auf unser Joint Venture und unsere Motorenkooperation.“ Es gebe im Gegenteil Überlegungen, die Zusammenarbeit mit dem PSA-Konzern bei Motoren über die bisher vereinbarte Laufzeit bis 2015 hinaus zu verlängern. „Es besteht ein Interesse von beiden Seiten, beide Themen weiterzuverfolgen.“

Reithofer setzt auf Kooperationen mit anderen Herstellern ohne eine gegenseitige Kapitalbeteiligung. Auch für den US-Markt könne er sich einen Kooperationspartner vorstellen, sagte der Konzernchef. Dazu führe BMW Gespräche mit General Motors, unter anderem über das Thema Brennstoffzelle.

BMW ist nach dem Rekordjahr 2011 auch im neuen Jahr weiter stark unterwegs. „Die ersten beiden Monate sind für uns gut gelaufen“, berichtete Reithofer. BMW werde nach dem Rekordabsatz im vergangenen Jahr auch dieses Jahr weiter wachsen. Für Europa wollte sich Reithofer angesichts der Schuldenkrise nicht festlegen. „Europa wird kein Selbstläufer“, sagte der Manager. Auch Daimler oder Audi wollen die Schwäche auf dem europäischen Markt mit guten Geschäften vor allem in China und den USA ausgleichen – eine Möglichkeit, die Opel nicht hat.

Daimler-Chef Dieter Zetsche sieht für Europa aber auch Hoffnung: Die Gefahr eines Konjunktureinbruchs wegen der Eurokrise sei in den vergangenen Wochen gesunken, sagte der Manager. In der zweiten Jahreshälfte 2012 und im nächsten Jahr werde sich die Lage voraussichtlich bessern.

Bei Volkswagen ist man vorsichtig optimistisch. Während die Nobeltochter Audi wie Daimler und BMW auf den Boom in Asien setzen kann, ist die Kernmarke VW von den europäischen Turbulenzen erheblich deutlicher betroffen. „Wir sehen 2012 sicherlich schwieriger als 2011“, sagte VW-Chef Martin Winterkorn. Er sei sich aber nicht sicher, ob eine Wiederholung des Rekordjahres gelinge. „Die Euro-Schuldenkrise hat auf unser Geschäft in Europa großen Einfluss“, sagte der Manager. „Aber wir sind Gott sei Dank global aufgestellt.“

Seinen Konzern will Winterkorn im Zuge eines gigantischen Investitionsprogramm grüner machen. Weit mehr als zwei Drittel der bis 2016 geplanten Ausgaben von 62,4 Milliarden Euro sollen in den ökologischen Umbau des Konzerns fließen, sagte der Vorstandschef.

„Unser erklärtes Ziel ist es, Volkswagen auch in ökologischer Hinsicht zum führenden Automobilhersteller zu machen.“ Das Geld soll neben der Entwicklung umweltverträglicher Autos und neuer Antriebe auch in die Modernisierung der Produktion fließen. (dpa/abendblatt.de)

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