Mitarbeiter verlassen Treffen vor Vorstandsrede. Opel stellt 500 Millionen für Jobabbau bereit, Kosten liegen aber eine Milliarde Euro.
Bochum. Bei der Betriebsversammlung im Opel-Werk Bochum ist es im Streit um die geplante Werksschließung zu einem Eklat gekommen. Aus Protest gegen die Pläne der US-Mutter General Motors (GM) hätten 2000 Mitarbeiter die Versammlung am Sonnabend vor einer geplanten Vorstandsrede verlassen, sagte der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel.
Auf Einladung der Arbeitnehmervertreter waren Firmenchef Karl-Friedrich Stracke, Personalvorstand Holger Kimmes und Kommunikationsvorstand Johan Willems gekommen. Ein Opel-Sprecher erklärte, die Unternehmensführung nehme mit Bedauern zur Kenntnis, dass sie nicht zu Wort gekommen sei.
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Einenkel sagte, die Belegschaft habe vom Management eine Zusage für eine Weiterführung des Werks nach 2016 erwartet. Entsprechende Signale seien jedoch ausgeblieben. Eine Fortsetzung der Versammlung, auf der zunächst er selbst zu den Beschäftigten gesprochen habe, sei deshalb sinnlos gewesen.
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Den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe (Montagausgaben) sagte Einenkel, für den mit der Schließung einhergehenden Personalabbau in Bochum habe Opel 500 Millionen Euro bereitgestellt. Diese Summe sei ihm vom Management genannt worden. Er gehe allerdings davon aus, dass Opel bei einer Schließung wesentlich tiefer in die Tasche greifen müsse. „Rechnet man die allgemeinen Schließungskosten und die Sanierungskosten hinzu, kommt man auf rund eine Milliarde Euro“, erklärte der Betriebsratschef.
Der kriselnde Autobauer will sein Werk in Bochum nach 2016 schließen, wenn dort die Produktion des Modells Zafira ausläuft. Im Gegenzug sollen bis dahin für alle vier Standorte der hohe Verluste schreibenden GM-Tochter in Deutschland betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden. Das hatten das Unternehmen, die IG Metall und der Konzernbetriebsrat am Mittwoch gemeinsam erklärt. Einenkel distanzierte sich am Sonnabend von der Mitteilung und betonte, er habe den Plänen zu Bochum niemals zugestimmt.
Die US-Konzernmutter GM hat schon mehrfach versucht, ihre Europatochter durch harte Einschnitte auf Kurs zu bringen. Der jüngsten Sanierungsrunde vor zwei Jahren fielen 8000 Arbeitsplätze zum Opfer, das Werk im belgischen Antwerpen wurde geschlossen. Trotzdem steckt die Marke mit dem Blitz in den roten Zahlen fest. Die von GM in Europa in den vergangenen Jahren angehäuften Verluste türmen sich auf 14 Milliarden Dollar. (Reuters/abendblatt.de)