Im ersten Quartal 2011 schossen die deutschen Ausfuhren in das am Rand der Pleite stehende Griechenland gegen den Trend in den Keller.

Wiesbaden. Im- und Export leiden unter der Finanzkrise in Griechenland - und auch Deutschland ist davon betroffen: Die klammen Südeuropäer importieren weniger Waren „Made in Germany“. Im ersten Quartal 2011 schossen die deutschen Ausfuhren in das am Rand der Pleite stehende Land gegen den Trend in den Keller. Sie schrumpften im Jahresvergleich um 12,6 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Gleichzeitig kauften die Menschen hierzulande weniger Produkte aus Griechenland: Die Einfuhr ging um 3,7 Prozent zurück.

Insgesamt stiegen die deutsche Exporte im ersten Quartal deutlich um 18,8 Prozent auf 260,8 Milliarden Euro. Der Exportmotor brummt und bestätigt optimistische Prognosen: Der Außenhandelsverbands BGA hatte vorhergesagt, dass die Exportnation Deutschland 2011 erstmals die magische Marke von einer Billion Euro knacken werde.

Insgesamt nahm der deutsche Handel mit anderen Staaten der Europäischen Union (EU) deutlich zu: Der Export stieg im Vergleich zum ersten Quartal 2010 um 16,6 Prozent auf 157,7 Milliarden Euro, der Import aus den 27 EU-Staaten wuchs um 18,8 Prozent auf 124 Milliarden Euro.

Der Handel mit Staaten außerhalb der EU wuchs sogar noch stärker: Die deutschen Ausfuhren gingen um 22,3 Prozent (auf 103,1 Milliarden Euro) nach oben und die Einfuhren um 23,7 Prozent (auf 96,0 Milliarden Euro). (dpa/abendblatt.de)

Dilemma um griechische Staatspleite spitzt sich weiter zu

Ist die Staatspleite noch aufzuhalten? Es muss, auch wenn es für Griechenland seit Freitag immer enger wird. Denn die Opposition hat wieder einmal den Sparkurs der Regierung um Ministerpräsident Giorgos Papandreou abgelehnt. Dazu kommt, dass nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Spiegel" Athen damit rechnen muss, dass die Sparbemühungen ein verheerendes Zeugnis bekommen werden. Offenbar verfehle, so gehe es aus dem aktuellen Bericht der sogenannten "Troika“ von Europäischer Zentralbank (EZB), Internationalem Währungsfonds (IWF) und EU-Kommission hervor, alle mit den internationalen Geldgebern vereinbarten Finanzziele.

Wie aus dem Bericht vom Spiegel zitiert wird, sei das Defizit im Staatshaushalt wegen unverhältnismäßig hoher Staatsausgaben größer als erwartet. Dazu komme, dass die Steuereinnahmen hinter den Vorgaben zurück blieben.

Unklar ist bislang, welche Konsequenzen das für die Überweisung der nächsten Kredittranche an Griechenland haben könnte. Das Land hat nur noch bis Mitte Juli Mittel, um seine Verpflichtungen zu erfüllen und Löhne sowie Pensionen zu zahlen. "Über die nächste Tranche werden wir nach dem Bericht der Troika entscheiden“, zitiert das Magazin EU-Währungskommissar Olli Rehn. "Die Lage ist sehr ernst.“ Nach seinen Worten stellt die EU dieselben Bedingungen an Griechenland wie der IWF.

Zuvor hatte der Vorsitzende der Eurogruppe, Luxemburgs Premier Jean-Claude Juncker, Medienberichten zufolge in Luxemburg gesagt, falls der IWF seinen Teil der aktuellen Tranche von gut drei Milliarden Euro nicht auszahlen wolle, werde von den Europäern erwartet, dass diese den Ausfall "auf ihre Kappe nehmen“ müssten.

Unterdessen gingen am Wochenende wieder tausende Griechen auf die Straße um gegen den harten Sparkurs der Regierung zu protestieren. Aufgerufen hatte die vor allem über das Internet organisierte Bewegung der "Empörten Bürger“. In Athen schlugen am Sonnabend viele Demonstranten mit Kochlöffeln und Töpfen Krach. Sie riefen "Diebe, Diebe“ in Richtung Parlament.

Papandreou will mit seinem neuen Sparprogramm in den kommenden vier Jahren 78 Milliarden Euro sparen; einen großen Teil davon will die Regierung mit dem Verkauf von Staatsbesitz einnehmen. Das Land war 2010 als erstes in der EU mit einem Hilfspaket im Umfang von 110 Milliarden Euro vor dem Abgrund gerettet worden; mittlerweile wird immer klarer, dass dies nicht reichen wird. Im Gespräch sind weitere 30 bis 60 Milliarden Euro, die zusätzlich benötigt werden. Außerdem macht das Wort von einer "weichen“ Umschuldung die Runde, beispielsweise durch eine zeitliche Streckung laufender Zahlungsverpflichtungen.

Aus Sicht der EZB muss der Verkauf von Staatsbesitz schneller verlaufen als von der Regierung geplant. "Man sollte hier ehrgeiziger sein. Das würde den Schuldenstand um 20 Prozentpunkte drücken“, sagte EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark der "Welt am Sonntag“. Er verlangte die Schaffung einer unabhängigen Privatisierungs-Agentur. "Dafür kann man sich die Erfahrungen anderer Staaten zueigen machen, einschließlich der Treuhandanstalt in Deutschland“, sagte er. "Die griechische Regierung hält Anteile an börsennotierten Unternehmen, sie besitzt Immobilien. Experten schätzen das Verkaufspotenzial auf bis zu 300 Milliarden Euro. Ein Teil dieser Werte muss mobilisiert werden, um den Schuldenstand zu senken.“

Ausdrücklich sprach sich Stark gegen eine "weiche Umschuldung“ aus. „Wenn Sie sanft starten, indem Sie zum Beispiel die Laufzeiten der Bonds verlängern, ändert sich an der Höhe der Schulden wenig. Gleichzeitig aber erlahmen die Anpassungsanstrengungen. Das Problem ist nicht gelöst“, sagte Stark. Nach Ablauf der verlängerten Laufzeiten säßen die Griechen auf einem noch höheren Schuldenberg. "Griechenland hat das Programm umzusetzen. Sich auf Schuldenaufschub oder Umstrukturierung zu konzentrieren, ist unangemessen.“

Von Thomas Kaufner