Im Zuge der Umschuldung – Vorbedingung für weitere Milliardenhilfen – müssen die privaten Gläubiger niedrige Zinsen akzeptieren.

Athen. In der griechischen Hauptstadt Athen sollen die Gespräche über den freiwilligen Schuldenschnitt der privaten Gläubiger für das hoch verschuldete EU-Land bald abgeschlossen sein. Charles Dallara, Chef des Internationalen Bankenverbandes IIF , soll sich am Freitagnachmittag erneut mit Ministerpräsident Lucas Papademos zu einer weiteren Verhandlungsrunde treffen. Bereits am Vorabend hatte sich Dallara mit dem Regierungschef und Finanzminister Evangelos Venizelos getroffen . Die Gespräche seien „produktiv“ gewesen und es habe „Fortschritte“ gegeben, teilten der IIF und das Finanzministerium in Athen mit.

+++ Porträt: Charles Dallara: Unterhändler der Banken in Athen +++

Die privaten Gläubiger, darunter Banken und Hedge-Fonds, sollen bestehende Anleihen in neue tauschen, dabei auf Teile ihrer Forderungen verzichten und auch niedrigere Zinsen in Kauf nehmen. Am Freitagmorgen liefen alle Informationen aus Bankkreisen auf einem einem Zinssatz von 3,5 bis 4,6 Prozent hin. Die Laufzeit solle 30 Jahre betragen. In den ersten Jahren soll der Zinssatz niedriger sein. Stufenweise soll er steigen. Dies soll abhängen vom Wachstum, das Griechenland haben wird – falls die Wirtschaft überhaupt wieder wächst. Der Schuldenschnitt solle nach Berechnungen griechischer Finanzexperten mit diesen Zinssätzen etwa 68 Prozent des ursprünglichen Wertes der Anleihen erreichen und würde damit klar über dem eigentlichen Wert von 50 Prozent liegen. Offizielle Quellen wollten diese Information nicht kommentieren.

+++ EU-Kommission bangt um Griechenland +++

+++ Schuldenschnitt: Gespräche auf der Zielgeraden +++

Den teilweisen Schuldenerlass für Athen sollen die privaten Gläubiger freiwillig schultern. Ihr Engagement ist ein entscheidender Baustein für das zweite, 130 Milliarden Euro schwere Hilfsprogramm für Griechenland. Doch vor allem Hedge-Fonds sollen sich weigern mitzumachen. Sie planen Medienberichten zufolge sogar eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, um ihr „Eigentumsrecht“ geltend zu machen.

In Athen setzen unterdessen Vertreter der Geldgeber die Prüfung der Bücher fort. Am Freitag kamen auch die Chefs der sogenannten „Troika“ hinzu. Die Vertreter der EU, des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB) trafen sich schon am Vormittag mit Finanzminister Venizelos. Anschließend waren für die nächsten Tage Treffen mit fast allen Ministern vorgesehen. Ohne das grüne Licht der „Troika“ kann Athen nicht auf weitere Finanzspritzen hoffen. Die Experten prüfen in regelmäßigen Abständen, welche Fortschritte Athen bei der Umsetzung der Auflagen für die internationalen Kredithilfen gemacht hat. Athen sei dem Vernehmen nach im Rückstand in Sachen Verschlankung des Staates.

In Erwartung eines erfolgreichen Abschlusses der Verhandlungen Griechenlands mit seinen privaten Gläubigern haben Investoren am Freitag etwas entspannter agiert. Kreditausfallversicherungen für Italien, Spanien, Frankreich und Österreich waren billiger zu haben.

+++ Fragen & Antworten: Zum Ringen um den griechischen Schuldenschnitt +++

Fünfjährige Kreditausfallversicherungen (CDS)auf italienische Staatsanleihen verbilligten sich um elf auf 469 Basispunkte, wie der Datenanbieter Markit mitteilte. Schulden des Mittelmeeranrainers in Höhe von zehn Millionen Euro abzusichern kostete entsprechend 469.000 Euro.

Spanische CDS verbilligten sich um acht auf 375 Basispunkte, französische um sieben auf 177 Basispunkte und österreichische um acht auf ebenfalls 177 Basispunkte.(dpa/Reuters/abendblatt.de)