Am Wochenende steht die Griechenland-Wahl im Fokus. Doch die EU hat mit Spanien, Italien und weiteren Staaten noch mehr Sorgenkinder.

Frankfurt/Berlin. Am Sonntag (17. Juni) ruhen alle Blicke auf das hoch verschuldete Griechenland . Bei den Neuwahlen entscheiden sich die Wähler im Grunde für den Verleib in der Eurozone oder für den Austritt aus der Währungsunion. Unternehmen, Banken, aber auch die anderen EU-Staaten haben die möglichen Szenarien nach der Parlamentswahl durchgespielt. Doch Griechenland ist nicht die einzige Baustelle, die den Euroraum belastet. Ein Überblick über die Krisenherde in der EU:

Griechenland: Droht der Grexit?

Ohne Zweifel ist der Urnengang in Griechenland am Wochenende der nächste große Härtetest für den Euroraum. Derzeit wird Athen nur mit milliardenschweren Finanzspritzen der Euro-Länder und des Internationalen Währungsfonds vor einem Staatsbankrott bewahrt – im Gegenzug muss das Land ein drastisches Sparprogramm umsetzen.

+++ Deutsche Firmen und Banken blicken nach Athen +++

+++ Folgen der Wahl für Athen, Deutschland und Europa +++

Am Sonntag kämpfen die drei wichtigsten Parteien – Konservative, Sozialisten und Linksradikale – um die Macht. Der Chef das Linksbündnisses Syriza, Alexis Tsipras, verspricht ein Ende des Sparkurses und geht auf Konfrontation zur EU.

Dass die Linken nach einem möglichen Wahlsieg das Hilfsprogramm tatsächlich aufkündigen und aus der Währungsunion ausscheiden könnten, ist jedoch absolut unplausibel. Denn auch die Linke braucht Geld und weiß, dass die wirtschaftlichen Folgen eines Austritts für Griechenland desaströs wären. Egal, welche Regierung kommt – sie dürfte weiter versuchen, im Euro zu bleiben.

Spanien: Marode Banken treiben Schulden auf neues Rekordniveau

Nach wochenlangem Zögern hat Madrid am vergangenen Wochenende angekündigt, unter den Rettungsschirm zu schlüpfen, um bis zu 100 Milliarden Euro für die Sanierung seines kriselnden Bankensektors zu bekommen. Bei den milliardenschweren Hilfszusagen für die viertgrößte Euro-Volkswirtschaft handelt sich um einen Kredit an die Regierung, der die Staatsverschuldung weiter nach oben treibt.

Die Ratingagentur Moody’s stufte die Kreditwürdigkeit Spaniens daraufhin gleich um drei Stufen herab. Die Anleger versetzen dem Euro-Sorgenkind anschließend den nächsten Tiefschlag: Die Rendite für zehnjährige Staatspapiere stieg am Donnerstag in der Spitze bis knapp unter die kritische Marke von 7 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit Einführung des Euro.

+++ Keine Atempause für Spanien und Italien +++

Italien: Kandidat für den EU-Rettungsschirm?

Mit Biegen und Brechen hat die drittgrößte Volkswirtschaft des Eurolands am Donnerstag frische Milliarden eingesammelt. Allerdings wird die Luft für Rom immer dünner. Das lässt auch an den steigenden Zinsen ablesen, die das Land den Investoren für frisches Geld bieten muss. Um bis 2015 Geld zu leihen, wurden für Italien 5,3 Prozent Zinsen fällig.

Bei der letzten vergleichbaren Versteigerung im Mai waren es noch 3,91 Prozent. Anleger, die Papiere mit Laufzeiten bis 2019 und 2020 zeichneten, verlangten sogar ,mehr als 6 Prozent.

Zypern: Gefangen im Sog der Hellas-Krise

Der kleine Inselstaat muss wegen Bankenproblemen möglicherweise ebenfalls bald um eine Finanzspritze bitten. Das Land steckt im Sog der Griechenland-Krise. Ein Großteil aller Forderungen des zyprischen Bankensektors entfällt auf griechische Schuldner.

+++ Troika gibt weitere Hilfsgelder für Portugal frei +++

Im jüngsten Bericht des Internationalen Währungsfonds (IWF) hieß es, die Lage der Wirtschaft der Insel sei „verwundbar und beängstigend“. Zusammen mit Spanien stufte Moody’s dann in dieser Woche auch Zypern herab.

Irland und Portugal: Sind bereits unter den Rettungsschirm geschlüpft

Die beiden Länder Portugal und Irland sind bereits unter den europäischen Rettungsschirm geschlüpft, stehen derzeit aber nicht so stark im Fokus. Portugal gilt unter den EU-Krisenstaaten gar als Musterschüler bei der Sanierung der maroden Staatsfinanzen. Im vergangenen Jahr konnte Lissabon das Haushaltsdefizit von 9,8 (2010) auf 4,2 Prozent drücken. Damit wurde das Sparziel von 5,9 Prozent deutlich übertroffen. (dpa/abendblatt.de)