Mit Geldtransfers und Hamsterkäufen wollen sich Griechen vor Euro-Ausstieg schützen. Auch die deutsche Banken spielen Szenarien durch.
Athen. Am Sonntag (17. Juni) finden die Neuwahlen in Griechenland statt und die Griechen räumen in wachsender Zahl ihre Konten leer und wappnen sich mit Hamsterkäufen für einen Ausstieg aus der Währungsunion. Allein von den Sparkonten der größten Institute des Landes wurden jüngst pro Tag 500 bis 800 Millionen Euro abgezogen.
Bei einem Sieg der Reformgegner am Sonntag droht dem vom Ausland seit Mai 2010 über Wasser gehaltenen Euro-Mitglied die Pleite und womöglich die Rückkehr zur ungeliebten Drachme . Auch die Banken in Deutschland rüsten sich für den Ernstfall – den ersten Austritt eines Landes aus der Euro-Zone.
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„Die Menschen schreckt die Aussicht auf eine Rückkehr der Drachme“, sagte der Chef des Einzelhandelsverbandes, Vassilis Korkidis, in Athen. Hamsterkäufe seien aber nicht die Lösung. „Man darf nicht in Panik verfallen. Wenn man den Schrank mit Lebensmitteln füllt, entgeht man der Krise dennoch nicht.“ Die nervöse Stimmung in der Bevölkerung wurde von Gerüchten angeheizt, die radikale Linke unter ihrem charismatischen Anführer Alexis Tsipras werde die Wahl klar gewinnen und die über Jahrzehnte als Weichwährung verrufene Drachme stehe vor einem Comeback.
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Mit zur Unsicherheit trägt bei, dass die Veröffentlichung von Umfragen kurz vor der Wahl verboten ist, aber dennoch Ergebnisse von angeblich geheimen Befragungen lanciert werden. Einen klaren Sieg der radikalen Linken, die sich nach den letzten verfügbaren Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Reformbefürwortern von der konservativen ND liefern wird, halten Demoskopen hinter vorgehaltener Hand für unwahrscheinlich. „Das dürften gezielt gestreute Zahlen sein, mit denen Parteien ihre Position verbessern wollen.“
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Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sieht auch für den Fall eines Wahlsieges der Spargegner in Griechenland keine Gefahr für den Euro. Auf eine entsprechende Frage antwortete der Minister dem Stern-Magazin: "Das glaube ich nicht.“ An der Notwendigkeit, harte Maßnahmen zur Sanierung des Landes zu ergreifen, ändere das Wahlergebnis ohnehin nichts. Ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Währungsraum sei kaum möglich. „Wir wollen nicht und wir können rechtlich noch nicht einmal irgendjemanden aus der Eurozone drängen“, unterstrich der CDU-Politiker. „Die Nachteile wären zudem erheblich“, warnte Schäuble. Sein französischer Kollege Pierre Moscovici erklärte, sein Land habe sich auf alle Eventualitäten beim Wahlausgang in Athen einzustellen. „Aber die Griechen entscheiden und wir müssen ihr demokratisches Votum respektieren.“
Die Rating-Agentur Fitch kommt in einem Euro-Ausstiegsszenario für Hellas zu dem Schluss, dass „die griechischen und zyprischen Banken in der direkten Schusslinie stehen würden“. Bis auf wenige Institute müssten die Banken der Euro-Zone jedoch nur mit „mäßigen“ Folgen rechnen. „Banken mit Filialen oder Tochtergesellschaften in Griechenland wären am stärksten betroffen“, hieß es weiter.
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Die langjährige Zitterpartie um den Euro-Wackelkandidaten Griechenland hat bei den Banken des südeuropäischen Landes zu einem dramatischen Aderlass geführt: Nach Daten der Zentralbank schmolzen allein im vorigen Jahr 17 Prozent der Einlagen ab. In den vergangenen Tagen hätten auch Kunden bei kleineren Banken ihre Konten geplündert, hieß es in Bankenkreisen. Zwischen zehn und 30 Millionen Euro seien dabei täglich auch bei den kleineren Instituten abgehoben worden.
In Athen erklärte ein Banker, der hohe Abfluss der Einlagen sei für die Geldhäuser beherrschbar, da ihnen die Europäische Zentralbank (EZB) entsprechende Summen bereitstelle. Doch die Krise lässt nicht nur in Athen, sondern auch in den Finanzzentren der Welt die Alarmglocken schrillen: „Wenn sich ein solches Ergebnis abzeichnet, glühen in den Frankfurter Bankentürmen am Sonntagabend die Telefondrähte“, sagte ein Manager eines großen deutschen Geldhauses voraus. Dann werde voraussichtlich jedes Institut, aber auch jedes andere Unternehmen rasch Notfallpläne besprechen.
Am deutlichsten hat sich bislang Hypovereinsbank-Chef Theodor Weimer zum Stand der Vorbereitungen geäußert. „Wir haben heute in der Vorstandssitzung beschlossen, dass wir uns am Sonntag treffen für den Fall der Fälle“, sagte er am Dienstag in Berlin. Dabei gehe es vor allem darum, Vorsorge für den Zahlungsverkehr zu treffen. Schließlich wolle man nicht der Letzte sein, der noch Euro in das Land überweist, betonte der Chef der Tochter der italienischen Bank Unicredit.
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Die Wahl in Griechenland sorgt auch an den Finanzmärkten für spürbare Zurückhaltung. Die meisten Akteure fürchten einen Euro-feindlichen Ausgang und wollen nicht auf dem falschen Fuß erwischt werden. Entsprechend gering sind die Umsätze. Schon seit Tagen liegt das Handelsvolumen in Frankfurt und auch an anderen Börsenplätzen unter dem Durchschnitt. (Reuters/abendblatt.de)