Spanien steht wieder im Mittelpunkt der europäischen Schuldenkrise. Madrid fällt es schwer, sich auf den Finanzmärkten frisches Geld zu beschaffen.

Madrid/Frankfurt. Euro-Sorgenkind Spanien bleibt unter Druck. Bei einer Auktion von Geldmarktpapieren konnte das Euro-Sorgenkind zwar am Dienstag wie geplant drei Milliarden Euro einsammeln. Doch das Zinsniveau erreichte im kurzen Laufzeitbereich eine bedrohliche Höhe. Am Donnerstag will Madrid bis zu fünfjährige Anleihen anbieten.

Um sich für lediglich 12 und 18 Monate Geld bei Investoren zu borgen, musste Spanien nach Angaben der Schatzkanzlei Zinsen in Höhe von 5,074 und 5,107 Prozent bieten. Im Mai waren es noch 2,9 und 3,3 Prozent gewesen. Die Nachfrage nach den Papieren war zwar groß, dennoch dürfte die Mittelaufnahme zu diesen Konditionen für Spanien kaum lange durchzuhalten sein.

Der spanische Wirtschaftsminister Luis de Guind os warb angesichts der sich zuspitzenden Schuldenkrise für Vertrauen in sein Land. „Spanien ist ein solventes Land“, sagte er am Rande des G20-Gipfels in Los Cabos in Mexiko. Das südeuropäische Land werde zu Unrecht auf den Märkten abgestraft. „Das steht in keinem Verhältnis zu den Anstrengungen und dem Wachstumspotenzial der spanischen Wirtschaft.“

Trotz der deutlich gestiegenen Zinsen für Anleihen mit kurzer Laufzeit führten am Dienstag die Auktionsergebnisse am Sekundärmarkt, wo bestehende Anleihen frei gehandelt werden, zu einer leichten Entspannung. Im vielbeachteten zehnjährigen Laufzeitbereich fiel die Rendite unter die kritische Marke von sieben Prozent.

Die Rendite der zehnjährigen spanischen Staatsanleihe sank um 0,12 Prozentpunkte auf 6,955 Prozent. Am Montag war sie noch auf einen Rekordstand von 7,241 Prozent gestiegen. Die italienische Rendite fiel um 0,16 Prozentpunkte auf 5,889 Prozent. Zum Vergleich: Die Rendite der zehnjährigen deutschen Anleihe lag bei 1,526 Prozent.

Die sich in Griechenland abzeichnende rasche Regierungsbildung habe zu der Beruhigung der Märkte der Krisenländer beigetragen, sagten Händler. Zudem würden an den Märkten weitere Schritte zur Lösung der Schuldenkrise erwartet.

Allerdings ist die Aussagekraft der Marktreaktionen begrenzt, da Gerüchte kursierten, nach denen die Europäische Zentralbank (EZB) ihr seit Monaten ruhendes Anleihekaufprogramm wieder aufgenommen haben könnte. Händler bezeichneten diese Spekulationen zwar als abwegig. Dennoch könnten sie die Kurse bewegen.

Neue Schreckensmeldungen kamen zudem aus dem spanischen Bankensektor: Die faulen Kredite in den Büchern der Geldhäuser sind auf den höchsten Stand seit 1994 gestiegen, wie aus Daten der spanischen Zentralbank vom Montag hervorgeht. Im April kletterte der Anteil der Kredite in Zahlungsverzug von 8,32 auf 8,72 Prozent. Das entspricht einer Summe von etwa 152 Milliarden Euro.

Spanien verschob derweil die Veröffentlichung von Gutachten unabhängiger Prüfungsgesellschaften über die Lage der spanischen Banken. Die Prüfberichte bilden den zweiten Schritt einer Bestandsaufnahme der Situation im Bankensektor. Sie sollten ursprünglich Ende Juli vorgelegt werden.

Wie aus Finanzkreisen verlautete, verschoben die Zentralbank und das Wirtschaftsministerium den Termin bis in den September, damit präzisere Erhebungen vorgenommen werden können. Den ersten Teil der Begutachtung bilden die Prüfberichte der Beraterfirmen Roland Berger und Oliver Wyman. Diese sollen an diesem Donnerstag vorgelegt werden.