Nach zehn Jahren gibt der umstrittene Banker den Chefposten ab und reagiert auf den Applaus leicht verlegen und mit Tränen in den Augen.

Frankfurt/Main. Für den Schweizer Josef Ackermann war es der letzte große Auftritt als Chef der Deutschen Bank sein: Mit Ablauf der Hauptversammlung am Donnertag räumt Ackermann nach zehn Jahren den Chefposten des Dax-Konzerns.

Eine „Ackermann-Show“, so viel ist sicher, wird das Aktionärstreffen in Frankfurt nicht werden. Fragwürdige Geschäfte mit Rüstungsfirmen und Spekulationen mit Lebensmitteln regen Kritiker ebenso auf wie das Gezerre um die Ackermann-Nachfolge im Sommer 2011.

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Aufsichtsratschef Clemens Börsig lobte Ackermanns Leistungen in den vergangenen zehn Jahren an der Spitze der Deutschen Bank. Das Institut sei als Gewinnerin aus der Finanzkrise hervorgegangen. „Dieser Erfolg wird immer mit ihrem Namen verbunden bleiben“, sagt Börsig, dessen Verhältnis zu Ackermann nicht immer ungetrübt war. „Dies ist eine Bilanz, die allergrößten Respekt verdient.“ Anschließend langer Applaus der Aktionäre – viele stehen sogar auf. Ackermann wirkt zunächst etwas verlegen, steht dann auch auf, weiß nicht recht, wohin mit seinen Händen, strahlt und wischt sich schließlich Tränen der Rührung aus den Augen.

Das künftige Führungsduo aus dem Investmentbanker Anshu Jain und dem bisherigen Deutschland-Chef Jürgen Fitschen dürfte einen Vorgeschmack bekommen, worauf es sich einstellen muss. Kontrollieren soll die beiden künftig der bisherige Allianz-Finanzvorstand Paul Achleitner.

Der Österreicher beerbt Börsig als Vorsitzender des Deutsche-Bank-Aufsichtsrates. Ebenfalls neu in das Kontrollgremium gewählt werden sollen Siemens-Chef Peter Löscher und Ex-Haniel-Vorstand Klaus Trützschler.

Proteste vor der Frankfurter Festhalle

Zum Abschied von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hat der Aufsichtsrat der Bank die Stärke der künftigen Doppelspitze betont. „Der Aufsichtsrat ist überzeugt, dass das Team Fitschen und Jain an der Spitze der Bank ideal zu den anstehenden Herausforderungen, denen sich die Bank gegenübersieht, passt“, sagte Börsig. Mit Doppelspitzen habe die Deutsche Bank in ihrer langjährigen Geschichte gute Erfahrungen gemacht.

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Bereits vor der Beginn der Hauptversammlung wärmten sich die Kritiker vor der Frankfurter Festhalle auf. Besonders viel Aufmerksamkeit zog das Komiker-Duo Onkel Fisch mit seiner Version des Jein-Songs von Fettes Brot auf sich. „Soll ich übel zocken, oder lass ich's lieber sein? Klar doch, ich bin der Jain.“ Härtere Töne kamen von den Kapitalismuskritiker von Attac. Diese demonstrierten mit Geldsäcken und Plastik-Maschinengewehren und trugen vor der Festhalle Plakate mit der Aufschrift: „Ackermanns Vermächtnis: Steuerflucht, Waffenhandel, Zocken mit Nahrungsmitteln. Jain, lass es sein“.

Die Mehrzahl der Deutsche-Bank-Aktionäre bummelten vergnügt zwischen den Aktivisten hindurch. Für wenig Verständnis sorgte lediglich der üble Geruch vor der Festhalle. Einige Kapitalismuskritiker haben einen Gülle-Spur um den Eingang gezogen, um gegen die „dreckigen Geschäfte“ der Bank zu protestieren. (dpa/Reuters/abendbatt.de)