Die Bankenaufsicht verweigert Kandidaten der Deutschen Bank die Zulassung: Dem Amerikaner mangele es an Führungserfahrung.
Frankfurt. Mit einem Handstreich erhält die Deutsche Bank ein komplett neues Führungsteam: Der Aufsichtsrat stimmte am Freitag dem Vorschlag des neuen Führungsduos Jürgen Fitschen und Anshu Jain zur Umbildung des Vorstands nach dem Ausscheiden des jetzigen Vorstandschefs Josef Ackermann Ende Mai zu. Zum 1. Juni werden demnach Stephan Leithner, Henry Ritchotte und Stuart Lewis als neue Vorstände berufen.
Eine Überraschung ist die Berufung des Schotten Lewis. Eigentlich hätte an seiner Stelle der Amerikaner William Broeksmit stehen sollen, der als langjähriger Vertrauter Jains gilt. Der Amerikaner sollte der oberste Risikokontrolleur der Bank werden. Diese Position hatte bisher der Schweizer Hugo Bänziger inne, der die Bank Ende Mai verlassen wird. Doch in letzter Minute hatte die Finanzaufsichtsbehörde BaFin Bedenken, Broeksmit als Vorstand zu akzeptieren.
Die Behörde soll Kreisen zufolge bemängelt haben, dass er zu wenig Führungserfahrung mitbringe. Broeksmit leitet derzeit nur rund 200 Mitarbeiter an. Deswegen schlug die BaFin vor, dass er zunächst als Generalbevollmächtigter arbeiten solle und erst nach ein paar Monaten Bewährungszeit in den Rang eines Vorstands gehoben werden kann. Dieses Vorgehen der BaFin gilt als ungewöhnlich, wird jedoch angewendet, wenn die Finanzaufsicht der Meinung ist, dass zwar nichts gegen die betreffende Person an sich spricht, es ihr aber noch an Erfahrung mangele. Für die Deutsche Bank kam diese Lösung dennoch nicht infrage, hätte sie doch bedeutet, dass in dem unruhigen Marktumfeld die zentrale Position des Risikochefs mit einem Fragezeichen überschrieben gewesen wäre.
Nun soll der 46 Jahre alte Schotte Stuart Lewis den Posten übernehmen. Er ist derzeit Bänzigers Stellvertreter und in einer Doppelfunktion zugleich Risikovorstand der Investmentsparte der Deutschen Bank. Genau wie Broeksmit arbeitet er seit Jahren eng mit Anshu Jain zusammen. Er wechselte 1996 von der Credit Suisse zur Deutschen Bank. Für die Aufsicht entscheidend ist, dass Lewis erheblich mehr Personalverantwortung mitbringt: Er führt derzeit rund 4000 Mitarbeiter.
Keine Einwände hatte die Behörde bei den beiden weiteren neuen Vorständen Stephan Leithner und Henry Ritchotte. Der 45-jährige Österreicher Leithner soll das Ressort Personal, den Rechtsbereich und das Europageschäft übernehmen. Henry Ritchotte wird als Chief Operating Officer Nachfolger von Hermann-Josef Lamberti, der gemeinsam mit Bänziger den Vorstand verlassen wird. Insgesamt wird der Vorstand damit jünger und internationaler. Künftig kommen vier von sieben Mitgliedern nicht aus Deutschland.
+++ Ackermann stichelt gegen Nachfolger Jain +++
Gleichzeitig mit der Neuverteilung der Vorstandsmandate gab die Bank auch die Erweiterung des Group Executive Committees (GEC) - dem erweitertem Vorstandsgremium - um sechs auf 18 Personen bekannt. Viele der Herren dieses Gremiums, in dem auch die sieben Vorstände sitzen, haben ihre Wurzeln in der Investmentbank. "Es wurden die Besten gesucht. Dabei ist nicht ausschlaggebend, in welchem Bereich der Bank die Person bisher gearbeitet hat, oder welche Nationalität sie hat", heißt es aus Konzernkreisen.
Vor allem von politischer Seite war der Bank vorgeworfen worden, durch die Benennung vieler Vertrauter von Anshu Jain zur reinen Investmentbank zu werden. Aus Bankkreisen ist jedoch zu hören, dass das Führungsduo die Bank auf vier stabile Beine stellen will: Neben dem Investmentbanking und Privatkundengeschäft soll das Private Wealth Management und der Zahlungsverkehr eine größere Rolle spielen.
+++ Ackermann kann zum Abschluss nicht glänzen +++
Im GEC sitzen Vertreter aller vier Bereiche: Michele Faissola soll die Sparte Asset und Wealth Management leiten. Colin Fan und Robert Rankin werden gemeinsam die Investmentbank leiten. Colin Grassie zieht als Chef des britischen Geschäfts in das Gremium ein, ein Chef für das nordamerikanische Geschäft ist noch nicht gefunden. Richard Walker, der die Rechtsabteilung in New York leitet, wird ebenfalls im GEC sitzen.
Neue Gesichter gibt es auch im Aufsichtsrat. Der Hauptversammlung werde vorgeschlagen, neben Paul Achleitner als Aufsichtsratsvorsitzenden, Siemens-Chef Peter Löscher und Haniel-Chef Klaus Trützschler zu wählen.