Die amerikanische Justiz räumt weiter mit den Verfehlungen vor der Finanzkrise auf. Dieses Mal trifft es die Deutsche Bank. Sie muss wegen anrüchiger Hypotheken-Geschäfte einer Tochterfirma zahlen.
New York/Frankfurt. Die Deutsche Bank steht für zwielichtige Hypotheken-Geschäfte einer Tochtergesellschaft in den USA gerade. Um eine anhängige Klage aus der Welt zu schaffen, zahlen die Frankfurter 202 Millionen Dollar oder umgerechnet 156 Millionen Euro. Die US-Justiz hatte der Tochter MortgageIT Betrug beim Geschäft mit Hypothekenfinanzierungen vorgeworfen. Die Bank räumte in einigen Punkten ein Fehlverhalten ein.
Mit einem Vergleich, den die Bundesstaatsanwaltschaft von Manhattan am Donnerstag verkündete, wird der Fall nun zu den Akten gelegt. Damit hat Noch-Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann seinen zwei Nachfolgern eine der größten Rechtsstreitigkeiten in den USA vom Hals geschafft. Der oberste Investmentbanker Anshu Jain und Deutschland-Chef Jürgen Fitschen übernehmen nach der Hauptversammlung am 31. Mai das Ruder.
Der konkrete Vorwurf in den USA lautete, dass die Mitarbeiter von MortgageIT jahrelang die Angaben zu Krediten für Eigenheim-Besitzer geschönt hätten, damit der amerikanische Staat die Finanzierungen absichert. Als viele Kreditnehmer dann in der Finanz- und Wirtschaftskrise ihre Raten nicht mehr zahlen konnten, musste der Staat einspringen. Die Regierung habe großen finanziellen Schaden erlitten, erklärte Bundesstaatsanwalt Preet Bharara.
Die Staatsanwaltschaft hatte im Mai vergangenen Jahres Klage eingereicht. Schlimmstenfalls hätte der Deutschen Bank eine Strafzahlung und Wiedergutmachung von mehr als 1 Milliarde Dollar gedroht. „Wir sind zufrieden, dass wir diesen Vergleich erreicht haben“, erklärte eine Banksprecherin in New York. Die Deutsche Bank habe bereits in voller Höhe vorgesorgt.
Die Deutsche Bank hatte MortgageIT Anfang 2007 für 430 Millionen Dollar übernommen und sich dadurch einen Einstieg in das damals boomende Geschäft mit Hypothekenkrediten in den USA verschafft. Kurz darauf platzte die Immobilienblase, in der Folge kochten die Finanz- und die Wirtschaftskrise hoch.
Die meisten beanstandeten Fälle spielten sich vor der Übernahme ab. Die Staatsanwaltschaft sah jedoch auch die Deutsche Bank in der Pflicht, weil sie Einblick in die Bücher hatte. Die Citigroup hatte wegen ähnlicher Vorwürfe bereits 158 Millionen Dollar gezahlt, die Bank of America als einer der größten Haus-Finanzierer in den Vereinigten Staaten sogar 1 Milliarde Dollar.
Die US-Justiz hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Verfehlungen aus der Finanzkrise zu ahnden. Bundesstaatsanwalt Bharara ist einer der Vorkämpfer – in sein Revier fällt die Wall Street. Auch die Börsenaufsicht SEC kämpft an vorderster Front. Zudem laufen zahllose Schadenersatz-Klagen innerhalb der Branche, weil sich eine Finanzfirma von einer anderen betrogen fühlt.
Zahlreiche Großbanken aus dem In- und Ausland mussten bereits millionenschwere Strafen und Wiedergutmachung zahlen. Der prominenteste Fall war bislang Goldman Sachs. Die SEC hatte der Investmentbank im Jahr 2010 vorgeworfen, ihre Kunden beim Geschäft mit Hypothekenpapieren übers Ohr gehauen zu haben. Am Ende zahlte Goldman Sachs in einem Vergleich 550 Millionen Dollar. (dpa)