Die Deutsche Bank verdient zwar wieder Milliarden, doch weniger als im Vorjahr. Keine Traumbilanz, die Ackermann zu seinem Abschied vorlegt.
Frankfurt. Die Aufräumarbeiten bei der Deutschen Bank belasten auch die letzte Quartalsbilanz des scheidenden Vorstandschefs Josef Ackermann. Mit 1,9 Milliarden Euro vor Steuern verdiente das Institut im ersten Quartal deutlich weniger als erwartet. Zwar zog das Investmentbanking wieder an, das Ende 2011 wegen der Euro-Schuldenkrise bei vielen Geldhäusern rund um den Globus weitgehend zum Stillstand gekommen war. Rund zwei Drittel des Konzerngewinns schafften die Investmentbanker um Ackermanns Nachfolger Anshu Jain heran. Neuerliche Abschreibungen auf das Kreditengagement beim Pharmakonzern Actavis und weitere Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten drückten auf die Bilanz.
+++ Ackermann kann zum Abschluss nicht glänzen +++
Ackermann sprach von einem soliden Ergebnis. „Bei der Bewältigung von Rechtsstreitigkeiten und beim Abbau von Risiken in unserer Bilanz machen wir weiter gute Fortschritte“, erklärte der Banker. Da sich die Lage an den Finanzmärkten zu Jahresbeginn deutlich beruhigt hat, hoffen Analysten nun auf ein besseres Jahr für Deutschlands größtes Geldhaus, nachdem 2011 der erhoffte Rekordgewinn ausgeblieben war. Doch die Deutsche Bank bleibe auf der Hut, die Krise sei noch längst nicht ausgestanden, warnte Ackermann. Schon im April habe der Risikoappetit der Anleger merklich abgenommen. „Dies wirkt sich zwangsläufig auf die Rahmenbedingungen für unsere Branche aus.“ Eine konkrete Gewinnprognose wagte der Schweizer aber wie so viele Geldhäuser wegen des unsicheren Marktumfelds nicht.
+++ Regierung muss Ackermann-Gästeliste offenlegen +++
Analysten hatten der Bank vor Steuern 2,4 Milliarden Euro zugetraut, die Sonderposten allerdings nicht eingerechnet. Unter dem Strich verdiente das Geldhaus 1,4 Milliarden Euro und blieb damit ebenfalls unter den Erwartungen. Die Aktie gab vorbörslich gut ein Prozent nach. „Die Zahlen sind enttäuschend“, sagte ein Aktienhändler.
Zehn Jahre lang stand Ackermann an der Spitze der Deutschen Bank. Er baute das Privatkundengeschäft als zweites Standbein aus, um die Bank unabhängiger vom Auf und Ab an den Märkten zu machen. Heute ist das Institut gemessen an der Bilanzsumme die größte Bank der Euro-Zone. Mit der Hauptversammlung Ende Mai übergibt Ackermann nun das Ruder an das neue Führungsduo: Chef-Investmentbanker Jain und Jürgen Fitschen, der bislang unter anderem das Deutschland-Geschäft leitete.
Gewinnmaschine Investmentbanking läuft wieder
Allein in der Investmentbank (CB&S) verdiente die Deutsche Bank im Auftaktquartal 1,7 Milliarden Euro. Das war zwar deutlich weniger als im außergewöhnlich starken Vorjahreszeitraum, als 2,3 Milliarden zu Buche standen. Doch im vierten Quartal hatte die Flaute im Kapitalmarktgeschäft der Bank sogar einen Verlust eingebrockt. Nun beleben sich die Geschäfte wieder – ein Trend, der sich schon bei den US-Großbanken und am Mittwoch beim Schweizer Konkurrenten Credit Suisse gezeigt hatte. Der Deutschen Bank kam in den ersten drei Monaten zugute, dass in dieser Zeit traditionell der Anleihehandel boomt, eine Domäne des Frankfurter Hauses. Viele Unternehmen und Staaten decken sich dann mit frischen Mitteln ein.
+++ Euro-Krise lässt Deutsche Bank Ziele verfehlen +++
Im Geschäft mit Privatkunden (PBC) ging der Vorsteuergewinn um die Hälfte zurück auf 413 Millionen Euro. In der Vermögensverwaltung, wo große Teile zum Verkauf stehen, machen der Bank massive Mittelabflüsse zu schaffen. Seit Wochen verhandelt die Bank exklusiv mit Guggenheim Partners über einen Verkauf vor allem des institutionellen Geschäfts. Eigentlich sollte der Verkauf bis zum Abgang Ackermanns besiegelt sein, doch einen Wasserstand gab die Deutsche Bank am Donnerstag nicht.
Mit dem nun bekanntgegebenen Verkauf von Actavis an den US-Wettbewerber Watson Pharmaceuticals hat die Deutsche Bank zwar ein Sorgenkind weniger. Allerdings musste das Institut nochmals 257 Millionen Euro darauf abschreiben, im Schlussquartal waren es bereits 400 Millionen. Das Geschäft soll voraussichtlich im vierten Quartal vollzogen werden und dürfte dann auch das Eigenkapital der Bank entlasten. Analysten monieren seit längerem, die Kapitaldecke sei ausreichend, aber nicht üppig. Per Ende März lag die harte Kernkapitalquote (Core Tier 1) nach Basel 2,5 bei zehn Prozent. (abendblatt.de/Reuters)