Gut 202 Millionen Dollar hat es die Deutsche Bank gekostet, eine ihrer größten Rechtsstreitigkeiten in den USA mit einem Vergleich zu lösen. Bei einer anderen Baustelle indes scheiterten die Frankfurter vorerst.
New York/Frankfurt. Die Deutsche Bank steht für zwielichtige Hypotheken-Geschäfte einer Tochtergesellschaft in den USA gerade. Um eine gefährliche Klage aus der Welt zu schaffen, zahlen die Frankfurter 202 Millionen Dollar oder umgerechnet 156 Millionen Euro. Die US-Justiz hatte der Tochter MortgageIT Betrug beim Geschäft mit Hypothekenfinanzierungen vorgeworfen. Die Bank räumte in einigen Punkten ein Fehlverhalten ein.
Mit dem jetzt geschlossenen Vergleich kommt die Deutsche Bank allerdings glimpflich davon. Ihr hatte eine Strafzahlung und Wiedergutmachung von mehr als eine Milliarde Dollar gedroht. „Wir sind zufrieden, dass wir diesen Vergleich erreicht haben“, erklärte eine Banksprecherin am Donnerstag (Ortszeit) in New York. Die Deutsche Bank habe bereits in voller Höhe vorgesorgt.
Der scheidende Vorstandschef Josef Ackermann hatte angekündigt, dass er bis zu seinem Abschied noch einige Rechtsstreitigkeiten lösen wolle. Seine Nachfolger sollten ein „intaktes Haus“ vorfinden. Nach der Hauptversammlung am 31. Mai übernehmen der oberste Investmentbanker Anshu Jain und Deutschland-Chef Jürgen Fitschen als Doppelspitze das Ruder von Deutschlands größtem Geldhaus.
Mit einer anderen Baustelle müssen sich die beiden Herren indes noch einmal befassen. Der angestrebte Verkauf von Teilen der Vermögensverwaltung ist vorerst gescheitert. Die exklusiven Gespräche mit der US-Finanzfirma Guggenheim Partners über das Publikumsfondsgeschäft in Amerika sowie das globale Vermögensverwaltungsgeschäft für institutionelle Kunden und für Versicherungsgesellschaften würden eingestellt, teilte der Dax-Konzern am Freitag in Frankfurt mit. Beide Seiten verhandelten nur noch über das globale Vermögensverwaltungsgeschäft für alternative Anlagen (RREEF).
Die Gründe für das Scheitern ließ die Deutsche Bank offen. Die Frankfurter hatten im November angekündigt, dass sie große Teile ihres sogenannten Asset Managements auf den Prüfstand stellen. Bevor der Konzern Ende Februar in exklusive Verhandlungen mit Guggenheim eintrat, gab es dem Vernehmen nach zahlreiche weitere ernsthafte Interessenten. Zuletzt war über einen Verkaufspreis für das Gesamtpaket von rund 1,5 Milliarden Euro spekuliert worden.
Die Freude über das Ende des Rechtsstreits in den USA dürfte in den Frankfurter Zwillingstürmen allerdings überwogen haben. Denn die Vorwürfe hatten es in sich: Der Klage zufolge haben die Mitarbeiter von MortgageIT jahrelang die Angaben zu Krediten für Eigenheim-Besitzer geschönt, damit der Staat die Finanzierungen absichert. Als viele Kreditnehmer dann in der Finanz- und Wirtschaftskrise ihre Raten nicht mehr zahlen konnten, musste der Staat einspringen. Die Regierung habe großen finanziellen Schaden erlitten, erklärte Bundesstaatsanwalt Preet Bharara. Er hatte im Mai vergangenen Jahres Klage eingereicht.
Die Deutsche Bank hatte MortgageIT Anfang 2007 für 430 Millionen Dollar übernommen und sich dadurch einen Einstieg in das damals boomende Geschäft mit Hypothekenkrediten in den USA verschafft. Kurz darauf platzte die Immobilienblase.
Die meisten beanstandeten Fälle spielten sich vor der Übernahme ab. Die Staatsanwaltschaft sah jedoch auch die Deutsche Bank in der Pflicht, weil sie Einblick in die Bücher hatte. Die Citigroup hatte wegen ähnlicher Vorwürfe bereits 158 Millionen Dollar gezahlt, die Bank of America als einer der größten Haus-Finanzierer in den Vereinigten Staaten sogar eine Milliarde Dollar.