Die vom Inder geführte Investmentsparte enttäuscht. Analyst nennt Milliardengewinn der Deutschen Bank eine Katastrophe.
Frankfurt. Enttäuschung vor dem Abschied: Die Euro-Schuldenkrise verdirbt Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann die Schlussbilanz . Vor allem das Investmentbanking durchkreuzte die Pläne des bald 64-Jährigen, die Bank mit einem Rekordgewinn von zehn Milliarden Euro nach zehn Jahren an seine Nachfolger Anshu Jain und Jürgen Fitschen zu übergeben. Es reichte 2011 nur für die Hälfte - gerade 5,4 Milliarden Euro standen vor Steuern zu Buche (s. Grafik). Ackermann machte gestern auf seiner letzten Bilanzpressekonferenz deutlich, dass ausschließlich das von Jain geführte Kapitalmarktgeschäft hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei. "Alle anderen haben geliefert", sagte Deutschlands wichtigster Banker süffisant in Richtung des Inders. Er kenne Jain gut. "Daher weiß ich: Er war selbst auch nicht zufrieden mit dem Ergebnis."
Im vierten Quartal fiel sogar ein Verlust an, weil dem einst so lukrativen Kapitalmarktgeschäft in der Euro-Schuldenkrise die Einnahmen wegbrachen. Bei Anleihen - in diesem Geschäft ist die Deutsche Bank eigentlich besonders stark - ging nichts mehr. Damit tritt der oberste Investmentbanker Jain, der mit Deutschland-Chef Fitschen nach der Hauptversammlung am 31. Mai das Ruder übernimmt, mit einer Hypothek an. Er gab zähneknirschend zu: "Die zweite Jahreshälfte war ganz klar enttäuschend." Als Folge sinkt die variable Vergütung der Investmentbanker um 17 Prozent, der Anteil der bar ausgezahlten Gelder noch stärker. Jain musste sich im vergangenen Jahr mit einem Gewinn von 2,9 Milliarden Euro vor Steuern zufriedengeben, 2010 waren es noch fünf Milliarden gewesen. Im vierten Quartal schrieb das Investmentbanking rote Zahlen, weil Prozesse und Klagen zur Aufarbeitung der Immobilienkrise in den USA viel Geld kosteten. Rechtsstreitigkeiten belasteten die Bank 2011 mit nahezu einer Milliarde Euro. "Wir waren einer der ganz Großen im Hypothekengeschäft in den USA, und das ist jetzt der Preis, den wir zahlen müssen", räumte Ackermann ein, der das Investmentbanking für die Bank maßgeblich mit ausgebaut hat.
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Das von Ackermann mit der Übernahme der Postbank gestärkte Privatkundengeschäft konnte die massiven Einbußen trotz eines Rekordergebnisses 2011 nicht ausbügeln. Selbst Jain räumt ein, dass die Bank weniger abhängig vom Investmentbanking werden müsse. In der Vergangenheit seien 70 Prozent der Gewinne aus seinem Bereich gekommen. "Das war zu viel." 2011 waren es weniger als 50 Prozent.
Vom Ziel 25 Prozent Eigenkapitalrendite hat sich Ackermann verabschiedet, selbst 20 Prozent seien erst auf lange Sicht drin. 2011 war es die Hälfte. "Doch auch wenn der Kuchen künftig kleiner werden dürfte, kann sich die Deutsche Bank daraus ein größeres Stück herausschneiden", fügte Ackermann an. "Zehn Milliarden Euro plus ist weiter eine realistische Größenordnung." 2012 sei es aber noch zu früh dafür, legte er die Messlatte für Jain und Fitschen wieder etwas tiefer.
Insgesamt packte die Deutsche Bank rund 1,2 Milliarden Euro an Sonderbelastungen in die Bilanz - von Abschreibungen auf ihr Casino in Las Vegas und auf den Pharmakonzern Actavis bis zu weiteren 135 Millionen Euro Wertberichtigungen auf griechische Staatsanleihen. Ackermann sprach von einem "Abschiedsgeschenk" für seine Nachfolger. Kepler-Analyst Dirk Becker nannte das Ergebnis "eine Katastrophe". Tröstlich sei lediglich, dass die Dividende mit 75 Cent stabil bleibe. Gegen den Markttrend lag die Aktie ein Prozent im Minus und schloss bei 33,65 Euro. Als Ackermann Chef wurde, war der Kurs etwa doppelt so hoch.