Die Gewerkschaft IG Metall will alle deutschen Opel-Werke erhalten und hat dem Opel-Vorstand eine harte Auseinandersetzung angedroht.

Frankfurt. Die IG Metall will trotz des geplanten Abzugs der Astra-Fertigung aus der Bundesrepublik um alle deutschen Opel-Werke kämpfen. Der Gewerkschaftsvorsitzende Berthold Huber kritisierte am Freitag den Versuch von Opel und General Motors (GM), „die Beschäftigten über Drohgebärden und einen erzwungenen Unterbietungswettbewerb gegeneinander auszuspielen“. Stattdessen forderte er in Frankfurt am Main ein Gesamtkonzept für alle Standorte. „Wer Opel gegen die Belegschaft sanieren will, hat schon verloren“, sagte Huber.

+++ Der neue Opel Astra wird nicht in Deutschland produziert +++

Auch der Frankfurter IG-Metall-Bezirksleiter Armin Schild war zuversichtlich, dass alle Werke gehalten werden könnten. Das könne bedeuten, „dass wir mit diesem Vorstand in harte Auseinandersetzungen gehen müssen“, sagte er im ZDF-„Morgenmagagzin“. Der Mutterkonzern GM und Opel versuchten, die Mitarbeiter der europäischen Werke gegeneinander auszuspielen. Das werde die IG Metall nicht hinnehmen.

Opel hatte am Donnerstag beschlossen, den Astra ab 2015 nicht mehr auch in Rüsselsheim, sondern nur noch im Ausland zu produzieren. Das nächste Modell soll allein im britischen Ellesmere Port und im polnischen Gliwice vom Band laufen. Die Opel-Werke in Rüsselsheim und vor allem in Bochum stehen damit vor einer unsicheren Zukunft.

Kritik an „Erpressung“ der britischen Kollegen

Vor der Entscheidung hatte die Belegschaft des Stanorts Ellesmere Port Lohnkürzungen akzeptiert. „Die Kolleginnen und Kollegen in Großbritannien standen vor der nackten Erpressung, dass ihr Werk ansonsten unmittelbar geschlossen würde“, sagte Bezirksleiter Schild. Die IG Metall werde solche Zugeständnisse nicht machen und auch dem Management nicht die Hand reichen, um Werke gegeneinander auszuspielen. „Keiner wird zulasten des anderen ausgelastet“, betonte er.

Unterdessen warb der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Harry K. Voigtsberger (SPD) für den Erhalt des Bochumer Werks. Der bedrohte Standort habe in der Vergangenheit entscheidend zur Sanierung von GM beigetragen und sei technologisch gut und flexibel aufgestellt, sagte er in Düsseldorf.

Dagegen zeigte die hessische FDP-Fraktion Verständnis für die geplante Verlagerung der Astra-Produktion. „Um das gesamte Unternehmen Opel zu sichern, ist es richtig, die Produktionskosten niedrig zu halten“, sagte ihr wirtschaftspolitischer Sprecher Jürgen Lenders in Wiesbaden. Die Politik müsse sich aus unternehmerischen Entscheidungen heraushalten.

Betriebsrat in Bochum fürchtet Schließung

Der Betriebsrat des Werks in Bochum befürchtet, dass die dortige Produktion des Zafira nach Rüsselsheim gehen könnte – als Ausgleich für die Verlagerung der Astra-Produktion ins Ausland. „Der Abzug des Zafira würde die Schließung für Bochum bedeuten“, sagte Betriebsratschef Rainer Einenkel. Allerdings habe das Werk in Bochum schon sechs oder sieben Schließungspläne überlebt.

Für Montag ist in Bochum eine Betriebsversammlung mit Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke geplant, von der sich die Belegschaft Klarheit über die Zukunft erhofft. Auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) will daran teilnehmen.