“Wir haben eine klare Standortsicherung bis Ende 2014 und die gilt“, sagte Vorstandschef Karl-Friedrich Stracke der “Bild“-Zeitung (Sonnabend) und wies damit Gerüchte über ein baldiges Aus der Produktionsstätten in Bochum und dem britischen Ellesmere Port zurück. In der Aufsichtsratssitzung kommenden Mittwoch sollten lediglich Möglichkeiten erörtert werden, das Geschäft profitabler zu gestalten.
Bochum. Bis 2014 soll es beim angeschlagenen Autohersteller Opel keine Werksschließungen geben. "Wir haben eine klare Standortsicherung bis Ende 2014 und die gilt“, sagte Vorstandschef Karl-Friedrich Stracke der "Bild“-Zeitung (Sonnabend) und wies damit Gerüchte über ein baldiges Aus der Produktionsstätten in Bochum und dem britischen Ellesmere Port zurück. In der Aufsichtsratssitzung kommenden Mittwoch sollten lediglich Möglichkeiten erörtert werden, das Geschäft profitabler zu gestalten. "Es steht keine Entscheidung zu Werkschließungen auf der Tagesordnung“, sagte Stracke.
Lohnkürzungen oder die Streichung von Zulagen wollte Stracke dagegen nicht ausschließen. "Im Moment drehen wir jeden Stein um, um das Unternehmen profitabler auszurichten“, sagte er. Und auch für die Zeit nach 2014 sei noch nichts entschieden. "Wir werden uns alle Standorte kritisch ansehen müssen. Aber Bochum baut momentan drei sehr wichtige Produkte für Opel.“
Unter Druck von der amerikanischen Konzernmutter General Motors (GM) sieht sich der Opel-Chef dabei nicht. "Insbesondere GM-Vorstand Dan Akerson hat mir seine uneingeschränkte Unterstützung für das Unternehmen und den Weg, den wir jetzt beschreiten zugesagt“, sagte Stracke. "Wir sind uns völlig einig, dass die Lösungen für Opel hier in Europa erarbeitet werden müssen und nicht aus den USA Vorgaben gemacht werden.“
Betriebsrat zeigt sich empört
Zuvor hatten bei den 5200 Opel-Beschäftigten in Bochum erneut die Alarmglocken geschrillt. Insidern zufolge könnte das Werk vor dem Aus stehen . Mit der Schließung zweier Fabriken - neben Bochum gilt das britische Ellesmere Port als gefährdet - wolle das Management des Rüsselsheimer Autobauers auf die schweren Verluste und die Absatzkrise in Südeuropa reagieren, sagten mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.
Der Aufsichtsrat der GM-Tochter werde sich am kommenden Mittwoch mit einem Geschäftsplan befassen, der wohl die Schließung zweier Werke und damit die Senkung der Produktionskapazitäten um 30 Prozent vorsehe. Der Opel-Betriebsrat hält die durchgesickerten Pläne offensichtlich für eine Drohgebärde des Managements: "Das sind doch allzu durchsichtige Spekulationen", sagte Opel-Betriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug. Die Zukunft des Werks in Bochum dürfte auch den beginnenden Landtagswahlkampf befeuern - Nordrhein-Westfalen wählt am 13. Mai ein neues Parlament.
"GM hat wiederholt erklärt, dass es angesichts von Überkapazitäten von 500.000 Fahrzeugen pro Jahr zwei Werke zu viel gebe. Der neue Produktionschef hat ein Werk nach dem anderen besucht und spielt sie gegeneinander aus", sagte ein Aufsichtsratsmitglied aus dem Arbeitnehmerlager. "Wir kennen die Kernpunkte des neuen Geschäftsplans, der am Mittwoch präsentiert werden könnte. Dieser sieht Werksschließungen vor, Wachstum soll es für Opel nicht geben." Der Betriebsrat des Autobauers war vor Kurzem bereits auf Konfrontationskurs zum Management gegangen. Die Betriebsräte der Opel-Werke in Europa hatten die Unternehmensleitung und den US-Mutterkonzern GM aufgefordert, "konstruktive Gespräche" mit der Belegschaft aufzunehmen. Die Arbeitnehmervertreter werfen Opel und GM Hinhaltetaktik in der Debatte um Überkapazitäten, Werksschließungen und Verluste vor und dass sie Standorte gegeneinander ausspielten.
Das 50 Jahre alte Werk war immer wieder Anlass für Spekulationen
Die Beschäftigten in Bochum haben seit vielen Jahren Angst vor einem Aus für die Fabrik, immer wieder wurde über das rund 50 Jahre alte Werk als Kandidat Nummer eins für einen Kapazitätsabbau spekuliert. Das Werk ist der größte industrielle Arbeitgeber in der Region. In den dortigen Werken werden der Astra und der Zafira sowie Achsen und Getriebe produziert. 2007 wurden dort 240 000 Autos gebaut. Im britischen Ellesmere Port werden verschiedene Versionen des Astra gebaut. Dort sind 2100 Menschen beschäftigt, das Werk hat eine Produktionskapazität von 187 000 Autos.
Das Europageschäft von GM - Opel und zum kleineren Teil die britische Vauxhall - schrieb 2011 knapp 750 Millionen Dollar Verlust. Daher gibt es seit Längerem Spekulationen über scharfe Einschnitte. Opel hat in Deutschland insgesamt noch etwa 40 000 Mitarbeiter und weitere Werke in Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern. Bis Ende 2014 läuft noch eine Vereinbarung, die Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen bei Opel ausschließen - der Betriebsrat pocht immer wieder auf die Einhaltung des Pakts.
Ein Vertreter aus dem Unternehmen erklärte, es sei keine Entscheidung über Werksschließungen in Europa getroffen worden. Der Handlungsspielraum des Opel-Managements werde aber zunehmend enger. "Das Geschäft in Europa ist für die gesamte Branche ziemlich schwierig, eine Besserung ist nicht in Sicht. Wenn es so schlecht läuft, muss man Entscheidungen treffen. Es geht nicht so sehr darum, was wir oder die Gewerkschaften wollen - es ist das Umfeld, dass uns zwingt." Man dürfe nicht viel mehr Zeit verlieren.
Zuvor hatte ein Opel-Sprecher in Rüsselsheim erklärt, es sei grundsätzlich klar, dass man sich verbessern müsse. Mit den Betriebsräten der Standorte in Europa werde über neue Strategien gesprochen, um Opel profitabel zu machen. Dabei sei "klar, dass es auch um Werke und Produktion geht". Im Stammwerk in Hessen werden derzeit die Bänder tageweise angehalten, weil die Nachfrage stockt.
Mit Material von dapd