Die versenkten Schiffe am gebrochenen Elbdeich bei Fischbeck verschaffen der Region Luft. Aus den ersten Winkeln zieht sich das Hochwasser schon wieder zurück. Wann die ersten Menschen in ihre Häuser zurück können, ist aber noch nicht klar.
Berlin/Hamburg/Fischbeck/Breitenhagen/Magdeburg. Der Plan mit den drei versenkten Frachtkähnen vor dem gebrochenen Elbdeich bei Fischbeck ist aufgegangen. Aufgrund der Barriere ströme hier nun 90 Prozent weniger Wasser in den Elbe-Havel-Winkel, sagte Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) am Montag. Aus der Luft habe er sehen können, dass erste Gebiete frei von Wasser seien. „Ich habe gesehen, wie viel weniger Wasser im Land ist.“ Einige Straßen in Fischbeck seien sogar schon wieder trocken. Es fließe deutlich mehr Wasser aus der Region ab als hinein. Wann die ersten Menschen in ihre Häuser zurückkehren könnten, sei noch nicht klar.
Tausende hatten sich vor den Fluten der Elbe in Sicherheit bringen müssen, für mehr als 20 Ortschaften waren Evakuierungen angeordnet. Die Seenlandschaft war zu Spitzenzeiten rund 150 Quadratkilometer groß, am Montag hatte sie sich schon um mehr als fünf Quadratkilometer verkleinert. In einer spektakulären Aktion waren am Wochenende drei ausrangierte Lastkähne vor dem gebrochenen Elbdeich versenkt worden. Andernfalls wäre die Region laut Stahlknecht weiter tagelang wie eine riesige Badewanne vollgelaufen. Um die provisorische Konstruktion zu stabilisieren, wurden von Hubschraubern aus Betonröhren vor den Lastkähnen versenkt, um sie dann mit schweren Paketen zu beschweren.
Am Montag waren ständig Hubschrauber über dem Gebiet unterwegs. Von oben war zu sehen, dass aus dem reißenden Wasserfall am Deichbruch ein deutlich ungefährlicherer Strom geworden ist. Am Abend teilte der Katastrophenstab mit, dass Kräfte der Bundeswehr und des Technischen Hilfswerkes an dieser Stelle nicht mehr benötigt würden. Die Leitung des Krisenstabes vor Ort sollte am Abend vom Land wieder an den Landkreis Stendal übergeben werden. Stahlknecht dankte den Verantwortlichen des Landkreises für ihre Zusammenarbeit, sie hätten eine hervorragende Arbeit geleistet, sagte Stahlknecht laut Mitteilung.
Allerorten in den Hochwassergebieten in Sachsen-Anhalt fallen die Pegelstände. Der Landkreis Jerichower Land hob den Katastrophenalarm am Montag auf. Es gehe an die Beseitigung der Schäden. Nach Angaben des Katastrophenstabes der Landesregierung stehen landesweit aber immer noch 1651 Quadratkilometer unter Wasser.
Im Elbe-Saale-Winkel war nach Sprengungen der Deich bei Breitenhagen auf 200 Metern offen, so dass Wasser aus den Überflutungsgebieten in die Saale abfließen kann. Schrittweise sollen Evakuierungen im Elbe-Saale-Winkel aufgehoben werden, hieß es aus dem Krisenstab der Landesregierung. Aken etwa und Teile von Groß Rosenburg sind wieder freigegeben.
Die Deutsche Bahn hat nach dem Hochwasser die Sperrung zwischen Schönebeck und Magdeburg-Südost aufgehoben. Dort fahren die Regionalbahnen seit Montagmorgen wieder durchgehend. Wieder aufgenommen wurden die Linien Magdeburg-Erfurt und Magdeburg-Aschersleben. Die Züge fahren jedoch laut Bahn teilweise noch mit geringerer Geschwindigkeit.
Die für den Schiffsverkehr noch gesperrte Elbe muss nun vermessen und aufgeräumt werden, bevor sie wieder freigegeben wird. An einigen Stellen seien durch die Überflutungen Fremdkörper ins Wasser geraten, teilte das Wasser- und Schifffahrtsamt Magdeburg mit. Zudem habe sich der Grund des Flusses teilweise verändert, Schifffahrtszeichen seien weggetrieben worden. Mittels dreier Peilschiffe wollten die Experten ein Bild von der Sohle des Elbebetts erhalten. Die Schiffe spüren Fremdkörper und veränderte Sandbänke auf. Diese werden dann entfernt oder das Gewässerbett wieder hergerichtet, hieß es weiter.
Viele kleine Binnenschiffer beklagen, dass sie das Hochwasser in wirtschaftliche Schwierigkeiten gestürzt hat. Für Betriebe, die bisher eher knapp überlebt hätten, könne das Hochwasser eine „negative Initialzündung“ sein, sagte Martin Staats, Vizepräsident des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt der Nachrichtenagentur dpa in Würzburg. Das betreffe vor allem selbstständige Binnenschiffer, die nur ein bis zwei Schiffe über die Flüsse steuern. Der Verband rechnet insgesamt mit Millionenschäden für die deutsche Binnenschifffahrtsunternehmen. Wegen des teils dramatischen Hochwassers warteten einige Schiffe bereits seit etwa zwei Wochen auf ihre Weiterfahrt. Diese ungeplanten Liegezeiten würden einen Schiffseigner zwischen 1000 und 2000 Euro pro Tag kosten.
+++ Lauenburg: die Rückkehr der Flut-Vertriebenen +++
In Mecklenburg-Vorpommern ist der Katastrophenalarm im Landkreis Ludwigslust-Parchim am Montagmittag aufgehoben worden. Zwischen Bundesstraße 5 und Elbe hatte es schon am Sonntagabend Entwarnung gegeben. Helfer hatten am Wochenende damit begonnen, Sandsackbarrieren abzubauen. Ab Dienstag müssen die Schüler wieder in den Unterricht.
Der abendblatt.de-Liveticker informiert Sie über die aktuellen Entwicklungen des Jahrhundert-Hochwassers:
+++ Landrat: Verkehrssünder sollen in Fluthilfefonds zahlen +++
9.03 Uhr: Zur Finanzierung der immensen Flutschäden in Deutschland hat der Saalfelder Landrat Hartmut Holzhey (parteilos) vorgeschlagen, die Flensburger Verkehrssünderkartei heranzuziehen. „Es ist für mich gut vorstellbar, dass ein Großteil der Verkehrssünder Deutschlands bereit wäre, für jeweils einen gestrichenen Flensburg-Punkt 100 Euro zugunsten eines Fluthilfefonds zu zahlen“, schrieb der parteilose Landrat in einem Brief an Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). Natürlich wäre dies freiwillig. Er schätzt, dass angesichts von 47 Millionen Punkten in der Kartei mindestens eine Milliarde Euro für die Opfer des Hochwassers zusammenkämen.
+++ Hochwasser Thema im Kieler Landtag +++
8.55 Uhr: Das Hochwasser der Elbe ist heute auch Thema im schleswig-holsteinischen Landtag. Das Parlament diskutiert in einer Aktuellen Stunde über die Folgen der Flut, von der im Norden vor allem die Stadt Lauenburg betroffen ist. In der Landtagsdebatte wird es um konkrete Hilfen für die Hochwasseropfer ebenso gehen wie um einen besseren Schutz vor solchen Naturereignissen.
Die Ereignisse am Montag
+++Soforthilfeprogramm soll Hälfte der Hochwasser-Schäden auffangen+++
17:43 Uhr: Die auf zwölf Millionen Euro geschätzten Hochwasser-Schäden in Hessen sollen mit einem Soforthilfeprogramm zur Hälfte ausgeglichen werden. In den Topf zahlen Land und Bund je drei Millionen Euro ein, kündigte Landwirtschaftsministerin Lucia Puttrich (CDU) am Montag nach einem Gespräch mit einem Bauernvertreter im südhessischen Lampertheim an. Darüber hinaus gebe es für betroffene Betriebe auch besonders günstige Darlehen bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank. Der hessische Bauernverband hatte Hilfe gefordert und um eine anteilige Schadensübernahme gebeten.
Die größten Schäden entstanden in Südhessen und in Teilen Nordhessens. Insgesamt sind nach Angaben des Ministeriums schätzungsweise 4500 Hektar Agrarfläche durch Hochwässer im Mai und Juni insbesondere an den Flüssen Werra, Main und Rhein sowie deren Nebenflüssen betroffen. Besonders in Mitleidenschaft gezogen worden seien kleinere Gemüsebaubetriebe, die mit einem Großteil ihrer Fläche in den Überschwemmungsgebieten liegen
+++ Hochwasser bedroht Muscheln und Schnecken in der Elbe+++
17:31 Uhr: Das Elbe-Hochwasser könnte zu einem Massensterben von Muscheln und Schnecken in der Unterelbe führen. Darauf hat am Montag ein Sprecher der Hamburger Umweltbehörde hingewiesen. Durch die großen Mengen Süßwasser aus der obereren Elbe werde Salz- und Brackwasser vorübergehend in Richtung Elbmündung zurückgedrängt. Die Grenze zwischen Süß- und Salzwasser, die in normalen Zeiten in Höhe Glückstadt liege, könne sich bis Cuxhaven verschieben. An Salzwasser gewohnte Organismen würden dann absterben, vor allem Muscheln und Schnecken. Das sei auch bei früheren Hochwassern bereits beobachtet worden. Nach einiger Zeit regeneriere sich der Bestand wieder.
+++ Landkreis richtet Spendenkonto „Fluthilfe“ ein +++
16.45 Uhr: Der Landkreis Ludwigslust-Parchim hat ein Spendenkonto für die Flutopfer des Elbehochwassers eingerichtet. Landrat Rolf Christiansen rief am Montag zur Unterstützung vor allem der anderen betroffenen Regionen Deutschlands auf. „Hier im Landkreis Ludwigslust-Parchim haben wir in den zurückliegenden Tagen mit Pegelständen von 7,21 Metern in Dömitz und 7,32 Metern in Boizenburg das schlimmste Sommerhochwasser der Elbe erlebt. Aber wir haben großes Glück gehabt. Überflutungen, Deichbrüche und andere größere Schäden blieben uns“, sagte der Landrat. Andernorts jedoch habe die Flut verheerende Schäden angerichtet.
+++ Binnenhäfen sind noch weit von Normalität entfernt +++
15.42 Uhr: Die Binnenhäfen in Sachsen sind trotz des zurückgehenden Elbehochwassers noch weit von der Normalität entfernt. Sowohl in Dresden als auch in Riesa laufen noch immer die Aufräumarbeiten, wie die Sprecherin der Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe GmbH, Mandy Seeliger, am Montag sagte. In Dresden seien erste Umschlagarbeiten im Gange. In Riesa – ein wichtiger Containerumschlagplatz in Sachsen – könne der Zugverkehr möglicherweise am Dienstag oder Mittwoch wieder aufgenommen werden.
Auch in den Elbehäfen Lovosice und Decin in Tschechien, die zur GmbH gehören, laufe der Umschlag von Gütern langsam an. Einen genauen Überblick über die Schadenshöhe in den Häfen gebe es noch nicht, sagte Seeliger.
+++ Teilkasko springt bei Hochwasserschäden ohne Rabattverluste ein +++
15.25 Uhr: Das Hochwasser im Süden und Osten der Bundesrepublik hat zahlreiche Autos beschädigt. Geschädigte sollten den Schaden möglichst schnell ihrer Kasko-Versicherung weitermelden. Zwar müssen Autofahrer die vereinbarte Selbstbeteilung zuzahlen, aber eine Zurückstufung entfällt mangels Schadensfreiheitsrabatten bei Kasko-Policen. Das erläutert die "Nürnberger/Garanta", Partner des "Deutschen Kfz-Gewerbes". Wer den Schaden meldet, muss die Versicherungsnummer bereithalten. Lohnt sich eine Reparatur des Fahrzeugs, übernimmt der Versicherer die Kosten.
Im Fall eines Totalschadens erstattet er den Wiederbeschaffungswert abzüglich Restwert. Dafür ist ein Gutachten über das Alter, die Laufleistung und die Ausstattung notwendig. Viele Versicherungen bezahlen in bestimmten Fällen auch eine Kaufpreisersatzleistung. Der Versicherungsschutz vieler Policen umfasst auch fest angebaute Fahrzeugteile wie Dachkoffer sowie Zubehör, das ausschließlich im Auto genutzt wird. Dazu gehören unter anderem Kindersitze oder Verbandskästen.
Dagegen ersetzt die Kfz-Versicherung keine Gegenstände wie CDs oder Brillen, die während der Flut im Auto lagen. Auch wenn die Teilkasko generell für Schäden nach Überschwemmungen aufkommt, gibt es Ausnahmen. Wer nämlich grob fahrlässig handelt und das Auto trotz Warnung weiter im Hochwassergebiet geparkt hat oder durch überflutete Unterführungen fährt, gefährdet seinen Versicherungsschutz.
+++ Deichbruchstelle bei Fischbeck fast geschlossen +++
15.17 Uhr: Die Deichbruchstelle bei Fischbeck im Landkreis Stendal ist nahezu geschlossen. „Der Deichschluss ist gelungen. Seit Freitag konnte der Durchfluss um etwa 90 Prozent verringert werden“, sagte Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) am Montag in Jerichow. Stahlknecht hatte sich zuvor per Hubschrauber selbst ein Bild von der Lage gemacht. Zwar fließe immer noch Wasser durch das ursprünglich etwa 90 Meter lange Bresche, Einsatzkräfte der Bundeswehr seien aber weiter mit der Abdichtung beschäftigt. Es müsse ein Unterströmen der drei Schiffe verhindert werden. Es handele sich nach wie vor um ein Provisorium.
„Ich habe gesehen, wie viel weniger Wasser im Land ist“, sagte Stahlknecht. Einige Straßen in Fischbeck seien sogar schon wieder trocken. Er konnte aber noch nicht sagen, wann die Menschen in die Orte im Elbe-Havel-Winkel zurückkehren dürfen.
+++ ARD sammelt acht Millionen Euro Spenden für Flutopfer +++
15.00 Uhr: Durch den Spendenmarathon der ARD im Ersten sind bis Montagmittag rund acht Millionen Euro an Spenden für die Geschädigten des Hochwassers zusammengekommen. Der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor danke allen Spendern, teilte die ARD in Hamburg mit. Die ARD hatte am Wochenende 27 Stunden lang im Ersten, in den Radioprogrammen und auf den Onlineseiten um Spenden für die Flutopfer gebeten.
Den Auftakt machte am Sonnabend der „Musikantenstadl“ im Ersten. Die Zuschauer wurden aufgefordert, über eine Hotline Geld für die Flutopfer zu spenden. Während der Sendung wurden nach Angaben des BR 1,7 Millionen Euro gespendet. Am Wochenende blendete das Erste bei allen Sendungen die Telefonnummer der Hotline ein. Am Sonntagabend war das Hochwasser auch Thema der Talk-Sendung „Günther Jauch“. Das Erste sendete nach Angaben der ARD seit Beginn des Hochwassers elf aktuelle „Brennpunkte“ zu dem Thema.
Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) hatte am vergangenen Mittwoch gefordert, ARD und ZDF müssten eine große Spendengala für die Flutopfer veranstalten. Die ARD hatte daraufhin zunächst auf den „Musikantenstadl“ verwiesen, der die Hochwasser-Katastrophe thematisieren werde. Am Freitag hatte der Senderverbund dann mitgeteilt, dass er einen „Spendenmarathon“ zugunsten der Flutopfer veranstalten werde. Das ZDF rief in aktuellen Sendungen zu Spenden auf.
+++ Landesbischof Meister von Solidarität in Hochwassergebieten beeindruckt +++
14.41 Uhr: Bei einem Besuch in den niedersächsischen Hochwassergebieten an der Elbe hat der hannoversche Landesbischof Ralf Meister am Montag den vielen Helfern gedankt. „Es ist ein großes Zeichen der Solidarität, dass die Menschen hier eingebracht haben, was sie konnten“, sagte der evangelische Bischof in Lübbow. In dem Ort bei Lüchow besichtigte Meister die Einsatzküche im Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr, die in den vergangenen beiden Wochen die Fluthelfer im Landkreis Lüchow-Dannenberg versorgt hat.
Bis zu 12.500 Mahlzeiten am Tag seien in der Feldküche zubereitet worden, erläuterte Einsatzleiter Frank Stannek von der Kreisfeuerwehrbereitschaft. Sie habe an 13 Tagen unterstützt von DRK, TWH und vielen Ehrenamtlichen insgesamt 95.000 Essen ausgegeben. Bis zu 120 Menschen hätten bis in die Nächte für die Küche gearbeitet.
Meister besuchte auch die historische St. Johanniskirche auf der Altstadtinsel in Hitzacker und die Elbstadt Bleckede. Er sprach mit Politikern und Einwohnern der betroffenen Regionen. Die Johanniskirche aus dem 13. Jahrhundert steht nur wenige Meter entfernt von der Hochwasserwand, die die Stadt vor den Fluten geschützt hat. Es sei eine Illusion, dass der Mensch die Gewalt der Natur beherrschen könne, sagte der Bischof. Das Hochwasser lehre auch ein bescheideneres und demütigeres Verhältnis zur Natur.
+++ Schon mehr als 1000 Soforthilfe-Anträge bei Aufbaubank eingegangen +++
14.10 Uhr: Die Sächsische Aufbaubank (SAB) arbeitet mit Hochdruck an der Bewilligung von Soforthilfen für Hochwasseropfer. Bis Montag seien mehr als 1000 Anträge von Gebäudeeigentümern eingegangen, sagte Sprecherin Beate Bartsch auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa. Die Soforthilfe beträgt einmalig bis zu 1000 Euro.
Die Bank hatte in der vergangenen Woche in ihrer Dresdner Zentrale 20 separate Arbeitsplätze eingerichtet, um die erwartete Antragsflut konzentriert bearbeiten zu können. Hochwasseropfer können sich an die Kundenzentren der SAB in Dresden, Chemnitz und Leipzig sowie an die Regionalbüros in Torgau, Görlitz, Plauen und Annaberg-Buchholz wenden. Zudem bietet die Bank zusätzliche Beratungen in Flutgebieten an.
+++ Hochwasserlage in Deggendorf entspannt sich – Wasser fließt ab +++
13.44 Uhr: Zwei Wochen nach den großflächigen Überflutungen entspannt sich die Lage in Deggendorf. Es kehre so etwas wie ein Stück Normalität ein, sagte eine Sprecherin des Landratsamtes am Montag. Nachdem eine sogenannte Vorflut bei Natternberg geöffnet wurde, fließe nun das Wasser in die Donau zurück. Die zunächst auch angedachte Öffnung eines Deiches in diesem Gebiet sei nicht mehr notwendig, erläuterte die Sprecherin.
Trotz der Entspannung der Hochwassersituation können noch nicht alle Bewohner in den Deggendorfer Stadtteilen Fischerdorf und Natternberg ihre Häuser erreichen. Erst Ende der Woche sei damit zu rechnen, betonte die Sprecherin. Bis dahin soll der Katastrophenfall aufrechterhalten bleiben.
Unterdessen laufen die Aufräumungsarbeiten unter Hochdruck weiter. Tausende Einsatzkräfte und Hunderte freiwillige Helfer versuchten am Montag die überschwemmten Häuser leer zu räumen. Bislang hat die Hochwasserkatastrophe alleine im Landkreis Deggendorf einen Schaden von rund 500 Millionen Euro verursacht.
+++ Friedrich will Fluthelfern Medaille verleihen +++
13.39 Uhr: Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) will Helfer für ihren Einsatz bei der Hochwasserkatastrophe auszeichnen. Geplant sei eine Medaille für Fluthelfer, sagte ein Sprecher des Innenressorts am Montag der Nachrichtenagentur dpa und bestätigte damit einen Bericht der „Bild“-Zeitung. Vorgesehen sei die Auszeichnung für haupt- und ehrenamtliche Einsatzkräfte, die dem Bund unterstellt seien – etwa beim Technischen Hilfswerk (THW) oder der Bundespolizei. Details seien noch unklar. Seit mehreren Wochen kamen zehntausende Bundeskräfte in den Flutgebieten zum Einsatz, um gegen die Wassermassen anzukämpfen.
+++ Bund zeigt sich offen für Flut-Pflichtversicherung +++
13.33 Uhr: Die Bundesregierung erwägt eine Pflichtversicherung gegen Naturkatastrophen für Hausbesitzer. Dies werde nach den Aufräumarbeiten beraten, sagte Vize-Regierungssprecher Georg Streiter am Montag in Berlin. Allerdings gebe es dazu noch keine abgeschlossene Meinung. Die Frage sei sehr vielschichtig und könne daher nicht innerhalb von drei Tagen zum Ende geführt werden. Im Zentrum stehe zunächst die möglichst schnelle Nothilfe.
Das Wirtschaftsministerium wollte sich nicht auf einen Zeitplan oder Details festlegen. Eine Sprecherin verwies lediglich auf Gespräche von Ressortchef Philipp Rösler mit der Kreditwirtschaft. Diese habe zugesagt, dass die Schäden schnell analysiert würden und es eine unbürokratische Abwicklung geben werde. Dies stehe jetzt im Mittelpunkt.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hatte für eine flächendeckende Elementarschadenversicherung plädiert, die den Staat und die Steuerzahler billiger kämen als Soforthilfen der Politik. Im DIW-Modell wäre diese Summe von der Versicherung gedeckt. Auch die Justizminister der Bundesländer hatten vergangene Woche für eine solche Elementarversicherung plädiert und dies als Gerechtigkeitsfrage für Hausbesitzer bezeichnet.
Die Versicherer wehren sich dagegen. Eine solche Pflichtversicherung verleite die Kommunen und die Menschen dazu, leichtfertig in gefährdeten Gebieten Baugebiete auszuweisen und Häuser zu bauen. Auch gehe der Anreiz für bauliche Schutzmaßnahmen verloren, beklagen die Verbände. Die Assekuranz argumentiert zudem, Rückversicherer seien nur bereit, bis zu acht Milliarden Euro Schäden zu übernehmen. Den Rest des Schadens müsste der Staat tragen. Die Branche dringt stattdessen darauf, dass sich mehr Hausbesitzer freiwillig versichern.
Bund und Länder hatten sich vergangene Woche auf einen Nothilfe-Fonds von bis zu acht Milliarden Euro verständigt.
+++ Hitze und Hochwasser – es wird schwül im Osten +++
13.05 Uhr: Den ostdeutschen Hochwassergebieten stehen schwül-heiße Tage bevor. Tief „Manni“ bringe derzeit sehr warme Luft aus dem Sahara- und Mittelmeerraum nach Deutschland, sagte Stefan Lange, Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD), am Montag in Leipzig. Da zugleich noch sehr viel Wasser im und auf dem Boden sei, sättige sich die Luft und es werde schwül.
Am Dienstag werde in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen verbreitet die 30-Grad-Marke geknackt, sagte der Meteorologe. Der Mittwoch werde voraussichtlich der heißeste Tag der Woche. Am Donnerstag stehe dann ein Luftmassenwechsel bevor, eine Kaltfront werde deutliche Abkühlung bringen. Örtlich müsse mit starken Gewittern gerechnet werden.
+++ ÖSA: Schäden durch Hochwasser im zweistelligen Millionenbereich +++
12.47 Uhr: Die durch das Hochwasser verursachten Schäden werden die Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalts (ÖSA) Millionenbeträge im zweistelligen Bereich kosten. „Derzeit sind sie noch nicht exakt zu beziffern, da die Wasserstände noch steigen oder stagnieren“, sagte der Vorstandsvorsitzende Peter Ahlgrim am Montag bei der Vorstellung der Bilanz 2012 in Magdeburg. Damit würden die Dimensionen der sogenannten Jahrhundertflut von 2002 weit übertroffen. Damals betrug die Schadenssumme etwa drei Millionen Euro.
+++ Hochwasser-Katastrophenalarm aufgehoben – ab Dienstag wieder Schule +++
12.33 Uhr: Der Katastrophenalarm wegen des Elbehochwassers ist am Montagmittag für den mecklenburgischen Landkreis Ludwigslust-Parchim aufgehoben worden. Nach einer Woche Unterrichtsausfall an 19 Schulen, darunter am Schulzentrum Dömitz und am Gymnasium Boizenburg, finde von Dienstag an wieder überall regulärer Unterricht statt, sagte Kreissprecher Andreas Bonin. Am Freitag ist in Mecklenburg-Vorpommern letzter Schultag vor den Sommerferien.
Nach dem schrittweisen Abzug von Bundeswehr und Technischem Hilfswerk blieben noch rund 500 Hilfskräfte und Freiwillige aus der Region vor Ort. Die Helfer seien mit dem Abbau der Sandsäcke zur Entlastung der durchweichten Deiche und mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Die Pegelstände der Elbe sinken weiter, wenn auch sehr langsam.
+++ Deichbruch bei Fischbeck soll komplett geschlossen werden +++
12.15 Uhr: Um den Deichbruch bei Fischbeck so gut wie möglich abzudichten, versenkt die Bundeswehr Betonröhren und will sie mit großen Paketen beschweren. Das teilte der Krisenstab der Landesregierung am Montagvormittag in Magdeburg mit. Ziel sei, dass so wenig Wasser wie möglich durch die Stelle fließt. Die drei am Wochenende versenkten Lastkähne hätten bereits für eine Entlastung gesorgt. Am ursprünglich rund 90 Meter langen Deichbruch fließe derzeit nur noch auf 7 bis 10 Metern Breite das Wasser durch, sagte eine Sprecherin des Krisenstabes. Statt 150 Quadratkilometern seien inzwischen weniger als 145 im Elbe-Havel-Winkel überflutet.
Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) und der Kommandeur des Landeskommandos Sachsen-Anhalt, Oberst Claus Körbi, wollen sich am Nachmittag vor Ort über die Lage in Fischbeck informieren.
+++ Merkel: Flutkosten engen finanzielle Spielräume ein +++
12.03 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat erstmals eingeräumt, dass die Flut den finanziellen Spielraum der nächsten Bundesregierung einengen könnte. Mit Blick auf die geplante Anleihe von bis zu acht Milliarden Euro, mit der Bund und Länder je zur Hälfte die Flutschäden bewältigen wollen, sagte Merkel am Montag in einem RTL-Interview: „Das bedeutet schon, dass unsere Neuverschuldung wächst ... Das wird unsere Spielräume sicher noch einmal verkleinern, was können wir uns darüber hinaus noch leisten.“ Ähnlich hatte sich Bundsfinanzminister Wolfgang Schäuble am Wochenende mit Blick auf versprochene Sozial- und Familienausgaben im geplanten Unions-Wahlprogramm geäußert.
Merkel lehnte erneut die Forderung nach Steuererhöhungen ab. „Angesichts der Hilfsbereitschaft der Bevölkerung, der vielen Solidarität ... wäre es ganz falsch, jetzt die Steuern zu erhöhen.“ Zudem wolle sie sicherstellen, dass die Rückzahlung der Anleihe mit sehr klaren Konditionen verbunden werde. „Innerhalb eines Jahrzehnts werden wir das schaffen, wenn man den Willen hat“, sagte sie.
+++ Entspannung beim Elbhochwasser – Schäden noch nicht abzusehen +++
11.44 Uhr: Das Hochwasser in Niedersachsen weicht allmählich, welche Schäden es angerichtet hat, ist aber noch nicht abzusehen. „Um das Ausmaß der Schäden zu überblicken, ist es definitiv noch zu früh“, sagte Sprecherin Herma Heyken vom Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) am Montag. Noch könnten die Deiche wegen der hohen Wasserstände nicht untersucht werden. Derzeit sinken die Pegelstände nur langsam mit rund 15 Zentimetern pro Tag, sagte Heyken. In den nächsten Tagen würden ein Abfall von 20 Zentimetern täglich erwartet. Am Montagvormittag wurden etwa in Hitzacker noch immer 7,21 Meter gemessen, normal sind 2,67 Meter. Das Hochwasser hatte mit 8,17 Metern dort neue Rekordmarken erreicht.
+++ Elbe muss nach Hochwasser aufgeräumt und vermessen werden +++
11.31 Uhr: Die Elbe muss vermessen und aufgeräumt werden, bevor sie wieder für den Schiffsverkehr freigegeben wird. An einigen Stellen seien durch die Überflutungen Fremdkörper ins Wasser geraten, teilte das Wasser- und Schifffahrtsamt Magdeburg am Montag mit. Zudem habe sich der Grund des Flusses teilweise verändert, Schifffahrtszeichen seien weggetrieben worden. Mittels dreier Peilschiffe wollten die Experten ein Bild von der Sohle des Elbebetts erhalten. Die Schiffe spüren Fremdkörper und veränderte Sandbänke auf. Diese werden dann entfernt oder das Gewässerbett wieder hergerichtet, hieß es weiter.
Der höchste schiffbare Wasserstand liegt den Angaben zufolge in Magdeburg bei 5,50 Meter. Am Montagvormittag waren rund 5,30 Meter erreicht.
+++ Hochwasserentwarnung auch für die Elbe in Sachsen +++
11.22 Uhr: Nach mehr als zwei Wochen besteht für die Elbe in Sachsen keine Hochwasserwarnung mehr. Auch an den Pegeln Schöna und Riesa fiel der Wasserstand in der Nacht zum Montag unter den Richtwert der niedrigsten Alarmstufe 1, nach Torgau und Dresden am Wochenende, sagte eine Sprecherin des Landeshochwasserzentrums in Dresden. „Nach den anderen Flussgebieten gibt es damit Entwarnung auch für die Elbe.“ Diese ziehe sich nach wie vor aber nur langsam in ihr Bett zurück. In der Landeshauptstadt lag der Wert am Vormittag mit 3,74 Metern noch fast doppelt so hoch wie der Normalstand von knapp zwei Metern. Lokale Regenfälle und gesättigte Böden behinderten einen schnellen Abfluss, erklärte die Sprecherin. Die derzeitige Hitze könne aber bei der Verdunstung helfen.
+++ Seehofer zu Hochwasserhilfe: Wir halten unsere Versprechen +++
11.15 Uhr: Die Staatsregierung will ihre finanziellen Zusagen an die bayerischen Hochwasseropfer in jedem Fall einhalten - egal welche Absprachen bei dem nationalen Acht-Milliarden-Euro-Fonds getroffen werden. Das sicherten Ministerpräsident Horst Seehofer und Finanzminister Markus Söder (beide CSU) am Montag vor einer CSU-Vorstandssitzung in München zu. „Wir werden unsere Versprechen erfüllen, gehen Sie davon aus“, betonte Seehofer. Das Kabinett hatte den bayerischen Hochwasseropfern in den vergangenen Wochen bereits konkrete Hilfszusagen gemacht und etwa die Obergrenze für finanzielle Hilfen pro Haushalt verdoppelt. Die gesamten Hilfen sollen nun aber über den nationalen Hilfsfonds abgewickelt werden – weshalb die Richtlinien für die einzelnen Hilfszahlungen bundesweit abgestimmt werden sollen.
+++ Seehofer zu Hochwasserhilfe: Wir halten unsere Versprechen +++
11.05 Uhr: Die Staatsregierung will ihre finanziellen Zusagen an die bayerischen Hochwasseropfer in jedem Fall einhalten - egal welche Absprachen bei dem nationalen Acht-Milliarden-Euro-Fonds getroffen werden. Das sicherten Ministerpräsident Horst Seehofer und Finanzminister Markus Söder (beide CSU) am Montag vor einer CSU-Vorstandssitzung in München zu. „Wir werden unsere Versprechen erfüllen, gehen Sie davon aus“, betonte Seehofer. Das Kabinett hatte den bayerischen Hochwasseropfern in den vergangenen Wochen bereits konkrete Hilfszusagen gemacht und etwa die Obergrenze für finanzielle Hilfen pro Haushalt verdoppelt. Die gesamten Hilfen sollen nun aber über den nationalen Hilfsfonds abgewickelt werden – weshalb die Richtlinien für die einzelnen Hilfszahlungen bundesweit abgestimmt werden sollen.
+++ Ökumenischer Dankgottesdienst nach dem Hochwasser +++
10.55 Uhr: Nach dem Elbehochwasser haben die römisch-katholische und die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Dömitz für Mittwochabend zu einem ökumenischen Dankgottesdienst in die Johanneskirche der Stadt eingeladen. Im Gebet solle für die Bewahrung der Region gedankt werden, teilte ein Kirchensprecher am Montag mit. Der Dank richte sich an alle Helfer und Einsatzkräfte, die gegen die Fluten kämpften und die Deiche verteidigten. Das Dankopfer sei für den Pfarrbereich Jerichow in Sachsen-Anhalt bestimmt, zu dem auch der überflutete Ort Fischbeck gehört. Auch dieser Deichbruch habe dazu beigetragen, dass die Fluten in Mecklenburg nicht so hoch stiegen wie ursprünglich prognostiziert, hieß es.
+++ Benefizkonzerte für Hochwasseropfer – Trost und Geld gespendet +++
10.48 Uhr: Eine Welle der Solidarität schwappt durchs Land: Nach den heftigen Überschwemmungen in Sachsen-Anhalt spielen Musiker vielerorts Benefizkonzerte für die Betroffenen des Hochwassers. Mit den gespendeten Einnahmen sollen Häuser wieder aufgebaut, Plätze gesäubert und Vereine gerettet werden, teilten die Veranstalter mit. Öffentliche Einrichtungen rufen ebenso zu den Spendenkonzerten auf wie private Unternehmen.
+++ Landkreis Jerichower Land hebt Katastrophenalarm auf +++
10.19 Uhr: Der Landkreis Jerichower Land hat am Montag den Katastrophenalarm aufgehoben. 228 Seiten Einsatztagebuch wurden damit geschlossen, wie der Landkreis mitteilte. Nun gelte es, Konzepte für die Beseitigung der Schäden zu entwickeln. Der Landkreis dankte allen Helferinnen und Helfern der Feuerwehren, der Bundeswehr, des Technischen Hilfswerks und des Deutschen Roten Kreuzes – außerdem den zahllosen freiwilligen Helfern.
+++ Elbbrücke bei Riesa nach Hochwasser wieder geöffnet +++
8.41 Uhr: Die wegen des Hochwassers gesperrte Elbbrücke der Bundesstraße 169 bei Riesa (Kreis Meißen) ist seit Montagmorgen wieder befahrbar. Um vier Uhr wurde eine Spur pro Fahrtrichtung wieder für den Verkehr freigegeben, wie ein Sprecher des Verkehrswarndienstes am Montag in Dresden sagte. Es gelte jedoch noch eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Die B169 und die Elbbrücke südöstlich von Riesa waren wegen des Elbe-Hochwassers seit Anfang Juni gesperrt.
+++ Landrat: Hochwasser-Katastrophenalarm wird am Mittag aufgehoben +++
8.33 Uhr: Der Katastrophenalarm an der Elbe wird am Montagmittag aufgehoben. Das habe Landrat Rolf Christiansen (SPD) nach einer Sitzung am Morgen bestätigt, sagte der Sprecher des Landkreises Ludwigslust-Parchim, Andreas Bonin. Die Wasserstände würden weiter um knapp einen Zentimeter pro Stunde sinken. Um 8.00 Uhr wurden am Pegel in Dömitz knapp 6,31 Meter gemessen, am Pegel in Boizenburg 6,42 Meter. Normalerweise steht das Wasser der Elbe hier zwei bis drei Meter hoch. Nach Aufhebung des Katastrophenalarms werde die Alarmstufe 3 gelten, sagte Bonin. Das bedeutet, dass die Deiche weiter auf mögliche Sickerstellen kontrolliert werden. Die Helfer haben aber bereits damit begonnen, die Verstärkungen mit Sandsäcken abzubauen.
+++ Elbehochwasser noch immer höher als 2002 – Weiter Katastrophenalarm +++
8.15 Uhr: Trotz der seit Tagen sinkenden Pegelstände an der Elbe bleibt der Katastrophenalarm in Lauenburg bis auf weiteres bestehen. Der Wasserstand betrug am Montagmorgen 8,81 Meter. „Das sind immer noch elf Zentimeter mehr als beim Jahrhunderthochwasser 2002“, sagte der Sprecher des Kreises Herzogtum Lauenburg, Karsten Steffen. An der Elbstraße gehen unterdessen die Aufraumarbeiten weiter. Zahlreiche Keller stehen noch unter Wasser, darum konnte der Strom noch nicht wieder angestellt werden. Die zurückgekehrten Bewohner müssen sich über Nachbarn oder Baustromtrafos mit Elektrizität versorgen. Während die Sandsäcke aus der Lauenburger Altstadt praktisch schon verschwunden sind, wird die Verstärkung an den Deichen weiter gebraucht. Eine Entwarnung für den Deich gebe es erst ab einem Wasserstand von 7,30 Meter, sagte Steffen. Das könne noch bis zu einer Woche dauern.
Auch in Brandenburg bleibt der Katastrophenalarm bestehen. „Heute Morgen habe ich hier viele glückliche Gesichter gesehen“, sagte ein Sprecher des Koordinierungszentrums Krisenmanagement in Potsdam am Montag. Der Pegel Wittenberge zeigte am Montagmorgen 6,78 Meter. Beim Höchststand vor einer Woche hatte der Pegelstand noch einen Wert von 7,85 Metern erreicht. Der Mittelwert liegt dort bei einem Pegelstand von 2,77 Metern. In der Innenstadt von Wittenberge haben Feuerwehrleute unterdessen begonnen, Sandsäcke zu entsorgen. „Der Sand kommt auf einen großen Haufen. Die Sandsäcke landen im Müll. Die mobilen Schutzwände heben wir auf – für das nächste Mal“, sagte der Sprecher weiter. Innenminister Dietmar Woidke (SPD) will am Montagvormittag in Bad Wilsnack (Prignitz) die noch verbliebenen gut 100 Bundeswehrsoldaten feierlich verabschieden.
+++ Bahnstrecken bei Magdeburg nach Hochwasser wieder frei +++
8.06 Uhr: Die Deutsche Bahn hat nach dem Hochwasser eine Bahnstrecke in Sachsen-Anhalt wieder freigegeben. Wegen der aufgehobenen Sperrung zwischen Schönebeck und Magdeburg-Südost fahren die Regionalbahnen seit Montagmorgen wieder durchgehend, teilte die Deutsche Bahn in Berlin mit. Wieder aufgenommen wurden die Linien Magdeburg-Erfurt und Magdeburg-Aschersleben. Die Züge fahren jedoch laut Bahn teilweise noch mit geringerer Geschwindigkeit. Verspätungen seien möglich. Fernverkehrslinien würden weiterhin umgeleitet, hieß es. Auf den Strecken Magdeburg-Wittenberge und Halle-Magdeburg-Uelzen verkehrt auf dem Abschnitt zwischen Stendal und Tangerhütte Schienenersatzverkehr.
+++ Arbeiten in Fischbeck gehen weiter +++
7.59 Uhr: Nach der spektakulären Abdichtung des gebrochenen Elbdeichs darf Fischbeck weiter hoffen – die versenkten Schiffe erfüllen ihren Zweck. Mit Anbruch des Tages wollen die Einsatzkräfte sich wieder an die Arbeit machen.
Der Deich war am Wochenende mit drei Schiffen abgedichtet worden, die vor dem Leck versenkt wurden. Am Sonntagabend waren die Einsatzkräfte noch immer am Werk, um die letzte Lücke zu schließen, die noch etwa sieben bis zehn Meter breit war. Mit Hubschraubern wurden bis zum späten Abend Sandsäcke abgeworfen.
Außerdem sollen vor den drei versenkten Schubschiffen Betonrohre versenkt werden, um die Konstruktion zu stabilisieren. Der riskante Einsatz zeigte bereits Wirkung: „Wir sind sehr zufrieden, dass das funktioniert hat“, sagte eine Sprecherin der Krisenstabes am Sonntag. Es sei eine Abdichtung zu rund 80 Prozent erreicht worden, hieß es.
Die überflutete Fläche sei innerhalb von 24 Stunden um fünf Quadratkilometer geschrumpft. 145 Quadratkilometer stehen im Elbe-Havel-Winkel aber noch immer unter Wasser. Dort hat sich das Hochwasser in ein Gebiet von etwa 10 mal 20 Kilometern ergossen. 10 000 Menschen sind betroffen, mehr als 8000 mussten nach Angaben des Krisenstabes ihre Wohnungen verlassen.
So hat der Krisenstab am Sonntagabend die Einwohner von Garz und Warnau im Landkreis Stendal aufgefordert, unverzüglich ihre Häuser zu verlassen. Es sei nicht auszuschließen, dass die beiden Ortschaften komplett vom Wasser eingeschlossen würden. Der Kreis stellte Busse zur Verfügung. Für die etwa 400 Betroffenen wurden in Havelberg Notquartiere zur Verfügung gestellt. In beiden Ortschaften seien jeweils rund 80 Menschen auf eigenen Wunsch in ihren Häusern geblieben, sagte ein Sprecher des Krisenstabs der Landesregierung am Montagmorgen.
+++ Lauenburg geht nach und nach ans Netz +++
7.49 Uhr: Die Lage im vom Elbehochwasser bedrohten Lauenburg entspannt sich und das große Aufräumen geht weiter. Schrittweise soll der Strom weiter angestellt werden, Sandsäcke werden weiter abtransportiert.
„Die Aufräumarbeiten sind in vollem Gange“, sagte der Sprecher des Kreises Herzogtum Lauenburg, Karsten Steffen, am Sonntag. Sowohl an der Elbstraße wie auch an der Schleuse zum Elbe-Lübeck-Kanal waren Helfer damit beschäftigt, Sandsäcke abzutransportieren. Der Katastrophenalarm soll aber zunächst nicht aufgehoben werden. Steffen rechnete erst in der Mitte der Woche mit der Aufhebung des Alarms.
Eine Entwarnung für den Deich gebe es erst ab einem Wasserstand von 7,30 Meter. In der Nacht zu Montag (3.49 Uhr) hat der Pegelstand in Hohnstorf am gegenüberliegenden Elbufer bei 8.76 Meter gelegen. Normalerweise beträgt der Wasserstand der Elbe hier rund fünf Meter.
Am Sonntag waren noch etwa 300 Helfer im Einsatz. Auch die am Samstag in die vor einer Woche evakuierte Altstadt zurückgekehrten Bewohner nahmen erste Reparaturarbeiten in Angriff. Eine Besichtigung der rund 170 Gebäude durch Fachleute habe ergeben, dass fast alle Häuser wieder begehbar beziehungsweise bewohnbar seien, sagte Tom Reher vom Katastrophenschutzstab. Rund 300 Menschen hatten vor einer Woche die von der Elbeflut bedrohten Wohngebiete verlassen müssen.
+++ Elbbrücke bei Riesa wieder geöffnet +++
7.43 Uhr: Die wegen des Hochwassers gesperrte Elbbrücke der Bundesstraße 169 bei Riesa (Kreis Meißen) ist seit Montagmorgen wieder befahrbar. Um vier Uhr wurde eine Spur pro Fahrtrichtung wieder für den Verkehr freigegeben, wie ein Sprecher des Verkehrswarndienstes am Montag in Dresden sagte. Es gelte jedoch noch eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Die B169 und die Elbbrücke südöstlich von Riesa waren wegen des Elbe-Hochwassers seit Anfang Juni gesperrt.
+++ Brüderle: Fluthilfe durch höhere Neuverschuldung finanzieren +++
7.33 Uhr: FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle hat die Absicht der Bundesregierung verteidigt, die Hilfe für die Flutopfer durch eine höhere Neuverschuldung zu finanzieren. „Die Schuldenbremse sieht bei Naturkatastrophen Ausnahmen vor“, sagte er der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ (Montagsausgabe). „Die verheerende Flut, bei der Deutschland nun zusammenrückt und keine Erbsen zählt, ist so eine Ausnahme.“
Der nordrhein-westfälische Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) hatte kritisiert, die Bundesregierung wolle aus Wahlkampfgründen lieber Schulden in Milliardenhöhe machen, die die Haushalte von Bund und Ländern ein Jahrzehnt enorm belasten würden, als Steuern zu erhöhen. Er plädierte dafür, wie bei der Flutkatastrophe von 2002 vorübergehend die Körperschaftssteuer anzuheben.
+++ Was das Hochwasser der Elbe mit sich bringt +++
Kritik an den Schuldenplänen kam auch aus der Union. So mahnte der Thüringer CDU-Fraktionschef Mike Mohring, der auch die Konferenz der Unions-Fraktionsvorsitzenden leitet, die die Hochwasserkatastrophe dürfe „nicht zu einem Blankoscheck für neue Schulden führen“.
Bund und Länder hatten sich auf einen Hilfsfonds für die Flutopfer von bis zu acht Milliarden Euro verständigt, der je zur Hälfte von Bund und Ländern getragen werden soll. Brüderle forderte die Bundesländer auf, ihren Anteil zu erbringen. Der Bund stehe zu seinem Anteil.
+++ Zwei Bahnstrecken in Sachsen-Anhalt wieder frei +++
7.12 Uhr: Die Deutsche Bahn hat nach dem Hochwasser zwei Bahnstrecken in Sachsen-Anhalt wieder freigegeben. Wegen der aufgehobenen Sperrungen zwischen Schönebeck und Magdeburg-Südost sowie Stendal und Tangerhütte fahren die Regionalbahnen seit Montagmorgen wieder durchgehend, teilte die Deutsche Bahn in Berlin mit. Wieder aufgenommen wurden die Linien Halle-Magdeburg-Uelzen, Magdeburg-Wittenberge, Magdeburg-Erfurt und Magdeburg-Aschersleben. Die Züge fahren jedoch laut Bahn teilweise noch mit geringerer Geschwindigkeit. Verspätungen seien möglich. Fernverkehrslinien würden weiterhin umgeleitet, hieß es.