Durch die sehr schwankenden Prognosen kann sich der Norden nur schwer auf das Elbhochwasser einrichten. Masse und Dauer machen Sorgen.
Auch am Freitag gingen die Meldungen über die Flut, die jetzt weiter nach Norden rollt, weiter. Lesen Sie hier im Liveticker, was aktuell passiert.
20.43 Uhr: Für Mecklenburg-Vorpommern leichte Entwarnung
Die Flutwelle soll in Mecklenburg-Vorpommern unter sieben Metern bleiben. Allerdings werde das Wasser mindestens fünf Tage stehen. Nach der jüngsten Prognose vom Freitagnachmittag soll in Dömitz am Dienstag oder Mittwoch der höchste Wasserstand mit 6,85 Meter erreicht werden, in Boizenburg einen Tag später mit 6,95 Meter. Dafür sind die Deiche ausgelegt.
Am Mittwoch war noch ein halber Meter mehr befürchtet worden. Daraufhin beschlossen Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern, die Elbdämme um 30 Zentimeter mit Sandsäcken zu erhöhen. Das Vorhaben wurde am Freitag erst einmal abgeblasen. Der normale Wasserstand in Boizenburg beträgt gut zwei Meter.
In Dömitz wurde die Elbbrücke (B191) am Freitag ab 19 Uhr für den Durchgangsverkehr voll gesperrt, wie der Landkreis Ludwigslust-Parchim am Abend mitteilte. Wegen der Hochwasserlage hatten dies die Kreise Lüneburg und Lüchow-Dannenberg auf ihrer Brückenseite bereits am Nachmittag getan.
Die Deichsicherungsarbeiten an den Zuflüssen gehen indes weiter, wie der Sprecher des Landkreises Ludwigslust-Parchim, Andreas Bonin, sagte. An die großen Elbdeiche würden zudem Sandsackreserven geschafft, für den Fall, dass das Hochwasser doch höher ausfallen oder die Deiche nach mehreren Tagen dem Wasserdruck nicht mehr standhalten sollten. Die Wassermassen könnten fünf bis sechs Tage auf die Deiche drücken. Das Auf und Ab in den Vorhersagen sorge für eine gewisse Unsicherheit im Krisenstab, so der Sprecher weiter. „Wir beobachten sehr sorgfältig, was weiter flussaufwärts passiert.“
20.09 Uhr: Genug Helfer in Ludwigslust-Parchim, Christen in Dömitz sollen helfen
Der Krisenstab in Ludwigslust-Parchim dankte den freiwilligen Helfern, bat aber, jetzt lieber zu Hause zu bleiben. Es seien genügend Helfer von Feuerwehren, Bundeswehr und anderen Organisationen vor Ort, sagte Landkreissprecher Bonin.
Die Menschen in besonders gefährdeten Gegenden bereiten sich unterdesen weiter auf die Hochwasserwelle vor. In Dömitz hat das Hafen-Hotel, das vor dem Deich gelegen ist, leistungsfähige Pumpen gemietet. Aus der besonders gefährdeten Eventhalle des Hotels wurde vorsorglich der Holzboden herausgenommen, die Technik in höhere Räume gebracht. Die katholische Kirche in Dömitz hat ihre Mitglieder für Samstag zum Ausräumen bestellt. Die Kirche liegt gleich hinter dem Elbdeich.
19.53 Uhr: Der Stand Elbaufwärts
Elbaufwärts gibt es Hiobsbotschaften: In Magdeburg steigt die Flut schneller und höher als vorhergesagt. Die Saale bringt bislang ungekannte Wassermassen mit, was Prognosen für den weiteren Hochwasserverlauf schwierig macht. Franziska Halbing von der Elbe-Hochwasservorhersagezentrale sagte im NDR, dass die extreme Saale-Flut Vorhersagen derzeit quasi unmöglich mache. Erst wenn der Flutscheitel den Elbe-Pegel Barby, nach der Einmündung der Saale in die Elbe, passiert habe, könnten bessere Berechnungen angestellt werden. Der Flutscheitel werde am Sonnabend in Barby erwartet.
17.53 Uhr: Niedersachsen ist gerüstet
Zum Wochenende rollt die Elbflutwelle nach Niedersachsen. Den Höhepunkt soll das Hochwasser jüngsten Prognosen zufolge am Mittwoch erreichen. In Hitzacker im Kreis Lüchow-Dannenberg müssen am Sonntag schlimmstenfalls 250 Anwohner der Altstadt-Insel ihre Häuser räumen - die Insel ist komplett von Nebengewässern der Elbe umschlossen. Im zweiten betroffenen Landkreis Lüneburg sind die Deichsicherungen abgeschlossen. Aufgrund der jüngsten Zahlen gehe man nicht davon aus, dass die Deichkronen dort überspült werden, hieß es am Freitag.
Die Lage sei schwer vorherzusagen und könne sich stündlich ändern, betonte eine Sprecherin des Kreises Lüchow-Dannenberg. Bereits am Freitag wurde die Altstadt-Insel in Hitzacker für den Autoverkehr gesperrt. Von Samstag an dürfen Menschen, die nicht dort leben, die Altstadt-Insel nicht mehr betreten. Eine bis Sonntag geplante Zwangsevakuierung wurde zunächst ausgesetzt. Es werde je nach Hochwasserstand aktuell entschieden, hieß es.
Die Deichsicherungen im übrigen Kreis sollten bis zum Freitagabend abgeschlossen sein. Deswegen kann am Montag auch in einigen Schulen, die bisher für die Einsatzkräfte gebraucht wurden, wieder Unterricht stattfinden, nur an drei Schulen fällt er noch aus. Im Landkreis Lüneburg waren die Deichsicherungen bereits am Freitag abgeschlossen. Hunderte Einsatzkräfte waren in der Nacht im Schichtdienst im Einsatz, eine halbe Million Sandsäcke wurden gefüllt. Bis zum Abend wollten sich die Einsatzkräfte größtenteils zurückziehen, aber in Alarmbereitschaft bleiben, kündigte eine Sprecherin des Kreises an. „Die Lage ist immer noch ernst.“
17.13 Uhr: Warnung vor „Deichpartys“
Der Krisenstab des Landkreises Ludwigslust-Parchim hat vor „Deichpartys“ an der Elbe gewarnt. Der Stab beobachte mit Sorge, dass in sozialen Netzwerken nicht nur zur freiwilligen Hilfe am Deich aufgerufen werde, sondern auch zu Deichpartys. „Von solchen Aktivitäten rate ich dringlich ab“, sagte Landrat Rolf Christiansen (SPD) am Freitag. Das Betreten und Befahren der Deichanlagen sei angesichts der Hochwasserlage strikt verboten. Die Polizei werde durchgreifen, ergänzte Landkreissprecher Andreas Bonin.
16:16 Uhr: Nur leicht erhöhter Wasserstand im Hamburger Hafen erwartet
Die Hamburger müssen angesichts des Elbe-Hochwassers wohl keine nassen Füße befürchten. Um lediglich rund 40 Zentimeter über dem normalen Pegel des mittleren Hochwassers von 2,10 Meter wird der für Anfang nächster Woche erwartete Wasserstand im Hafenbereich erwartet, wie aus der Prognose einer Expertengruppe der Innenbehörde am Freitag hervorgeht. „Die Flutschutzmauern sind 3,50 Meter hoch. Es besteht also kein Problem“, sagte ein Sprecher der Hamburger Umweltbehörde. Nach derzeitigem Stand gehe vom etwas erhöhten Pegelstand keine Gefahr für die Stadt aus, teilte die Umweltbehörde weiter mit. „Erste Warnmaßnahmen finden in Hamburg erst ab einem Pegelstand in St. Pauli ab 3,50 Meter statt. Dann würde die Bevölkerung mit Böllerschüssen gewarnt“, sagte der Behörden-Sprecher weiter. Wenn das Wasser über die 4,50-Meter-Marke klettere, müssten Straßen gesperrt werden. „Aber davon sind wir bei 2,50 Meter wohl weit, weit entfernt.“
15:27 Uhr: Norddeutschland wappnet sich gegen die Flut – Räumungen ausgesetzt
Die Flut rollt aus dem Osten an: Norddeutschland wappnet sich gegen das Hochwasser der Elbe. Der Höhepunkt der Flut wird vielerorts für Dienstag erwartet. Hamburg muss nach Angaben der Umweltbehörde bislang nur mit einem erhöhten Pegelstand rechnen, der aber die Stadt nicht gefährde. Ein Überblick über die Lage in den betroffenen Bundesländern Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.
NIEDERSACHSEN:
LANDKREIS LÜCHOW-DANNENBERG: Alle Augen sind auf die knapp 5000 Einwohner zählende Stadt Hitzacker gerichtet, wo die Flut am Wochenende erwartet wird. Von Samstag an dürfen Menschen, die nicht dort leben, die Altstadt-Insel nicht mehr betreten. Auch der Autoverkehr auf der Insel, die komplett von Nebengewässern der Elbe umschlossen ist, wurde gesperrt. Eine bis Sonntag geplante Zwangsevakuierung wurde zunächst ausgesetzt. Es werde je nach Hochwasserstand aktuell entschieden, sagte ein Kreissprecher am Freitag. Rund 250 Anwohner wären von einer Räumung betroffen.
Die Sicherung der Deiche im übrigen Landkreis sollte bis zum Freitagabend abgeschlossen sein, sagte eine Sprecherin. Für Hitzacker rechne man damit, dass der Höchststand der Elbe über dem vom Hochwasser 2011 liegen werde. Damals erreichte der Scheitelpunkt 7,70 Meter.
LANDKREIS LÜNEBURG: Dort ist die Deichsicherung größtenteils abgeschlossen. Hunderte Einsatzkräfte waren in der Nacht im Schichtdienst im Einsatz, eine halbe Million Sandsäcke wurden gefüllt. Bis zum Abend wollten sich die Einsatzkräfte größtenteils zurückziehen, kündigte eine Sprecherin des Kreises am Freitag an. Deichwachen beobachteten dann die Lage – sobald es schlimm werde, würden die übrigen Einsatzkräfte wieder herangezogen. „Die Lage ist immer noch ernst.“
SCHLESWIG-HOLSTEIN:
KREIS HERZOGTUM LAUENBURG: Nachdem Mitte der Woche noch Wasserstände von zehn Metern und mehr prognostiziert worden waren, hat sich die Lage inzwischen deutlich entspannt. Die für Freitag geplante Evakuierung der Altstadt von Lauenburg wurde ausgesetzt. „Wir richten uns jetzt auf einen Pegelstand von 9,20 Metern ein. Der ist beherrschbar“, sagte der Presssprecher des Kreises, Karsten Steffen, am Freitag. Bei diesem Stand lag während des Hochwassers im Januar 2011 die Höchstmarke. 130 Helfer von Feuerwehren, DRK und DLRG waren am Freitag noch im Einsatz. Bundeswehr und Technisches Hilfswerk zogen wegen der nach unten korrigierten Prognosen bereits ab.
MECKLENBURG-VORPOMMERN:
KREIS LUDWIGSLUST-PARCHIM: Der Höhepunkt der Flutwelle soll nach jüngsten Vorhersagen die Sieben-Meter-Marke nicht überschreiten. Damit bliebe das Hochwasser unterhalb der Deichkronen. Die geplante Erhöhung der Elb-Dämme mit Sandsäcken um 30 Zentimeter wurde am Freitag ausgesetzt. Normalerweise beträgt die Wasserhöhe der Elbe im Abschnitt Mecklenburg-Vorpommerns etwa zwei Meter.
14:56 Uhr: Druck auf die Deiche in Brandenburg wächst – viele Sickerstellen
Die Hochwasserlage in Brandenburg wird vor allem von der bangen Frage beherrscht: Halten die Deiche? Der langgestreckte Hochwasserscheitel der Elbe hat am Freitag die Kleinstadt Mühlberg (Elbe-Elster) erreicht. Der Wasserstand lag um 12.00 Uhr bei 9,88 Meter, einen Zentimeter weniger als vier Stunden zuvor. Das hohe Niveau werde viele Stunden andauern, sagte Wolfgang Genehr vom Landesumweltamt. „Der Druck auf die Deiche ist enorm, deshalb bleibt die Lage hoch angespannt“, sagte er. „Wir führen einen Ritt auf der Rasierklinge“, meinte Wolfgang Brandt vom Koordinierungszentrum Krisenmanagement im Innenministerium.
Bei der Jahrhundertflut 2002 stieg der Fluss in Mühlberg auf 9,98 Meter. Damals schützte das „Wunder von Mühlberg“ die Einwohner vor der Flut. Auch diesmal stemmen sich Hunderte Helfer gegen die Wassermassen: Die alten Abschnitte wurden mit Sandsäcken auf 10,30 Meter erhöht. Die neuen Bereiche wurden elf Meter hoch gebaut. Sickerstellen an einigen Deichböschungen werden abgedichtet. Nach Einschätzung der Behörden wird der Wasserstand mindestens vier Tage auf dem hohen Niveau verharren.
Experten bewerten die Lage als sehr kritisch, denn die Deiche sind stellenweise marode oder durchweicht wie ein Schwamm. Die meisten der 2100 Einwohner, die die Stadt freiwillig verlassen sollten, sind bislang geblieben. Die Evakuierung der Stadt komme nur schleppend voran, sagte Polizeisprecherin Ines Filohn. Vielen Einwohnern sei die Gefahr, die im Falle eines Deichbruches auf sie zukäme, immer noch nicht bewusst. „Das Wetter ist schön, die Sonne scheint – da verdrängen etliche Bewohner die Gedanken an eine Katastrophe“, sagte die Polizeisprecherin. Innenminister Dietmar Woidke (SPD) hat bisher eine Zwangsevakuierung abgelehnt. Er wurde am Freitag erneut in der Stadt erwartet.
14:21 Uhr: Zwangsevakuierung in Hitzacker zunächst aufgehoben
Die auf einer Insel gelegene Altstadt Hitzackers muss vorläufig doch nicht geräumt werden. Es werde je nach Hochwasserstand aktuell entschieden, sagte ein Sprecher des Kreises Lüchow-Dannenberg in Niedersachsen am Freitag.
Betroffen sind von einer Evakuierung rund 250 Menschen. Wer jetzt sein Haus verlassen will, mache das freiwillig. Zunächst sollte die Altstadt bis Sonntagmittag evakuiert werden. Die Insel darf allerdings von Sonnabend an nicht mehr von Menschen betreten werden, die dort nicht wohnen. Bereits am Freitag wurde sie für den Autoverkehr gesperrt. Die Altstadtinsel ist von Nebengewässern der Elbe komplett umschlossen.
14.15 Uhr: Ministerium: Hochwasser-Schäden für Landwirte steigen noch
Das Bundesagrarministerium rechnet mit einer Ausweitung der Hochwasser-Schäden in der Landwirtschaft. Bislang seien Schäden von rund 173 Millionen Euro bundesweit entstanden, davon fast 75 Millionen Euro in Bayern, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Freitag in Berlin. „Die Höhe des Schadens wird sicher noch steigen.“ Nach Angaben des Verteidigungsministeriums sind derzeit mehr als 11.000 Soldaten in den Hochwasser-Gebieten im Einsatz, davon mehr als die Hälfte in Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Vom Hochwasser geschädigte Landwirte können seit Freitag zudem ein finanzielles Hilfeprogramm in Anspruch nehmen. Die landwirtschaftliche Rentenbank biete Förderdarlehen zu günstigen Konditionen an, sagte der Sprecher des Agrarministeriums.
Regierungssprecher Steffen Seibert bekräftige, dass die Bundesregierung bereit sei, auch mehr als die bislang zugesagten 100 Millionen Euro Soforthilfe bereitzustellen. Zunächst müssten nach dem Ende der Hochwasser-Katastrophe die Gesamtschäden bewertet werden. „Die 100 Millionen Euro sind nicht automatisch das letzte Wort.“
13:40 Uhr: Hochwasser sinkt weiter – DWD kündigt neuen Starkregen an
Leichte Entspannung der Hochwasserlage und gleichzeitig angespannte Erwartung mit Blick auf das Wochenend-Wetter: Der Freistaat hat weiterhin mit den Folgen des Hochwassers zu kämpfen. Obwohl langsam aber sicher die Pegelstände fallen, könnte Starkregen am Wochenende die bayerischen Flüsse wieder anschwellen lassen. Am Freitag registrierte der Hochwassernachrichtendienst (HND) nur noch an 41 von 239 bayerischen Messstationen Hochwasser. Vor allem auf der Donau von Straubing bis Passau blieb es bei Meldestufe 4.
In Deggendorf war die Lage weiterhin kritisch. Das Wasser stand am Vormittag bei 7,60 Meter, durchweichte Dämme drohten zu brechen. In Passau meldete die Stadt leicht zurückgehendes Wasser. Der Donaupegel betrug am Freitagmorgen 9,37 Meter. Nicht mehr überflutete Häuser wurden bereits wieder ans Stromnetz angeschlossen. In Straubing konnten einige Menschen wieder zurück in ihre Wohnungen.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) kündigte für das Wochenende heftige Unwetter an. „Bis Sonntag nimmt das Gewitterrisiko deutlich zu – und zwar überall. Das werden in unserem Sprachgebrauch Unwetter“, sagte Meteorologe Volker Wünsche. Die Gewitter brächten örtlich innerhalb kürzester Zeit mehr als 35 Liter pro Quadratmeter Regen mit sich und „das kann auch durchaus mehr sein“. Besonders schwierig werde der Zeitraum von Sonntagnachmittag bis zum Montag. Da sei es möglich, dass innerhalb von nur zwölf Stunden Niederschläge von mehr als 40 Litern pro Quadratmeter fallen. „Da kommt wirklich wieder was auf uns zu.“
Die Regenfälle seien zwar insgesamt nicht so heftig wie in den vergangenen Wochen. „Aber aufgrund der Vorgeschichte ist das natürlich brisant.“ Der Starkregen trifft dabei auf die ohnehin schon feuchten Böden. Die sind dem DWD zufolge so nass wie seit 50 Jahren nicht mehr und können deshalb nicht viel Wasser aufnehmen. Das verschärft die Hochwassersituation. „Die oberste Schicht ist in den vergangenen Tagen sicherlich etwas abgetrocknet. Aber insgesamt hat sich an der Situation nicht viel geändert.“
Der Deutsche Wetterdienst werde deshalb am Wochenende Unwetterwarnungen herausgeben, kündigte Wünsche an. „Darauf sollte man auch achten.“ Erst von Dienstag an werde sich das Wetter wieder beruhigen. Dann erwartet der Experte Sonne und sommerliche Temperaturen in Bayern.
13.02 Uhr: Bundeswehr rüstet im Hochwasserkampf weiter auf
Die Bundeswehr rüstet im Kampf gegen das Hochwasser in Sachsen-Anhalt weiter auf. Inzwischen seien 5000 Soldaten in Sachsen-Anhalt im Einsatz, sagte der Sprecher des Landeskommandos, André Sabzog, am Freitag in Lödderitz (Salzlandkreis). Dies liegt unweit der Stelle, wo Saale und Elbe zusammenfließen. Weitere 2500 Soldaten seien nach Sachsen-Anhalt im Anmarsch. „Das ist der bundeswehrweit größte Einsatz“, sagte der Sprecher. Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) traf am Nachmittag an einem eingerichteten Bundeswehrstützpunkt in Lödderitz ein, um sich vor Ort selbst ein Bild von der Deichsicherung zu machen.
12:53 Uhr: Leichte Entwarnung an der Elbe in MV: Flut-Scheitel unter 7 Meter
Die Elbe-Flut wird nach jüngsten Expertenschätzungen Mecklenburg-Vorpommern weniger schlimm treffen als zunächst befürchtet. Die Hochwasservorhersagezentrale in Magdeburg erwartet den Höchststand am Dienstag in Dömitz mit 6,85 Meter, wie der Sprecher des Landkreises Ludwigslust-Parchim, Andreas Bonin, am Freitag sagte. Einen Tag später soll die Flut dann in Boizenburg mit 6,90 Meter ihren Höhepunkt erreichen. Normal sind gut zwei Meter.
Nach den neuen Prognosen würde das Hochwasser einen halben Meter niedriger ausfallen als noch am Tag zuvor prognostiziert, hieß es vom Staatlichen Amt für Umwelt und Natur in Schwerin. Die nächste Vorhersage soll am Freitagnachmittag veröffentlicht werden.
Der jetzt vorhergesagte Wert entspreche in etwa der Bemessungshöhe der Elbdeiche und den bislang höchsten Wasserständen beim Hochwasser vom Januar 2011, sagte Bonin. Deshalb sei die geplante Erhöhung der Dämme mit Sandsäcken um 30 Zentimeter vorerst ausgesetzt worden. Auch ein neuartiges Projekt zur Elbdeicherhöhung ohne Sandsäcke bei Boizenburg wurde gestoppt. Dabei sollte mit schwerer Technik ein 60 Zentimeter hoher Kiesdamm auf die Deichkrone gesetzt werden. An den Zuflüssen wird jedoch weiter an der Stabilisierung und Erhöhung von Deichen gearbeitet.
12:25 Uhr: Bahn verlängert Kulanzregelung zum Hochwasser
Die Deutsche Bahn hat ihre Kulanzregelungen für vom Hochwasser betroffene Fahrgäste bis zum 23. Juni verlängert. Fallen Züge wegen der Flutschäden aus oder verspäten sich stark, werden zuggebundene Fahrkarten für die nächstmögliche Verbindung umgeschrieben. Dabei kann auch ein höherwertiger Zug genutzt werden. Galt die Buchung also zum Beispiel für einen IC, darf auch ein ICE gefahren werden.
Tickets und Reservierungen für Reisen in die oder aus den Hochwassergebieten werden auf Wunsch kostenfrei erstattet. Eine Bescheinigung sei nicht erforderlich. Für die Rückgabe von Online-Tickets müssen Fahrgäste im Internet ein Formular ausfüllen. Wurden die Fahrkarten im Reisezentrum oder am Automaten gekauft, sind die Mitarbeiter im Reisezentrum die richtigen Ansprechpartner.
Keinen Anspruch haben Reisende auf die sonst übliche Entschädigung bei massiven Verspätungen. Da es sich bei dem Hochwasser um höhere Gewalt handelt, muss die Bahn nicht zahlen.
Weiterhin hat die Bahn eine kostenlose Hotline geschaltet. Diese ist unter 08000/99 66 33 erreichbar. Informationen sind auch im Internet unter www.bahn.de/aktuell erhältlich. Dort gibt es auch Hinweise, welche Bahnstrecken vom Hochwasser betroffen sind. Vor allem in Oberbayern, weiten Teilen Sachsens, Thüringens und im südlichen Sachsen-Anhalt gibt es laut der Bahn Einschränkungen.
12:22 Uhr: Die Flut rollt an – Hochwasser-Lage spitzt sich im Norden Sachsen-Anhalts zu
Die Hochwasserlage im Norden Sachsen-Anhalts spitzt sich enorm zu. Besonders in Magdeburg, wo der Pegelstand der Elbe die Marke des Hochwassers von 2002 überstiegen hat, ist die Lage ernst. Nach Angaben von Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) könnte ein Höchsttand von 7,30 Meter erreicht werden. Bislang waren für Sonntag 7,20 Meter erwartet worden. Am Freitag lag der Pegelstand nach Angaben von Trümper bei 7,11 Meter – normal sind etwa 2. Wie der Leiter des Krisenstabes der Landesregierung, Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) ankündigte, sollen am Freitagabend 1500 Soldaten der Panzerbrigade 21 in der Landeshauptstadt eintreffen.
In den Hochwasser-Regionen in Sachsen-Anhalt sind mittlerweile nach Angaben des Innenministeriums drei Menschen ums Leben gekommen. Ein 74 Jahre alter freiwilliger Helfer stieß am Donnerstagabend mit seinem Moped in Wittenberg gegen die Gabel eines Radladers, der Paletten mit Sandsäcken zu einem Sportplatz gebracht hatte. Der Senior starb noch an der Unfallstelle. Zuvor waren zwei Menschen bei Hilfsaktionen kollabiert und gestorben.
12:02 Uhr: Krankenkasse: Überschwemmungswasser kann Infektionen auslösen
Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) warnt mit Blick auf die Überschwemmungen vor Infektionen und Verletzungen durch Keime im Trinkwasser und verunreinigten Schlamm. Weil in Hochwassergebieten das Trinkwasser durch Abwasser aus Kläranlagen verschmutzt sein kann, empfiehlt sie, das Trinkwasser abzukochen.
Das sei vor allem für Säuglinge, Kleinkinder, kranke und ältere Menschen wichtig, teilte die KKH am Freitag in Rosenheim mit. Zudem sollte bei den Aufräumarbeiten Schutzkleidung getragen werden, damit die Haut nicht mit Wasser und Schlamm in Berührung kommt. Ausgelaufene Heizöl- und Flüssiggastanks sowie Putzmittel, Farben, Lacke oder auch Säuren könnten durch das Hochwasser in Kellern ausgelaufen sein und das Wasser verunreinigt haben.
11:28 Uhr: Hochwasser: Polizei hält nach Plünderern Ausschau
Nachdem unzählige Menschen im Land wegen des Hochwassers ihre Wohnungen verlassen mussten, hält die Polizei in den evakuierten Gebieten verstärkt Ausschau nach Plünderern. Noch sei in keine Wohnung eingebrochen worden, sagte eine Sprecherin des Innenministeriums in Magdeburg und bestätigte damit einen Bericht der „Magdeburger Volksstimme“ am Freitag.
In den besonders stark von den Fluten betroffenen Gebieten an der Saale patrouillierten seit Tagen Polizeikräfte. Auf die sich zuspitzende Lage an der Elbe sind die Beamten der Polizeidirektionen Nord und Ost nach eigenen Angaben vorbereitet.
11:22 Uhr Flut trifft Magdeburg heftiger als erwartet – Krankenhaus evakuiert
In Magdeburg steigt das Hochwasser der Elbe deutlich schneller und vermutlich höher als erwartet. Aktuelle Prognosen gingen davon aus, dass ein Höchststand von 7,30 Metern erreicht werden könnte, teilte Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD). Bislang waren für Sonntag 7,20 Meter erwartet worden. Am Freitagvormittag zeigte laut Trümper in Magdeburg ein Pegel 7,11 Meter, 6,90 Meter waren vorhergesagt. Der Hochwasserscheitel werde voraussichtlich fünf Tage anhalten. Diese Zeit durchzuhalten, sei die Herausforderung, sagte der Oberbürgermeister.
Binnen der kommenden 48 Stunden sollen mehrere Hundert Pflegebedürftige und Kranke aus den ostelbischen Pfeifferschen Stiftungen in Sicherheit gebracht werden. Sie würden in andere Häuser verlegt. Die mehr als 20 000 Magdeburger, die östlich der Elbe wohnen, seien noch nicht dazu aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen, sagte Trümper.
Um ein Überlaufen eines Deiches am Umflutkanal in Höhe des Ortsteils Pechau zu verhindern, werde er derzeit erhöht und verstärkt. Trümper sagte, es seien für Magdeburg 2000 zusätzliche Bundeswehrsoldaten angefordert worden.
11:15 Uhr: Landkreis Lüchow hat ausreichend Hochwasser-Helfer
Alle packen mit an: Über zu wenig Helfer gegen das erwartete Elb-Hochwasser kann sich der Landkreis Lüchow-Dannenberg nicht beklagen. Weil so viele Menschen freiwillig mitanpacken, seien derzeit keine weiteren Helfer nötig, teilte der Kreis am Freitag sogar mit. Genaue Zahlen, wie viele Helfer dort bislang im Einsatz sind, konnte eine Sprecherin zunächst aber nicht sagen.
11:07 Uhr: Pegel bei Lauenburg weniger stark gestiegen als vorhergesagt
Der Pegel der Elbe bei Lauenburg ist weniger stark gestiegen als erwartet. Am Freitagmorgen lag der Wasserstand am Pegel Hohnstorf mit 6,35 Metern 20 Zentimeter unter dem für diesen Zeitpunkt (6.00 Uhr) vorhergesagten Wert. Normalerweise beträgt der Wasserstand dort rund 4,80 Meter.
Bereits am Donnerstag hatte die Hochwasservorhersagezentrale in Magdeburg ihre Prognosen für die nächsten Tage nach unten korrigiert. Der Krisenstab in Lauenburg hatte deshalb die ursprünglich für Freitag geplante Evakuierung der Lauenburger Altstadt ausgesetzt. Die Einsatzkräfte der Bundeswehr und des Technischen Hilfswerkes seien inzwischen abgezogen worden, sagte der Pressesprecher des Krisenstabes, Karsten Steffen, am Freitag.
Grafik zum Großklicken
Die historische Altstadt von Lauenburg sei gesichert, an den neuralgischen Punkten seien Sandsackbarrieren erreichten worden, sagte Steffen. „Jetzt hoffen alle, dass sich die Prognosen nicht wieder verschlechtern. Es herrscht gespannte Erwartung“, sagte Steffen. Die Hochwasservorhersagezentrale hatte ihre Prognosen immer wieder korrigiert. Mitte der Woche war noch für kommenden Montag von einem Pegelstand von zehn Metern ausgegangen worden. Damit wäre die Hochwassermarke von 9,22 Metern aus dem Januar 2011 um fast 80 Zentimeter überschritten worden.
11.03 Uhr: Lieberknecht beschwört Solidarität für Flutopfer
Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht hat die EU, den Bund und die anderen Bundesländer eindringlich zur Hilfe für die vom Hochwasser betroffenen Regionen aufgerufen. Für die Beseitigung der Schäden würden erhebliche Geldmittel benötigt, sagte die CDU-Politikerin am Freitag im Bundesrat in Berlin. Das Geld müsse von der EU kommen, aber auch der Bund und die Länder seien zu Wiederaufbauhilfen aufgefordert. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte den Hochwasser-Opfern bereits am Vortag Sofort-Hilfe über die bisher zugesagten 100 Millionen Euro angekündigt.
Der Chef der sachsen-anhaltischen Staatskanzlei, Rainer Robra, sagte im Bundesrat, aktuell liege der Wasserstand der Elbe in Magdeburg schon 30 Zentimeter über dem Rekordstand von 2002: „Wir hoffen und beten, dass sie einigermaßen im Flussbett bleibt.“ Er fügte hinzu: „Schon jetzt steht fest, die Hochwasserkatastrophe ist eine nationale Katastrophe.“ Auch er appellierte an die Solidarität von EU, Bund und Ländern: „Wir brauchen einen Wiederaufbaupakt, wie wir ihn 2002 aufstellen konnten.“
10:23 Uhr: Wasser in Bayern sinkt weiter – noch 41 von 239 Pegeln melden Hochwasser
Langsam aber sicher zieht sich das Hochwasser im Freistaat zurück und die Pegelstände fallen. Wie der Hochwassernachrichtendienst (HND) am Freitag meldete, registrierten noch 41 von 239 bayerischen Pegeln Hochwasser. Vor allem auf der Donau von Straubing bis Passau bleibt es bei Meldestufe 4.
In Deggendorf ist die Lage weiterhin kritisch. Das Wasser stand am Freitagmorgen bei 7,60 Meter und durchweichte Dämme drohten zu brechen. In Passau meldete die Stadt leicht zurückgehendes Wasser. Der Donaupegel betrug am Freitagmorgen 9,37 Meter. Nicht mehr überflutete Häuser werden bereits wieder ans Stromnetz angeschlossen.
Dem Deutschen Wetterdienst zufolge steigt am Freitagnachmittag die Neigung zu Schauern und Gewittern. Dabei seien auch am Wochenende vor allem an den Mittelgebirgen und am Alpenrand Starkregen und stürmische Böen möglich. Wegen dieser zu erwarteten Niederschläge geht der HND davon aus, dass am Montag die Pegelstände in den betroffenen Oberläufen wieder leicht steigen und Felder und Wiesen überflutet werden können.
10:18 Uhr: Wucht des Elbe-Hochwassers trifft Magdeburg
Die Wucht des Elbe-Hochwassers hat am Freitag nunmehr auch Magdeburg spürbar getroffen. In der Nacht sei der Höchststand der verheerenden Flut von 2002 am Pegel der Strombrücke überstiegen worden, teilte die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts mit. Zwischen 5.00 und 6.00 Uhr habe die Elbe die Marke von sieben Metern erreicht, die Tendenz sei steigend. Mindestens eine Straße im tiefer gelegenen Süden sei überspült.
Bei der Flut 2002 waren als Höchststand an der Strombrücke in der Mitte des Stadtgebietes 6,72 Meter gemessen worden. Bislang wird damit gerechnet, dass die Elbe in Magdeburg am Sonntag einen Rekord-Pegelstand von 7,20 Meter erreichen könnte. An neuralgischen Stellen wurden in den vergangenen Tagen Sandsackwälle errichtet und Deiche verstärkt. Zu Sicherung der Ufer liegen zusätzlich fast eine Million Sandsäcke bereit oder werden noch angeliefert.
Verschärfend kommt gegenüber der Flut im August 2002 hinzu, dass diesmal auch die Saale als Elbe-Zufluss extremes Hochwasser führt. In deren Bereich sinken die Pegel leicht, jedoch ist die Lage dort wie auch in Dessau-Roßlau und Bitterfeld-Wolfen weiter angespannt.
10:05 Uhr: Dortmund spendet mindestens 100.000 Euro für Flutopfer
Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund will für die Opfer der Hochwasserkatastrophe in Ost- und Süddeutschland mindestens 100.000 Euro spenden. Laut Vereinsangaben von Freitag werden der BVB und seine Stiftung „leuchte auf“ einen Großteil der Eintrittsgelder vom Saison-Eröffnungsspiel am 6. Juli der Kinderhilfsorganisation „Ein Herz für Kinder“ überreichen.
09:50 Uhr: Behinderungen im Bahnverkehr durch Hochwasser
Auf der Strecke zwischen Hamburg und Berlin muss mit 30 bis 45 Minuten Verspätung gerechnet werden. Ebenfalls betroffen sind ebenfalls Züge die über Berlin nach München fahren.
09.29 Uhr: Teile von Bitterfeld und Mulde-Ort werden evakuiert
Teile von Bitterfeld und der nahen Gemeinde Muldestausee werden evakuiert. Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld forderte Tausende Menschen am Freitag auf, sofort ihre Häuser zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. In dem Gebiet leben 10 000 Bewohner.
Wegen Sicherungsmaßnahmen am Lober-Leine-Kanal am Seelhausener See erhöhe sich die Gefahr eines Wassereinbruchs in den Goitzschesee. Wenn Wassermassen unkontrolliert in den See laufen, könnten Teile von Bitterfeld überflutet werden. Betroffen von dem Aufruf sind die Bewohner in Bitterfeld östlich der Bahnlinie und in Friedersdorf. Von den Tausenden Bewohnern dort haben nach Angaben des Landkreises schon viele die Gefahrenzone verlassen.
08:58 Uhr: Teile Hitzackers werden bis Sonntagmittag evakuiert
Die auf einer Insel gelegene Altstadt Hitzackers in Niedersachsen wird bis Sonntag evakuiert. Dies sagte ein Sprecher des Kreises Lüchow-Dannenberg am Freitag. „Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme. Ab einem bestimmten Pegel muss der Landkreis handeln.“ Der Kreis gehe von einem Pegelstand der Elbe von 8,15 Metern statt der bisher von der Hochwasserzentrale in Magdeburg angenommenen 7,65 Meter aus. Bereits am Freitag sei die Insel für den Autoverkehr gesperrt. Ab Sonnabend gebe es ein „Betretungsverbot für Fremde“. Betroffen sind von der Evakuierung rund 250 Menschen. Die Altstadtinsel ist von Nebengewässern der Elbe komplett umschlossen.
08:45 Uhr Deiche in Brandenburg halten, aber Hochwasser steigt und steigt
Die Situation in den Brandenburger Hochwassergebieten bleibt dramatisch. Die vom Süden her kommenden Wassermassen haben in der Nacht zum Freitag die Deiche stark belastet. Kritisch ist die Lage nach Angaben der Koordinierungsstelle Katastrophenschutz vor allem in Mühlberg an der Elbe. Dort stieg das Wasser in der Nacht bis auf 9,88 Meter. Am Freitagmittag soll der Höchststand erreicht werden. Stündlich nimmt der Wasserstand um knapp einen Zentimeter zu. „Die Lage ist ganz, ganz schwierig“, sagte Wolfgang Brandt von der Koordinierungsstelle am Freitagmorgen.
Angelegt sind die Deiche in der Stadt auf zehn Meter Wasserhöhe, 2002 stieg das Hochwasser auf 9,98 Meter. Die 2100 Einwohner, die die Stadt freiwillig verlassen sollten, sind bisher zu großen Teilen geblieben. Das größte Problem ist laut der Koordinierungsstelle nicht die Höhe des Wasserstandes, sondern die Dauer des Hochwassers. Brandt rechnet damit, dass es noch etwa eine Woche lang Druck auf die Deiche ausüben wird.
08:42 Uhr Kommunen verlangen schärfere Vorgaben zum Hochwasserschutz
Angesichts der Flutkatastrophe prangert der Deutsche Städte- und Gemeindebund Versäumnisse beim Hochwasserschutz an. „Einige der notwendigen Deichbauten haben sich in den letzten Jahren verzögert, weil etwa Bürgerinitiativen gegen diese Vorhaben gekämpft haben“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der „Passauer Neuen Presse“ vom Freitag. Dem Hochwasserschutz müsse im Zweifel Vorrang vor dem Naturschutz eingeräumt werden, betonte er.
„Wir haben jetzt schon die zweite Jahrhundertflut innerhalb weniger Jahre. Schon in naher Zukunft werden wir möglicherweise wieder mit vergleichbaren Flutkatastrophen zu kämpfen haben“, erklärte Landsberg. „Deshalb brauchen wir notfalls auch schärfere gesetzliche Vorgaben für den Hochwasserschutz.“ Der Bund und auch die Länder müssten ihre Investitionen für den Deichbau weiter verstärken.
Nach den Worten Landsbergs muss zudem dem Wasser mehr Raum gegeben werden: „Nach wie vor sind zusätzliche Überflutungsflächen erforderlich.“ Auch müsse die grenzüberschreitende Zusammenarbeit gestärkt werden. Planverfahren zum Hochwasserschutz müssten vorrangig behandelt und die Umsetzung beschleunigt werden.
Zu den nötigen Finanzhilfen für die Flutopfer erklärte Landsberg, dass sich das Ausmaß erst in einigen Wochen beziffern lasse: „Es zeichnet sich ab, dass die Schäden gewaltig sein werden.“ Die ersten 100 Millionen Euro Soforthilfen des Bundes seien gut, sollten aber im Hinblick auf das zu erwartende Ausmaß der Schäden aufgestockt werden. „Auch die Europäische Union ist gefordert.“
08:02 Uhr: Günstigere Hochwasserprognosen: Einsatzkräfte warten an den Deichen
Die Lage in den hochwassergefährdeten Gebieten an der Elbe hat sich leicht entspannt. Im Landkreis Lüneburg waren in der Nacht zum Freitag erneut Hunderte Helfer im Schichtdienst im Einsatz. Nun hätten aber fast alle Deiche die erforderliche Höhe. „Jetzt heißt es, den Status Quo zu halten und die weitere Entwicklung abzuwarten“, sagte Sigrid Ruth vom Einsatzstab des Landkreises am Freitag. Bereits eine halbe Million Sandsäcke seien im Kreis Lüneburg gefüllt worden.
Voraussichtlich Dienstag wird die Elbeflut in Niedersachsen ihren Höchststand erreichen. Nachdem die Prognosen zur Wasserhöhe mehrfach nach unten korrigiert wurden, hoffen die Anrainer der Elbe, dass sie verschont bleiben. „Es ist zwar nun ein wenig Entspannung, aber wir fahren nicht nach Hause“, sagte Ruth.
06:52 Uhr: Hochwasser-Situation in Deggendorf weiter kritisch – A92 geöffnet
Die Lage im vom Hochwasser schwer betroffenen Deggendorf ist weiterhin kritisch. Wie ein Sprecher des Landratsamtes am Freitag sagte, liege der Pegelstand momentan bei rund 7,60 Meter. „Wir hoffen, dass nichts mehr passiert. Es besteht aber immer noch die Gefahr, dass durchweichte Dämme brechen.“ Leichte Entspannung gibt es auf den Straßen: Die Autobahn 92 bei Deggendorf ist seit 6 Uhr wieder geöffnet, wie ein Sprecher der Polizei sagte. Die A3 sei hingegen im Hochwassergebiet weiter gesperrt.
06:06 Uhr: Hochwasser behindert Fernzüge der Deutschen Bahn
Wegen der Sperrung von Gleisen im Bereich Pratau/Lutherstadt Wittenberg müssen sich Bahnkunden am Freitag auf Behinderungen einstellen. Wie die Deutsche Bahn mitteilte, fahren Fernzüge von Berlin und Magdeburg nach Leipzig eine alternative Route über Dessau. Der Halt in Lutherstadt Wittenberg entfällt. Die Fahrt dauert fast eine Stunde länger. Betroffen sind die ICE/IC-Linien Hamburg-Berlin-Leipzig/Halle(Saale)-Jena-Nürnberg-München. Alle Züge halten zusätzlich in Bitterfeld.
Auf der Strecke von Magdeburg nach Leipzig muss ebenfalls mit Verzögerungen gerechnet werden. Hier entfallen die Haltestellen Köthen, Halle Hauptbahnhof und Leipzig-Flughafen. Auch diese Züge fahren über Dessau.
04:45 Uhr: Spezielles Sirenensignal soll vor Deichbrüchen warnen
Warnung vor dem Hochwasser: Um die Menschen rechtzeitig vor möglichen Überschwemmungen zu warnen, will der Landkreis Lüchow-Dannenberg ein spezielles Sirenensignal für Katastrophenfälle einsetzen. Das Signal dauert eine Minute und würde bei einem Deichbruch ertönen, wie der Landkreis mitteilte. Ertönt die Sirene, sollten die Anwohner Radio oder Fernsehen einschalten, um weitere Informationen zu erhalten. Die Notrufe 110 und 112 sollten aber nicht für Rückfragen genutzt werden, nur für echte Notfälle.
03:31 Uhr: Menschen an der Elbe in Niedersachsen hoffen wieder
Nachdem die Prognosen für die höchsten Pegelstände zwei Tage in Folge nach unten korrigiert wurden, setzen jetzt viele Anwohner darauf, dass es für sie diesmal doch nicht so schlimm kommt wie bisher befürchtet.
In der besonders bedrohten Kleinstadt Hitzacker sollten die rund 250 Bewohner der Altstadtinsel eigentlich schon am Freitag ihre Häuser verlassen. Nun wird frühestens am Sonntag evakuiert. „Vielleicht werden wir auch ganz verschont“, sagte ein Sprecher der Stadt. Für Hitzacker wurde zuletzt nur noch ein Höchststand der Elbe von 7,65 Metern vorhergesagt. Das wäre knapp weniger als die bisherige Höchstmarke von 7,70 Meter. Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) geht davon aus, dass in Hitzacker die Maßnahmen zum Hochwasserschutz reichen werden.
Außerdem könnte der Scheitelpunkt der Elbe in Niedersachsen eventuell schon Mitte der Woche überschritten sein, sagte ein Sprecher des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz.
„Die Lage ist noch entspannt“, sagte ein Polizeisprecher in Lüneburg am frühen Freitagmorgen. Die Vorbereitungen auf die Elbeflut laufen aber weiter.
Für Schnackenburg und Neu Darchau wird weiter erwartet, dass das Wasser die bisherigen Rekordmarken knacken wird. Sollte es länger anhalten, besteht zudem die Gefahr, dass die Deiche durchweichen.
02:58 Uhr: Mittlerweile drei Tote in Hochwasserregion – Lage weiter angespannt
Im Kampf gegen das Hochwasser in Sachsen-Anhalt sind mitterweile drei Menschen ums Leben gekommen. Ein 74 Jahre alter freiwilliger Helfer wurde am Donnerstagabend in Wittenberg von einem Radlader erfasst, wie die Polizei mitteilte. Bereits im Laufe des Tages und am Mittwoch waren zwei Menschen bei Hilfsaktionen kollabiert. Unterdessen blieb die Lage weiter angespannt – während der Pegelstand der Saale in Halle sank, schwoll die Elbe weiter an.
Der 74 Jahre alte Mann sei auf einem Moped unterwegs gewesen, um sich ein Bild von der Lage in der bedrohten Region zu machen. An der Einfahrt eines ehemaligen Sportplatzes, der derzeit als Hubschrauberlandeplatz für den Sandsäcketransport genutzt wird, sei er mit der Baumaschine zusammengestoßen, teilte die Polzei mit. Er starb noch an der Unfallstelle. Der 54 Jahre alte Radladerfahrer sei beim Sandsäcketransport im Einsatz gewesen.
Bereits am Mittwoch war eine Frau in Aderstedt kollabiert und gestorben, als sie vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht werden sollte. Beim Sandsack-Füllen war am Donnerstag in Barby (Salzlandkreis) zudem ein 1950 geborener Helfer zusammengebrochen und gestorben.
Die Lage in den vom Hochwasser bedrohten Gebieten blieb unterdessen auch in der Nacht angespannt. In Halle sank der Pegelstand der Saale weiter auf 7,54 Meter, wie der Krisenstab der Landesregierung mitteilte. Vor allem am Gimritzer Damm sei die Situation aber nach wie vor bedenklich.
Im Landkreis Jerichower Land sei die Elbe „unerwartet stark“ angestiegen, sagte eine Sprecherin. In der Ortschaft Burg seien Gebiete zum Sperrgebiet ausgerufen worden. Auch bei Bitterfeld steige der Pegelstand der Elbe.
Im Bereich Aken wurde der erwartete Höchststand für Samstag von der Hochwasservorhersagezentrale auf 7,55 Meter nach unten korrigiert. Die Wassermassen würden damit unter dem Pegelstand der Flut von 2002 bleiben – damals betrug der Höchststand 7,66 Meter. In Barby (Salzlandkreis) erreichte der Fluss einen Pegelstand von 7,20 Metern.
In Jessen (Landkreis Wittenberg) will die Bundeswehr am Freitagmorgen eine Deichbruchstelle aus der Luft absichern. Aus Hubschraubern sollten Sandsäcke abgeworfen werden.
Landesweit sind nach Angaben des Innenministeriums mittlerweile mehr als 3900 Menschen in Sicherheit gebracht worden. Auch in der Nacht waren etliche der insgesamt rund 5400 Rettungskräfte im Einsatz.
02:51 Uhr: Druck auf die Deiche wird immer größer – Schwarze Elster randvoll
Angespanntes Warten in den Hochwassergebieten Brandenburgs: In Mühlberg (Elbe-Elster) wird am (heutigen) Freitag die Scheitelwelle der Elbeflut erwartet. Die Verantwortlichen bewerten die Situation als äußerst kritisch, wagen keine Prognose. Innenminister Dietmar Woidke (SPD) will erneut vor Ort sein – den dritten Tag in Folge. „Derzeit haben wir landesweit die schwierigste Situation in Mühlberg“, so sein Sprecher Ingo Decker.
„Es wird zur Sicherung von Mühlberg Glück gehören“, so Woidke bei seinem Besuch am Donnerstag. Gemeinsam mit der Bundeswehr und den Verantwortlichen von Stadt und Kreis beriet er die Situation, verschaffte sich aus der Luft einen Überblick. Der Wasserstand sei sehr hoch, die Schwarze Elbe randvoll – und nicht alle Deiche in einem guten Zustand, hieß es.
Rund um die Uhr sind 600 Einsatzkräfte tätig. Seit Mittwoch gilt die höchste Warnstufe 4 und Katastrophenalarm. In der Nacht zum Freitag lag der Wasserstand der Elbe gegen 02.00 Uhr bei 9,86 Meter. Das ist gut dreimal höher als normal. Bei der Jahrhundertflut 2002 war der Fluss auf 9,98 Meter gestiegen. „Das wird ganz knapp“, sagte ein Sprecher des Innenministeriums.
Ein Pflegeheim in der Altstadt wurde bereits evakuiert, die Senioren kamen in Tröbitz (Kreis Elbe-Elster) unter. Rund 2100 weitere Anwohner sind aufgefordert, freiwillig ihre Wohnungen zu verlassen. Laut Polizei folgten dem aber zunächst keine 100 Menschen.
Auch im Landkreis Prignitz steigt die Anspannung. Hunderte Helfer sichern die Dämme. Noch nicht sanierte Deiche werden aufgefüllt beziehungsweise erhöht. Laut Innenministerium wird ein erster Höchststand der Elbe am Samstag mit 7,91 Meter erwartet. Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) hatte am Donnerstagabend den Kreis besucht. „Wir gehen von dem Schlimmsten aus – hoffen aber, dass es nicht eintrifft“, sagte er.