23.000 Magdeburger müssen ihre Häuser verlassen, auch im Norden wird evakuiert. Nun drohen auch noch Unbekannte mit Anschlägen auf Deiche. Bundespräsident Gauck hat derweil den Einsatz Tausender Rettungskräfte gelobt.

Der abendblatt.de-Liveticker informiert sie über die aktuellen Entwicklungen des Jahrhundert-Hochwassers:

21:35 Uhr: Elbe-Wasserstand erreicht Rekordwerte – Hitzacker-Altstadt evakuiert

Der Hochwasser-Scheitel der Elbe kommt Niedersachsen immer näher. In Schnackenburg und Hitzacker wurden schon am Sonntag neue Rekordwerte erreicht. Wegen der am Wochenende rasant gestiegenen Pegelstände wurde die von Elbe und Jeetzel umflossene Altstadtinsel von Hitzacker bis Sonntagabend evakuiert, gegen 20 Uhr hatten die rund 280 Anwohner ihre Häuser verlassen. Größere Überschwemmungen oder Deichbrüche gab es in den betroffenen Landkreisen Lüchow-Dannenberg und Lüneburg bisher nicht. Am Montag wird Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) an Ort und Stelle erwartet.

In Hitzacker wurde am Abend (21.15 Uhr) ein Pegelstand von 7,83 Metern gemessen. Der bisherige Rekord war im Januar 2011 mit 7,70 Metern erreicht worden. Der Bürgermeister der Samtgemeinde Elbtalaue, Jürgen Meyer, betonte im NDR, dass es sich bei der Evakuierung von Hitzacker um eine reine Vorsorgemaßnahme handele. Er schätze die Lage nicht als gefährlich ein. Die zuletzt mit mobilen Elementen erhöhte Schutzmauer kann den Angaben zufolge 9 Metern standhalten. Doch ausgeschlossen werden könne nicht, dass Treibgut die Mauer beschädigt.

Ausschlaggebend für die Evakuierung sei der rasante Anstieg der Elbe in der Nacht zum Sonntag gewesen. Im flussabwärts gelegenen Lauenburg (Schleswig-Holstein) mussten die Menschen am Sonntag ebenso die Altstadt verlassen. Auch in Schnackenburg an der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt führte die Elbe am Sonntagabend so viel Wasser wie nie. Mit 7,76 Metern (21.15 Uhr) wurde der Höchststand aus dem Jahr 2002 (7,51 Meter) übertroffen.

Wann und in welcher Höhe der Elbe-Scheitel die Gemeinden in Niedersachsen erreicht, ist unklar. Es gab unterschiedliche Prognosen, die auf die außergewöhnliche hydrologische Lage zurückgeführt wurden: Während der Katastrophenschutzstab des Landkreises für Hitzacker 8,20 Meter in der Nacht zum Dienstag erwartet, rechnet das Wasser- und Schifffahrtsamt Magdeburg für Donnerstag mit 8,50 Metern.

Nicht nur in Schnackenburg und Hitzacker, auch in anderen Orten entlang der Elbe bereiteten sich tausende Einsatzkräfte und Anwohner auf die erwarteten Rekordwasserstände vor. Für Bleckede und Amt Neuhaus wurde eine Evakuierung nicht mehr ausgeschlossen.

Am Sonntag wurden Handzettel an die Bewohner beider Gemeinden mit Informationen für den Fall der Fälle verteilt, teilte in Lüneburg der Katastrophenschutzstab mit. „Das ist aber völlige Theorie“, sagte ein Sprecher. Die Bevölkerung solle für Konsequenzen für den Fall sensibilisiert werden, dass Deiche brechen oder überschwemmt werden. Sollte in den nächsten Tagen evakuiert werden, könnten über 10.000 Menschen in den Orten betroffen sein. Der Hochwasserscheitel wird dort am Mittwoch erwartet.

Im Kreis Lüchow-Dannenberg wurden wegen der Hochwasserlage weitere Straßen gesperrt. Dort wurden die Menschen aufgerufen, beim Befüllen von Sandsäcken mitzuhelfen. Rund 500 Helfer wurden am Nachmittag im Kieswerk Tramm gezählt, darunter auch Bochumer Feuerwehrleute. „Wir machen das vorsorglich. Wenn Deichwachen Schadstellen entdecken, könnten wir dann nachlegen“, sagte Kreissprecherin Dörte Hinze. Ein Schwerpunkt war Neu Darchau, wo 1600 Einsatzkräfte mit der Sicherung des Deichs beschäftigt waren.

Auch flussabwärts, im Kreis Lüneburg, gingen die Vorbereitungen weiter. Die insgesamt 76 Kilometer langen Elbe-Deiche sollten mit Sandsäcken um 30 Zentimeter erhöht werden, sagte ein Sprecher des Katastrophenschutzstabs. Die Arbeiten sollen am Montag beendet werden.

In Bleckede, Hitzacker und anderen Gemeinden fällt wegen des Hochwassers am Montag an zahlreichen Schulen der Unterricht aus. Die Elbbrücke zwischen Hohnstorf und Lauenburg wurde am Sonntagabend für Autos und Züge gesperrt.

19.45 Uhr: Krisenstab empfiehlt: Wer nicht bleiben muss soll gehen

Angesichts des Rekordhochwassers an der Elbe hat der Ludwigsluster Landrat Rolf Christiansen (SPD) die Menschen in der betroffenen Region Dömitz und Boizenburg zu größter Vorsicht aufgerufen. „Wer nicht in der Region bleiben muss, sollte sich langsam auf den Weg machen“, sagte der Chef des Katastrophenabwehrstabes am Sonntagabend in Dömitz. Christiansen war gemeinsam mit Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) mit einem Bundeswehr-Boot auf die Elbe gefahren und hatte die Deiche sowie die Verstärkungsarbeiten inspiziert. Am Montag soll das Pflegeheim in Dömitz mit rund 50 Bewohnern evakuiert werden.

17.50 Uhr: Elbe-Wasserstand in Hitzacker auf Rekordwert gestiegen

Der Wasserstand der Elbe in Hitzacker hat einen neuen Rekordwert erreicht. Am Sonntagabend wurden laut Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes 7,71 Meter gemessen, ein Zentimeter mehr als der bisherige Höchstwert aus dem Januar 2011. Bis 20 Uhr soll die Altstadt mit 280 Bewohnern evakuiert werden. Wann und in welcher Höhe der Elbe-Scheitel die Stadt erreicht, ist unklar: Während der Katastrophenschutzstab des Landkreises bisher 8,20 Meter in der Nacht zum Dienstag erwartet, rechnet das Magdeburger Wasser- und Schifffahrtsamt für Donnerstag mit 8,50 Metern. Die erhöhte Hochwasserschutzmauer kann den Angaben zufolge 9 Metern standhalten.

17.20 Uhr: Erstmals leicht sinkende Pegel in Magdeburg

Der Höhepunkt der Elbeflut hat Magdeburg möglicherweise passiert. Am späten Sonntagnachmittag sank der Pegel um rund zwei Zentimeter, wie das Landesamt für Hochwasserschutz mitteilte. Für Prognosen sei es aber noch zu früh. Der Leiter des Katastrophenstabes der Stadt, Holger Platz, sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Ich denke, es spricht auch einiges dafür, dass wir jetzt den Scheitel erreicht haben.“ Dies sei aber noch kein Befreiungsschlag. Deiche könnten auch bei sinkenden Pegelständen noch brechen. „Man kann keine Entwarnung geben, noch nicht.“

Die Stadt hatte zuvor entschieden, Stadtteile östlich der Elbe und angrenzende Vororte mit 23 000 Bewohnern räumen zu lassen. Es müsse noch tagelange mit einem hohen Druck auf die aufgeweichten Deiche gerechnet werden, hieß es zur Begründung.

16.30 Uhr: Bewohner der Lauenburger Altstadt müssen ihre Häuser verlassen

In Lauenburg an der Elbe haben die Bewohner der hochwassergefährdeten Unterstadt am Sonntag ihre Häuser verlassen. Einsatzteams aus Polizei, Deutschem Roten Kreuz (DRK) und Seelsorgern gingen von Haus zu Haus, um Hilfe anzubieten. Ältere oder gehbehinderte Bürger wurden mit Pendelbussen zu einer Sporthalle gebracht. Von den 450 betroffenen Bewohnern hätten viele jedoch den gefährdeten Bereich bereits verlassen, sagte der für die Evakuierung zuständige Abschnittsleiter des DRK, Stefan Behrens. Der Krisenstab hatte am Sonnabend beschlossen, die Menschen in Sicherheit zu bringen.

Grund sind die neuen Prognosen der Hochwasservorhersagezentrale Magdeburg, die einen neuen Höchststand des Hochwassers angekündigt hat. Danach soll die Elbe an diesem Donnerstag am Pegel Hohnstorf 10,10 Metern erreichen. „Das wäre fast ein Meter mehr als beim dramatischen Hochwasser 2011“, sagte Lauenburgs Bürgermeister Andreas Thiede (CDU). Auch wenn noch nicht sicher sei, dass dieser Pegelstand tatsächlich erreicht werde, müssten sich Stadt und Bürger auf das Schlimmste vorbereiten. Ab einem Wasserstand von rund neun Metern wird die Elbstraße überflutet. Bei einem Pegelstand von 9,50 Metern muss die Stromversorgung abgeschaltet werden.

„Wir verlassen unser Haus und hoffen, dass es einigermaßen trocken bleibt“, sagte Anwohner Jürgen Grube. „Wir haben den Keller ausgeräumt, aber im Erdgeschoss haben wir nichts hochgestellt. Das Straßenniveau vor unserem Haus liegt bei 9,19 Metern. Wir hoffen, dass die Flut nicht höher steigt“, sagte er.

Rund 75.000 Sandsäcke hatte die Helfer bis Sonntag nach Angaben von Kreissprecher Karsten Steffen in der Lauenburger Altstadt aufgeschichtet. Weitere 35.000 sollten auch noch am Sonntag zum Schutz der östlich der Altstadt gelegenen Palmschleuse eingesetzt werden. Die Schleuse war bei früheren Hochwassern überflutet worden. Inzwischen schützen mobile Flutwände die Schleuse und ein dahinter gelegenes Restaurant.

Wenn die Prognosen eintreffen, könnte das jetzt erwartete Hochwasser das höchste werden, das Lauenburg bislang erlebt hat. 2002 erreichte die Elbe am Pegel Hohnstorf bei Lauenburg einen Höchststand von 8,70 Metern, 2006 stand der Pegel bei 9,12 Metern und 2011 wurden 9,22 Meter erreicht. Nach Angaben des Krisenstabes soll die Elbbrücke im Verlauf der B209 bei Lauenburg wegen des erwarteten Rekordhochwassers von Montagmittag gesperrt werden.

15:58 Uhr: Haseloff: Nehmen Drohung mit Anschlägen auf Deiche sehr ernst

Nach der Drohung mit Anschlägen auf Deiche sind laut Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) die Kontrollen der Deiche und wichtigsten wassertechnischen Anlagen verstärkt worden. „Wir nehmen das sehr ernst, weil solche Drohungen natürlich zu einer katastrophalen Auswirkung führen könnten, wenn wir sie nicht ernst nehmen“, sagte der Regierungschef am Sonntag. Es müsse verhindert werden, dass die eh schon katastrophale Situation noch durch Anschläge verschärft werde. Innenminister Holger Stahlknecht(CDU) sei dabei, den Hintergrund zu ermitteln.

Zu dem am Sonntag gebrochenen Damm bei Barby sagte Haseloff, der Deich sei seit zwei Tagen instabil gewesen. „Wir haben den gestern aus der Luft noch einmal angesehen, da war nichts mehr zu machen“, sagte der Ministerpräsident. Die Sicherheitskräfte hätten zurückgezogen werden müssen, weil die Gefahr bestand, dass der Deich mitten bei den Aufräum- und Sicherheitsarbeiten bricht. Das Problem sei jetzt eher, diese riesige Welle auf Magdeburg zulaufen zu sehen.

15: 35 Uhr: Evakuierung von Hitzacker läuft reibungslos

Die am Sonntagvormittag angelaufene Evakuierung der Altstadt von Hitzacker läuft weitgehend reibungslos. „Es sieht im Moment nicht danach aus, dass es Schwierigkeiten gibt“, sagte der Sprecher der Einsatzkräfte, Mirko Tügel.

Wegen des zuletzt rasant gestiegenen Elbe-Hochwassers müssen die rund 280 Bewohner der von Elbe und Jeetzel umflossenen Altstadtinsel ihre Häuser bis 20.00 verlassen. Mitarbeiter des Ordnungsamtes gingen von Haus zu Haus und forderten die Anwohner auf, sich in Sicherheit zu bringen. Die meisten kamen bei Freunden unter, eine Turnhalle mit Feldbetten blieb zunächst leer.

Die Räumung sei eine reine Vorsichtsmaßnahme, sagte Tügel. Denn die Hochwasserschutzmauer sei zuletzt so erhöht worden, dass sie einem Wasserstand von 9 Metern standhalten könne. Das ist deutlich mehr als der nun zwischen Montagabend und Dienstag mit einer Höhe von 8,20 bis 8,45 Metern erwartete Höchststand. Doch es könne nicht ausgeschlossen werden, dass Treibgut die Mauer beschädigt.

Flussabwärts wurden im Landkreis Lüneburg unterdessen die Deiche erhöht. Rund 1600 Einsatzkräfte waren damit beschäftigt, die Schutzwälle mit Sandsäcken um rund 30 Zentimeter aufzustocken.

+++Hochwasser-Reportage: Von Bleckede nach Hitzacker entlang des Elbufers+++

14:58 Uhr: Magdeburg lässt östliche Stadtteile räumen

Magdeburg lässt Stadtteile mit rund 23.000 Bewohnern östlich der Elbe wegen der Hochwassergefahr räumen. Die Bewohner des Gebiets vom südlichen Stadtrand bis zur Berliner Chaussee seien aufgefordert, ihre Wohnungen zu verlassen, entschied der Katastrophenstab der Stadt am Sonntag. Hintergrund sei, dass der Hochwasserscheitel eine Länge von rund 40 Kilometern habe und mehrere Tage lang gegen die Deiche drücken werde, wie der Krisenstab der Landesregierung weiter mitteilte.

14: 40 Uhr: Bahnverbindung Hannover-Leipzig unterbrochen

Wegen des Elbe-Hochwassers ist die Bahnverbindung Hannover-Leipzig unterbrochen. In der Nacht zum Sonntag wurde in Magdeburg eine Eisenbahnbrücke gesperrt, wie die Bahn mitteilte. Die Passagiere werden nun mit Bussen von Magdeburg nach Biederitz östlich der Elbe gebracht. Die Eisenbahnbrücke bleibe voraussichtlich bis Mitte kommender Woche gesperrt. Reisenden aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen Richtung Leipzig und Dresden wird empfohlen, ab Hannover die IC- und ICE-Züge Richtung Berlin Hauptbahnhof zu nutzen, die über Stendal führen. In Berlin besteht Anschluss nach Leipzig beziehungsweise Dresden.

13: 54 Uhr: Schwere Gewitter können Flüsse und Bächen wieder ansteigen lassen

Einigen Hochwasser-Regionen drohen erneut starke und auch unwetterartige Regenfälle. In einem Gebiet von Thüringen über Sachsen bis zur Lausitz sowie in Bayern könnten bis Montagmorgen innerhalb weniger Stunden örtlich bis zu 50 Liter Regen je Quadratmeter fallen, sagte Meteorologe Christian Herold vom Deutschen Wetterdienst (DWD) am Sonntag in Offenbach. Die Oberläufe kleinerer Flüsse und Bäche könnten wieder anschwellen. In Bayern drohe am Montag dann auch großflächig starker Regen. Am heftigsten wird es nach bisherigen Vorhersagen das Allgäu treffen. Weiter im Norden sollen starke Regenfälle dagegen ausbleiben.

Zwar seien die neuen Niederschläge nicht mit den Mengen der vergangenen Woche zu vergleichen, sagte DWD-Experte Herold. Da sie aber in kurzer Zeit fielen und die Böden mit Wasser gesättigt seien, könnte der starke Regen für erhebliche Probleme sorgen. Am Dienstag werde sich dann auch im Süden ein Hochdruckgebiet durchsetzen.

13: 50 Uhr: Gauck lobt Einsatzbereitschaft

Bundespräsident Joachim Gauck hat den unermüdlichen Einsatz Tausender Rettungskräfte und die Hilfsbereitschaft unzähliger Freiwilliger bei der Bewältigung der Flutkatastrophe an Elbe, Saale und Donau gelobt. Bei einem Besuch der Hochwasserregion Halle am Sonntag rief er die Deutschen zur Solidarität mit den Betroffenen auf. „In Deutschland wird es Menschen geben, die sich von der Hilfsbereitschaft anstecken lassen und ihren Geldbeutel öffnen werden“, zeigte sich Gauck zuversichtlich.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte mit Blick auf die zu erwartenden Schäden, alle 16 Bundesländer und der Bund müssten zusammenrücken. Ein Land allein könne die Folgen nicht stemmen. Auch angesichts des am Sonntag weiter gestiegenen Elbpegels in Magdeburg sagte der Regierungschef von Sachsen-Anhalt: „So viel Wasser habe ich noch nie gesehen.“

12:23 Uhr: Pegel in Magdeburg übersteigt alle Prognosen

Die Landeshauptstadt Magdeburg und der Norden Sachsen-Anhalts stemmen sich gegen die größte Elbe-Flut ihrer Geschichte. Am Sonntagvormittag zeigte die Pegelstation an der Strombrücke in der Mitte des Magdeburger Stadtgebiets die Marke von 7,46 Meter an. Am Vortag waren 7,40 Meter als Höchststand vorhergesagt worden. Bei der verheerenden Flut im August 2002 stand der Rekord-Pegel dort bei 6,72 Meter, der Normalwert beträgt knapp zwei Meter. Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) sprach vom größten Hochwasser in der 1.200-jährigen Geschichte der Stadt.

In der Nacht zum Sonntag hatte die Stadtverwaltung den Ortsteil Rothensee geräumt, zu dem neben einer 2.800 Einwohner zählenden Siedlung auch ein Industriegebiet mit Hafen und ein großes Umspannwerk gehört. Am Sonntag stellten die Verkehrsbetriebe eine weitere Straßenbahnlinie in Richtung Osten aus Sicherheitsgründen ein, weil eine Brücke durch die Wassermassen beschädigt ist. Die Stadtverwaltung zog die Evakuierung von weiteren Gebieten in Erwägung, „um Leib und Leben zu schützen“, wie es hieß. Ab sofort stehen zwei Gymnasien und ein früheres Schulgebäude als Notunterkünfte zur Verfügung. Es wurde eine Quartierbörse für private Angebote eingerichtet.

Nördlich von Magdeburg wie etwa in Landkreis Stendal und in Tangermünde werden ebenfalls Allzeit-Rekorde bei den Pegeln erwartet. Zudem war am Morgen ein Damm an der Saale im Gebiet der Mündung des Flusses in die Elbe gebrochen. Der Krisenstab der Landesregierung rief die noch verbliebenen Einwohner von sieben Orten auf, sich in Sicherheit zu bringen. Bereits am Sonnabend waren in dem Gebiet rund 10.000 Menschen evakuiert worden.

11:13 Uhr: Altstadt von Hitzacker wird evakuiert

Wegen des rasant gestiegenen Wasserstandes der Elbe soll die Altstadt von Hitzacker bis Sonntagabend evakuiert werden. Die rund 280 Bewohner der von Elbe und Jeetzel umflossenen Altstadtinsel sollten ihre Häuser bis 20.00 verlassen, teilte die Stadt Hitzacker am Sonntag mit. Die Hochwasserschutzmauer sei in den vergangenen Tagen so erhöht worden, dass sie einem Wasserstand von 9 Metern standhalten könne, sagte Pressesprecher Mirko Tügel. Das sei zwar mehr als der für Dienstag erwartete Rekord-Höchststand von 8,20 Meter. Doch weil Treibgut aus der Elbe die Mauer beschädigen könne, sollte die Altstadt von Hitzacker vorsichtshalber geräumt werden.

11:08 Uhr: 10.000 Bitterfelder können in ihre Häuser zurück

Erleichterung in der Bitterfeld: 10.000 Menschen aus dem östlichen Teil der Stadt und dem Ort Friedersdorf können in ihre Häuser zurück. Helfern und Soldaten der Bundeswehr ist es gelungen, ein Leck an einem Deich an dem See Goitzsche zu schließen. Es drohe nun keine akute Gefahr mehr, dass Wassermassen aus dem See nach Bitterfeld strömen, teilte der Landkreis Anhalt-Bitterfeld am Sonntag mit.

10:50 Uhr: Freiwillige zum Sandsack-Befüllen im Wendland gesucht

Zur Sicherung der Elbe-Deiche werden im Landkreis Lüchow-Dannenberg wieder Freiwillige gesucht. Wegen der am Samstag angehobenen Prognosen für das Elbe-Hochwasser sollten die Helfer im Kieswerk Tramm Sandsäcke befüllen, teilte der Landkreis am Sonntag in Lüchow mit. „Wir machen das vorsorglich. Wenn Deichwachen Schadstellen entdecken, könnten wir dann nachlegen“, sagte Sprecherin Dörte Hinze. Die Verstärkung der 25 Kilometer langen Elbe-Deiche im Landkreis sei am Samstag beendet worden. An einigen Stellen seien die Deiche mit Sandsäcken um bis zu einen Meter erhöht worden.

Für Schnackenburg an der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt wird in den kommenden Tagen ein Pegelstand von rund 8,20 Metern erwartet. Am Sonntag (10.00 Uhr) wurden 7,56 Meter gemessen. Der langjährige Mittelwert liegt dort bei 2,87 Meter, um diese Jahreszeit eher noch darunter.

10:20 Uhr: Bundespräsident Gauck bei Gottesdienst in Hochwassergebiet

Mit dem Besuch eines Gottesdienstes hat Bundespräsident Joachim Gauck am Sonntag in Sachsen-Anhalt seinen Aufenthalt in ostdeutschen Hochwassergebieten gestartet. „Man kann sich nicht vorstellen, was da alles zu bewältigen ist“, sagte Gauck mit Blick auf die Flutkatastrophe und deren Folgen bei seiner Ankunft in Halle. In der Marktkirche in Halle gedachten Hunderte Menschen der Opfer der Flutkatastrophe in Deutschland, die ihr Leben, ihr Hab und Gut und ihre Existenz verloren haben. Gauck will auch mit Helfern der Flutkatastrophe an der Saale sprechen und eine überflutete Kita besuchen. Anschließend will er ins sächsische Meißen weiterfahren.

10:17 Uhr: Deichüberwachung nach Drohung mit Anschlägen verstärkt

Nach einer Drohung mit Anschlägen auf Deiche hat Sachsen-Anhalt die Überwachung der Anlagen aus der Luft und vom Boden aus verstärkt. Dies sagte Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) am Sonntag. Es werde alles Erforderliche getan, die Bürger sollten weiterhin die Ruhe bewahren. „Wir nehmen das Bekennerschreiben ernst“, sagte der Minister. Kein Deich sei unbewacht. Das Papier sei mehreren Medien übermittelt worden und mit „Germanophobe Flutbrigade“ unterzeichnet.

9:34 Uhr: Pegel im Kreis Ludwigslust-Parchim steigen weiter

Die Pegel der Elbe bei Dömitz und Boitzenburg im Landkreis Ludwigslust-Parchim sind auch am Sonntag weiter angestiegen. Dömitz meldete 6,52 um 6.00 Uhr, Boizenburg 5,58 Meter. Nach den Prognosen der Hochwasservorhersagezentrale Magdeburg sind am Mittwoch und Donnerstag Rekord-Höchststände mit 7,60 und 7,80 Meter zu erwarten. Seit dem späten Sonnabend stocken die Einsatzkräfte mit Sandsäcken die Deiche deshalb um 30 Zentimeter auf. Die Deiche seien auf Hochwasserstände von 6,80 Meter ausgelegt, „noch einen Meter bis zu Deichkrone und dann ist Ende“, sagte der Sprecher des Krisenstabes, Andreas Bonin.

Die Bundeswehr sei mit knapp 1000 Soldaten im Einsatz, der Landkreis habe weitere 700 angefordert. Das Technische Hilfswerk stelle 700 Kräfte. Der Landkreis bereite außerdem Evakuierungsmaßnahmen vor, besonders für Alten- und Pflegeheime in den betroffenen Gebieten.

9:30 Uhr: Pegelstände der Elbe in Niedersachsen steigen weiter

Die Pegelstände der Elbe haben sich in Niedersachsen weiter den erwarteten Rekordwerten angenähert. In Hitzacker wurden am Sonntagmorgen 7,35 Meter gemessen, in Neu Darchau waren es 6,93 Meter. Bis Mitte der Woche sollen die Pegelstände nach Berechnungen der Hochwasserzentrale in Magdeburg auf 8,45 Meter in Hitzacker und 8,40 Meter in Neu Darchau steigen. Das wären bis zu einem Meter mehr als bei den bisherigen Rekordhochwassern von 2001, 2006 und 2011. Weil die Prognosen am Sonnabend erhöht wurden, werden die Elbdeiche weiter mit Sandsäcken erhöht. In den Kreisen Lüneburg und Lüchow-Dannenberg herrscht seit einigen Tagen Katastrophenalarm.

9:20 Uhr: Bewohner der Lauenburger Altstadt müssen ihre Häuser verlassen

In Lauenburg an der Elbe müssen viele Bewohner der Unterstadt ihre Häuser verlassen. Die Evakuierung soll am Mittag beginnen, sagte ein Sprecher des Krisenstabes am Sonntag. Die gefährdeten Bereiche müssten bis Montag, 9.00 Uhr geräumt sein, heißt es in einer Anordnung des Landrates, die im Internet veröffentlicht wurde. Grund sind die neuen Prognosen der Hochwasservorhersagezentrale Magdeburg. Danach soll die Elbe an diesem Donnerstag am Pegel Hohnstorf bei Lauenburg einen Höchststand von 10,10 Metern erreichen. Dann stünden die tief gelegenen Teile der Stadt mehr als einen Meter hoch unter Wasser. Höchster bislang gemessener Wasserstand in Hohnstorf war 9,88 Meter.

8:30 Uhr: Mecklenburg-Vorpommern bereitet sich fieberhaft auf Hochwasser vor

Nach den jüngsten Prognosen für Dömitz und Boizenburg mit Wasserständen der Elbe bis knapp unter die Deichkrone bereitet sich der Landkreis Ludwigslust-Parchim fieberhaft auf die Flutwelle vor. Die Annahme der Hochwasservorhersagezentrale Magdeburg ist für Dömitz am 12. Juni 7,60 Meter, für Boizenburg einen Tag später 7,80 Meter, schilderte Sprecher Andreas Bonin am späten Sonnabend. In einer kurzen, intensiven Sitzung beschloss der Krisenstab in Abstimmung mit den angrenzenden Kreisen die sofortige Erhöhung der Deiche um 30 Zentimeter mit Sandsäcken.

Die Deiche seien auf Hochwasserstände von 6,80 Meter ausgelegt, „noch einen Meter bis zu Deichkrone und dann ist Ende“, sagte Bonin. Alle bereits gefüllten Sandsäcke sollen auf die Deiche geschichtet werden. Die Bundeswehr sei mit knapp 1000 Soldaten im Einsatz, der Landkreis habe weitere 700 angefordert. Das Technische Hilfswerk stelle 700 Kräfte.

Landrat Christiansen habe sich in einem Pressestatement froh gezeigt, dass in der relativ langen Vorlaufzeit seit Mitte vergangener Woche alle kritischen Plätze schon gut gesichert worden seien. Bei aller Verantwortung staatlicher Stellen müsse aber jeder in der Hochwasserregion auch selbst rechtzeitig Vorkehrungen treffen, falls die Deiche doch nicht halten sollten.

8:20 Uhr: Damm am Zusammenfluss von Saale und Elbe gebrochen

Der umkämpfte Damm am Zusammenfluss von Saale und Elbe ist am Sonntag gebrochen. Dies teilte der Krisenstab der Landesregierung von Sachsen-Anhalt mit. Er rief rund 150 verbliebene Menschen im Raum Groß Rosenburg, Breitenhagen, Lödderitz und Sachsendorf auf, sofort in höhere Gebiete zu flüchten. Betroffen von der Räumung ist ein Gebiet von mehreren Quadratkilometern an der Mündung der Saale in die Elbe südlich von Magdeburg. Dort waren am Wochenende die Hochwasser-Scheitel beider Flüsse zusammengeprallt, was Prognosen extrem erschwert hatte. Die Bruchstelle befindet sich zwischen Klein Rosenburg und dem Schöpfwerk Breitenhagen.

Entspannung am Sonnabend

von Carolin George

Trotz der wechselnden Prognosen der Hochwasservorhersagezentrale und erneut höher vorgesagten Pegeln haben viele Menschen an der Elbe einen entspannten Sonnabend verbracht. Zwar revidierte der Katastrophenschutzstab des Landkreises Lüneburg am Abend die Einschätzung des Vortags, die Deiche würden hoch genug sein und ließ auch die freiwilligen Helfer erneut anrücken, um die Schutzwälle mit Sandsäcken weiter zu erhöhen.

Am Tage war von der drohenden Gefahr jedoch vielerorts kaum etwas zu spüren. "Wir bleiben ungerührt stehen", sagte Willy Gronwald am Nachmittag auf einem privaten Wohnmobilstellplatz nahe Hitzacker. Rad fahren, Urlaub machen möchten er und seine Partnerin Waltraut Janke, die aus Kiel an die Elbe gefahren sind – trotz der Hochwassermeldungen. Wollen sie denn nicht abreisen? "Nein", sagt Waltraut Janke, auch wenn der Teich vor ihrem Campingwagen am Tag zuvor noch nicht dagewesen ist. "Vielleicht schieben wir unseren Wohnwagen später ein Stück weiter nach hinten aufs Grundstück, das liegt höher." Grundstücksbesitzer Holger Lahmann hält die Nachrichten ohnehin für "Panikmache". Er selbst hat an diesem Nachmittag noch 1,20 Meter Luft, bis sein Garten voll läuft – dass das passiert, "glaube ich nicht". Durch die Sonne verdunste viel Wasser, die Böden würden viel aufnehmen: "Ich bin ganz gelassen."

Gegenüber am anderen Elbufer wird gerade ein neues Haus hinterm Deich gebaut, ein Bauer mäht sein Feld. Übliche Beschäftigkeit an einem Sonnabendnachmittag – während für die historischen Altstädte von Lauenburg und Hitzacker die zwischenzeitlich abgesagten Evakuierungen doch wieder näher rücken.

Bianca Ehrhardt aus der Nähe von Stelle kennt die Elbe bei Neu Darchau seit 36 Jahren, so lange kommt sie schon mit Großeltern und Eltern auf den Campingplatz. Kein Deich schützt Klein Kühren, der Blick übers Elbvorland direkt auf den Fluss macht den Reiz des Platzes "Zum Göpel" aus. Doch seit diesem Sonnabend ist die Wiese für die Gastcamper eine Wasserfläche. "Wir mussten alle Vorreservierungen stornieren", sagt Betreiberin Gabi Baake. "Das ist ein enormer Verlust." Bianca Ehrhardt hat ihren Dauerplatz auf dem erhöhten Bereich des Platzes, sitzt am Nachmittag in der Sonne und liest – mit Blick aufs Hochwasser.

"Wahnsinn, wie schnell es heute gestiegen ist", sagt sie. Neben ihrem Campingwagen liegen haufenweise Sandsäcke zur Reserve. Helfer haben in den Vortragen bereits einen Privatdeich für den Campingplatz gebaut – und Gabi Baake hofft, dass er reicht. "Sonst müssen wir weiter erhöhen", sagt sie und zuckt mit den Schultern. Wenn alles überstanden ist, dann hofft sie, dass die Wiesen schnell trocknen – damit sie zumindest vom Sommerferien-Geschäft noch ein bisschen was hat und der Sommer 2013 für sie nicht komplett wirtschaftlich ins Wasser fällt.

(Mit Material von dpa und epd)