Bundesverteidigungsminister am Donnerstag in Niedersachsen. Bundeskanzlerin besuchte Lauenburg und Hitzacker, um sich ein Bild von der Hochwasserlage zu machen.
Hamburg. Das Hochwasser wälzt sich mit aller Macht durch Ost- und Norddeutschland. Auch wenn Zeichen der Entspannung in Sicht sind, werden die Aufräumarbeiten noch Wochen dauern. Vor allem in Schleswig-Holstein blicken die Menschen gebannt auf die Elbe, bei Lauenburg stieg der Pegel am Mittwoch auf 9,63 Meter und stagniert seitdem. Der Krisenstab in Lauenburg hoffte am Mittwoch, dass der Scheitelpunkt der Flut jetzt erreicht sei.
Die Lage in den Hochwassergebieten Mecklenburg-Vorpommerns bleibt trotz erstmals sinkender Pegelstände kritisch. In Dömitz ging der Wasserstand bis zum Mittwochnachmittag auf 7,11 Meter zurück, nachdem am Abend davor der Höchstwert mit 7,21 Meter registriert worden war. In Boizenburg verharrte die Elbe auf einem Stand von 7,32 Metern. Normal sind in beiden Städten um die zwei Meter.
Die Spitze des Hochwassers hat Sachsen-Anhalt verlassen, trotzdem blieb die Lage in Teilen des Landes dramatisch. Ein Mensch starb am Mittwoch durch das Hochwasser. Bedrohlich waren die Wassermassen auch nach wie vor in Brandenburg. In einigen Gebieten Bayerns führten Unwetter zu einer neuen Hochwasserwelle auf der Donau. In Sachsen entspannt sich die Lage weiter.
+++ Reportage: Menschlichkeit mitten in der Katastrophe +++
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) informierten sich am Mittwochmittag über die Hochwasserlage in Lauenburg. Bei ihrem Kurzbesuch am Mittag in Lauenburg sprach die Kanzlerin allen Helfern ihren Dank und Respekt aus. Im Anschluss an den Besuch reiste Merkel weiter nach Hitzacker in Niedersachsen.
In Hitzacker ist der Pegel seit Dienstagabend nicht mehr gestiegen. Er lag am Mittwochmorgen bei etwa 8,15 Metern. In Bleckede wurde zur selben Zeit ein Wasserstand von 11,93 Metern gemessen.
Der abendblatt.de-Liveticker informiert Sie über die aktuellen Entwicklungen des Jahrhundert-Hochwassers:
+++ Verteidigungsminister besucht Soldaten in Hochwassergebiet +++
20.30 Uhr: Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) wird am Donnerstag in Dannenberg im Hochwassergebiet an der Elbe eingesetzte Soldaten treffen. Er wolle sich ein Bild von der Lage machen und mit Soldaten des Logistikbataillons 141 sprechen, teilte ein Sprecher des Landeskommandos Niedersachsen mit. Derzeit seien insgesamt 2000 Soldaten im Hochwassereinsatz, rund 2900 stünden als Reserve bereit. Die Bundeswehr überwacht in Niedersachsen mit Aufklärungsflugzeugen die Deiche. Am vergangenen Freitag hatte de Maizière Soldaten am Zusammenfluss von Elbe und Saale südlich von Magdeburg bei ihrem Einsatz besucht.
+++ Hochwasserscheitel erreicht Hamburg +++
16:50 Uhr: Der Hochwasserscheitel der Elbe soll Hamburg am Mittwochabend erreichen. „Das Wasser wird mindestens zwei Tage hoch stehen“, sagte der Sprecher der Umweltbehörde, Volker Dumann, am Mittwoch. Für die Hansestadt bestehe aber nach derzeitigem Stand weiterhin keine Gefahr durch das Elbe-Hochwasser.
Im Bereich Altengamme rechnen die Experten mit erhöhten Wasserständen bis zu 6,40 Meter über Normal Null – üblich sind dort 2,70 Meter. „Die Deiche sind dort aber ausgelegt auf 7,70 bis 7,80 Meter über Normal Null“, betonte Dumann. Im Hamburger Hafen seien die Auswirkungen des Elbe-Hochwassers noch geringer – erwartet werden höchstens 40 bis 50 Zentimeter über dem normalen Wasserstand.
Das Wasser der Elbe sei derzeit besonders trüb, berichtete Dumann. „Jetzt ist Dreck drin. Auf dem Weg nach Hamburg ist ganz viel aufgewirbelt worden.“ Gefährlich sei Treibgut – „Sachen jeder Art, ob Stämme oder tote Tiere“ -, wenn es gegen einen Deich krache. Es werde daher versucht, so viel Treibgut wie möglich aus dem Fluss zu fischen.
+++ Aigner: Flutschäden für Landwirtschaft kosten über 300 Millionen Euro +++
15:49 Uhr: Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) hat die durch Hochwasser und Starkregen entstandenen Schäden für die Landwirtschaft jetzt auf 321 Millionen Euro beziffert. Schäden in dieser Höhe seien bisher von den Landwirtschaftsministerien der betroffenen Bundesländer gemeldeten worden, sagte Aigner der „Saarbrücker Zeitung“ (Donnerstagsausgabe). Diese Schätzung sei jedoch vorläufig, am Ende dürfte die Gesamtsumme noch deutlich höher sein.
„Schaden genommen haben Felder und Wälder, Höfe, Anlagen, Maschinen und Wirtschaftsgebäude, ganze Ernten sind zerstört“, sagte Aigner weiter. Inzwischen seien mehr als 431.000 Hektar Land von Hochwasser und Starkregen betroffen. Viele Landwirte müssten Futter zukaufen, um ihre Tiere ernähren zu können. Die ersten Hilfen seien jedoch schon ausgezahlt. „Gemeinsam mit den Ländern sind wir jetzt mit Hochdruck dabei, weitere Hilfen auf den Weg zu bringen“, erklärte Aigner.
+++ Merkel und Weil besuchen Hitzacker +++
15:25 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich am Mittwoch ein Bild von der Hochwasserlage in Niedersachsen verschafft. Gemeinsam mit Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) besuchte sie am Nachmittag die von der Elbeflut bedrohte Stadt Hitzacker (Kreis Lüchow-Dannenberg). „Es ist ein beeindruckendes Zusammenstehen der Menschen in einer solchen Notsituation“, sagte Merkel mit Dank an die Helfer. Nur eine dünne Spundwand trennt die historische Altstadtinsel dort von den Wassermassen. Die niedersächsische Landesregierung hatte den Hochwasseropfern am Dienstag 40 Millionen Euro Soforthilfen zugesichert.
+++ Bischofskonferenz ruft zu Spenden für Hochwasseropfer auf +++
14:50 Uhr: Die Deutsche Bischofskonferenz hat zu Spenden für die Hochwasser-Opfer in Deutschland, Tschechien, Ungarn und der Slowakei aufgerufen. Es gebe im großen Umfang praktische Hilfe, auch viele Hilfszusagen finanzieller Art sowie Sachspenden, hieß es in einer am Mittwoch in Bonn verbreiteten Erklärung des Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch. Er appelliere an die Großzügigkeit der Deutschen, sagte Zollitsch. Die Spenden würden rasch auf alle betroffenen Gebiete verteilt.
+++ Polizei warnt vor falschen Spendensammlern +++
14:29 Uhr: In Mecklenburg-Vorpommern sind wieder angebliche Flutopfer als kriminelle Spendensammler unterwegs: Die Polizei hat am Dienstag fünf Männer ertappt, die ohne Spendenausweis in Groß Trebbow (Landkreis Ludwigslust-Parchim) Geld für Hochwassergeschädigte erbeten hatten, wie ein Sprecher am Mittwoch mitteilte. Auch auf der Insel Rügen und dem vorpommerschen Festland waren Betrüger unterwegs, die ohne Spendenausweis um Hilfe baten.
+++ Merkel spricht Helfern bei Kurzbesuch Dank aus +++
13:39 Uhr: Bei ihrem Kurzbesuch am Mittag in Lauenburg sprach Bundeskanzlerin Angela Merkel allen Helfern ihren Dank aus: „Absolute Hochachtung vor allen, die Tag und Nacht jeden Meter Deich schützen“, so die Kanzlerin. „Wir achten und schätzen das ganze Engagement“, sagte die Kanzlerin bei einem Besuch der Elbestadt.
Die Kanzlerin bekräftigte, dass der Bund die betroffenen Menschen nicht alleinlassen werde. „Wir haben vereinbart, es gibt eine Soforthilfe.“ Zugleich begrüßte sie, die Unterstützung von privater Seite: „Ich freue mich über jede Spendenaktion, das ist ein ganz wichtiges Zeichen.“
Wenn das Hochwasser erst wieder zurückgegangen sei und das Aufräumen beginne, warte auf die Menschen noch „unendlich viel Arbeit“, sagte Merkel.
+++ Merkel im Hochwassergebiet Lauenburg eingetroffen +++
13:01 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist am Mittwoch im vom Hochwasser betroffenen Lauenburg eingetroffen. Zusammen mit Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) informierte sie sich über die Lage in der Kleinstadt an der Elbe und die Arbeit der Einsatzkräfte. Zuvor hatte Merkel bereits Katastrophengebiete in Bayern, Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg besucht. Am Mittwochnachmittag wollte die Regierungschefin nach Hitzacker (Niedersachsen) weiterreisen. Merkel will an diesem Donnerstag bei einem Treffen der 16 Ministerpräsidenten über die Fluthilfe sprechen.
+++ Erste Läden in Grimma wieder geöffnet +++
12.42 Uhr: In die vom Hochwasser betroffenen sächsischen Innenstädte zieht nach und nach wieder Leben ein. Die Aufräumarbeiten in Grimma und Döbeln sind den Stadtverwaltungen zufolge weitestgehend abgeschlossen. Erste Läden seien wieder geöffnet, hieß es am Mittwoch auf Anfrage. Teilweise werde in Interims-Geschäften verkauft.
„So ganz langsam“ erwache auch Pirnas Innenstadt wieder, sagte Stadtsprecher Thomas Gockel. „Wir tun alles.“ In vielen Läden laufen derzeit noch Trockner und Reinigungsarbeiten. Für Soforthilfen wurden in Pirna bisher 738.500 Euro ausgezahlt und 24.800 Euro überwiesen.
Vom Hochwasser betroffene Unternehmen erhalten in Sachsen einmalig 1.500 Euro. An private Haushalte können bis zu 2.000 Euro ausgezahlt werden. In Döbeln wurden bisher insgesamt 760.000 Euro ausgereicht, in Grimma waren es bisher 400.000 Euro Soforthilfen allein an private Haushalte.
Auch in Dresden gehen die Aufräumarbeiten voran. Wie die Stadtverwaltung mitteilte, ist ein Nachsorgestab gegründet worden, der wöchentlich tagen und die Arbeit in den Ämtern und den für die städtische Infrastruktur wichtigen Unternehmen koordinieren soll. Den Vorsitz hat Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU).
In den von der Flut betroffenen Ortsteilen Zschieren, Cossebaude, Gohlis, Laubegast und Leuben werde es in den nächsten Tagen Ortsbegehungen geben, hieß es. Noch am Donnerstag sollen die mobilen Flutschutzwände in der Altstadt abgebaut werden. Sie hatten die Dresdner Innenstadt vor größeren Schäden geschützt.
+++ Letzter Katastrophenalarm in Sachsen aufgehoben +++
12:10 Uhr: Als Letzter im Freistaat hat auch der Landkreis Nordsachsen den Katastrophenalarm wegen Hochwassers aufgehoben. Das gab das Landratsamt am Mittwoch bekannt. Bis auf das nördlich von Torgau liegende Gehöft Roter Ochse seien damit alle Evakuierungsmaßnahmen aufgehoben. Das Landratsamt warnte allerdings vor dem Betreten der Deiche und Hochwasserschutzanlagen, da diese nach wie vor aufgeweicht seien. Der Landkreis Nordsachsen hatte den Alarm am Dienstag vergangener Woche ausgelöst.
+++ Krisenstab klärt Rückkehr der Bewohner in Lauenburg +++
12:09 Uhr: Obwohl das Wasser nach Vorhersagen der Behörden in Lauenburg voraussichtlich erst am nächsten Dienstag (18. Juni) auf unter neun Meter sinken soll, wollte der Krisenstab bereits am heutigen Mittwoch erste organisatorische Fragen zur Rückkehr der Bewohner der Elbstraße in ihre Häuser klären. Eine Arbeitsgruppe von Experten der Hilfsorganisationen, Polizei, Versorgungsbetrieben und Verwaltung soll entsprechende Empfehlungen erarbeiten. „Wegen der noch hohen Pegelstände bleibt aber offen, ob es heute schon Entscheidungen und einen Terminplan geben wird“, sagte Krisenstabsprecher Karsten Steffen.
Rund 300 Bewohner der Elbstraße hatten am Sonntag dem Elbhochwasser weichen und ihre Häuser verlassen müssen. Sie mussten zu Verwandten, Freunden oder in von Bürgern zur Verfügung gestellte Ersatzquartiere umziehen.
+++ Bundeswehr überwacht Deiche mit Aufklärungsflugzeugen +++
12:03 Uhr: Die von der Elbeflut gefährdeten Deiche in Niedersachsen werden von der Bundeswehr mit Aufklärungsflugzeugen überwacht. Bei Tageslicht werden Maschinen vom Typ Dornier DO 228 und bei Nacht Seefernaufklärer mit Infrarotsensorik zur Überwachung eingesetzt, teilte das Landeskommando Niedersachsen am Mittwoch mit. Derzeit seien insgesamt 2000 Soldaten im Hochwassereinsatz, rund 2900 stünden als Reserve bereit.
+++ Höhepunkt des Elbe-Hochwassers wohl erreicht +++
11:42 Uhr: Das Elbe-Hochwasser hat vielerorts seinen Höhepunkt erreicht, die Pegelstände stagnieren oder sinken zumeist. Die Wassermassen drücken dennoch weiter auf die oft durchweichten Deiche. Die Gefahr von Brüchen bleibe groß, sagte der Katastrophenstab des Landkreises Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern am Mittwoch.
+++ Gefahr für Deiche in Niedersachsen +++
11:33 Uhr: Trotz leichter Entspannung in den Hochwassergebieten in Niedersachsen sehen die Katastrophenschutzstäbe noch für mehrere Tage Gefahr für die Deiche. „Die nächsten drei bis fünf Tage wird die Situation so bleiben“, sagte ein Sprecher des Stabes des Landkreises Lüneburg am Mittwoch.
Während in Hitzacker der Pegelstand am Vormittag um wenige Zentimeter fiel, rollte die Scheitelwelle nach Angaben des Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz am Mittwoch durch den niedersächsischen Elbraum.
+++ Fluthilfe-Fonds wird mit rund acht Milliarden Euro bestückt +++
11:15 Uhr: Der geplante Bund-Länder-Hilfsfonds zur Finanzierung der Hochwasserschäden wird nach Angaben aus der schwarz-gelben Regierungskoalition voraussichtlich ein Volumen von rund acht Milliarden Euro haben. Vorgesehen sei, dass Bund und Länder die Kosten je zur Hälfte trügen. Der Bund werde seinen Beitrag von rund vier Milliarden Euro wohl über einen Nachtragshaushalt für 2013 einbringen. Zur Finanzierung des Fonds muss der Bund voraussichtlich zusätzliche Kredite am Kapitalmarkt aufnehmen. Für die Einhaltung der Schuldenbremse spielt das jedoch keine Rolle, weil diese Ausnahmen für Katastrophenfälle vorsieht.
Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler Philipp Rösler (FDP) hatte sich im Bayerischen Rundfunk für einen Nachtragshaushalt ausgesprochen. Am Donnerstag will Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten der Länder über die Verteilung der finanziellen Lasten der Flutkatastrophe beraten.
+++ Hamburgs Erzbischof Thissen bittet um Spenden für Flutopfer +++
10:55 Uhr: Hamburgs Erzbischof Werner Thissen hat die Katholiken in Hamburg, Mecklenburg und Schleswig-Holstein um Spenden für die Flutopfer gebeten. „Wir können helfen, damit der Wiederaufbau voran kommt und der Lebensmut der Menschen gestärkt wird“, schreibt Thissen in einem Aufruf, der am kommenden Wochenende in allen Gottesdiensten verlesen werden soll. Der Erzbischof erinnerte daran, dass viele fast alles verloren hätten und oft ganz neu anfangen müssten. „Erste Hilfe und neuen Mut haben sie durch Menschen gefunden, die vor Ort mit angepackt haben“, sagte Thissen. Diesen Helferinnen und Helfern gelte auch sein persönlicher Dank.
+++ Elbe-Experte wirft Politik Versagen beim Hochwasserschutz vor +++
10:30 Uhr: Bund und Länder haben nach Ansicht von Umwelt- und Naturschützern beim Schutz vor Hochwasser versagt. „Die Politik hat auf das falsche Pferd gesetzt und keine richtigen Konsequenzen aus der Flut 2002 gezogen“, sagte der Elbe-Experte des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz), Ernst-Paul Dörfler. „Bei allem Leid und aller Tragik, die das Hochwasser jetzt mit sich gebracht hat, es war absehbar“, sagte er.
Statt alte Auen als natürliche Überflutungsgebiete zu aktivieren, seien allein in Sachsen-Anhalt rund 500 Millionen Euro vorrangig in den Bau und die Erneuerung der Deiche gesteckt worden, kritisierte Dörfler. Diese Deiche hätten nun aber dennoch dem Druck des Wassers nicht standgehalten. „Der Kardinalfehler war, die Deiche in ihrem alten Verlauf zu ertüchtigen, zu erhöhen und zu verbreiten, sie „aufzurüsten“, ohne darüber nachzudenken, dass das Wasser ja irgendwo hin muss.“
+++ Fast 4.000 Helfer in Brandenburg im Einsatz +++
10:16 Uhr: An der Elbe sind in Nordwestbrandenburg inzwischen fast 4.000 Helfer im Einsatz gegen das Hochwasser. Am Mittwoch wollen sich dort erneut Ministerpräsident Matthias Platzeck, Innenminister Dietmar Woidke (beide SPD) und Umweltministerin Anita Tack (Linke) ein Bild von der Lage machen, teilte die Staatskanzlei in Potsdam mit. Die Lage an der brandenburgischen Elbe sei gespannt, aber stabil, hieß es beim Hochwasser-Krisenstab in Potsdam.
+++ Nach Deichbruch weitere Orte in Sachsen-Anhalt evakuiert +++
9:16 Uhr: Nach dem Deichbruch bei Fischbeck müssen weitere Orte im Landkreis Stendal evakuiert werden. Nach Angaben des Krisenstabs der Landesregierung in Magdeburg ist die Lage am Mittwochmorgen in einigen Orten dramatisch. In der Nacht wurden die Bewohner von Wust bei Fischbeck aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen. In Wust konnten Bewohner wegen des Hochwassers nicht mehr alleine den Ort verlassen. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft war mit Booten vor Ort, um die verbliebenen Einwohner zu retten. Auch die Bundeswehr half in den gefährdeten Regionen, die Menschen in Sicherheit zu bringen.
+++ Hochwasser nähert sich Hamburg +++
8.46 Uhr: Das Hochwasser der Elbe nähert sich Hamburg. Auf Höhe des Altengammers Hauptdeiches kam es am Morgen laut Feuerwehr zu einer Leitdammaufweichung "und mehreren punktuellen Wasserdurchlässen am landseitigen Deichfuß". Zur Sicherung wurden 20 Paletten Sandsäcke an den Deichfuß gelegt. Die Deichwarte kontrollieren die Stelle nun im Zwei-Stunden-Takt. Der Hochwasserschutz wurde jedoch nicht angegriffen, die Hauptdeichlinie ist nicht betroffen. „Die Deiche in Hamburg sind sicher“, so ein Sprecher der Innenbehörde.
Der höchste Pegel der Elbe im Hamburger Hafen wird morgen früh erwartet. In Altengamme wurden heute Morgen niedrigere Werte gemessen als erwartet.
+++ Viertes Todesopfer in Sachsen-Anhalt +++
8.21 Uhr: Beim Auspumpen eines überschwemmten Kellers in Aken im Landkreis Anhalt-Bitterfeld ist in der Nacht zum Mittwoch ein 61-jähriger Mann ums Leben gekommen. Bereits in der vergangenen Woche hatte es im Zusammenhang mit dem Hochwasser drei Tote in Sachsen-Anhalt gegeben. Der 61-Jährige wurde durch einen Stromschlag getötet, wie die Polizei in Halle mitteilte. Der Mann wollte seinen Keller auspumpen, der unter Wasser stand. Den Stromschlag habe er bei Arbeiten an einer elektrischen Anlage bekommen. Der Notarzt konnte nur noch den Tod des Mannes feststellen. Seine Ehefrau erlitt einen Schock und kam in ein Krankenhaus.
+++ Katastrophenalarm für Kreis Günzburg aufgehoben +++
6.59 Uhr: Im schwäbischen Landkreis Günzburg ist am Dienstagabend der Katastrophenalarm aufgehoben worden. Die Pegel seien gesunken und die Lage habe sich entspannt, teilte das Landratsamt Günzburg mit. Im Landkreis Dillingen war die Lage am Dienstagmorgen angespannt. Die Scheitelwelle der Donau habe am Abend zuvor den Landkreis erreicht, hieß es in einer Mitteilung des Landratsamtes Dillingen. Der Auwald bei Lauingen füllte sich deshalb mit Donauwasser, allerdings nur in geringen Mengen. Die Kreisstraße zwischen Lauingen und Weisingen musste wegen Überflutungen gesperrt werden. Teile des Donauhochwassers flossen in den Auwaldsee.
+++ Höchststände in Lüneburg und Lüchow-Dannenberg +++
6.51 Uhr: Die Elbe verharrt in den Landkreisen Lüneburg und Lüchow-Dannenberg am Mittwoch auf ihrem Höchststand. In Hitzacker ist der Pegel seit Dienstagabend nicht mehr gestiegen. Gegen 6 Uhr lag er bei etwa 8,15 Metern. In Bleckede wurde zur selben Zeit ein Wasserstand von 11,93 Metern gemessen. In beiden Landkreisen sei es in der Nacht ruhiggeblieben, teilten die jeweiligen Sprecher am Mittwochmorgen mit. Die Helfer bereiteten sich auf die Deichverteidigung vor. Sie warteten darauf, dass die Pegelstände sinken. In Schnackenburg (Landkreis Lüchow-Dannenberg) ging das Hochwasser seit Dienstagmittag zurück.
+++ Pegelstände in Sachsen-Anhalt sinken weiter +++
6.45 Uhr: Die Pegelstände an der Elbe in Sachsen-Anhalt sind in der Nacht weiter gesunken. Nach Angaben des Krisenstabs der Landesregierung lag der Pegelstand bei Aken am Mittwoch um 5 Uhr bei 7,01 Metern. Das seien elf Zentimeter weniger als am Dienstagabend. In Barby sank der Wert um 7 Zentimeter auf 6,78 Meter, an der Magdeburger Strombrücke um 12 Zentimeter auf 6,59 Meter. Bei Niegripp lag der Pegelstand am Morgen bei 9,14 Metern, in Tangermünde bei 7,52.
Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper zeigte sich am Dienstagabend auf der Internetseite der Stadt erleichtert von den sinkenden Werten in der Landeshauptstadt. Die Deiche müssten jedoch immer noch dem enorm hohen Wasserstand trotzen. Er rief die Menschen dazu auf, die Schutzwälle nicht zu betreten. Noch immer seien die Pegelstände vergleichbar mit denen des Hochwassers von 2002, die Deiche dürften deswegen nicht unnötig belastet werden.
+++ 100.000 Sandsäcke im Nordosten +++
6.42 Uhr: Das Elbehochwasser in Mecklenburg-Vorpommern hält die mehr als 3000 Einsatzkräfte und Helfer in der Region um Dömitz und Boizenburg weiter in Atem, obwohl die Wasserstände kaum mehr steigen. „Wir müssen weiter sehr genau beobachten“, mahnte der Landrat des Landkreises Ludwigslust-Parchim, Rolf Christiansen (SPD). Eingreiftruppen, sogenannte Task Forces, der Bundeswehr würden in unmittelbarer Deichnähe postiert, um undichte Stellen notfalls sofort abdichten zu können. Nach Angaben eines Bundeswehrsprechers liegen dafür an verschiedenen Stellen insgesamt 100.000 Sandsäcke bereit.
Das Hochwasser war am Dienstag in Mecklenburg-Vorpommern kaum weiter gestiegen. Bei Dömitz stand die Elbe in der Nacht zum Mittwoch bei 7,18 Metern, in Boizenburg bei 7,32 Metern. Normal sind um die zwei Meter. Die Bedrohung durch die Wassermassen halte aber an, sagte Christiansen. Grund ist der enorme Wasserdruck, der die Deiche aufweicht. An vielen Stellen sickere bereits Wasser durch. Die Stellen seien bisher aber alle unproblematisch gewesen. Die Deichwachen wurden verstärkt. Sie kontrollieren die Dämme rund um die Uhr.
Wenn Deichbrüche drohen, soll punktuell evakuiert werden. In Turnhallen und Schulen sind nach Angaben des Landkreises Ludwigslust-Parchim Notunterkünfte mit rund 2000 Betten vorbereitet. Um welche Wassermassen es gehe, zeige das Beispiel Fischbeck in Sachsen-Anhalt. Durch den Deichbruch dort sei die Hochwasserspitze in Meckenburg-Vorpommern um etwa 40 Zentimeter niedriger ausgefallen, sagte Landrat Christiansen unter Berufung auf Experten-Berechnungen.
+++ Merkel und Albig am Mittag in Lauenburg +++
6.38 Uhr: Nach Angaben der Staatskanzlei in Kiel wollen Kanzlerin Angela Merkel und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig gegen 13 Uhr in Lauenburg eintreffen.
+++ Erneut ICE-Verspätungen wegen Brückensperrung +++
6.33 Uhr: Die Sperrung einer Elbbrücke wegen Hochwassers bei Schönhausen in Sachsen-Anhalt wird auch am Mittwoch Verspätungen im Fernbahnverkehr verursachen. Freigegeben wurde dagegen nach Angaben der Deutschen Bahn eine bisher gesperrte Elbbrücke in Biederitz bei Magdeburg. Über sie sollen nun die ICE-Züge der Strecke Köln-Berlin fahren. Es komme aber zu Verspätungen; auch auf der Strecke Berlin-Frankfurt am Main sei weiter mit Verzögerungen zu rechnen. Auch im Regionalbahnverkehr gibt es in der Region zahlreiche Einschränkungen. Wie lange die Sperrung der Brücke bei Schönhausen dauern werde, sei noch nicht abzusehen, sagte ein Bahnsprecher.