Langsam entspannt sich die Hochwasserlage. In den meisten betroffenen Regionen sinken die Pegelstände immer weiter. In Lauenburg wurden am Morgen 8,95 Meter gemessen, zuvor waren es über neun. Nur in Fischbeck in Sachsen-Anhalt ist keine Entspannung in Sicht.
Berlin/Hamburg. Langsam entspannt sich die Hochwasserlage in den meisten betroffenen Regionen. Die Pegelstände Lauenburg sind in der Nacht zum Sonntag weiter leicht gefallen. Am Morgen zeigte der Pegel in Lauenburg 8,95 Meter, einen Tag zuvor waren es noch über 9,00 Meter gewesen, berichtete Tom Reher vom Katastrophenschutzstab. „Die Nacht war ruhig, es gab keine Besonderheiten“, sagte der Sprecher.
In der vom Hochwasser betroffenen Altstadt sind unterdessen die Aufräumarbeiten angelaufen. Unter anderem werden die Sandsackbarrieren abgebaut. Damit die Bewohner mit den Aufräumarbeiten beginnen und vollgelaufene Keller leerpumpen können, werden nach Rehers Angaben zunächst Baustromkästen aufgebaut. Anschließend werde schrittweise die normale Stromversorgung wieder hergestellt. Auch an der Schleuse zum Elbe-Lübeck-Kanal wurde mit dem Rückbau der Sandsäcke begonnen.
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+++ Drei Schiffe an gebrochenem Deich versenkt – Experten zufrieden +++
20.50 Uhr: Die drei versenkten Schiffe an dem gebrochenen Elbe-Deich bei Fischbeck in Sachsen-Anhalt erfüllen ihren Zweck. „Wir sind sehr zufrieden, dass das funktioniert hat“, sagte eine Sprecherin der Krisenstabes am Sonntagabend. Die Lücke im Deich sei „so gut wie geschlossen“. Die überflutete Fläche sei innerhalb von 24 Stunden um fünf Quadratkilometer zurückgegangen. 145 Quadratkilometer stehen im Elbe-Havel-Winkel aber noch immer unter Wasser. Dort hat sich das Hochwasser in einem Gebiet von etwa 10 mal 20 Kilometern ergossen. 10.000 Menschen sind betroffen, mehr als 8000 mussten nach Angaben des Krisenstabes ihre Wohnungen verlassen.
Die Helfer, unter anderem von der Bundeswehr und dem Technischen Hilfswerk, hätten am Wochenende eine logistische Meisterleistung vollbracht, sagte die Sprecherin. Sie hätten bei dieser außergewöhnlichen Aktion eine gute und professionelle Arbeit geleistet. Vor dem gebrochenen Elbdeich war am Sonntag ein drittes Schiff versenkt worden. Von Hubschraubern sollten bis zum Einbruch der Dunkelheit weiter Sandsäcke zur endgültigen Abdichtung des Lecks abgeworfen werden. Schon am Samstag waren zwei Schubkähne zu der Stelle bugsiert und gesprengt worden. Der dritte Kahn am Sonntag wurde geflutet. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte nach der Sprengung: „Es war eine extrem schwierige und gewagte Aktion. Aber wir mussten handeln und das Menschenmögliche versuchen, um die Wassermassen aufzuhalten.
+++ Experten versenken drittes Schiff vor gebrochenem Deich +++
18.51 Uhr: Vor dem gebrochenen Elbdeich bei Fischbeck in Sachsen-Anhalt haben Experten ein drittes Schiff versenkt. Von Hubschraubern würden nun Sandsäcke zur endgültigen Abdichtung des Lecks abgeworfen, teilte der Krisenstab der Landesregierung in Magdeburg mit.
+++Katastrophenalarm soll erst am Montag aufgehoben werden+++
18.44 Uhr: Der Katastrophenalarm im vom Elbehochwasser betroffenen Gebiet um Dömitz und Boizenburg soll am Montagmittag (12.00 Uhr)aufgehoben werden. Dies teilte ein Sprecher des Landkreises Ludwigslust-Parchim am Sonntagabend nach einer Sitzung des Stabes mit. Zunächst war erwartet worden, dass der Alarm bereits am Sonntagabend aufgehoben werden könnte. Auch die Deiche dürfen vorerst weiterhin nicht betreten werden. Der großräumige Sperrbereich zwischen Bundesstraße 5 und Elbe ist den Angaben zufolge hingegen am Sonntagabend um 18.00 Uhr aufgehoben worden. Auch die hier geltenden Verkehrsbeschränkungen seien aufgehoben worden.
Die Wasserstände der Elbe waren auch am Sonntag weiter rückläufig. Die Elbeflut sank etwa um einen Zentimeter pro Stunde. Gegen 18.00 Uhr wurden am Pegel in Dömitz knapp 6,38 Meter gemessen, am Pegel in Boizenburg 6,51 Meter. Für Montag wurden Werte von 6,30 Metern in Dömitz und 6,40 Metern in Boizenburg erwartet. Normalerweise steht das Wasser der Elbe hier zwei bis drei Meter hoch.
+++Die Lage in Fischbeck ist weiter kritisch+++
15.00 Uhr: Während sich die Lage im Norden entspannt, ist die Situation in Fischbeck in Sachsen-Anhalt weiter kritisch. Zwei gesprengte Schiffe dienen bereits als Stöpsel für einen gebrochenen Deich. Auf diese Weise haben die Einsatzkräfte wohl weitere Flächen zwischen Elbe und Havel vor der Überflutung bewahrt. Noch nie habe es so eine Aktion in Deutschland gegeben, sagt der Kommandeur des Landeskommandos Sachsen-Anhalt, Oberst Claus Körbi. Ein drittes Schiff soll nun noch am Sonntag in Position gebracht werden, um das Leck endgültig zu stopfen.
+++ Hochwasser in Mecklenburg-Vorpommern sinkt weiter +++
9.32 Uhr: Vielerorts entspannt sich die Lage. Das Hochwasser der Elbe in Mecklenburg-Vorpommern ist in der Nacht zum Sonntag weiter gesunken. Um kurz vor 8.00 Uhr betrug der Wasserstand in Dömitz nach Angaben der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung 6,43 Meter. Um Mitternacht waren es noch 6,48 Meter gewesen. In Boizenburg lag der Pegel am Morgen bei 6,58 Meter, sechs Zentimeter weniger als in der Nacht. „Es gab in der Nacht keine besonderen Vorkommnisse“, sagte ein Sprecher des Katastrophenstabs.
Die durch den anhaltenden Wasserdruck aufgeweichten Deiche an der Elbe und den Elbezuflüssen seien sehr allerdings anfällig und würden intensiv rund um die Uhr kontrolliert, sagte ein Sprecher des Landkreises Ludwigslust-Parchim am Samstagabend. Voraussichtlich sollen am Dienstag die Schulen wieder öffnen und die Schulbusse normal verkehren. Viele Einrichtungen in der Region sind geschlossen, weil sie hochwassergefährdet sind oder weil dort Notunterkünfte eingerichtet wurden.
Sonnabend
+++ Lage in Lauenburg entspannt sich +++
22 Uhr: In Lauenburg können die Bewohner seit Sonnabend, 8 Uhr, in ihre Häuser zurückkehren. Die Pegelstände sind dort in der Nacht weiter gesunken. Doch Entwarnung gibt es noch nicht. Die durchweichten Deiche sind anfällig.
Während sich die Lage in Lauenburg langsam entspannt , bereiten sich Taucher bei Fischbek in Sachsen-Anhalt auf eine spektakuläre Maßnahme gegen das Hochwasser vor: Um die Lücke in einem gebrochenen Deich zu schließen, sollen dort zwei Schiffe gesprengt und versenkt werden. Sie sollen zusammen mit anschließend aus der Luft abgeworfenen Sandsäcken die Lücke im Deich schließen. Die Aktion könnte den Angaben zufolge den ganzen Tag dauern. Außerdem gebe es keine Gewissheit, dass sie gelingt.
Kaum geht das Hochwasser wieder zurück, schwillt der Streit über die Finanzierung der Fluthilfe an. Wo sollen die Milliarden herkommen? Die Kanzlerin schließt höhere Steuern aus. Für die SPD ist das der falsche Weg.
Auch wenn die Pegelstände vielerorts sinken – ganz vorbei ist die Gefahr noch nicht. An vielen Orten herrscht weiter Katastrophenalarm.
+++ Was das Hochwasser der Elbe mit sich bringt +++
+++ Zwei Schiffe bei Deichbruch erfolgreich versenkt +++
21:05 Uhr: Im Kampf gegen das Hochwasser an einem gebrochenen Deich bei Fischbeck in Sachsen-Anhalt ist am Sonnabendabend die Sprengung zweier Lastkähne in der Elbe geglückt. Mit der Versenkung der Schiffe wurde nach Angaben des Kommandeurs des Landeskommandos Sachsen-Anhalt, Oberst Claus Körbi, eine rund 90 Meter lange Lücke im Deich auf etwa 20 Meter reduziert. Damit kann sich das Hochwasser nicht mehr so stark wie bislang ausbreiten.
Die sogenannten Schuten – Lastkähne ohne eigenen Antrieb – wurden per Sprengung auf den Grund des Flusses gesetzt. Im Minutentakt setzten Hubschrauber danach große Sandsäcke in die Kähne, um sie zu beschweren. Die Schiffe konnten nicht vollständig die Lücke im Damm schließen – die verbliebene Öffnung von rund 20 Metern Länge soll nach Angaben Körbis am Sonntag durch die Sprengung eines weiteren Kahns geschlossen werden.
+++ Aktion gegen Flut verzögert sich – Schiffe sollen versenkt werden +++
19.15 Uhr: Die aufwendige Aktion im Kampf gegen den Deichbruch bei Fischbeck verzögert sich. Am Sonnabendabend gegen 18 Uhr sollten zwei Lastkähne in der Elbe versenkt werden. Die Aktion zieht sich aber weiter hin. Die Kähne sollen die Lücke im Deich verschließen, durch die sich die Wassermassen in der Hochwasser-Region ausbreiten. Die sogenannten Schuten – Lastkähne ohne eigenen Antrieb – sollen per Sprengung versenkt werden und dann sofort aus der Luft mit Säcken voller Sand und Steine beschwert werden.
+++ Pegelstand in Lauenburg nur noch bei 9,02 Metern +++
17.30 Uhr: Die Pegelstände der Elbe in Lauenburg sind am Sonnabend weiter gesunken und auch die Bewohner der vor knapp einer Woche evakuierten Altstadt konnten zurückkehren. Begleitet von Experten wie etwa Statikern und Versorgungsfachleuten – aber auch Notfallseelsorgern – konnten sie ihre Wohnungen und Häuser wieder betreten und auf Schäden hin inspizieren, wie Tom Reher vom Krisenstab in Lauenburg sagte.
Eine Gewitterfront, die der Feuerwehr in Teilen Schleswig-Holsteins am Nachmittag zu schaffen gemacht hatte, bescherte den Helfern in Lauenburg unterdessen keine zusätzlichen Einsätze. Es habe lediglich stark geregnet, sagte Reher.
Bis zum späten Nachmittag hatten die meisten der rund 300 von der Evakuierung betroffenen Lauenburger ihre Wohnungen und Häuser aufgesucht. Wer wolle, könne auch in seiner Wohnung bleiben, sagte Reher. Baustatische Auffälligkeiten seien bis kurz vor Ende der Begehungen nicht festgestellt worden. Der Strom sollte allerdings erst am Sonntag wieder angeschaltet werden.
Bereits am Freitag hatten demnach Statiker ungefähr die Hälfte der rund 170 betroffenen Gebäude auf Einsturzgefahr hin untersucht. Größere Gebäudeschäden, die die Statik beeinträchtigt hätten, seien nicht gefunden worden, berichtete Reher.
In einigen Häusern seien Keller und Erdgeschosse vollgelaufen, zum Teil seien Keller auch schon vor Eintreffen des Hochwassers mit sauberem Wasser geflutet worden, um dem auf die Gebäude wirkenden Wasserdruck entgegenzuwirken, berichtete Reher. Damit hätten die Bewohner nicht das dreckige Elbwasser in ihren Kellern gehabt. Um bei den Aufräumarbeiten in Wasser und Elbschlamm möglichen Infektionen bei Verletzungen vorzubeugen, hatte der Krisenstab den Bewohnern am Nachmittag vorsorglich Tetanusimpfungen angeboten. Das Angebot sei gut angenommen worden, berichtete Reher.
Der Pegelstand in Lauenburg sank unterdessen bis zum späten Nachmittag auf 9,02 Meter und lag damit wieder unter dem Höchststand von 9,22 während des Hochwassers von 2011. Normal sind dort rund 5 Meter. Die Deiche werden weiterhin regelmäßig von den Einsatzkräften inspiziert, um mögliche Schwachstellen frühzeitig erkennen zu können. Rund 550 Helfer waren am Samstag noch im Einsatz, fünf Pumpen arbeiteten an der am Fluss gelegenen Elbstraße. Besonders erfreulich sei, dass sich keiner der zeitweise 1200 Einsatzkräfte in Lauenburg während der Fluthilfe verletzt habe, sagte Reher.
An der Schleuse zum Elbe-Lübeck-Kanal sei unterdessen mit dem „massiven Rückbau“ der Sandsäcke begonnen worden. Hier seien Freiwillige Helfer sehr willkommen. Alle mit Elbwasser in Berührung gekommenen Säcke werden demnach zunächst an einem zentralen Platz gesammelt und später fachgerecht entsorgt.
Die wegen der Flut gesperrte Elbbrücke bei Lauenburg wurde am Morgen für den Verkehr wieder geöffnet. Am Sonntag sollte es in der Lauenburger Maria-Magdalenen-Kirche einen Gottesdienst für die Bewohner der Altstadt geben.
+++Alle Straßen in Dresden wieder frei – Mückenplage droht +++
15:50 Uhr: Nach überstandener Elbeflut sind in Dresden laut Stadtverwaltung alle Straßen wieder freigegeben. Schon seit Freitagmittag können Autos wieder über das Terrassenufer rollen. Jene Uferstraße unterhalb der Brühlschen Terrasse in der historischen Altstadt war wegen des Hochwassers am 1. Juni gesperrt worden. Die Reinigung der Radwege an der Elbe gehe weiter, hieß es.
Unterdessen droht in den ehemals überschwemmten Gebieten eine Mückenplage. Bei den sommerlichen Temperaturen ist laut Stadt mit einer deutlichen Zunahme der Insekten zu rechnen. Allerdings bestehe keine Gefahr einer Übertragung von Infektionskrankheiten. Einwohnern der Hochwassergebiete wird empfohlen, Insektenschutzgitter an den Fenstern anzubringen und unter einem Moskitonetz zu schlafen.
+++Pegelstand sinkt – Bewohner in Lauenburger Altstadt zurückgekehrt+++
13:08 Uhr: Während die Pegelstände der Elbe in Lauenburg (Schleswig-Holstein) weiter sinken, sind am Sonnabendmorgen die ersten Bewohner in die evakuierte Altstadt zurückgekehrt. Begleitet von Statikern, Versorgungsfachleuten und Notfallseelsorgern konnten sie ihre Wohnungen und Häuser auf Schäden hin inspizieren, wie es vom Krisenstab in Lauenburg hieß. Wer wolle, könne auch in seiner Wohnung bleiben. Der Strom soll allerdings erst am Sonntag wieder angeschaltet werden. Bereits am Freitag hatten demnach Statiker ungefähr die Hälfte der rund 170 betroffenen Gebäude auf Einsturzgefahr hin untersucht. Größere Gebäudeschäden, die die Statik beeinträchtigt hätten, seien nicht gefunden worden. Rund 300 Bewohner der Altstadt hatten ihre Häuser am vergangenen Wochenende räumen müssen und waren bei Freunden und Verwandten untergekommen. Der Pegelstand in Lauenburg sank unterdessen in der Nacht auf 9,11 Meter und lag damit wieder unter dem Höchststand von 9,22 während des Hochwassers von 2011. Normal sind hier rund 5 Meter.
+++Versenkte Schiffe sollen Deichbruch schließen – Aktion läuft+++
11:43 Uhr: Um die gewaltigen Wassermassen im Landkreis Stendal zu stoppen, bereiten Einsatzkräfte weiter die Versenkung von zwei Schiffen an einem gebrochenen Elbdeich vor. Panzersperren würden bereits an die Stelle transportiert, die Schiffe seien ebenfalls unterwegs, teilte der Krisenstab der Landesregierung am Sonnabend mit. Die Lastkähne sollen gesprengt werden und dann den Durchfluss an dem gebrochenen Deich bei Fischbeck versperren, durch den sich das Wasser seinen Weg ins Landesinnere bahnt. Zusätzlich sollen etliche aus einem Hubschrauber abgeworfene Sandsäcke die kritische Stelle verschließen. Gegen 18 Uhr sollen die Kähne planmäßig versenkt werden.
+++Zehn Millionen Euro Hochwasserschäden bei den Landwirten in Baden-Württemberg+++
11:14 Uhr: Starkregen und Überschwemmungen in den vergangenen Wochen haben in der baden-württembergischen Landwirtschaft Schäden von mehr als zehn Millionen Euro verursacht. Das teilte das Agrarministerium am Sonnabend in Stuttgart mit. Grundlage der Zahl ist eine flächendeckende Schadenserhebung durch die Landwirtschaftsämter in den Landkreisen. Im Vergleich zu den von Hochwasser und Überflutungen am schwersten betroffenen Bundesländern Bayern, Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt falle die Schadensbilanz in Baden-Württemberg aber weitaus weniger dramatisch aus, hieß es in der Mitteilung.
Dennoch habe es in mehreren Landkreisen auch größere Überschwemmungen landwirtschaftlicher Flächen gegeben. Diese Gebiete konzentrierten sich auf den Ortenaukreis und die Landkreise Rastatt und Ravensburg. „Insgesamt beläuft sich die überschwemmte landwirtschaftliche Nutzfläche auf über 19 000 Hektar, davon rund 8600 Hektar Ackerfläche, rund 10 100 Hektar Grünland und rund 600 Hektar Gartenbau- und Dauerkulturfläche. Hinzu kommen weitere 80 000 Hektar, die von Starkregen betroffen sind“, sagte eine Ministeriumssprecherin.
Die Landwirte seien in der Regel nicht gegen Starkregen und Überschwemmungen versichert. Da sie den finanziellen Schaden in vielen Fällen nicht alleine tragen könnten, habe das Land verschiedene Hilfen in die Wege geleitet. So wurden die Finanzämter angewiesen, Steuererleichterungen für die von Überschwemmungen betroffenen Landwirte auszuschöpfen. Dazu zählen etwa eine erleichterte zinslose Stundung von bereits fälligen Steuerforderungen und die Anpassung der Steuervorauszahlungen.
Die Landwirtschaftliche Rentenbank bietet für die geschädigten Betriebe seit Ende vergangener Woche Förderdarlehen zu besonders zinsgünstigen Konditionen an. Je nach Laufzeit und Kredittyp liegt der effektive Zinssatz der Darlehen in der günstigsten Preisklasse zwischen 1 Prozent und 2,47 Prozent.
+++ Sickerstellen in Deichen halten Helfer in Alarmbereitschaft +++
11:04 Uhr: Die Pegelstände in Dömitz und Boizenburg sind in der Nacht zum Sonnabend erneut gesunken. Die Nacht sei zwar ohne besondere Vorkommnisse geblieben, die Situation bleibe aber angespannt, sagte der Sprecher des Landkreises Ludwigslust-Parchim, Andreas Bonin. Die durch den anhaltenden Wasserdruck aufgeweichten Deiche seien sehr anfällig und würden intensiv kontrolliert. Es gebe Sickerstellen, wo Wasser durch den Deich drücke. Diese würden mit Folie und Sandsäcken abgedichtet. Etwa 2000 Helfer seien deshalb weiter in Bereitschaft oder im Einsatz.
Gegen 10.00 Uhr wurde in Dömitz ein Pegelstand von 6,55 Meter, in Boizenburg von 6,74 Meter gemessen. Am Freitagabend hatten die Pegel noch 6,66 Meter in Dömitz und 6,89 Meter in Boizenburg angezeigt. Normal sind in beiden Städten um die zwei Meter.
Der Katastrophenalarm und alle damit verbundenen Auflagen bleiben über das Wochenende in Kraft, sagte Bonin. Er werde vermutlich erst nächste Woche aufgehoben werden. Möglicherweise werde der Katastrophenabwehrstab am Montag eine Entscheidung treffen. Bonin zufolge können voraussichtlich am Dienstag die Schulen wieder öffnen und die Schulbusse wieder normal verkehren. Viele Einrichtungen in der Region sind geschlossen, weil sie hochwassergefährdet sind oder weil dort Notunterkünfte eingerichtet wurden. Die Busse werden für den Transport von Einsatzkräften benötigt oder stehen für den Evakuierungsfall bereit.
+++ Betrüger nutzen Spendenbereitschaft nach Hochwasser aus +++
10:43 Uhr: Schamlose Diebe und jugendliche Betrüger haben in Niederbayern versucht, die Spendenbereitschaft der Menschen nach der Hochwasserkatastrophe auszunutzen. An einer Tankstelle in Frontenhausen (Kreis Dingolfing-Landau) stahlen Diebe am Freitag mehrere Kisten und Tüten mit Sachspenden für Flutopfer. Dort fand eine Sammlung statt, wie die Polizei am Sonnabend mitteilte. Anhand der Videoaufzeichnung der Tankstelle konnte die Polizei die Täter jedoch ermitteln und die Beute an die Sammelstelle zurückbringen. Die Diebe müssen nun mit einer Anzeige rechnen.
In Viechtach (Kreis Regen) klingelten drei Jugendliche an der Haustür einer Frau und erklärten, Geld zu sammeln – angeblich für die Flutopfer. Das kam der Frau jedoch komisch vor. Eine Sammelbescheinigung hatten die Jugendlichen auch nicht. Ohne Spende und unerkannt verschwanden die laut Polizei „dreisten Schwindler“ wieder. Sie hatten behauptet, von der Realschule zu kommen. Eine Nachfrage der Polizei ergab jedoch, dass die Schule keine Spendenaktion gestartet hatte.
+++ Notfallseelsorger begleiten Lauenburger in ihre Häuser+++
10:15 Uhr: Begleitet von Experten wie etwa Statikern und Versorgungsfachleuten – aber auch Notfallseelsorgern – inspizieren Lauenburger am Sonnabendvormittag ihre Häuser und Wohnungen in der Altstadt. Wer wolle, könne auch in seiner Wohnung bleiben, sagte Tom Reher vom Krisenstab in Lauenburg. Der Strom soll allerdings erst am Sonntag wieder angeschaltet werden.
Bereits am Freitag hatten demnach Statiker ungefähr die Hälfte der rund 170 betroffenen Gebäude auf Einsturzgefahr hin untersucht. Größere Gebäudeschäden, die die Statik beeinträchtigt hätten, seien nicht gefunden worden, berichtete Reher.
In einigen Häusern seien Keller und Erdgeschosse vollgelaufen, zum Teil seien Keller auch schon vor Eintreffen des Hochwassers mit sauberem Wasser geflutet worden, um dem auf die Gebäude wirkenden Wasserdruck entgegenzuwirken, berichtete Reher. Damit hätten die Bewohner nicht das dreckige Elbwasser in ihren Kellern gehabt. Um bei den Aufräumarbeiten in Wasser und Elbschlamm möglichen Infektionen bei Verletzungen vorzubeugen, wollte der Krisenstab den Bewohnern am Nachmittag vorsorglich Tetanusimpfungen anbieten.
Die Deiche werden weiterhin regelmäßig von den Einsatzkräften inspiziert, um mögliche Schwachstellen frühzeitig erkennen zu können. Rund 500 Helfer waren am Sonnabend noch im Einsatz, fünf Pumpen arbeiteten an der am Fluss gelegenen Elbstraße. Besonders erfreulich sei, dass sich keiner der zeitweise 1200 Einsatzkräfte in Lauenburg während der Fluthilfe verletzt habe, sagte Reher.
Am Sonntag sollte es in der Lauenburger Maria-Magdalenen-Kirche ein Gottesdienst für die Bewohner der Altstadt geben.
+++Pegelstände sinken – Elberegion Prignitz weiter gefährdet+++
10:01 Uhr: Die Hochwasserlage im Nordwesten Brandenburgs stabilisiert sich weiter. Die Pegelstände der Elbe in der Prignitz sinken langsam, wie das Koordinierungszentrum Krisenmanagement in Potsdam am Samstag mitteilte. Die Werte lagen am Morgen aber noch deutlich über dem Grenzwert zur höchsten Alarmstufe 4. So zeigte der Pegel Wittenberge einen Wert von 7,02 Meter, fast einen halben Meter weniger als vor einer Woche. Der Pegel Lenzen sank auf 7,32 Meter. Dennoch bleibe die Region weiter stark gefährdet.
Seit Freitag sind die Bewohner der freiwillig evakuierten Altstadt von Wittenberge wieder in ihren Wohnungen zurück. Das Leben normalisiert sich, viele Geschäfte haben geöffnet. Landesweit sind noch immer mehr als 1 700 Einsatzkräfte der Feuerwehren, Bundeswehr sowie von Hilfsorganisationen, Bundes- und Landespolizei und freiwillige Helfer bei der Hochwasserabwehr im Einsatz. Allein 1200 von ihnen seien in der Prignitz an Elbe und Havel tätig, hieß es.
Aus den aufgestauten Havelpoldern fließt weiter Wasser in die Elbe zurück. Von den Wassermassen, die durch den Elbdeichbruch bei Fischbeck (Landkreis Stendal/Sachsen-Anhalt) am Morgen immer noch in die rechtselbischen Niederungen strömten, ging weiter keine akute Gefahr für das etwas höher gelegene westliche Havelland aus.
+++Autobahn 3 im Hochwasser-Gebiet Deggendorf wieder freigegeben+++
09:56 Uhr: Nach dem verheerenden Hochwasser im Landkreis Deggendorf ist am Samstag auch der letzte noch gesperrte Abschnitt auf der Autobahn 3 wieder freigegeben worden. Im Raum Deggendorf gibt es nun keine hochwasserbedingten Straßensperrungen mehr, wie ein Polizeisprecher am Samstag sagte. Die Autobahn 3 sei auch zwischen den Anschlussstellen Hengersberg und Deggendorf wieder befahrbar. Allerdings ist die Geschwindigkeit hier in beiden Richtungen auf 60 Stundenkilometer beschränkt.
+++ Streit um Finanzierung der Fluthilfe+++
8.57 Uhr: Mehr Schulden oder Steuererhöhungen - bei den milliardenschweren Projekten zur Beseitigung der Hochwasserschäden zeichnet sich ein Streit zwischen Regierung und Opposition ab. „Ich fordere die Bundeskanzlerin auf, einen Vorschlag zur Finanzierung der zusätzlichen Ausgaben zu machen und nicht einfach die Schulden zu erhöhen“, sagte der haushaltspolitische Sprecher der SPD, Carsten Schneider, der „Berliner Zeitung“ (Sonnabend). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte zuvor höhere Steuern oder Abgaben wie einen Flut-Solidaritätszuschlag ausgeschlossen.
Am kommenden Dienstag sollen die Finanzminister von Bund und Ländern nach Angaben der bayerische Staatsregierung in Berlin zu Verhandlungen über die Details der Finanzierung zusammenkommen. Eine Bestätigung des Bundesfinanzministeriums für das Treffen lag nicht vor.
Kanzlerin Merkel hatte am Donnerstag nach einem Treffen mit den Ministerpräsidenten verkündet, dass Bund und Länder den Opfern der Flutkatastrophe mit bis zu acht Milliarden Euro helfen wollen. Dafür werde wie bei der Flut 2002 ein nationaler Fonds eingerichtet, den beide Seiten zu gleichen Teilen finanzieren.
Merkel nannte als eine Finanzierungsmöglichkeit Bundesanleihen, die je zu Hälfte von Bund und Ländern bedient werden könnten. Denkbar sei auch die Änderung der Modalitäten bei der Abwicklung des früheren Fonds Deutsche Einheit.
Nordrhein-Westfalens Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) fordert zur Finanzierung der Fluthilfen dagegen eine befristete Erhöhung der Körperschaftsteuer. Zwei Prozentpunkte mehr brächten in einem Jahr Mehreinnahmen von rund vier Milliarden Euro, sagte Walter-Borjans der „Rheinischen Post“ (Sonnabend). Das wäre die Hälfte der Summe, mit der Bund und Länder den Opfern der Flutkatastrophe helfen wollen. Die Körperschaftsteuer ist eine Einkommensteuer für juristische Personen wie Unternehmen.
Nach dem Hochwasser von 2002 sei die Körperschaftsteuer befristet um 1,5 Punkte angehoben worden, sagte der SPD-Politiker. Die Bundesregierung lehne dieses Rezept, das vor elf Jahren gut gewirkt habe, aus ideologischen Gründen ab. Um sich im Wahlkampf als Steuererhöhungsverhinderer zu profilieren, sei Schwarz-Gelb bereit, Schulden in Milliardenhöhe aufzunehmen. Dies werde die Haushalte von Bund und Ländern ein Jahrzehnt enorm belasteten, beklagte Walter-Borjans.
Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) schließt eine befristete Erhöhung des Solidaritätszuschlages nicht ausdrücklich aus. Dies hatte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) vorgeschlagen. „Ich setze auf eine solidarische Kraftanstrengung. Welches Instrument dabei das richtige ist, das entscheiden wir, wenn wir die konkrete Höhe der Kosten kennen“, sagte Altmaier der Zeitung „Bild am Sonntag“.
+++ Lauenburger dürfen wieder in ihre Häuser zurück+++
7: 36 Uhr: Die Pegelstände in Lauenburg sind auch in der Nacht zum Sonnabend weiter gesunken. Er liege derzeit bei 9,11 Meter, wie ein Sprecher des Krisenstabs am frühen Morgen mitteilte. Der Wasserstand am Pegel Hohnstorf am gegenüberliegenden Elbufer lag am frühen Sonnabendmorgen nach Angaben der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung bei 9,08 Meter. In der Nacht zum Freitag war er noch rund 20 Zentimeter höher. Die Elbbrücke nach Lauenburg sei seit heute Morgen für den Verkehr wieder geöffnet, teilte der Katastrophenschutzstab des Landkreises Lüneburg in Niedersachsen mit.
Sofern alles wie geplant läuft, sollen die Bewohner in Lauenburg ab 8.00 Uhr am Sonnabendmorgen die evakuierten Gebäude wieder betreten dürfen, teilte der Krisenstab bereits am Freitag mit. Rund 300 Bewohner der Altstadt hatten ihre Häuser am vergangenen Wochenende räumen müssen und waren bei Freunden und Verwandten untergekommen.
+++Schiffe versenken am Deich: Sondereinsatz soll Durchbruch schließen+++
20:53 Uhr: Spektakuläre Aktion im Hochwassergebiet von Sachsen-Anhalt: Damit nicht weitere Wassermassen in den Elbe-Havel-Winkel fließen, sollen am Deichbruch bei Fischbeck zwei Schiffe versenkt werden. Sie sollen den Durchfluss versperren und dafür sorgen, dass nicht noch mehr Gebiete überflutet werden, wie der Krisenstab der Landesregierung am Freitagabend in Magdeburg mitteilte. Die Aktion soll am Sonnabendmorgen um 05.30 Uhr beginnen.
Vorbereitend werden in den Grund Panzersperren als Basis eingebracht, außerdem werden zwei Arbeitsplattformen installiert. Im Lauf des Vormittags soll dann der Schubverband vor den Deichbruch fahren und gesprengt werden, wie der Kommandeur des Landeskommandos Sachsen-Anhalt, Oberst Claus Körbi, sagte. Darauf sollen dann rund 1000 große Sandpakete geworfen werden, um die Stelle abzudichten. Oberst Körbi: „Ob das funktioniert, können wir so zurzeit noch nicht sagen.“
+++Die Pumpen laufen: Lauenburger können wohl bald zurück in Häuser+++
17:48 Uhr: Rund 300 Bewohner der vom Hochwasser getroffenen Stadt Lauenburg stehen vor der Rückkehr in ihre Häuser. Sofern alles wie geplant laufe, könnten sie ab 8 Uhr am Sonnabendmorgen die evakuierten Gebäude wieder betreten, teilte der Krisenstab am Freitag mit. Demnach begannen Einsatzkräfte am Freitagnachmittag mit schweren Pumpen, die überschwemmte Elbstraße vom Wasser zu befreien. „Wir hoffen, dass wir in der Nacht fertig werden“, sagte Sprecher Peter Schütt vom Krisenstab. Bis zu fünf Pumpen sollten eingesetzt werden. Jeweils könnten sie knapp 5000 Liter pro Minute zurück in die Elbe befördern. Nach dem Einsatz an den Geräten musste die Kleidung der Helfer regelmäßig vom möglicherweise verunreinigtem Elbwasser gesäubert werden.
Zuvor war am Pegel in Lauenburg ein sinkender Wasserstand gemessen worden – am Freitagnachmittag lag er laut Krisenstab bei 9,24 Meter. Damit war die Elbe seit Donnerstagabend um mehr als 15 Zentimeter gefallen. Die Stadt plante auch die Sperrung der B209 und der Elbbrücke im Laufe des Samstags wieder aufzuheben. Die 300 Bewohner der Altstadt hatten ihre Häuser am Sonntag zurückgelassen und waren bei Freunden und Verwandten untergekommen.
Laut Prognose mussten die Pumpen zehn bis zwölf Stunden laufen, um das Wasser aus der Altstadt zu treiben. Bereits am Freitag begannen Statiker, erste Häuser auf Schäden zu untersuchen. Auch bei der Rückkehr der Bewohner am Samstag seien Bauexperten im Einsatz, erklärte der Krisenstab. Erst wenn sie die Tragfähigkeit der Bauten geprüft hätten, könnten sie wieder bezogen werden. Ob alle Häuser dann bereits am Stromnetz sind, ist aber noch nicht sicher.
„Wir müssen zudem klären, was bei der Hygiene zu beachten ist“, sagte Peter Schütt vom Krisenstab. Die Elbe hätte über Tage in den betroffenen Bereichen gestanden und sie möglicherweise mit Fäkalien beschmutzt. Die Deiche in Lauenburg hielten laut Krisenstab stand - vollständige Entwarnung konnte aber noch nicht gegeben werden. „Wir haben in Sachsen-Anhalt gesehen, wie schnell es gehen kann“, sagte Schütt. Am gegenüberliegenden Elbufer lag der Pegel Hohnstorf am Freitagnachmittag bei 9,19 Meter. Nach Angaben der Stadt könnte er am Samstag auf 9,10 Meter fallen. Normalerweise beträgt der Wasserstand rund 4,80 Meter.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) meldete, insgesamt würden in Lauenburg rund 1000 Helfer von Polizei, Feuerwehr, Technischem Hilfswerkes (THW) und Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) mit Mahlzeiten versorgt. Am Donnerstag seien mehr als 4000 Portionen ausgegeben worden. Das DRK selbst ist mit 90 Helfern in Lauenburg.
Hilfe aus Schleswig-Holstein wurde unterdessen auch jenseits der Landesgrenzen benötigt. Nach Angaben des Landesfeuerwehrverbandes brachen rund 250 freiwillige Feuerwehrleute mit 40 Fahrzeugen aus Schleswig-Holstein nach Sachsen-Anhalt auf. Sie sollen dort Deiche schützen und Sandsäcke befüllen. Der Krisenstab in Sachsen-Anhalt habe die Hilfe angefordert. Einsatzgebiet soll Arneburg nördlich von Stendal sein. Der Einzelhandelsverband Nord rief derweil zu Spenden für die vom Hochwasser getroffenen Händler auf. Noch seien die Schäden nicht abzusehen – viele Unternehmen seien in ihrer Existenz bedroht
+++Nahverkehr noch mit Einschränkungen – Dresdner Terrassenufer frei+++
17:27 Uhr: Das Leben in Dresden normalisiert sich nach dem Hochwasser weiter. Seit Freitagmittag können Autos wieder über das Terrassenufer unmittelbar an der Elbe rollen, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Die Uferstraße in der historischen Altstadt war wegen des Hochwassers am 1. Juni gesperrt worden. Wegen weiterer Straßensperrungen und Aufräumarbeiten ist der Verkehr in Dresden dennoch beeinträchtigt.
Fast alle Busse und Bahnen in der Landeshauptstadt fahren wieder planmäßig, teilte der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) mit. Elbabwärts gebe es wegen Straßensperrungen in Meißen, Riesa und elbnahen Gebieten noch Ausfälle im regionalen und städtischen Busverkehr. Der Schottenbergtunnel in Meißen bleibt nach Angaben der Stadtverwaltung weiter dicht. Dagegen sind die Altstadtbrücke und die Durchfahrt unter der Altstadtbrücke in Meißen wieder frei. Als ein Sorgenkind gilt die Bundesstraße 169 an der Kreuzung Röderau/Moritz. In der Senke sammle sich immer noch Wasser.
Beim Bahn-Nahverkehr in der Sächsischen Schweiz gibt es weiter Einschränkungen, so der VVO. Noch seien auf einigen Bahnhöfen die Beleuchtungsanlagen defekt, so dass diese nur am Tage angefahren werden könnten. Dagegen steht die Weißeritztalbahn nach zweiwöchiger Hochwasser-Zwangspause von diesem Samstag an wieder unter Dampf. In Schmilka, Bad-Schandau, Königstein, Wehlen und Pirna-Birkwitz können von Samstag an wieder Elb-Fähren genutzt werden, es gilt allerdings ein Sonderfahrplan.
+++Nach Hochwasser Mückenplage im Elbtal erwartet+++
17:08 Uhr: Nach der Elbeflut droht in den überschwemmten Gebieten eine Mückenplage. Bei den sommerlichen Temperaturen sei mit einer deutlichen Zunahme der Insekten zu rechnen, teilte die Stadt Dresden am Freitag mit. Allerdings bestehe keine Gefahr einer Übertragung von Infektionskrankheiten. Einwohnern der Hochwassergebiete wird empfohlen, Insektenschutzgitter an den Fenstern anzubringen und unter einem Moskitonetz zu schlafen.
+++Trotz sinkender Pegelstände weiter Katastrophenalarm+++
15:24 Uhr: Der Katastrophenalarm in der Hochwasserregion Mecklenburg-Vorpommerns soll trotz sinkender Pegelstände in Dömitz und Boizenburg erst nächste Woche aufgehoben werden. Möglicherweise werde der Katastrophenabwehrstab am Montagnachmittag eine Entscheidung treffen, sagte der Sprecher des Landkreises Ludwigslust-Parchim, Andreas Bonin, am Freitag in Ludwigslust.
+++ Jagd auf Biber im Hochwassergebiet erlaubt +++
14:19 Uhr: Aus Sorge um die Deiche sind die streng geschützten Biber um Dömitz und Boizenburg zum Abschuss freigegeben worden. Die untere Jagdbehörde und die untere Naturschutzbehörde haben am Freitag zwei Ausnahmegenehmigungen im Hochwassergebiet erteilt, wie der Sprecher des Landkreises Ludwigslust-Parchim, Andreas Bonin, sagte. Die Genehmigungen gälten solange, bis das Hochwasser gewichen sei. Die Jäger dürften die Biber aber nur dann schießen, wenn eindeutig sei, dass die Tiere einen Deich gefährden.
In der Region um Dömitz und Boizenburg leben nach Zählungen des Amtes für das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe etwa 30 Biberfamilien. Sie haben ihre Burgen normalerweise direkt am Fluss, weil sie einen Zugang unterhalb der Wasserlinie benötigen, wie Dezernatsleiterin Anke Hollerbach von dem Amt erklärte. „Aufgrund des Hochwassers mussten sie ihre Burgen aufgeben und suchen nun neue Plätze.“ Dabei gerieten auch die Deiche in ihr Blickfeld. An den Deichen des Nebenflusses Sude hätten Biber bereits an mehreren Stellen gegraben.
Hollerbach hält die Abschussgenehmigungen dennoch für überflüssig. Der Platz eines geschossenen Bibers würde mit Sicherheit schnell von einem anderen eingenommen, sagte sie.
+++ Hochwasserschäden auch in Unesco-Welterbe +++
14 Uhr: Das Hochwasser hat auch im Dessau-Wörlitzer Gartenreich in Sachsen-Anhalt Schäden angerichtet. Betroffen seien in der Unesco-Welterbestätte neben Bauwerken auch Gartenflächen und Bäume, teilte die Kulturstiftung DessauWörlitz am Freitag in Dessau-Roßlau mit. Die Schäden seien trotz eines mobiles Deichsystems im Park Luisium und anderen wirksamen Sicherungsanlagen wegen der großen Wassermassen und dem Anstieg des Grundwassers entstanden. Weitere Kosten würden durch den Ausfall von Einnahmen sowie den zusätzlichen Schutzvorrichtungen verursacht.
Finanziell könne die Schadenshöhe erst genau ermittelt werden, wenn das Wasser vollständig zurückgewichen sei, hieß es. Noch immer stehe Wasser im Park Luisium in Dessau-Waldersee, der ebenso wie das Schloss, das historische Gestüt und Ferienwohnungen gesperrt bleiben müsse. Zugleich dankte die Stiftung Feuerwehren, dem Technischen Hilfswerk, zahlreichen ehrenamtlichen Helfern, Anwohnern und Krisenstäben für ihren Einsatz zur Sicherung der Welterbestätte.
Das Dessau-Wörlitzer Gartenreich wurde von dem aufklärerischen Fürsten Leopold Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740-1817) entwickelt. Zu der Anlage zählen heute neben Parkanlagen mehrere Denkmalensembles, Museen und Schlösser sowie zehn Kirchen.
Verschont von der Elbe- und Mulde-Flut blieb das Schloss Oranienbaum, in dem die Stiftung am Samstag die Ausstellung „Frischer Wind in Oranienbaum – Die Sprache der Fächer“ eröffnen will. Die Sonderschau knüpfe an die Ausstellung „Dutch Design“ an, die 2012 von der niederländischen Königin Beatrix und Bundespräsident Joachim Gauck wurde, erklärte die Stiftung.
Zu sehen sind Teile der königlich-niederländischen Fächersammlung sowie Exponate aus der Stiftungssammlung und von anderen Leihgebern. Außerdem werden Schmuck, Gemälde, Grafiken und kostbare Kleider gezeigt.
+++ 300 Lauenburger können Sonnabend zurückkehren +++
13.53 Uhr: Rund 300 vom Hochwasser betroffene Lauenburger können wohl am Sonnabend zurück in ihre Häuser. Geplant sei, sie ab 8 Uhr wieder in die zurückgelassenen Bereiche zu bringen, teilte der Krisenstab am Freitag mit. Demnach wollten Einsatzkräfte am Freitagnachmittag mit dem Abpumpen des Wassers in der Altstadt beginnen. „Wir hoffen, dass wir in der Nacht fertig werden“, sagte Sprecher Peter Schütt. Der Wasserstand der Elbe am Pegel Lauenburg falle weiter – Freitagmittag lag er bei 9,27 Meter. Die Bewohner hatten am Sonntag dem Elbehochwasser weichen müssen.
Laut Prognose müssen die Pumpen zehn bis zwölf Stunden laufen, um das Wasser aus der Altstadt zu treiben. „Danach müssen wir jedes Haus einzeln überprüfen“, erklärte Schütt. Unter anderem müssten Statiker die Tragfähigkeit der Bauten untersuchen. Auch die Hygiene könne zum Problem werden, schließlich hätten die betroffenen Bereiche über Tage im Wasser gestanden und seien möglicherweise mit Fäkalien beschmutzt.
Die Deiche in Lauenburg sind laut Krisenstab stabil – Entwarnung könne aber noch nicht gegeben werden. „Wir haben in Sachsen-Anhalt gesehen, wie schnell es gehen kann“, sagte Schütt. Am Freitagmittag war der Pegelstand in Lauenburg im Vergleich zum Donnerstagabend um mehr als zehn Zentimeter gefallen. Am gegenüberliegenden Elbufer lag der Pegel Hohnstorf bei 9,23 Meter. Nach einer Prognose der Hochwasservorhersagezentrale in Magdeburg vom Donnerstag könnte der Wasserstand der Elbe dort am Sonntag auf unter neun Meter sinken.
+++ Bund will Länderanteil an Fluthilfen vorfinanzieren +++
13.29 Uhr: Die Bundesregierung hat den Ländern angeboten, die acht Milliarden Euro Fluthilfe komplett vorzufinanzieren. Dadurch würde sich die Aufnahme neuer Schulden für 2013 entsprechend erhöhen, sagte eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums am Freitag in Berlin. Vorteil für die Länder: Sie könnten von den sehr günstigen Zinsen des Bundes beim Anzapfen des Kapitalmarkts profitieren.
Der Bund würde sich bei dieser Lösung im Rahmen seines normalen Schuldenmanagements zusätzlich bis zu acht Milliarden Euro leihen. Dafür soll es einen Nachtragshaushalt geben. Die Länder könnten ihren 50-Prozent-Anteil an der Finanzierung über einen längeren Zeitraum strecken. Das Finanzministerium stellte damit klar, dass die Milliardenhilfen nicht durch eine gemeinsame „Deutschland-Anleihe“ von Bund und Ländern aufgebracht werden sollen.
+++ Pröbste in Mecklenburg rufen zu Spenden auf +++
12.50 Uhr: Der Pröpstekonvent im Kirchenkreis Mecklenburg und das Diakonische Werk haben die Gemeinden zu Spenden für die Flutopfer in Mitteleuropa aufgerufen. „Wir sehen das große Ausmaß der Überschwemmungen und die zerstörerischen Folgen. Viele Menschen verlieren Hab und Gut und stehen innerhalb kürzester Zeit schon wieder vor einem Neuanfang“, erklärte Dirk Sauermann, Propst im Kirchenkreis Mecklenburg, am Freitag.
„Das ganze Ausmaß der Zerstörung zeigt sich erst, wenn das Wasser abzieht. Dann steht den Bewohnerinnen und Bewohnern der betroffenen Regionen das Schwierigste erst bevor: der mühsame Wiederaufbau“, meinte Diakoniepastor Martin Scriba. Experten der Diakonie- Katastrophenhilfe seien derzeit in den Hochwassergebieten im Norden, Süden und Osten Deutschlands sowie in Tschechien unterwegs, um die Hilfsprogramme der Diakonischen Werke zu koordinieren.
+++ Sellering im Flutgebiet: „Wir haben noch einige schwierige Tage vor uns“ +++
12.31 Uhr: Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) ist nach den Regenfällen in der Nacht am Freitag erneut ins Hochwassergebiet gefahren, um sich ein Bild von der Lage zu machen. „Erfreulicherweise sinken die Pegelstände“, sagte er nach dem Besuch in und bei Dömitz. Die Deiche seien aber sehr aufgeweicht. „Deshalb haben wir noch einige schwierige Tage vor uns.“
Den Helfern sei anzumerken, dass die letzten Tage für alle mit großen Anstrengungen verbunden waren. Es werde aber weiterhin sehr engagierte Arbeit geleistet. „Dafür bin ich sehr dankbar“, sagte der Regierungschef.
Der Krisenstab in Ludwigslust will den Katastrophenalarm noch bis Anfang kommender Woche aufrechterhalten. Nach Angaben eines Landkreissprechers sind aktuell rund 2500 Einsatzkräfte in der Region zwischen Dömitz und Boizenburg.
+++250 Helfer aus Schleswig-Holstein brechen nach Sachsen-Anhalt auf +++
12:18 Uhr: Rund 250 Feuerwehrleute aus Schleswig-Holstein sind zur Hochwasserhilfe nach Sachsen-Anhalt aufgebrochen. Sie sollen bei Arneburg nördlich von Stendal Deiche sichern und Sandsäcke füllen, teilte der Landesfeuerwehrverband am Freitag in Kiel mit. Der Krisenstab in Sachsen-Anhalt habe die Unterstützung angefordert. Mit rund 40 Fahrzeugen seien die Helfer am Freitagmorgen gestartet. Sie sollen zunächst bis Donnerstag in der vom Hochwasser betroffenen Region bleiben. Es ist nicht der erste Einsatz von Feuerwehrleuten aus Schleswig-Holstein jenseits der Landesgrenze während der Flut: Zuvor waren nach Angaben des Landesfeuerwehrverbandes rund 70 Helfer in Magdeburg.
+++ Menschen kommen nur zögerlich nach Hitzacker zurück +++
11.57 Uhr: Die Bewohner von Hitzacker im Kreis Lüchow-Dannenberg kehren nur langsam in ihre Häuser auf der Altstadtinsel zurück. Sie hatten ihre Wohnungen am Sonntag wegen des Elbe-Hochwassers vorsorglich räumen müssen, die Stadt blieb aber bisher von den Fluten verschont. „Die Leute kommen eher schleppend zurück“, sagte ein Sprecher der Stadt am Freitag. 280 Bewohner waren betroffen. Für Menschen, die nicht dort wohnen, ist die Insel weiterhin gesperrt, auch der Autoverkehr ist eingeschränkt.
„Wir haben immer noch ein gefährliches Hochwasser“, betonte der Sprecher. Erst wenn der Pegel der Elbe unter 7,46 Meter falle, sei die Insel wieder frei zugänglich. Am Vormittag lag der Pegelstand bei 7,70 Meter, normal ist ein Stand von 2,67 Meter. Der Katastrophenstab des Landkreises geht davon aus, dass der Katastrophenalarm bis Anfang nächster Woche für den Kreis bestehen bleibt. Auch im Kreis Lüneburg bleibt der Katastrophenfall weiter ausgerufen. „Wir müssen weiterhin alles tun, dass die Deiche halten“, sagte eine Sprecherin.
+++Ministerium verlängert Beschränkungen im Luftverkehr über Elbe +++
11.39 Uhr: Um beim Hochwassereinsatz Probleme durch schaulustige Hobbypiloten zu verhindern, verlängert das Bundesverkehrsministerium Flugbeschränkungen entlang der Elbe. „Wir brauchen den Luftraum nach wie vor, um den Flutopfern zu helfen. Die Einsatzkräfte dürfen nicht behindert werden“, sagte Minister Peter Ramsauer (CSU) am Freitag in Berlin.
Seit dem Wochenende waren Flüge zum Schutz des Einsatzluftverkehrs in den Hochwasserregionen an der Donau und Elbe eingeschränkt. An der Donau um Deggendorf in Bayern werden die Beschränkungen den Angaben nach in der Nacht zum Samstag planmäßig aufgehoben.
Weiter hieß es: „Die Flugbeschränkungen an der Elbe werden der Lageentwicklung angepasst und verkleinert.“ Der Luftraum südlich von Magdeburg werde wieder freigegeben. Schaulustige hatten laut Ministerium zu „massiven Störungen in den Einsatzgebieten“ geführt.
+++ Benefizkonzert auf der Reeperbahn für die Flutopfer +++
11.19 Uhr: Unter dem Motto „Elballianz“ wird es auf Initiative von Liedermacher Rolf Zuckowski und Theaterchef Corny Littmann am Sonntag, 23. Juni, ein Benefizkonzert für die Flutopfer auf der Hamburger Reeperbahn geben. Bisher haben spontan Künstler zugesagt wie Stefan Gwildis und Band, Karl Dall, Mary Roos, Sasha, Gunter Gabriel, Annett Louisan, Johannes Oerding, Bill Ramsey und Andrea Sawatzki, teilten die Veranstalter am Freitag in Hamburg mit. Außerdem werde das Ensemble des Schmidt Theaters auftreten, mit weiteren Künstlern werden Gespräche geführt. In Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz und unzähligen, freiwilligen Helfern vor und hinter der Bühne sollen rund um den Spielbudenplatz Spenden für die Flutopfer entlang der Elbe gesammelt werden.
+++DLRG-Rettungsschwimmer im Krisengebiet statt am Strand+++
11.02 Uhr: Wegen des Hochwassers im Süden und Osten Deutschlands muss die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) bei der Bewachung der Ostseestrände derzeit mit weniger Rettungsschwimmern auskommen als geplant. Etwa zwölf der aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen kommenden Rettungsschwimmer, die derzeit ihren Dienst an der Küste versehen sollten, seien nach Hause abgereist oder hätten ihren Dienst abgesagt, um in den Krisenregionen zu helfen.
„Wir haben dafür volles Verständnis. Aber es tut weh“, sagte DLRG-Einsatzleiterin Mai Bartsch am Freitag. In der Vorsaison versehen mehr als 60 DLRG-Rettungsschwimmer ihren Dienst auf den Türmen zwischen Boltenhagen und Usedom.
Trotzdem müsse kein Urlauber an unbewachten Stränden baden, weil die Haupttürme in den 30 Badeorten besetzt seien. „Wir setzen auf das Verständnis und die Solidarität der Urlauber“, sagte Bartsch. Mit Beginn der Sommerferien am 22. Juni würden die Besatzungen auf den Türmen aufgestockt und die Rettungsschwimmermannschaften verdoppelt. Insgesamt versehen rund 1300 DLRG-Rettungsschwimmer zwischen Mai und September ihren ehrenamtlichen Wachdienst an der Ostseeküste.
+++ Trinkwasser in Mecklenburg bislang sauber +++
10.42 Uhr: Die vom Elbehochwasser betroffenen Mecklenburger brauchen sich bislang keine Sorgen um eine mögliche Verschmutzung ihres Grund- und Trinkwassers zu machen. „Die Brunnen arbeiten ohne Probleme, bisher ist kein einziger überflutet worden“, sagte der Sprecher des Landkreises, Andreas Bonin, am Freitag in Ludwigslust. Niemand müsse sein Trinkwasser abkochen. Die Wasserwerke führten regelmäßig Qualitätskontrollen durch. Das Landesgesundheitsamt in Rostock hat unterdessen Hinweise an die Bevölkerung zum richtigen Verhalten auf überfluteten Feldern und Gartenflächen herausgegeben.
+++ Rückkehr für Bewohner in Lauenburg weiter unklar +++
8.46 Uhr: In Lauenburg ist weiter unklar, wann die Bewohner wieder ihre Häuser beziehen können. Nach Angaben eines Feuerwehr-Sprechers müsse zunächst die Altstadt mit fünf Pumpen vom Wasser befreit werden, anschließend sollten Spezialisten die Gas- und Stromleitungen in der Stadt überprüfen. Erst dann könne eine erste Prognose zur Rückkehr abgegeben werden, hieß es. Weitere Details zur Lage in Lauenburg will der Krisenstab am Vormittag bekanntgeben. Rund 800 Helfer waren am Freitag zunächst im Einsatz.
+++ Verspätungen auf ICE-Strecke Prag-Hamburg +++
8.42 Uhr: Die wegen des Elbehochwassers seit Montag gesperrte Bahnbrücke in Schönhausen (Sachsen-Anhalt) wird den Zugverkehr voraussichtlich noch bis Sonntagabend behindern. Nach wie vor gibt es Verzögerungen auf zentralen ICE-Strecken. Züge zwischen Berlin und Hannover und weiter ins Ruhrgebiet fahren über Magdeburg und Braunschweig. Zu Umleitungen kommt es nach Angaben der Deutschen Bahn auch auf der ICE-Verbindung Berlin-Frankfurt/Main. Auf der Strecke Prag-Dresden-Berlin-Hamburg gibt es Verspätungen von 30 bis 45 Minuten. Wann die Brücke wieder in Betrieb genommen werden kann, war ungewiss. Zuvor muss laut Bahn geprüft werden, ob die Standfestigkeit durch das Wasser beeinträchtigt wurde.
+++ Hamburger Feuerwehr aus Hochwasser-Gebieten zurück +++
8.33 Uhr: Die letzten Helfer der Hamburger Feuerwehr sind am Donnerstag von ihrem Einsatz in den Elbe-Hochwassergebieten Sachsens und Niedersachsens zurückgekehrt. Mit einem Kontingent von 175 Feuerwehrleuten hatten die Hamburger in Amt Neuhaus (Landkreis Lüneburg) und in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden die Fluthelfer unterstützt und rund zwei Wochen gegen die steigenden Pegel angekämpft, sagte ein Feuerwehrsprecher am Freitag. Dabei sicherten sie auch eine acht Kilometer lange Deichlinie bei Bleckede (Kreis Lüneburg) und verbauten 120.000 Sandsäcke, um den Schutzwall um etwa 40 Zentimeter zu erhöhen, hieß es.
+++ Vorbereitungen für Sprengung an Saaledeich +++
7.23 Uhr: Um für einen schnelleren Abfluss des Wassers aus dem Hochwassergebiet zu sorgen, soll ein Teil des Saaledeichs bei Barby (Salzlandkreis) gesprengt werden. Derzeit werden dazu die technischen Vorbereitungen getroffen, wie der Krisenstab der Landesregierung in Magdeburg am Freitag mitteilte. Die Sprengung des Deiches soll zwischen den Ortsteilen Klein Rosenburg und Breitenhagen erfolgen. Heute soll das technische Gerät mit einem Amphibienfahrzeug vor Ort gebracht werden.
Geplant sind 50 Bohrungen im Deich. Die Löcher sollen dann mit Sprengstoff und Sand gefüllt werden. Nach Angaben des Krisenstabs könnte am Samstagmorgen gesprengt werden. Durch das Loch soll das Wasser dann aus den überfluteten Gebieten schneller zurück in die Saale gelangen.
+++ Ifo-Experte: Hochwasser hat kaum Folgen für die Konjunktur +++
7.17 Uhr: Die Hochwasser-Katastrophe in Deutschland wird nach Einschätzung des Münchner Ifo Instituts nur sehr begrenzte Folgen für die Konjunktur haben. Die bisher bekannt gewordenen Produktionsausfälle seien gering und dürften gesamtwirtschaftlich kaum ins Gewicht fallen, sagte Ifo-Konjunkturchef Kai Carstensen in München.
+++ Was das Hochwasser mit sich bringt +++
Dass die finanziellen Hilfen für die Flutopfer zu einem regelrechten Konjunkturprogramm werden, erwartet Carstensen nicht. Die angedachten Fluthilfen von voraussichtlich acht Milliarden Euro machten nur etwa 0,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. „Das ist, wenn Sie das dann verteilen auf ein paar Quartale, wahrscheinlich kaum zu sehen.“ Allerdings dürfte die Bauindustrie lokal profitieren.
+++ Pegel in Lüneburg unter Stand von 2011 +++
7.09 Uhr: Die Hochwasser-Lage im Landkreis Lüneburg scheint sich weiter zu entspannen. Wie eine Sprecherin des Katastrophenstabs mitteilte, seien die Pegel der Elbe in der Nacht zum Freitag in Teilen des Kreises stark gesunken und inzwischen unter die Stände des Hochwassers von 2011 zurückgefallen. In Bleckede betrug der Wasserstand am frühen Freitagmorgen demnach 11,62 Meter - fünf Zentimeter weniger als noch um Mitternacht. Im Laufe des Freitags würden die Deiche allerorts beobachtet und einige Sandsäcke abgebaut, um die Schutzwälle so zu entlasten, sagte die Sprecherin weiter.
+++ Bewohner von Hitzacker können in Häuser zurück+++
6.46 Uhr: Nach sinkenden Pegelständen der Elbe in der vergangenen Nacht können die Bewohner der Altstadtinsel von Hitzacker (Landkreis Lüchow-Dannenberg) seit Freitagmorgen in ihre Häuser zurückkehren. Die Evakuierungsmarke von 7,76 Meter am Pegel Hitzacker sei unterschritten worden, seit 6 Uhr dürften die mehr als 200 Bewohner wieder ihre Wohnungen betreten, teilte ein Sprecher des Katastrophenschutzstabs mit. Der Landkreis hob ein entsprechendes Verbot auf. Touristen und Schaulustigen sei es jedoch weiterhin nicht erlaubt, die Altstadt zu betreten.
Trotz intensiven Regens habe sich die Lage in der Nacht im Landkreis nicht verschärft, sagte der Sprecher weiter. Die Regenfälle hätten keine Auswirkungen auf die weiterhin stabilen Deiche gehabt. Bei Neu Darchau wurden Wasserpumpen eingesetzt, um den Regen zurück in die Elbe zu pumpen.
In der Nacht zum Freitag fiel der Pegelstand nach Angaben der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung in Hitzacker seit Mitternacht um sechs Zentimeter von 7,80 Meter auf 7,74 Meter. In Bleckede (Landkreis Lüneburg) betrug der Wasserstand am frühen Freitagmorgen 11,62 Meter – fünf Zentimeter weniger als noch um Mitternacht.
+++ Aufklärungsflug über durchbrochener Landstraße +++
6.36 Uhr: Nach dem Durchbruch der Landstraße 18 im Landkreis Stendal soll am Freitagmorgen die neue Hochwasserlage geprüft werden. Ein Aufklärungsflug bei Tageslicht solle zeigen, wo das Wasser über Nacht hingeflossen ist, teilte eine Sprecherin des Krisenstabes der Landesregierung mit. Um die Hochwasserlage nach dem Deichbruch bei Fischbeck zu entspannen, war bei Kamern ein rund 100 Meter breites Loch in die Landstraße 18 gerissen worden. Außerdem wurde der Nordausgang des Kamerner Sees vergrößert.
Ziel war es, dass sich an der Landstraße anstauende Wasser nach Norden in Richtung der Havelpolder abfließen zu lassen. In der Region stand bisher ein rund 200 Kilometer großes Gebiet unter Wasser. Tausende Menschen in mehreren Orten mussten ihre Wohnungen verlassen und in Sicherheit gebracht werden.
+++ Elb-Pegel bei Hohnstorf sinkt auf 9,30 Uhr +++
6.33 Uhr: Im vom Hochwasser gebeutelten Lauenburg zeichnet sich weiter ab, dass das Elbehochwasser auch zum Wochenende zurückgeht. Der Wasserstand am Pegel Hohnstorf lag am Freitagmorgen nach Angaben der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung bei 9,30 Meter, um Mitternacht betrug der Wasserstand noch 9,34 Meter.
+++ Grimmas OB drängt auf Flutmauer +++
6.31 Uhr: Nach dem zweiten verheerenden Hochwasser innerhalb von elf Jahren in Grimma drängt Oberbürgermeister Matthias Berger (parteilos) auf die Fertigstellung der Schutzmauer. „Was wir fordern werden, ist die absolute Beschleunigung des Hochwasserschutzes. Das Ding muss in zwei Jahren fertig sein“, sagte Berger der Nachrichtenagentur dpa. Während der Flut hatte Berger erklärt, mit der Schutzmauer wäre Grimma womöglich verschont geblieben. Momentan ist die Schutzmauer erst etwa zur Hälfte fertig. Den Gesamtschaden für seine Stadt schätzt Berger auf 200 Millionen Euro.
+++ Regenschauer belasten Deiche zusätzlich +++
6.28 Uhr: Den Einsatzkräften in Mecklenburg-Vorpommern macht das Wetter Sorgen. Ein Regengebiet mit teils kräftigen Schauern zog am Donnerstag über die Flutregion zwischen Dömitz und Boizenburg hinweg. Auf den Pegelstand habe der Regen zwar keinen Einfluss, sagte Landrat Rolf Christiansen (SPD). Jedoch belaste das Wasser von oben die Deiche zusätzlich. Auch heute sind nach Angaben des Deutschem Wetterdienstes noch Schauer möglich.
Christiansen mahnte eindringlich, die Deiche nicht zu betreten oder mit dem Fahrrad zu befahren. Jede unnötige Belastung müsse vermieden werden, sagte er. Die Dämme sind mit Wasser vollgesogen. An immer mehr Stellen findet es auch den Weg hindurch. Die Einsatzkräfte dichten rund um die Uhr Lecks ab. Rund 1,2 Millionen Sandsäcke sind zur Erhöhung und Verstärkung der Dämme bereits verbaut worden.
Noch immer führt die Elbe mehr Wasser als bei der Rekordflut im Januar 2011. Die Pegelstände hatten am Donnerstag in Dömitz erstmals die Sieben-Meter-Marke unterschritten, am frühen Freitagmorgen lagen sie bereits unter 6,80 Meter. In Boizenburg lagen sie noch knapp über sieben Metern. Normalerweise ist die Elbe in beiden Städten um die zwei Meter tief.
+++ Lauenburg: Pumpeneinsatz und Hilfszahlungen +++
6.23 Uhr: Die Hochwasserlage in Lauenburg entspannt sich zunehmend. In der Nacht zum Freitag fiel der Pegelstand auf 9,32 Meter. Am Donnerstag hatte er noch bei 9,40 Metern gelegen. Voraussichtlich am Freitag soll sich entscheiden, ob Feuerwehr und Technisches Hilfswerk ihre Hochleistungspumpen in der Unterstadt in Stellung bringen können.
„Die Geräte und die Zugfahrzeuge sind sehr schwer. Wenn die Straße vom Hochwasser unterspült ist, könnten die Gespanne einsinken“, erklärte Schütt. Um dieses Risiko abzuschätzen, hatten Experten den Straßenuntergrund untersucht. Ab einem Wasserstand von 9,30 Meter können die Pumpen eingesetzt werden, um die Elbstraße innerhalb von zehn bis zwölf Stunden trockenzulegen.
Wie lange es dauern wird, bis die rund 300 Bewohner wieder in ihre Häuser zurückkehren können, stehe noch nicht fest, sagte Schütt. Nach der jüngsten Prognose der Hochwasservorhersagezentrale in Magdeburg vom Donnerstagnachmittag könnte die Elbe am Pegel Hohnstorf am Sonntag auf unter neun Meter sinken. Für Lauenburg würde das einen Pegelstand von knapp über neun Meter bedeuten. Normalerweise beträgt der Wasserstand hier rund 4,80 Meter.
Die Menschen in der überfluteten Unterstadt können unterdessen auf finanzielle Soforthilfe von Bund und Land hoffen. Insgesamt stünden zwei Millionen Euro zur Verfügung, außerdem gebe es einen Härtefonds für jene Schleswig-Holsteiner, die durch das Hochwasser in eine existenzbedrohende Notlage geraten seien, teilte die Staatskanzlei am Donnerstag mit.