Die Polizei sicherte Akten aus dem Duisburger Rathaus. Derweil beginnt eine Debatte um die mögliche Fortsetzung der Techno-Parade.
Duisburg/Berlin. Einen Monat nach der Massenpanik bei der Loveparade mit 21 Toten hat die Staatsanwaltschaft Duisburg im Rathaus der Ruhrgebietsstadt weitere Akten beschlagnahmt. Bei der Durchsicht der bereits unmittelbar nach dem Unglück beschlagnahmten Akten habe sich herausgestellt, dass noch Dokumente fehlen, sagte der Sprecher der Ermittlungsbehörde, Rolf Haferkamp am Donnerstag. Diese seien nun abgeholt worden. Es bestehe aber in keiner Weise der Eindruck, dass bewusst Informationen zurückgehalten worden seien , fügte Haferkamp hinzu. Die Beschlagnahmung richte sich auch nicht gegen den in der Kritik stehenden Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU). Die Ermittlungen liefen weiter gegen Unbekannt, es hätten sich noch keine konkreten Tatverdächtigen heraus kristallisiert.
+++ Razzia bei Veranstalter der Loveparade +++
Unterdessen flammt die Debatte über eine Fortsetzung der Veranstaltung neu auf . „Die Schuldigen zu bestrafen und die Parade dann zu beerdigen – das reicht einfach nicht“, schreibt der Techno-DJ Tom Novy in einem Donnerstag in dem Musikmagazin „Rolling Stone“. Der umstrittene Umzug solle im kommenden Jahr wieder ausgetragen werden, idealerweise am Ursprungsort Berlin. „Es wäre auch eine Parade zu Ehren der Toten und Verletzten“, so der 40-jährige Novy, bürgerlich Thomas Reichold. Er sei selbst regelmäßig bei der Veranstaltung als DJ im Einsatz und auch in Duisburg dabei gewesen, so das Magazin.
Unmittelbar nach der Katastrophe, bei der am 24. Juli 21 Menschen tödlich verletzt wurden, hatte Veranstalter Rainer Schaller mitgeteilt, die 1989 erstmals ausgetragene Loveparade werde nicht fortgesetzt. „Obwohl Rainer Schaller viel Geld für die Marke ausgegeben hat: Er hat nicht das Recht zu sagen, die Loveparde wäre nun vorbei “, kritisiert Reichold. „Das wäre so, als würde er uns erklären, unsere Jugendbewegung sei am Ende.“ Schaller solle die Rechte nun freigeben.
Loveparade-Mitgründer Dr. Motte, bürgerlich Matthias Roeingh, sieht eine Fortsetzung der Parade in einem anderen Beitrag in derselben „Rolling Stone“-Ausgabe kritisch: „Ich kann nur eindringlich davor warnen, so ein Event überstürzt auf die Beine zu stellen, bloß um ein Zeichen setzen zu wollen“, so der 50-Jährige. Erst müssten sich alle Beteiligten darüber klar werden, welche inhaltlichen Ziele eine solche Veranstaltung heute noch haben könne.