Hamburg. Trainer Walter soll verlängern, Chefscout Costa befördert und Hrubesch gebunden werden. Wie viel Gegenwind bekommt Jansen?
Das Training des HSV war am Freitagvormittag erst seit rund 45 Minuten im Gange, da stapfte Anssi Suhonen mit gesenktem Haupt von dannen. Immer wieder schüttelte der 21 Jahre alte Finne genervt den Kopf, als er den Platz verließ, während seine Mannschaftskollegen die Einheit fortsetzten.
Auch ein herbeieilendes kleines Mädchen mit einer rosa Jacke konnte Suhonen, der den Autogrammwunsch des Kindes ablehnte, nicht erheitern. Zu sehr überwog der Frust über seine erneuten muskulären Probleme im Oberschenkel.
Eine MRT-Untersuchung im UKE sorgte schließlich für die bittere Gewissheit: Suhonen fällt mit einer Sehnenverletzung rund vier Wochen aus und verpasst damit nicht nur das anstehende Trainingslager im südspanischen Sotogrande (11. bis 19. Januar), sondern die komplette Vorbereitung sowie den Rückrundenauftakt gegen Braunschweig (29. Januar).
HSV testet beim 1. FC Köln
Es ist ein weiterer Rückschlag in der noch jungen Karriere des wegen diverser Verletzungen leidgeprüften Mittelfeldspielers, der am Freitag in Hamburg geblieben ist und am Nachmittag gar nicht erst mit der Mannschaft im Bus nach Köln reiste, wo der HSV am Sonnabend im Franz-Kremer-Stadion ein Testspiel beim 1. FC Köln (15.30 Uhr/MagentaTV) bestreitet.
Im rund 50 Kilometer entfernten Gummersbach steht am Sonntag zudem ein Hallenturnier (Sky) an. Für beide Termine war Suhonen, der bereits knapp die Hälfte der Hinrunde wegen eines Wadenbeinbruchs verpasst hatte, fest eingeplant.
Verlängert Tim Walter im Trainingslager?
Weiter in Planung bleibt die in Kürze erwartete Vertragsverlängerung von Trainer Tim Walter beim HSV. Nachdem der Coach am vergangenen Montag einen zeitnahen Vollzug angekündigt hatte („Schauen wir mal, was die nächsten Tage so bringen“), wird im Volkspark inzwischen davon ausgegangen, entweder während des Trainingslagers oder kurz danach Nägel mit Köpfen zu machen.
In jedem Fall wird es vor dem Braunschweig-Spiel Klarheit in der so wichtigen Personalie geben, über die sich alle Beteiligten innerhalb des Clubs einig sind. Lediglich der Aufsichtsrat muss das neue Vertragswerk noch final absegnen. Dass sich deren Vorsitzender Marcell Jansen momentan im Urlaub befindet, soll diese Formalie allerdings nicht blockieren.
HSV: Costa bekommt Mutzel-Job – Prozess steht an
Walter ist nicht der Einzige, der im Laufe des Januars mit einem neuen Vertrag rechnen darf. Auch der aktuelle Chefscout Claus Costa wird ein modifiziertes Arbeitspapier erhalten. Der 38 Jahre alte Vertraute von Sportvorstand Jonas Boldt steht vor der Beförderung. Einzig sein konkreter Jobtitel soll noch immer unklar sein. Unabhängig davon, ob er künftig als Sportchef oder Kaderplaner agiert, wird Costa enger an die Mannschaft heranrücken und die Lücke schließen, die der inzwischen fristlos entlassene Ex-Sportdirektor Michael Mutzel nach seiner aufsehenerregenden Degradierung im vergangenen Juli hinterließ.
Für den 43-Jährigen, der auf Weiterbeschäftigung sowie eine Entfristung seines ursprünglich bis 30. Juni 2023 datierten Arbeitsvertrags klagt, kommt es am 10. Januar zum unliebsamen Wiedersehen mit den Anwälten des HSV vor dem Hamburger Arbeitsgericht. Für den Zweitligisten dürfte es ein teurer Gerichtsstreit werden, davon gehen auch alle Verantwortlichen des Clubs aus.
Gegen die im vergangenen Sommer von den Anwälten beider Seiten bereits ausgehandelte Abfindung in Höhe von 400.000 Euro hatte der Aufsichtsrat des HSV sein Veto eingelegt. Die Summe erschien dem Kontrollgremium zu hoch. Nun dürfte sie noch höher ausfallen. Boldt, der sich vor rund fünf Monaten noch eine Schlammschlacht vor Gericht mit Mutzel geliefert hatte, wird dem Termin am 10. Januar im Übrigen fernbleiben und somit auch nicht erneut aussagen. Zwischen dem einst so effektiv zusammenarbeitenden Manager-Duo besteht inzwischen kein Kontakt mehr.
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Wie viel Gegenwind bekommt Jansen?
Nur elf Tage nach dem Prozess steht mit der Mitgliederversammlung im CCH ein weiterer richtungweisender Termin auf der Agenda beim HSV. Präsident Marcell Jansen muss sich am Sonnabend, den 21. Januar, gleich zwei Abwahlanträgen von Ulrich Becker und Till Hischemöller stellen. Letzterer wirft Jansen ein „Auswahlversagen“ und eine „grob fahrlässige Verletzung von Kontrollpflichten“ in Bezug auf den mittlerweile zurückgetretenen Ex-Vorstand Thomas Wüstefeld vor.
Zudem kritisiert der Hamburger Rechtsanwalt unter anderem die aus seiner Sicht „unterlassene Suche nach einem neuen Finanzvorstand“, die „undurchsichtige Berufung des Investors Detlef Dinsel in den Aufsichtsrat“, die „Demission von Lena Schrum“, die nach nur einem Jahr aus dem Aufsichtsrat ausscheiden wird, einen „Vertrauensentzug durch die Mehrzahl der Anteilseigner“, die sich in einer Mail gegen den Vereinspräsidenten und Aufsichtsratschef ausgesprochen hatten (das Abendblatt berichtete) sowie „das zerrüttete Verhältnis zu Jonas Boldt“.
Hischemöllers Fazit: „Herr Jansen kann nicht mehr den Rückhalt und das Vertrauen genießen, um den HSV als Vereinspräsident und Vertreter des Mehrheitsgesellschafters der AG aus der Krise zu führen. Dazu sind seine Defizite einfach zu offensichtlich.“ Es sind harte Vorwürfe, gegen die sich Jansen im CCH wehren wird. Für seine Abwahl wäre eine Zweidrittelmehrheit erforderlich. Viel dürfte davon abhängen, wie viele Mitglieder die aktive Fanszene, die Jansen kritisch gegenübersteht, mobilisiert. Der Ausgang ist völlig offen.
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HSV: Boldt will mit Hrubesch verlängern
Deutlich mehr Klarheit herrscht dagegen über die Zukunft von Nachwuchschef Horst Hrubesch, dessen Vertrag im Sommer ausläuft. Der 71 Jahre alte frühere Stürmer und Boldt möchten auch über den Sommer hinaus zusammenarbeiten. Die angestrebte Verlängerung dürfte im Frühling vollzogen werden, wäre der letzte Punkt auf einer Liste voller richtungweisender Entscheidungen beim HSV.