Hamburg. Beim Trainingsauftakt deutet Walter seine Verlängerung an. Im Fall des wegen Dopings gesperrten Vuskovic übt der Coach Kritik.

Als Tim Walter am Montagnachmittag gut gelaunt und energischen Schrittes in Richtung Trainingsplatz marschierte, lauerten ihm die ersten Fans bereits am Fuß des Volksparkstadions auf. „Hallo an alle, ein gutes neues Jahr wünsche ich allen“, rief der HSV-Coach den Anhängern zu, deren Anzahl sich im Lauf des Trainingsauftakts auf rund 70 Schaulustige erhöhte.

Viel zu sehen gab es beim ersten Mannschaftstraining nach der fünfwöchigen Winterpause allerdings noch nicht, was zum Großteil daran lag, dass der HSV seine Übungen auf dem mit Sichtschutz umrandeten Platz neben dem Campus absolvierte.

Immerhin zwei für alle Anwesenden gut erkennbaren Gesichter sorgten für anhaltend positive Stimmung: Flügelflitzer Bakery Jatta (24) und Defensivallrounder Moritz Heyer (27/beide Außenbandriss im Fuß) kehrten wieder zurück und absolvierten die gesamte Einheit ohne Probleme. „Es ist schön, dass sie wieder voll dabei sind“, sagte Walter über seine beiden Leistungsträger, die im Normalfall auf der rechten Seite gesetzt sind.

Mario Vuskovic fehlt beim HSV-Trainingsauftakt

Somit stehen dem HSV-Coach bis auf den wegen Dopings gesperrten Mario Vuskovic (21) sowie die sich im Rehatraining befindenden Elijah Krahn (19/Innenbandanriss im Knie) und Ersatztorwart Tom Mickel (33/Innenbandriss im Sprunggelenk) alle Spieler zur Verfügung. Beide Rekonvaleszenten sollen noch im Laufe der Woche (Krahn) beziehungsweise beim am 11. Januar beginnenden einwöchigen Trainingslager im spanischen Sotogrande (Mickel) wieder mit dem Team trainieren.

Am Montag mit dabei waren auch die Talente Jesse Kilo (18), Nicolas-Bernd Oliveira Kisilowski (18), U-19-Torwart Hannes Hermann (17) sowie der zuletzt verletzte Omar Megeed (17/Mittelfußbruch). „Er ist ein gefühlter Neuankömmling“, sagte Walter über Megeed, der vor seiner schweren Verletzung im August in der Zweiten Liga debütiert hatte. Alle Youngster haben gute Chancen, die komplette Wintervorbereitung mit den Profis zu absolvieren.

Nach rund 70 Minuten war die Einheit am Montag beendet – und der noch immer bestens gelaunte Walter gab einen Einblick in das Fitnesslevel seiner Mannschaft. „Die Spieler sind in einer guten Verfassung. Sie mussten aber auch gerade im Ausdauerbereich viel machen“, sagte der Coach angesichts der individuellen Trainingspläne, die alle Profis während der Winterpause erfüllen sollten. Die entsprechenden Daten wurden von den Athletiktrainern über eine Uhr getrackt. Und so gelang die in der Vergangenheit nicht immer geglückte Leistung, dass trotz Glühwein, Weihnachtsgans und Neujahrsbraten keiner der Spieler mit einem nennenswerten Übergewicht aus dem Urlaub zurückkehrte.

Tim Walter kündigt neuen HSV-Vertrag an

Der ebenfalls einen körperlich fitten Eindruck machende Walter wäre derweil fast mit einem neuen Vertrag in den Volkspark zurückgekehrt. Ein paar letzte Details sind zwar noch zu klären, doch im Grunde sind sich Sportvorstand Jonas Boldt und der Cheftrainer über das neue Arbeitspapier einig. „Wir befinden uns in guten Gesprächen. Jonas und Eric (Huwer; d. Red.) haben ja auch verlängert“, sagte Walter in Bezug auf das neue Vorstandsduo und sorgte damit höchstpersönlich für neue Spekulationen über seine demnach bereits feststehende Verlängerung.

Allerdings nur für kurze Zeit. Denn das kleine Wörtchen „auch“, das in diesem Fall eine große Wirkung hat, sei ihm versehentlich herausgerutscht. „Man hört zwischen den Zeilen immer mehr heraus. Vielleicht habe ich mich undeutlich ausgedrückt. Schauen wir mal, was die nächsten Tage so bringen“, sagte Walter lächelnd und deutete somit seine Vertragsverlängerung für die kommenden Tage an.

HSV-Trainer Tim Walter stand beim Trainingsauftakt für die Rückrunde auch wieder der zuletzt verletzte Bakery Jatta (4. v. l.) zur Verfügung.
HSV-Trainer Tim Walter stand beim Trainingsauftakt für die Rückrunde auch wieder der zuletzt verletzte Bakery Jatta (4. v. l.) zur Verfügung. © Imago/Michael Schwarz

Mario Vuskovic: Walter kritisiert die Nada

Für den HSV-Coach wird es also weiterhin reichlich Grund zur Freude geben. Ein Thema sorgte aber schließlich doch noch dafür, dass Walter seine gute Laune kurzzeitig verlor. Bei der Causa Vuskovic, die den HSV seit der Bekanntgabe des positiven Dopingtests am 11. November in Atem hält, verfinsterte sich die Miene des 47-Jährigen.

Zur drohenden Sperre von vier Jahren für den Innenverteidiger wollte sich Walter nicht äußern. Eine klare Meinung hat der Coach dagegen über die geringe Kommunikation der Nationalen Anti-Doping Agentur (Nada). „Die Nada hat ihr Monopol, du kriegst nichts mit und weißt nicht, was da abgeht. Es ist für uns schwer, damit umzugehen“, sagte Walter, der allerdings nicht erwähnte, dass der Fall seit zweieinhalb Monaten beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) liegt. Der hatte auch ein Labor mit der Öffnung der B-Probe beauftragt, das die Einnahme von Epo bestätigte.

Die Nada begleitet den Dopingfall lediglich, die Verfahrenshoheit liegt aber beim DFB und seinem Sportgericht, das in den kommenden Wochen einen Prozesstermin ansetzen will. Allerdings hält sich auch der Verband mit Informationen über den Fall reichlich zurück, wie aus dem Volkspark zu vernehmen ist.

Mario Vuskovic: Walter kündigt Ersatz beim HSV an

Immerhin über den körperlichen und seelischen Zustand des Kroaten erhält Walter regelmäßig Updates. „Ich stehe mit Mario in Kontakt, wir telefonieren häufig. Seine Seelenlage ist natürlich nicht gut, trotzdem trainiert er hart für sich“, gab der Trainer preis.

Die Einheiten muss Vuskovic gemäß der Dopingregeln mit einem eigens engagierten Individualcoach in Split (Kroatien) außerhalb offizieller Trainingsplätze absolvieren. „Ich habe so etwas noch nie erlebt. Die Situation ist auch für mich schwer“, sagte Walter. „Es tut mir einfach für den Jungen sehr, sehr leid.“

Da der HSV davon ausgehen muss, für längere Zeit auf Vuskovic verzichten zu müssen, läuft die Suche nach einem Ersatz bereits auf Hochtouren. „Wir sehen uns um. Vor allem Claus Costa (Kaderplaner; d. Red.) ist immer sehr emsig und sehr bemüht. Gute Spieler sind immer herzlich willkommen beim HSV, wir können immer besser werden“, sagte Walter, der beim Gedanken an besser werdende Spieler sein Lächeln zurückfand.