Hamburg. Jatta und Heyer sind nach ihren schweren Verletzungen wieder fit. Für den Gambier geht es nun auch um die sportliche Zukunft.
Im Volkspark war es lange nicht mehr so voll wie momentan in diesen Tagen. 25 Feldspieler stehen HSV-Trainer Tim Walter aktuell zur Verfügung. Mit dabei sind auch wieder die Rückkehrer Bakery Jatta (doppelter Außenbandriss) und Moritz Heyer (Außenbandriss und Zerrung des Syndesmosebandes), die wegen ihrer schweren Sprunggelenksverletzungen die vorigen fünf Zweitligaspiele in der Hinrunde allesamt verpasst hatten.
Seit dem Trainingsauftakt des HSV am Montag haben die beiden Profis alle der fünf Einheiten ohne Einschränkungen mitgemacht. Auch bei Zweikämpfen halten sich Flügelflitzer Jatta und Defensivallrounder Heyer nicht zurück. „Beide sind bei 100 Prozent. Es ist schön, dass sie wieder voll dabei sind“, freut sich Walter über seine beiden Stammkräfte, die im vergangenen Dezember, als ihre Mitspieler bereits im Urlaub waren, Extraschichten im Volkspark mit Co-Trainer Filip Tapalović sowie Reha-Coach Sebastian Capel absolvierten. „Sie haben vor dem Urlaub und auch währenddessen richtig hart gearbeitet“, lobt Walter die beiden.
Der HSV-Coach weiß nur zu gut, wie wichtig beide Außenbahnspieler für seine Spielidee sind. An Jatta führt für gewöhnlich kein Weg auf der Position des rechten Flügelstürmers vorbei. Heyer ist mangels adäquater Alternativen rechts hinten in der Viererkette gesetzt. Mit William Mikelbrencis verfügt der HSV zwar über einen gelernten Rechtsverteidiger im Kader, doch Walter hat bei den beiden Startelfeinsätzen des 18 Jahre alten Franzosen Defizite erkannt, an denen er erst einmal arbeiten will. Angreifer Ransford-Yeboah Königsdörffer, der zum Ende der Hinrunde notgedrungen als verkappter Rechtsverteidiger aushalf und dabei ebenfalls defensive Schwächen offenbarte, ist mit Heyers Rückkehr für die Rückrunde wieder in der Offensive eingeplant.
Warum Bakery Jatta so wichtig beim HSV ist
Dass Jatta und Heyer auf der rechten Außenbahn für den HSV fast schon unverzichtbar sind, war gerade dann zu sehen, als sie verletzungsbedingt ausfielen. Im Angriff verfügt der oftmals unberechenbare und unorthodox spielende Jatta allein mit seiner Schnelligkeit und Dynamik über Qualitäten wie kein Zweiter im Kader. Aber auch defensiv sind Heyer und Jatta seit mittlerweile eineinhalb Jahren eingespielt. Der Gambier ist sich für Abwehrarbeit nicht zu schade und bietet seine tiefen Laufwege auch nach hinten an, um einen Gegenspieler gemeinsam mit Heyer auch mal doppeln zu können. Eine Eigenschaft, die Jattas Vertreter Sonny Kittel und Königsdörffer nicht in diesem Umfang erfüllen.
Offensiv ist es wiederum Heyer, der seine Stärken zwar defensiv hat, im Angriff aber davon profitiert, dass Jatta mit seinen Sprints häufig mehrere Gegenspieler bindet, wodurch sich Räume für den Rechtsverteidiger bilden, der jedoch gar kein Rechtsverteidiger sein will. Der gelernte Innenverteidiger macht kein Geheimnis daraus, am liebsten im Abwehrzentrum zum Einsatz zu kommen. Dort waren aber die beiden Plätze zuletzt an das ebenfalls eingespielte Duo Mario Vuskovic und Kapitän Sebastian Schonlau vergeben. Wegen Vuskovics vorläufiger Dopingsperre, die das DFB-Sportgericht in den nächsten Wochen auf vier Jahre ausdehnen könnte, hat sich für Heyer eine neue Chance auf seiner Lieblingsposition ergeben.
Darf Heyer ins HSV-Abwehrzentrum?
Angesprochen auf die Situation, ohne einen Ersatz für Vuskovic mit Schonlau, Jonas David und U-21-Talent Valon Zumberi nur drei Innenverteidiger im Kader zu haben, entgegnete Walter: „In der zweiten Mannschaft gibt es auch noch Innenverteidiger“, womit er eben jenen Zumberi meinte, der allerdings in die Fragestellung schon mit eingerechnet war. Walters Aussage darf somit als Indiz verstanden werden, dass er in seiner persönlichen Innenverteidiger-Auflistung Heyer nach Schonlau und David als dritte Kraft sieht.
Ob der Coach bereit ist, das funktionierende Außenbahnpaar Jatta und Heyer für die Stärkung des Abwehrzentrums zu trennen, dürfte davon abhängen, welchen neuen Innenverteidiger der HSV noch verpflichtet. Einen Transferzeitplan, den neuen Mann zum Beispiel bereits von nächster Woche an im Trainingslager im spanischen Sotogrande (11. bis 19. Januar) zu integrieren, wollen sich die Verantwortlichen nicht entlocken lassen. Und so muss sich auch Heyer gedulden, wie realistisch seine Chancen am Ende tatsächlich sind, in der Innenverteidigung aufzulaufen. Geplant ist zunächst einmal, dass der Allrounder gemeinsam mit Jatta die rechte Außenbahn auf- und abläuft.
Bakery Jatta spielt um neuen HSV-Vertrag
Für den 24 Jahre alten Gambier geht es in der Rückrunde auch um einen neuen Vertrag beim HSV. Sein Arbeitspapier läuft in eineinhalb Jahren, im Sommer 2024, aus. Branchenüblich werden bereits vor dem Anbruch des finalen Vertragsjahres die Konditionen für eine Verlängerung geklärt, sofern beide Seiten weiter zusammenarbeiten wollen. So ist es auch der Plan bei Jatta, der momentan keinen Grund sieht, Hamburg zu verlassen. Nach Abendblatt-Informationen fanden allerdings noch keine Gespräche über einen neuen Vertrag statt. Der Fahrplan sieht vor, dass sich Jattas Berater Efe Aktas und HSV-Vorstand Jonas Boldt im Frühling zusammensetzen, um über eine vorzeitige Ausdehnung der Laufzeit zu verhandeln.
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Ob Jatta auch bei einer weiteren Verhandlung im Fokus stehen wird, bleibt dagegen ungewiss. Nachdem das Landgericht im vergangenen Juli die Beschwerde der Hamburger Staatsanwaltschaft im Strafverfahren gegen Jatta als unbegründet verworfen hatte, wodurch ein Prozess wegen angeblichen Identitätsbetrugs vom Tisch ist, steht noch immer ein mögliches Hauptverfahren vor dem Amtsgericht Altona im Raum.
Wie berichtet, wirft die Staatsanwaltschaft Jatta vor, in zwei Fällen unterschiedliche Angaben zum Namen seiner Mutter gemacht zu haben. Wegen dieses geringen Tatvorwurfes bleibt aber offen, ob und wann es wirklich zu einem Gerichtsverfahren kommt. Gedanken daran verschwendet Jatta ohnehin keine. Er will sich voll auf Fußball konzentrieren.