Hamburg. Der fristlos entlassene Ex-Sportdirektor und der HSV liegen eine beträchtliche Summe auseinander. Nun geht es weiter – vor Gericht.

Der zähe Gerichtsstreit zwischen dem HSV und dem fristlos entlassenen Ex-Sportdirektor Michael Mutzel geht weiter. Bei einem Gütetermin am Dienstag vor dem Arbeitsgericht Hamburg konnten sich beide Seiten nicht auf eine Abfindung einigen. Das neue Angebot des HSV in Höhe von 100.000 Euro lehnte die Seite von Michael Mutzel als unzureichend ab. Nun soll es mit einem Kammertermin im Januar zu einer weiteren Verhandlung kommen – sofern sich beide Seiten nicht doch noch außergerichtlich einigen.

Beim gerade einmal 20 Minuten dauernden Gütetermin ging es in drei Einzelverfahren um die fristlose Kündigung Mutzels, eine mögliche Entfristung seines ursprünglich bis 30. Juni 2023 datierten Arbeitspapiers sowie einen Beschäftigungsanspruch, um den sich der Manager durch die Kündigung beraubt fühlt. „Herr Mutzel hat der Befristung zugestimmt. Damit endet der Vertrag am 30. Juni nächste Jahres. Seine Forderung ist nicht angemessen“, argumentierte der vom HSV beauftragte Arbeitsrechtler Herrmann W. Buck, der den Club zusammen mit HSV-Justiziar Philipp Winter vor Gericht vertrat.

Mutzels Anwalt Wolfgang Steen hielt dagegen: „Der HSV hatte einer Abfindung von 400.000 Euro bereits zugestimmt.“ Wie berichtet, hatten sich Steen und der von Sportvorstand Jonas Boldt extern engagierte Jurist bereits auf diese Summe geeinigt. Doch der HSV-Aufsichtsrat legte sein Veto ein. Nun bot der HSV nicht mal ein Viertel dieser einst erzielten Einigung.

Mutzel fordert 400.000 Euro vom HSV

Mutzels Jahresgehalt lag zuletzt bei 335.000 Euro. Im Erfolgsfall des HSV hätte die Gesamtsumme in dieser Saison bei rund einer Million Euro liegen können. Anfangs forderte Mutzel eine Abfindung in Höhe von zweieinhalb Jahresgehältern inklusive Prämien. „Ich habe mich auf den HSV zubewegt“, sagte Mutzel vor dem Arbeitsgericht und bekräftigte, an einer Lösung interessiert zu sein. „Ich will nicht, dass es eine Schlammschlacht gibt.“ Von seiner inzwischen auf 400.000 Euro reduzierten Forderung wolle er aber nicht abrücken.

Der HSV wirft Mutzel die Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung, die Weitergabe vertraulicher Informationen zu Transfers und die „beharrliche Missachtung“ von Weisungen vor.

„Es gilt zu berücksichtigen, dass ich eine erhebliche Rufschädigung erfahren habe“, sagte Mutzel und verwies zudem auf seine Transfererfolge. „Ich habe viel Herzblut in die Arbeit gesteckt. Das sieht man auch aktuell an der Mannschaft. Ich habe mich zu 100 Prozent mit der Aufgabe identifiziert. Bis ich aus heiterem Himmel die Freistellung erhalten habe."

Wie es zum Aus von Mutzel beim HSV kam

Mutzel war insgesamt drei Jahre und drei Monate als Sportdirektor beim HSV tätig. Boldts Vorgänger Ralf Becker hatte ihn 2019 aus Hoffenheim nach Hamburg geholt. Auch mit Boldt verstand sich Mutzel die ersten Jahre gut. Bis er ungewollt zum Spielball im Machtkampf zwischen Boldt und Thomas Wüstefeld wurde.

Als Zeichen der Stärke hatte Boldt Mutzel im Juni zunächst degradiert sowie mit seinen Aussagen öffentlich diffamiert („Michael funktioniert in einer Führungsrolle um die Mannschaft nicht“) und anschließend freigestellt. Nachdem das Arbeitsgericht Ende Juli in einem denkwürdigen Prozess, in dem die tiefen Gräben im Vorstand öffentlich wurden, die Freistellung für unwirksam erklärte, war Mutzel vom HSV am 2. August fristlos entlassen worden.