Das 2019 mit Steffen Henssler eröffnete Kinneloa wurde von Corona hart getroffen. Manager der Europa Passage erhebt schwere Vorwürfe.

  • Amtsgericht eröffnet über Restaurant von HSV-Präsident Marcell Jansen das Insolvenzverfahren
  • Kinneloa in der Europa-Passage stark von Corona-Auswirkungen betroffen
  • Europa-Passage-Manager spricht von hohen Mietrückständen

Beim HSV läuft es derzeit nicht gut für Marcell Jansen. Für die Mitgliederversammlung am 21. Januar liegen Abwahlanträge gegen den Vereinspräsidenten und Aufsichtsratschef vor. Und auch aus einem Unternehmen, dessen Geschäftsführer Jansen ist, gibt es schlechte Nachrichten.

Das Amtsgericht Hamburg hat ein Insolvenzverfahren über das Vermögen der Ben Green Europa Passage GmbH & Co. KG eröffnet. Der Vorgang trägt das Aktenzeichen 67a IN 290/22. Die GmbH & Co. KG werde vertreten durch die persönlich haftende Gesellschafterin Ben Green Verwaltungs GmbH, heißt es in der im Internetportal Insolvenzbekanntmachungen.de veröffentlichten Mitteilung des Hamburger Gerichts. Als einer der Geschäftsführer der Verwaltungs GmbH wird dort Marcell Jansen genannt.

HSV-Präsident Jansen eröffnete Kinneloa mit Starkoch Henssler

Die Unternehmen stehen hinter dem Restaurant Kinneloa in der ersten Etage der Europa Passage. Direkt gegenüber der Thalia-Buchhandlung und eingerahmt von der Pop Art Galerie James Rizzi und der Galerie Udo Lindenberg & more wird dort California Street Kitchen serviert. Auf der Karte stehen etwa Mariniertes Lemon Chicken (15,90 Euro), Veggie Burger im Dinkel Bun (11,90) und Lachssashimi mit Wasabi-Frischkäse (9,90).

„Good Food statt Fast Food“, beschrieben Jansen und der umtriebige Starkoch Steffen Henssler das Gastrokonzept, als sie das Restaurant Ende Mai 2019 eröffneten. Zuvor hatten sie ein ähnliches Konzept unter dem Namen Ben Green eineinhalb Jahre am Flughafen Köln erprobt. Bei der Eröffnung in Hamburg bezeichnete sich Henssler als „Adjutant“ des HSV-Präsidenten. Man wolle gemeinsam weitere Kinneloa-Filialen in anderen deutschen Großstädten eröffnen, hieß es.

Europa-Passage-Manager erhebt schwere Vorwürfe gegen Jansens Restaurant

Doch dazu kam es nicht – das Kinneloa sei von Corona hart getroffen worden, sagt der Hamburger Rechtsanwalt Stefan Denkhaus, der vom Gericht als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt worden ist. „Das Restaurant ist stark auf Laufkundschaft und das Mittagsgeschäft mit Gästen aus Büros in der Umgebung angewiesen.“ Dass weiterhin wenig Kundschaft komme, sei „mit Sicherheit einer der Gründe“ für das Verfahren, so Denkhaus. Er sieht seine vordringliche Aufgabe darin, „die Gesellschafter und den Vermieter bei der Höhe der Miete unter einen Hut zu bekommen“. Das Restaurant mit 15 Beschäftigten ist weiter geöffnet.

Center-Manager Jörg Harengerd vom Hamburger Europa-Passagen-Betreiber ECE sagt, er habe von dem Insolvenzverfahren bislang nichts gewusst, sei „erstaunt über das Vorgehen“ – und erhebt schwere Vorwürfe. „Das Unternehmen hat seit mehr als einem Jahr keine Miete gezahlt, es steht ein sechsstelliger Betrag aus“, so Harengerd.

HSV-Präsident Jansen und Henssler äußern sich nicht zum Kinneloa

In der Hochphase der Pandemie seien dem Restaurant – wie anderen Mietern – Teile der Miete erlassen worden. Auch zuletzt habe es Verhandlungen über Stundungen gegeben, jedoch keine Einigung. Eine Abendblatt-Anfrage dazu an Jansen und Henssler blieb ohne Antwort.

Centermanager Harengerd sieht auch hausgemachte Gründe für die Krise des Restaurants, etwa kürzere Öffnungszeiten als im Mietvertrag vorgesehen. Tatsächlich wird im Kinneloa nach Angaben eines Mitarbeiters derzeit „wegen Personalmangels“ nur an einem Drittel der Tische serviert. Geöffnet ist von 12 bis 18 Uhr statt von 10 bis 20 Uhr. Weitere Gespräche mit dem Betreiber schließt Harengerd trotz allem nicht aus. „Zuvor müsste es aber eine substanzielle Zahlung der offenen Mietsumme geben.“