Der mutmaßliche Mörder und Kinderschänder Martin N. hat sein Schweigen gebrochen. Das Urteil soll am 27. Februar verkündet werden.
Stade. Auf diesen Moment hatten Prozessbeobachter mit Spannung gewartet: Erstmals seit Verhandlungsbeginn äußerte sich der wegen dreifachen Kindesmordes und vielfachen sexuellen Missbrauchs angeklagte Martin N. am Mittwoch selbst vor dem Landgericht Stade. Als er begann, seine Erklärung zu verlesen, wechselte seine Gesichtsfarbe von blass auf rot. Der 41-Jährige zeigte augenscheinlich erstmals menschliche Regungen. Mehrfach stockte er, musste mühsam Tränen unterdrücken.
Ihm sei durchaus bewusst, dass er eine Reihe verwerflicher Taten begangen habe, die in drei Fällen zur Tötung geführt hätten, begann Martin N. seine dreiminütige Erklärung. „Ich habe den Angehörigen meiner Opfer unfassbares Leid zugefügt, für das ich allein verantwortlich bin“, fuhr er fort. Sein Handeln sei kaum entschuldbar.
Von den Nebenklägern könne er keine Vergebung erwarten. Darum habe er auch keinen Versuch unternommen, sich direkt bei ihnen zu entschuldigen. Er hoffe aber, dass die Nebenkläger durch den Ausgang des Prozesses Genugtuung erführen und „zur Ruhe finden“.
Er habe die ihm zur Last gelegten Taten lange verdrängt und versucht, ein normales Leben zu führen, sagte der Angeklagte. Vom Zeitpunkt seiner Verhaftung an habe das nicht mehr funktioniert. Stattdessen sei er mit einem großen Schuldgefühl überhäuft worden. Mit seinem Geständnis habe er einen Schlussstrich ziehen und „reinen Tisch“ machen wollen. Gleichwohl habe er gewusst, dass seine Erklärungen nichts an der schwersten Strafe „lebenslänglich“ ändern würden.
Martin N. ging auch auf seine Weigerung ein, das Passwort für die Festplatte seines Computers zu nennen. Damit habe er seine Bekannten und besonders einen guten Freund schützen wollen, den N. als wichtigsten Menschen in seinem Leben bezeichnete. Dieser Freund meldete sich während des Prozesses und machte Angaben zu weiteren Missbrauchsfällen, die nach 2004 von N. begangen worden sein sollen.
Bei der Erwähnung des Freundes sprach der Angeklagte mit tränenerstickter Stimme und musste seine Erklärung kurz unterbrechen. Dabei lief er im Gesicht tiefrot an.
Martin N. deutete an, dass er nach dem Prozess, „wenn sich der ganze Presserummel gelegt hat“, dass Passwort seines Computers nennen werde. Damit werde er belegen, dass auf seiner Festplatte keine Hinweise auf Straftaten an Kindern in Holland und Frankreich zu finden seien. Dafür sei er nicht verantwortlich.
Im übrigen hoffe er, im Gefängnis mit therapeutischer Hilfe seine Taten aufarbeiten zu können. „Ich möchte eines Tages als veränderter Mensch einen Neuanfang wagen und alles tun, um keine weiteren Straftaten zu begehen“, waren seine Schlussworte.