Stade. Frühere Missbrauchsopfer des sogenannten “Maskenmannes“ sagten heute vor Gericht aus. Immer mehr grausame Details werden bekannt.

Im Prozess gegen den mutmaßlichen dreifachen Kindermörder Martin N. werden immer mehr verstörende Details bekannt. Mehrere frühere Missbrauchsopfer sagten am Montag im Landgericht Stade aus.

Mit einer Sturmhaube getarnt hatte der Täter die Jungen in den 90er-Jahren in Bremen zu Hause überfallen und sexuell belästigt. Ein 26-Jähriger Mann sagte im Gericht als Zeuge, er leide noch heute unter dem Überfall. Der Prozess helfe aber bei der Verarbeitung, „weil der Schatten ein Gesicht bekommt“.

Der Pädagoge Martin N. soll zwischen 1992 und 2001 in Norddeutschland drei Jungen ermordet und etliche missbraucht haben. Der 40-Jährige hat den Großteil der Taten gestanden. Seinen Opfer fiel es am Montag schwer, über die Übergriffe zu sprechen. Stockend berichteten sie von quälenden Einzelheiten. Der Angeklagte blickte währenddessen teilnahmslos vor sich hin, die Hände unter dem Tisch gefaltet.

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Die Polizei war durch eines der Opfer auf die Spur des Mannes gekommen – dem heute 26-Jährigen war plötzlich wieder eingefallen, dass er 1995 für den Betreuer bei einer Ferienfreizeit eine Skizze von seinem Haus machen sollte. Am Montag erinnerte sich der junge Mann als Zeuge im Gericht daran, wie wenige Monate später nachts der „Maskenmann“ neben seinem Bett stand und ihm in die Hose griff.

Er sei wie gelähmt gewesen, berichtete er. Erst als seine Schwester neben ihm im Bett laut schrie, flüchtete der Angreifer. „Danach ist alles ein bisschen anders gewesen. Wir haben Angst gehabt, alleine zu schlafen“, sagte der Zeuge.

Der in Bremen lebende Dachdecker ist seither in psychischer Behandlung. „Vergessen tut man sowas ja nie.“ Dennoch habe er die Tat jahrelang verdrängt. Erst Anfang 2011 sei ihm auf einmal der Betreuer wieder eingefallen. „Dass er Martin hieß, das wusste ich noch.“ Auf der Ferienfahrt sei der Mann wie ein großer Bruder für ihn gewesen. Er habe viel mit ihm und den anderen Jungen gespielt.

Bei zwei anderen Opfern klingelte der „Maskenmann“ abends an der Haustür. Als die Jungen öffneten, bedrohte er sie und fasste sie an den Penis. „Er ist recht forsch, wenn nicht aggressiv, ins Haus eingedrungen“, erzählte ein 29-Jähriger, der 1997 vom Verdächtigen missbraucht wurde. Einige Jahre zuvor war er mit dem Angeklagten auf einer Ferienfreizeit in der Pfalz gewesen. Den Täter hatte er wegen der Maske aber nicht erkannt. „Es waren nur die Augen zu sehen.“

Die Untersuchung von Festplatten und anderen Datenträger, die ein Nachmieter unter der Dunstabzugshaube in der Wohnung von Martin N. gefunden hatte, hat nach Angaben der Staatsanwaltschaft bislang noch kein Ergebnis gebracht. „Wir sind noch ganz am Anfang“, sagte der Sprecher der Anklagebehörde, Kai Thomas Breas. Die Polizei ist noch damit beschäftigt, die Passwörter zu knacken. Auch bei dem im April sichergestellten Computer von Martin N. ist das den Fahndern bisher nicht gelungen. (dpa)

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