Pinneberg. Die fünf Bewerber um das höchste Amt im Rathaus stellten sich erneut den Bürgern. Bei der Fragerunde musste auch gerüffelt werden.

Wie geht man mit Graffiti-Schmierereien am Bahnhof um? Diese Frage richtete sich an zwei der fünf Pinneberger Bürgermeisterkandidaten – Marco Bröcker und Thomas Voerste. Gemeinsam mit den Einzelkandidaten Dr. Jörg Heuer, Paul Hoffmann und Hauke Röben stellten sie sich am Dienstagabend erneut den Bürgern der Stadt vor.

Es war die dritte öffentlichen Kandidatenrunde vor der Wahl. Die Sporthalle der Theodor-Heuss-Schule war gut besucht. Das Publikum nutzte die Gelegenheit, Fragen zu stellen und zu prüfen, wem sie am 8. Oktober bei der Bürgermeisterwahl in Pinneberg ihre Stimme geben wollen.

Zurück Einstiegsfrage und den Schmierereien: „Bei Müll muss schnell reagiert werden, sonst kommt neuer hinterher“, sagt Thomas Voerste, den SPD und FDP unterstützen. Gleiches gelte für Graffitis. Aktionen wie Pinneberg räumt auf begrüßt der 53-Jährige aus Altenholz. „Sie bringen das Thema in die Öffentlichkeit.“

Bürgermeisterwahl in Pinneberg: erste Frage ging an zwei Kandidaten

Marco Bröcker, gemeinsamer Kandidat von CDU und Grünen, würde legale Flächen schaffen, an denen sich Jugendliche künstlerisch verwirklichen könnten. Die Unterführungen, die häufig beschmiert seien, müssten gut ausgeleuchtet werden, auch um Angsträume zu vermeiden, so der 49-Jährige, der aktuell das Büro der Bürgermeisterin Urte Steinberg leitet.

Marco Bröcker (v.l.), Jörg Heuer und Paul Hoffmann, Hauke Röben stellten sich am Dienstagabend in der Sporthalle der Theodor-Heuss-Schule den Pinnebergern vor.
Marco Bröcker (v.l.), Jörg Heuer und Paul Hoffmann, Hauke Röben stellten sich am Dienstagabend in der Sporthalle der Theodor-Heuss-Schule den Pinnebergern vor. © Anne Dewitz

Bröckers Redezeit nutzte ein Besucher, um dem Kandidaten Jörg Heuer etwas ins Ohr zu flüstern. Bürgervorsteherin Natalina di Racca-Boenigk, die die Wahlkampfveranstaltung moderierte, fand deutliche Worte: „Das ist mir in all den Jahren noch nicht untergekommen, dass jemand einem Kandidaten etwas ins Ohr souffliert. Kommt das noch einmal vor, wird diese Person der Halle verwiesen.“

Bürgermeisterkandidaten wollen klimagerechte Stadtentwicklung

Sie hatte zuvor schon Voerstes Vorschlag entschieden zurückgewiesen, auf die erste Frage alle Kandidaten antworten zu lassen. „Der Bürger hat das Recht, seine Frage so zu stellen, wie er möchte. Und diese Frage richtete sich nur an zwei Kandidaten“, so di Racca-Boenigk.

Paul Hoffmann und Hauke Röben bei der dritten Runde im Duell um das Bürgermeisteramt in Pinneberg. Bürgervorsteherin Natalina di Racca-Boenigk achtete darauf, dass sich jeder an die Regeln hielt.
Paul Hoffmann und Hauke Röben bei der dritten Runde im Duell um das Bürgermeisteramt in Pinneberg. Bürgervorsteherin Natalina di Racca-Boenigk achtete darauf, dass sich jeder an die Regeln hielt. © Anne Dewitz

Die zweite Frage zielte auf Bauentwicklung in der Stadt und die Nachverdichtung ab und richtete sich an alle Bürgermeisterkandidaten. Die Antworten ähnelten sich, man dürfe nicht alle Flächen versiegeln, müsse auf eine klimagerechte Stadtentwicklung setzen, das Stadtbild so erhalten, dass sich die Menschen wohl fühlen, die Infrastruktur müsse an die Wohnungsbebauung angepasst mitwachsen.

Kandidaten wollen Stadtverwaltung in Pinneberg digitalisieren

„Das letzte Stadtentwicklungskonzept stammt aus dem Jahr 2018“, sagt Bröcker. Es brauche ein neues Gesamtkonzept, eines, in das auch die Meinungen der Bürger miteinfließen sollen. Bürgerbeteiligung stärken – ein Ziel, dass alle Anwärter auf das höchste Amt im Rathaus auf der Agenda haben.

Die Verwaltung digitalisieren, aber auch das Rathaus für Besucher ohne Termine offen gestalten – ein weiterer Punkt, in dem sich die Kandidaten einig waren. Einhellige Meinung auch zu den Plänen das Kriegsdenkmal am Bahnhof durch einen Platz des Friedens zu ergänzen und historisch einzuordnen: Das sei gut so.

Bürgermeisterwahl Pinneberg: Bürger wünschen sich Kino

Eine weitere Frage aus dem Publikum zielte darauf ab, ob es in Pinneberg künftig ein Kino oder einen Vorführraum für Theater gebe. Einhellige Meinung: Ein Kino sei begrüßenswert, sei aber finanziell kaum umsetzbar. Und mit der Ernst-Paasch-Halle und den Plänen des Kreises für ein Kulturzentrum am ehemaligen Zollgebäude bewege sich schon etwas in die richtige Richtung.

Ein Anwohner wollte wissen, wie es mit Lärmschutz an der Elmshorner Straße aussehe. Die Antworten ähnelten sich. Geschwindigkeitsbegrenzung, Lärmschutzwände, Flüsterasphalt, die Möglichkeiten seien begrenzt. Gutachten und Verkehrskonzepte wären sinnvoll.

Mehr Platz an Pinneberger Schulen benötigt

Mit welchen konkreten Schritten sie den steigenden Schülerzahlen und dem akuten Raumbedarf begegnen wollen, wollte eine Zuschauerin wissen. „Die Stadt ist dabei, den Bedarf zu decken. Es wird neu gebaut“, sagte Jörg Heuer, der nach dem Chemiestudium zum Doktor der Naturwissenschaften promovierte. Bedarfe müssten ermittelt werden und dann geschaut werden, was sich die Stadt leisten könne.

Thomas Voerste stellte sich den Pinnebergern vor.
Thomas Voerste stellte sich den Pinnebergern vor. © Anne Dewitz

„Mit dem Anspruch auf Ganztagsbetreuung haben uns Bund und Land ein Ei ins Nest gelegt“, sagt Sozialpädagoge Voerste. Hier müssten Bund und Land finanziell mehr unterstützen. Die Stadt könne nicht alles gleichzeitig finanzieren, gemeinsam mit Schulleitern müsste besprochen werden, was zu priorisieren sei.

Bürgermeisterkandidaten: Essen in Schulmensa muss bezahlbar sein

Bröckers Lösung: „Bauen, bauen, bauen.“ Derzeit befänden sich drei Grundschulen im Bau und drei Mensen in Planung. Feuerwehrmann Paul Hoffmann, selbst Vater von drei kleinen Kindern, hatte keine konkrete Lösung für den akuten Platzbedarf, sah aber durchaus die Notwendigkeit zum Handeln: „Ich habe selber Kinder. Ich muss selber gucken, wo ich bleibe.“

Hauke Röben, mit 27 Jahren der jüngste Kandidat, hatte in seiner Ausbildung zum Vermessungstechniker auch an einem Schulhof auf einem Schulgebäude mitgewirkt. Eine Idee, die vielleicht auch in Pinneberg umsetzbar wäre.

Eine Schülerin im Publikum erzählte, dass sie für einen Salat in der Schulmensa mittlerweile sieben Euro bezahle. „Wie wollen Sie das Mensaessen bezahlbar gestalten?“, fragte sie in die Runde. Marco Bröcker fand den Preis „ausgesprochen heftig“.

Pinneberger Politik prüft, ob Mensaessen subventioniert werden soll

Er wüsste aber auch, dass zwei Gänge, also ein Hauptgericht und eine Vor- oder Nachspeise, fünf Euro kosten. Politisch werde derzeit geprüft, ob das Mensaessen zu subventionieren sei. „Würde es nur vier Euro kosten, müsste die Stadt 160.000 Euro im Jahr investieren.“ Die Stadtverwaltung habe dies empfohlen. „Ich bin gespannt, wie die Politik entscheidet“, so der ehemalige Wirtschaftsförderer der Stadt.

Sieben Euro für einen Salat, das sei „Nobelrestaurantniveau“, fand Röben, der seit fünf Jahren in Pinneberg lebt. „Das kann so nicht weitergehen. Gesundes Essen muss bezahlbar bleiben.“ Jörg Heuer verwies darauf, dass es schwierig sei, einen Caterer zu finden, „der es gut und günstig macht.“ Er sei für eine Subventionierung.

Drittes Duell: routinierter Auftritt der Kandidaten

„Als Jugendamtsleiter hat mich diese Frage besonders berührt“, sagte Thomas Voerste. Er wisse, dass viele Kinder ohne Mittag nach Hause gehen, weil sie es sich nicht leisten könnten. Er setzt darauf, im Rahmen von Ausschreibungen gutes Essen günstig zu bekommen.

Inhaltlich liegen die fünf Kandidaten, denen der dritte Auftritt sichtlich leichter und routinierter gelang als der erste, eng beieinander. Im Schlusswort versprach Paul Hoffmann, Probleme gemeinsam mit den Bürgern anzugehen, um die Stadt voranzubringen.

Bürgermeister-Duell: Kandidaten haben das Schlusswort

„Als waschechter Pinneberger“ kenne er die Stadt, warb Marco Bröcker für Stimmen. Er sei jederzeit offen für Fragen. „Sprechen Sie mich an.“ Thomas Voerste betonte seine langjährige Erfahrung in der Verwaltungsleitung. Außerdem werde er als einziger Nicht-Pinneberger in der Runde als Bürgermeister nach Pinneberg ziehen.

Jörg Heuer betonte seine offene, konstruktive Art der Kommunikation und seinen analytischen Verstand. „Wichtig ist mir Ihre Zufriedenheit“, sagte der 60-Jährige. Und Hauke Röben räumte ein, „nicht der größte Fachmann“, aber bereit zu sein, ins Amt hineinzuwachsen. „Ich habe Lust, diese Stadt zu gestalten und möchte jungen Menschen ein Vorbild sein, sich in Politik und Verwaltung einzubringen“, so der zweifache Vater.