Pinneberg. Das vermüllte Haus zieht Ungeziefer und zwielichtige Gestalten an. Nachbar spricht von Versagen des Ordnungsamtes.
Eine Scheibe ist aus dem Fenster auf die Straße gefallen. Die Farbe blättert ab, der Putz bröckelt. Das Dach der ehemaligen Polsterei ist eingestürzt, Risse ziehen sich durch die Mauern. Hinter den Schaufenstern türmt sich Müll. Draußen an der Hauswand lehnen Schrotträder und anderer Müll.
Das Haus am Damm 40 in Pinneberg ist seit Jahren ein Schandfleck im Bild der Kreisstadt. Ein Bretterverschlag schirmt den Hinterhof vor Blicken ab. Einige verkohlte Balken lugen darüber. Neu ist inzwischen nur das Vorhängeschloss, mit dem die Eingangstür versperrt ist.
Schandfleck in Pinneberg: Messie-Haus nervt Nachbarn
Bewohnbar ist das einsturzgefährdete Haus schon lange nicht mehr. Der Bewohner, offenbar ein Messie, hauste zuletzt in seinem Garten, kochte draußen und schlief im Zelt. Mittlerweile ist der Sozialhilfeempfänger in eine Mietwohnung in Pinneberg gezogen. Der Eigentümer der Schrottimmobilie soll sein Bruder sein, der in Süddeutschland lebt und das Haus immer mehr verfallen lässt – sehr zum Ärger der Nachbarn.
Hinter der Ruine am Damm 40 wuchert ein Dschungel. „Die Bäume wachsen über den Gartenzaun, Obst fällt auf unseren Rasen und lockt Wespen an“, sagt Kai Sibbert. Der CDU-Ratsherr und Pinneberger Polizeibeamte wohnt gleich nebenan in einem gepflegten, renovierten Rotklinkerbau, doch der zunehmende Verfall des Nachbarhauses wirkt sich auch auf seine Wohnsituation aus.
Ein Baum war nach einem Sturm im vergangenen Jahr umgefallen. Den Hausbesitzer hat es nicht gekümmert. „Er veranlasst nichts.“ Und diese Situation ist ein Dauerzustand.
Ratten vermehren sich im Haus am Damm 40 in Pinneberg
Sibbert weiß um die rechtliche Lage. „Da es sich um Privatgrundstück handelt, kann die Stadtverwaltung nicht viel tun“, sagt der Nachbar und CDU-Politiker. Allerdings könnte das Amt eine Ordnungsverfügung schreiben, findet Sibbert mit Blick auf das wuchernde Unkraut, das Laub und den Dreck auf dem Gehweg vor dem Haus.
Aus seiner Sicht scheint das Ordnungsamt in Pinneberg grundsätzlich überfordert zu sein. „Deswegen haben wir als CDU bei der Kommunalwahl auch gefordert, das Ordnungsamt zu verstärken.“
Ratten könnten sich im Haus und auf dem vermüllten Grundstück ungehindert vermehren. Auch ein Marder fühlt sich dort offenbar wohl und hat sich eingenistet. „Wir haben dann vom Ordnungsamt ein Schreiben bekommen, dass wir uns um die Bekämpfung der Ratten kümmern sollen“, sagt Sibbert verärgert. Er spricht von einem Versagen des Ordnungsamtes.
Messie-Haus in Pinneberg zieht zwielichtige Gestalten an
Das Messi-Haus zieht auch Fremde an, die auf das Grundstück vordringen, dort umher schleichen und schauen, was sie mitgehen lassen können. Sie hätten sich auch schon auf Sibberts Grundstück umgesehen.
Wegziehen kommt für Sibbert trotz allen Ärgers nicht infrage. Er sei durch und durch Pinneberger, schätze den kurzen Weg zur Arbeit und habe viel in sein Haus investiert.
Dem Pinneberger Ordnungsamt liegen eigenen Angaben zufolge aber keine Beschwerden zum Haus am Damm 40 vor. Es hätte über die Jahre nur sporadisch mal den einen oder anderen Hinweis gegeben, heißt es aus dem Rathaus. Bauaufsicht und Ordnungsamt seien nur für die reine Gefahrenabwehr zuständig.
Ordnungsamt in Pinneberg: Es liegen keine Beschwerden vor
„Das heißt, wir handeln sofort in dem Moment, in dem eine Gefahr für die Allgemeinheit oder die öffentliche Sicherheit besteht, zum Beispiel, wenn Scherben auf dem Gehweg oder etwaiger Müll oder Dachziegel auf den Fuß- und Radwegen liegen würden“, so Stadtsprecherin Birgit Schmidt-Harder.
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Im letzteren Fall würde das Ordnungsamt eine Erstsicherung machen und dann die Kollegen von der Bauaufsicht einschalten. Was auf dem privaten Grundstück selbst passiert, sei Sache des Eigentümers.
„Ohne Anlass möchten und dürfen wir Privatgrundstücke nicht betreten“, sagt die Stadtsprecherin. Darum sei die Stadt derzeit auch nicht im Gespräch mit dem Privateigentümer.