Pinneberg. Die SPD hatte sich bereits für den parteilosen Bürgermeisterkandidaten aus Altenholz ausgesprochen. Was das für die Konkurrenz bedeutet.
FDP und SPD unterstützen Thomas Voerste
CDU und Grüne stellen sich hinter Marco Bröcker
Jörg Heuer und Paul Hoffmann treten als Einzelkandidaten an
Am 8. Oktober werden die Pinneberger Bürgerinnen und Bürger darüber entscheiden, wer die Nachfolge von Bürgermeisterin Urte Steinberg antritt. Die langjährige Verwaltungschefin geht zu Beginn des Jahres 2024 in den vorzeitigen Ruhestand.
Momentan sieht es so aus, dass auf jeden Fall ein Mann auf dem Chefsessel im Pinneberger Rathaus Platz nehmen wird, denn die vier bisher feststehenden Bewerber sind alle männlich – die Bewerbungsfrist läuft allerdings noch bis zum 14. August.
Pinneberg: Starke Konkurrenz für einheimische Bürgermeister-Kandidaten
Und noch eines zeichnet sich ab: Es wird wohl zu einem Zweikampf um den Bürgermeisterposten kommen. Auf der einen Seite Marco Bröcker, aktuell Rathaussprecher und Büroleitender Beamter von Urte Steinberg, der als Erster seinen Hut in den Ring geworfen hatte und von CDU und Grünen unterstützt wird.
Und auf der anderen Seite Thomas Voerste, der von den Sozialdemokraten ins Rennen geschickt wird. Nun hat sich auch die FDP in Pinneberg hinter den parteilosen Kandidaten aus Altenholz gestellt.
Die Entscheidung fiel einstimmig auf der Mitgliederversammlung. "Uns hat seine hohe Fachkompetenz überzeugt", sagt FDP-Ortsvorsitzende Birgit Klampe. Auch, dass er parteilos ist, sei von Vorteil, denn ein Bürgermeister soll für alle Bürger da sein. Zur Wahl stehen außerdem mit Jörg Heuer und Paul Hoffmann zwei Einzelkandidaten.
Voerste arbeitet als Fachbereichsleiter beim Kreis Rendsburg-Eckernförde
Doch wer ist Thomas Voerste, der vergleichsweise spät als Bürgermeisterkandidat in Erscheinung tritt? Der 53-Jährige arbeitet aktuell als Fachbereichsleiter beim Kreis Rendsburg-Eckernförde, ist dort für die Bereiche Jugend, Familie, Schule sowie fürs Kulturwesen und die Regionalentwicklung (ÖPNV) zuständig.
Mehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehören zum Fachbereich des gebürtigen Kölners, der allerdings auch schon reichlich Pinneberger Luft geschnuppert hat: Thomas Voerste absolvierte einst in Barmstedt eine Ausbildung zum Baumschulgärtner, bevor er, wie er im Gespräch mit dem Abendblatt betonte, in den 1980er- und 1990er-Jahren bei der Arbeiterwohlfahrt an der Aschhooptwiete in Pinneberg sein „soziales Herz“ entdeckte.
Der 53-Jährige versteht sich als Kandidat für alle Pinneberger
Was folgte, waren ein Studium der Sozialpädagogik und anschließend die Arbeit bei der Stadt Kiel, unter anderem in den sozialen Brennpunkten Gaarden und Mettenhof. Seit 2018 ist Voerste, der keiner Partei angehört und ausdrücklich als Kandidat für alle Bürgerinnen und Bürger antritt, in verantwortlicher Position beim Kreis Rendsburg-Eckernförde beschäftigt.
Warum er nun Bürgermeister in Pinneberg werden will? „Mich reizt es, die Gesamtverantwortung für eine Stadt zu übernehmen“, betont der hochgewachsene Verwaltungsexperte. Er sei mit SPD-Chef Kai Vogel in Kontakt getreten und konnte die Sozialdemokraten von seinem „Plan für Pinneberg“ überzeugen.
Das will Thomas Voerste für Pinneberg
Und wie sieht Voerstes Plan für Pinneberg aus? Punkt eins: Der Aufbau einer modernen, will sagen durchdigitalisierten Verwaltung ist ihm sehr wichtig: „Der Bürger ist nicht für die Verwaltung da, sondern die Verwaltung für den Bürger. Dessen Bedürfnisse müssen im Zentrum unseres Handelns stehen.“
Auch für die Verwaltungsmitarbeiter sei es wichtig, in einem modernen Umfeld zu arbeiten – anders sei es in Zeiten des Fachkräftemangels nicht möglich, gute Mitarbeiter zu halten und zu gewinnen.
Innenstadt soll das Wohnzimmer der Pinneberger werden
Weitere wichtige Themen sind die Gestaltung der Innenstadt, die das „Wohnzimmer der Pinneberger sein sollte, in dem man sich gerne aufhält“, und der Ausbau des Radwegenetzes in Pinneberg. Voerste schwebt bei diesem Punkt eine Zusammenarbeit mit dem ADFC vor. Gleichwohl merkt er an, dass ein solcher Ausbau nicht zu Lasten der Autofahrer gehen dürfe. Die Betreuung in den Kitas, die Schulentwicklung und die Jugendarbeit liegen ihm ebenfalls sehr am Herzen.
Dass sein Bekanntheitsgrad im Gegensatz zu dem seiner Mitbewerber, die alle in Pinneberg zu Hause sind, in der Stadt nahe Null liegt, schreckt den Mann, der in Altenholz seinen Wohnsitz hat, nicht. Er sieht es durchaus als Plus, mit „unverstelltem Blick von außen“ Wahlkampf zu machen.
Thomas Voerste würde als Bürgermeister nach Pinneberg ziehen
Die kommenden Wochen werde er nutzen, um mit den Pinnebergerinnen und Pinnebergern ins Gespräch zu kommen. Ein detailliertes Wahlkampfkonzept werde zurzeit erarbeitet. Fest steht für Voerste, der geschieden ist und zwei erwachsene Kinder hat, aber jetzt schon eins: Sollte er zum Bürgermeister gewählt werden, würde er mit seiner Lebensgefährtin und deren zwei Kindern im Teenageralter nach Pinneberg ziehen.
Sein größter Konkurrent um das Bürgermeisteramt dürfte, wie erwähnt, Marco Bröcker sein. Er war seit 2020 Wirtschaftsförderer in Pinneberg und ist seit 2021 Büroleitender Beamter von Bürgermeisterin Urte Steinberg. Bröcker, der bereits von der CDU offiziell zum Bürgermeisterkandidaten gewählt wurde, kann sich nun auch über die Unterstützung von Bündnis90/Die Grünen freuen.
Die Pinneberger Grünen unterstützen Marco Bröcker
Bröcker setzte sich bei einer Mitgliederversammlung mit deutlicher Mehrheit gegen mehrere Mitbewerber durch. „Wir gratulieren Marco Bröcker und sind froh, einen leidenschaftlichen Pinneberger gefunden zu haben, der offen für die Belange der Bürgerinnen und Bürger in seiner Heimatstadt ist“, sagt die Grünen-Ortsvereinsvorsitzende Katharina Hinte.
Bröcker könne kreative Antworten auf Themen für die Zukunft ausarbeiten und teile die Schwerpunkte und Programmatik der Grünen, so Hinte. Mit Marco Bröcker unterstütze die Partei den Kandidaten, der in Pinneberg verwurzelt sei, sagt auch die Fraktionsvorsitzende Andrea Dreffein-Hahn.
Bürgermeisterwahl: „Bröcker kennt die Vorzüge und Probleme seiner Heimatstadt“
„Bröcker kennt die Vorzüge und Probleme seiner Heimatstadt und teilt unsere Vision vom zukünftigen Pinneberg“, sagt Dreffein-Hahn. Und ihr Co-Vorsitzender Frank Wegener ergänzt: „Seine Erfahrung als Mitarbeiter der Stadt und sein Blick für die anstehenden Themen für Pinneberg sind für uns überzeugende Argumente.“
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Darunter seien Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger, Klimaschutz und -anpassung, sowie die Aufarbeitung der schwierigen Haushaltslage, sagt Wegener. „Auch seine Überparteilichkeit unterstreicht für uns seine Ernsthaftigkeit, die Stadt im Sinne von allen Pinnebergerinnen und Pinnebergern zu führen.“