Die Atomkraftwerke Unterweser und Brunsbüttel werden für die Zeit des Moratoriums abgeschaltet. Das AKW Krümmel bleibt vom Netz.
Berlin/Hamburg. Die Atom-Katastrophe in Japan hat auch Auswirkung auf Deutschland. Auf einer Pressekonferenz in Berlin gab Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bekannt, dass sieben Atomkraftwerke in Deutschland vorerst vom Netz gehen. Merkel einigte sich mit den Länder-Chefs darauf, dass alle Atomkraftwerke, die vor 1980 gebaut wurden vorübergehend abgeschaltet werden. Das betrifft insgesamt sieben AKW in Deutschland. Vorübergehend heißt, vorerst drei Monate, für die Zeit des Moratoriums, in denen die Atomlaufzeitverlängerung ausgesetzt wird. Hinzu kommt, dass das Atomkraftwerk Krümmel, das nach zahlreichen Pannen bereits abgeschaltet ist, weiter vom Netz bleibt. Das AKW Krümmel war 1983 ans Netz gegangen. In Deutschland werden in den nächsten drei Monaten daher nur noch neun Atomkraftwerke Strom liefern.
Peter Harry Carstensen, Ministerpräsident Schleswig-Holsteins, sagte, man müsse jetzt mit den Betreibern über die Modalitäten sprechen. In Schleswig-Holstein sind zwei der drei Reaktoren zurzeit abgeschaltet und, so Carstensen, "werde kein Reaktor wieder ans Netz gehen, von dem ich nicht sicher bin, dass er sicher ist. Wer ja sage zu regenerativen Energien, müsse auch ja sagen zum Netzausbau."
+++Hier geht es zum Liveticker zur Katastrophe in Japan+++
Die beiden Siedewassereaktoren in Schleswig-Holstein, in Brunsbüttel (Inbetriebnahme 1976) und Krümmel (1983), sind seit Mitte 2007 fast durchgängig vom Netz getrennt – nach zahlreichen Pannen. Derzeit ist der Druckwasserreaktor Brokdorf der einzige Atommeiler in Schleswig-Holstein, der Strom liefert.
In Niedersachsen wird das Atomkraftwerk Unterweser nach Angaben von Bundeskanzlerin Angela Merkel für die drei Monate abgeschaltet. Das AKW Unterweser wurde 1979 gebaut und ist damit das älteste der drei in Niedersachsen noch am Netz befindlichen Atomkraftwerke. Die moderneren Atommeiler Grohnde und Emsland können dagegen vermutlich noch bis ins nächste Jahrzehnt weiter produzieren.
Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU), der ebenfalls in Berlin bei dem Treffen dabei war, will am Mittwoch den Landtag in einer Regierungserklärung über das weitere Vorgehen informieren. McAllister sagte: "Nach den Ereignissen in Japan haben wir jetzt die politischen Konsequenzen zu ziehen.“ Aus diesem Grund sei er sehr einverstanden mit den Ergebnissen. Ziel müsse es sein, eine sichere, nachhaltige und wirtschaftliche Energieversorgung in Deutschland zu ermöglichen.
Stellen Sie uns Ihre Fragen zu Japans atomarer Katastrophe
Kanzlerin Merkel und die Ministerpräsidenten der fünf Länder mit Atomkraftwerken wollen am Dienstag ihre Gespräche in Berlin fortsetzen. Dem Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel geht das Resultat der Gespräche nicht weit genug. Es werde den Erfordernissen nicht gerecht. "Die befristeten AKW-Abschaltungen, die der Angst vor einer Niederlage bei den anstehenden Wahlen geschuldet sind, reichen nicht aus“, sagte Wenzel in Hannover. Die ältesten sieben AKW und das Kernkraftwerk Krümmel müssten endgültig und sofort vom Netz. Zudem müsse die Laufzeitverlängerung unverzüglich vom Parlament aufgehoben werden.
Die Atomkraftwerke, die vom Netz gehend, aber auch die anderen Anlagen sollen nach dem Berliner Treffen nun eingehenden Sicherheitschecks unterzogen werden. Die Kanzlerin hatte am Montag eine dreimonatige Aussetzung der von Union und FDP beschlossenen Laufzeitverlängerung angekündigt. Die vorübergehende Abschaltung betrifft die AKW Neckarwestheim I, Philippsburg I (Baden-Württemberg), Biblis A und B(Hessen), Isar I (München), Unterweser (Niedersachsen) und das ohnehin stillstehende AKW Brunsbüttel (Schleswig-Holstein). Die deutschen Atommeiler lieferten zuletzt rund 23 Prozent des Stroms. Mit Material von dpa