Schröpfen, Sauna und Massagen, Akupunktur oder das Quaddeln helfen, wenn das Kreuz nach einer langer Autofahrt oder Hexenschuss wehtut. Naturheilverfahren lösen die Verspannung.
Keine Frage, der Vatertagstrip am vergangenen Donnerstag war nicht von schlechten Eltern. Die durstigen Jungs hatten 'ne Menge Spaß bei ihrer Fahrradtour am Bille-Ufer. Einzige Ausnahme mit Doppelwirkung: Am Tag danach marschierten zwei Kater als Racheengel auf. Während dem einen mittels Alka Seltzer und viel Mineralwasser relativ rasch beizukommen war, hatte sich der Muskelkater bis zum Wochenende im Körper häuslich eingenistet. Während kurzfristige Beschwerden durch Muskelkater ob ungewohnt intensiver Bewegungen wie Fahrradfahren, Jogging oder Bergsteigen rasch vergehen und nicht gefährlich sind, sollte bei hartnäckigen Schmerzen des Bewegungsapparates ein Arzt konsultiert werden. Als Ratgeber bei akuten Verspannungen kommen der Allgemeinmediziner, der Orthopäde oder der Schmerztherapeut in Frage. Denn grundsätzlich gilt: Jeder Muskel kann schmerzen! Und zwar so höllisch, dass jegliche Form der Bewegung zur Tortur wird. Betroffen sein können nicht nur Nacken, Rücken und Schultern, wie herkömmlich bekannt. Auch Unterarm, Wade, Brust und Kiefer bescheren mächtig Pein. Primäre Muskelverspannungen kennt jeder. Zum Beispiel einen steifen Nacken, der das Rückwärts-Einparken mit dem Auto zum Problemfall werden lässt. Aber auch der Hexenschuss sowie chronische Nacken- und Sehnenschmerzen fallen unter diese Rubrik. Ursachen können Stress, Fehlhaltungen, Überbelastung oder schlicht kalter Wind sein. Schonung der betroffenen Körperpartie und Wärme sind erste Krankenpflicht; in der Regel vergehen diese Malaisen rasch von selbst. Bei problematischeren Verspannungen fällt die Diagnose nicht leicht. "Natürlich ist das Ausschalten der Ursache die beste Therapie", sagt Dr. Antonius Pollmann, Arzt für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren in Hamburg, "aber es ist auch das schwierigste Unterfangen." Zumal die Ursachen vielfältig sein können: Arbeit am PC, ein zu weiches Bett, unterschiedliche Beinlängen, Kieferprobleme usw. Grundsätzlich indes, so Pollmanns gute Nachricht, trifft zu: "Die Naturheilkunde kann gegen Verspannungen eine Menge machen." Er vertritt als Erster Vorsitzender des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren mehr als 8000 Ärzte hierzulande - und seine Ehefrau, die als Anästhesistin und Schmerztherapeutin in Hamburg niedergelassen ist. Die Wege der Schmerzlinderung und Therapie können vielfältig sein. Wie die schnell wirkende Akupunktur oder Behandlungen nach den Grundsätzen der chinesischen Kräutertherapie. Sinnvoll kann auch das Schröpfen sein. Der erzeugte Unterdruck, zum Beispiel mit einer Glaskugel, fördert die Durchblutung und stimuliert den Lymphfluss. Ungewöhnlich der Klang, hoch die Wahrscheinlichkeit der Linderung: Bei der Quaddelbehandlung wird eine Substanz unter die Haut gespritzt. Zum Beispiel Procain, eine Art Betäubungsmittel, oder Rhododendron-Extrakte. Damit wird ein Reiz gesetzt, der verstärkte Durchblutung fördert und die Lymphe besser fließen lässt. Mit anderen Worten: Die Verspannung löst sich leichter. Empfehlenswert sind Entspannungsübungen als krankheitsbegleitende Hilfe für die Seele, aber auch für den Körper - etwa autogenes Training. Immer gut sind heiße Bäder, Sauna, Massage oder Krankengymnastik. Das Losungswort: Tue deiner Seele und deinem Körper Gutes. Lass dich von einem Gefühl der Ruhe und Zufriedenheit durchströmen. Denn wer unter akuten Verspannungen leidet, klagt als Folge der Ungewissheit (Wo liegt die Ursache? Habe ich etwas Schlimmes?) unter Umständen auch über ein allgemeines Unwohlsein manchmal im Bauchbereich. "Die Krankheit ist ihm auf den Magen geschlagen", pflegt der Volksmund in diesen Fällen zu sagen. Abhilfe kann die Anwendung eines Heublumensacks schaffen. Nach Art einer Fangopackung wird ein Beutel mit Heusamen, so groß wie ein kleines Kissen, über einem Topf Wasser und den so erzeugten Dämpfen (feuchte Wärme!) erhitzt und auf den Körper gelegt. Das folgende Wohlgefühl ist erstaunlich und trägt zur Entspannung des gesamten Organismus bei. Das Nervensystem wird beruhigt, die Durchblutung verbessert sich. Die Heublumen-Therapie kann in Kurkliniken, aber auch daheim durchgeführt werden. Heublumensäckchen gibts in der Apotheke. Grundlage jeder erfolgreichen Therapie ist ein gesundes Verhältnis zum eigenen Körper. Dazu zählen Körperpflege und Sport, aber auch die Bereitschaft, "in sich hineinzuhören". Dr. Antonius Pollmann empfiehlt eine Diagnose in vier Stufen: 1. Eigene Feststellung der Probleme. 2. Anwendung von Hausmitteln. 3. Konsultation eines Arztes. 4. Untersuchung durch den Spezialisten, ob eine funktionelle Störung vorliegt. Wer so vorgeht, sollte auf dem Weg zur baldigen Gesundung sein. Bei den fröhlichen Vatertagssündern hilft ein ganz anderes Hausmittel: Finger weg vom Alkohol - außer beim Einreiben müder Fußgelenke.