Atemtherapie - Wenn der Anfall kommt, heißt es: Ruhe bewahren. Richtiges Atmen stoppt den Teufelskreis von Atemnot und Panikattacken, unter dem die Asthmatiker so leiden. Aber auch Massagen und Armbäder helfen.
Markus S. spürt es kommen: Seine Bronchien beginnen zu pfeifen, weil sie sich verengen. Gleich wird ihn Atemnot quälen und panische Angst erfassen, so dass er noch weniger Luft bekommt - wenn jetzt nichts geschieht, entsteht eine lebensbedrohliche Situation. Früher reagierte Markus erst, wenn der Anfall schon akut war. Dann halfen nur noch starke Medikamente wie Kortison. Heute erinnert er sich an seine Atemtherapie. Bei den ersten Signalen einer drohenden Verengung atmet er bewusst ganz tief aus. Das wirkt nicht nur beruhigend, sondern es schafft auch in der Lunge Raum für eine große Menge sauerstoffreicher Luft. Die Folgen der Bronchienverengung - Atemnot, Sauerstoffmangel, Panikattacken - kann er so verhindern. Seine Atmung normalisiert sich, er hat es geschafft. Es war also richtig, dass er einen Atemgymnastik-Kursus besucht hat. Sein Therapeut hat ihm binnen zwölf Stunden unter anderem mit massageähnlichen Griffen geholfen, blockierte Atembewegungen selbst zu erfühlen und zu lösen. Er hat beispielsweise gelernt, sich mit geschlossenen Augen ganz auf die Atembewegungen des Bauches zu konzentrieren, tief in ihn einzuatmen. Das stabilisiert das Bronchialsystem. Er lernte Körperstellungen wie den Kutschersitz kennen, die ihm das Atmen erleichtern. Um die Atemwege zu erweitern, wird bei einer anderen Übung betont langsam und tief eingeatmet, die Luft für einige Sekunden angehalten und dann zügig ausgeatmet. Er lernte mit der so genannten Lippenbremse auszuatmen. Die Lippen werden dabei so übereinander gelegt, dass die Luft nur durch einen schmalen Spalt entweichen kann. Das Ausatmen fällt leichter, weil der Druck in den Bronchien steigt. All dies wurde immer wieder wiederholt, denn Atemgymnastik kann nur helfen, wenn sie ständig geübt wird. "Die Atemtherapie zielt darauf ab, dass man auch in belastenden Situationen kontrolliert und richtig atmet", sagt der Internist Klaus Wißmeyer, erfahren in Naturheilkunde. "Hilfreich ist auch der Einsatz von Klimatherapie," sagt der Mediziner. Meist reisen die Patienten an die Nordsee. Sonne, Wind und Seeluft härten den Körper ab und harmonisieren ihn, die Atmung beruhigt sich. "Wer das Reizklima an der Nordsee nicht verträgt, sollte seinen Bronchien im Gebirge Erholung gönnen", rät der Internist. Trotz positiver Berichte über den Einsatz der Akupunktur bei Asthma erwartet der Internist keine Wunder: "Es kann sinnvoll sein, Akupunktur einzusetzen, denn sie kann die Muskelspannung verringern. Studien belegen, dass die Bronchien sogar erweitert werden. Das kann im Einzelfall die Anfallshäufigkeit und Anfallsschwere vermindern." Bei einem akuten Asthmaanfall würde Klaus Wißmeyer allerdings nicht auf Akupunktur, sondern auf die Methoden der Schulmedizin setzten. Lindernd wirken allerdings Kneipp-Anwendungen. Die Hydrotherapie zählt zu den von Pfarrer Sebastian Kneipp formulierten "Fünf Säulen" der klassischen Naturheilverfahren. Die Anwendung von Wasser zu medizinischen Zwecken ist aber wesentlich älter, schon die Römer kannten sie. In der Hydrotherapie werden neben den mechanischen Reizen des Wassers auf der Haut (Güsse oder Wassertreten) vor allem seine Eigenschaft als idealer Träger von Wärme und Kälte genutzt. Gern werden zur Behandlung von Asthma Armbäder mit ansteigender Wassertemperatur eingesetzt. Sie können die Verkrampfungen der Bronchien mildern. "Der Grund: In diesen Bädern wird die Durchblutung der Arme gefördert. Dadurch wird über das Nervensystem auch die Durchblutung der zugeordneten Organe, also des Herzens und der Lunge erhöht", erläutert Klaus Wißmeyer die Wirkung dieser Bäder. Längst nicht so angenehm wie Armbäder, aber wirksam sind Bindegewebsmassagen - hier wird in den Tiefen des Gewebes massiert, erwarten Sie also keine Streicheleinheiten! "Werden die Reflexzonen auf dem Rücken oder unter den Füßen stimuliert, dann stellen sich die Bronchien weit. Und der Patient kann wieder tiefer ausatmen", erläutert der Arzt. Sind die Atemwege verschleimt, können Tees aus Efeu, Thymian oder Fenchel hilfreich sein. Gegen Husten helfen Spitzwegerich, Thymian, Anis, Fenchel, Malve, Eibisch, Süßholz. Generell aber ist Asthma keine Domäne der Therapie mit pflanzlichen Wirkstoffen, betont der Internist. Aber auch die Seele muss bei der Linderung der Beschwerden beachtet werden. "Früher galt Asthma als klassische psychosomatische Krankheit", erzählt Klaus Wißmeyer. Das habe sich geändert. Gleichwohl ist es so, dass vor allem ängstliche Patienten nach einer Psychotherapie ihr Asthma besser im Griff haben, weil sie gelassener bleiben. Deshalb können Entspannungstechniken wertvolle Hilfe leisten. Wie bei der Atemtherapie lindern sie die Symptome und beugen Asthmaanfällen vor. Schon bei Kindern helfen autogenes Training oder die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Das Verfahren arbeitet mit aktiver Anspannung und Entspannung unterschiedlicher Muskelgruppen. Das schult zudem die eigene Körperwahrnehmung. Eine "goldene" Alternativ-Therapie für Asthma bronchiale gibt es nicht. Jeder muss seine ganz persönliche Kombination finden, die ihm ein weitgehend beschwerdefreies Leben ermöglicht.