In Hessen haben CDU, SPD und FDP ihre Spitzenkandidaten für die vorgezogene Landtagswahl am 18. Januar 2009 gewählt.
Die SPD gab sich nach dem zweimaligen Scheitern einer Regierungsbildung eine neue Schlachtordnung: Spitzenkandidat wurde Thorsten Schäfer-Gümbel , während die Landes- und Fraktionsvorsitzende Andrea Ypsilanti sich auf Platz zwei wählen ließ. Bei der Union bleibt alles beim Alten. Die CDU setzt erneut ihren Vorsitzenden, Ministerpräsident Roland Koch, an die Spitze der Liste. Für die FDP tritt erneut der Landesvorsitzende Jörg-Uwe Hahn an .
SPD-Bundesvorsitzender Franz Müntefering rief auf dem Landesparteitag in Alsfeld die hessischen Genossen auf, nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen den Blick nach vorne zu richten: "Es ist jetzt gut. Es war genug Büßerhemd." Die Hessen-Wahl eröffne ein Jahr der politischen Entscheidungen, sagte Müntefering mit Blick auf die Europa- und die Bundestagswahl 2009: "Alle gucken auf Euch." Die Hessen-SPD müsse deutlich machen, dass sie gelernt habe.
Die Nummer zwei Hessen-SPD, Andrea Ypsilanti, verteidigte ihre Versuche, für eine rot-grüne Regierung Stimmen der Linken in Anspruch zu nehmen. "Ich schäme mich nicht, den Versuch gewagt zu haben, zu neuen Ufern aufzubrechen", sagte sie. Sie werde an Partei- und Fraktionsvorsitz festhalten, aber die Verantwortung für das Ergebnis am 18. Januar übernehmen. Bei der Wahl für ihren neuen Platz setzte sie sich mit 82 Prozent gegen die Darmstädter Kandidatin Astrid Starke durch. Schäfer-Gümbel bekam in Alsfeld 96,7 Prozent der Stimmen und minutenlangen Applaus.
Die CDU lässt sich nicht von den Stimmenverlusten bei der letzten Landtagswahl vom Januar 2008 beirren und wählte ihren Parteichef erneut mit großer Mehrheit von 97,1 Prozent an die Spitze der Wahlliste. Die CDU habe aus ihren Fehlern gelernt, sagte Koch beim Parteitag in Hofheim am Taunus. Zweite auf der Liste ist Sozialministerin Silke Lautenschläger.
Koch kritisierte Ypsilanti. "Die Sozialdemokraten haben ihre Einigkeit befehlen wollen", kommentierte er ihre gescheiterten Versuche, die Regierung zu übernehmen. Glücklicherweise hätten " ehrenwerte Leute " in der SPD die Kooperation mit der Linkspartei verhindert. Zwar schicke die Vorsitzende jetzt Schäfer-Gümbel vor. "An den Machtverhältnissen in der SPD hat sich nichts geändert." Deutschland brauche einen "klaren Schutzschild" der demokratischen Parteien gegen die Linkspartei. In einem erneuerten Wahlprogramm legte die Hessen-CDU vor allem Nachdruck auf den Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen angesichts der Wirtschaftskrise.
Schäfer-Gümbel bekannte sich zu den Zielen Ypsilantis und bezeichnete den Alsfelder Parteitag als Wendepunkt: "Die Zeit der Selbstkasteiung ist vorbei (...) Wir werden angreifen." Er sprach Koch die soziale und kulturelle Kompetenz zur Führung Hessens ab: "Er hat das Land gespalten." Die SPD schließe keine Koalition aus, doch Koch werde ""in der Staatskanzlei nur überleben, wenn er eine schwarz-gelbe Mehrheit bekommt".
Derzeit liegen CDU und FDP bei Umfragen gemeinsam vorn. Die Liberalen setzten bei ihrem Landesparteitag in Niedernhausen ihren Vorsitzenden Hahn mit 93,5 Prozent an die Spitze der Liste, gefolgt von Dieter Posch. Die FDP will nach der Landtagswahl in Hessen gemeinsam mit der CDU die Macht in dem Bundesland übernehmen. Eine entsprechende Koalitionsaussage wurde auf dem Parteitag beschlossen.
Die Grünen hatten ihr Spitzenduo Tarek Al-Wazir und Kordula Schulz-Asche schon vor zwei Wochen gewählt. Bei der Linken führt wieder Willi van Ooyen die Liste an. Am Montag läuft die Frist zur Einreichung der Parteilisten für die Landtagswahl ab.