Arbeiter gerieten beim Verlegen eines Stromkabels mit den Füßen an radioaktive Elemente. Zwei wurden verletzt in eine Klinik gebracht.
Fukushima/Tokio. In der Atom-Ruine von Fukushima gibt es immer mehr verstrahlte Techniker: Nach einem Einsatz im AKW mussten zwei Männer mit Verbrennungen in eine Spezialklinik. Ihnen soll radioaktiv verseuchtes Wasser in die Schuhe gelaufen sein. Zwei Wochen nach dem Beben vom 11. März bleibt die Lage dramatisch: Die Versuche, die Krisenreaktoren zu kühlen, kommen nicht wirklich voran. Immerhin gab es beim Leitungswasser inTokio am Donnerstag vorläufig Entwarnung. Erste deutsche Firmen denken wegen der Japan-Krise an Kurzarbeit. Die verstrahlten Arbeiter hatten am Donnerstag in Reaktor 3 Kabel reparieren wollen, um das Kühlsystem wieder inGang zu bringen. Sie hätten in radioaktiv belastetem Wasser gestanden, sagte Regierungssprecher Yukio Edano. Ihre Verbrennungen zogen sich die Männer vermutlich durch sogenannte Beta-Strahlen zu, wie Kyodo unter Berufung auf den AKW-Betreiber Tepco berichtete. Laut Atomsicherheitsbehörde NISA sollen die Arbeiter einer Strahlendosis von rund 170 oder 180 Millisievert ausgesetzt gewesen sein. Das liegt über dem Grenzwert des Betreibers Tepco. Laut dem Nuklearmediziner Andreas Bockisch vom Universitätsklinikum in Essen liegen diese Werte aber unter der Belastungsgrenze, ab der mit ernsthaften Auswirkungen zu rechnen ist. In Deutschland bekommt ein Mensch jährlich rund 2 Millisievert an natürlicher Hintergrundstrahlung ab.
Insgesamt haben laut Kyodo jetzt 17 Arbeiter eine Strahlenbelastung von mehr als 100 Millisievert erlitten. Eine gute Nachricht kommt aus Tokio: Die Belastung des Leitungswassers mit radioaktivem Jod sank wieder unter den für Säuglinge geltenden Grenzwert von 100 Becquerel pro Liter, wie Kyodo meldete. Doch in Geschäften wurde Wasser knapp – obwohl die Trinkwasser-Warnung aufgehoben wurde. Die Verwaltung begann, 240 000 Flaschen an Familien zu verteilen. In anderen Wasseraufbereitungsanlagen außerhalb von Tokio wurde eine erhöhte radioaktive Belastung festgestellt. Babys sollten das Wasser dort nicht trinken. Die Behörden hatten Schwierigkeiten, genug Vorräte an abgefülltem Wasser bereitzustellen. Zudem weitet sich die Verstrahlung von Lebensmitteln aus, wie der Regierungssprecher sagte. Auch die Strahlenbelastung im Meer nahe Fukushima Eins steigt. Am Donnerstag gingen die Arbeiten in Fukushima trotz des Unfalls weiter. Ziel ist es, das Pump- und Kühlsystem der beschädigten Reaktoren zu reparieren. In Reaktor 3 mussten sich einige Arbeiter nach den Verletzungen ihrer Kollegen allerdings in Sicherheit bringen. Am Donnerstagmorgen stieg außerdem weißer Dampf über den Blöcken 1, 2 und 4 auf. Die japanische Regierung dämpfte die Hoffnungen auf schnelle Besserung. „Nach gegenwärtiger Lage dürfen wir nicht zu optimistisch sein“, sagte Regierungssprecher Edano. Greenpeace urteilt, die Gesamtsituation sei „nach wie vor dramatisch“: „Wir gehen aufgrund von Indizien davon aus, dass eine partielle Kernschmelze bereits stattgefunden hat“, sagte Experte Karsten Smid der dpa. Die Suche nach denVermissten der Erdbebenkatastrophe mit Tsunami gestaltet sich immer noch äußerst schwierig. Vor allem in der Präfektur Fukushima können die Retter wegen der Atomgefahr schwer nach Vermissten suchen. Offiziell liegt die Zahl der Toten nun bei mehr als 9700, mehr als 16 500 Menschen gelten noch als vermisst, berichtete der Sender NHK. Mehr als 200 000 Menschen leben in Notunterkünften. In Deutschland prüfen mehrere Firmen wegen der Japan-Krise die Einführung von Kurzarbeit. Sie befürchteten, dass sie wegen Lieferengpässen in einigen Wochen ihre Produktion zurückfahren müssten, sagte eine Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit (BA) und bestätigte damit einen Bericht der „Süddeutschen Zeitung“. Anfragen kämen aus dem Automobilbereich. Von einer schwierigen Versorgungssituation spricht etwa der Autozulieferer Bosch.
Die Geschehnisse vom Donnerstag, 24. März, zum Nachlesen im Liveticker:
22.42 Uhr: Erstmals ist auch bei Gemüse aus Tokio Strahlung oberhalb des zulässigen Grenzwerts festgestellt worden. In einer Kohl-Pflanze aus dem Stadtteil Edogawa sei zu viel radioaktives Cäsium enthalten gewesen, teilte das japanische Gesundheitsministerium am Freitagmorgen (Ortszeit) mit. Laut der Nachrichtenagentur Kyodo hatte die Probe eine Strahlung von 890 Becquerel – erlaubt sind 500. Die Pflanze stammte aus einer wissenschaftlichen Zucht und war nicht für den Verkauf bestimmt. Von Strahlung in dieser Höhe gehe auch dann keine Gefahr aus, wenn die Pflanze verzehrt werde, betonte das Ministerium.
19.02 Uhr: Zwei verstrahlte Arbeiter aus dem havarierten Kernkraftwerk Fukushima haben anscheinend keine schweren Gesundheitsschäden davongetragen. Die Männer leiden nicht an Übelkeit oder Schmerzen, wie die Nachrichtenagentur Kyodo in der Nacht zum Freitag (Ortszeit) unter Berufung auf die Betreiberfirma Tepco berichtete. Dies wären Symptome, die auf eine Strahlenerkrankung hinweisen würden.
17.55 Uhr: Die Deutsche Lufthansa nimmt ihre nach den Naturkatastrophen in Japan unterbrochenen Flüge nach Tokio wieder auf. „Seit heute fliegen wir wieder sowohl von Frankfurt als auch von München einmal täglich nach Tokio-Narita, sagte ein Firmensprecher am Donnerstag. Auf dem Hin- und Rückflug machen die Maschinen Zwischenstopps in Südkorea, wo die Besatzungen ausgetauscht werden. Damit wird vermieden, dass die Besatzungsmitglieder einen längeren Aufenthalt in Japan haben.
14.48 Uhr: Die Strahlenbelastung im Meer nahe dem japanischen Krisenmeiler Fukushima Eins steigt weiter. Wie der Stromkonzern Tepco am Donnerstag mitteilte, wurden im Meer in der Nähe der Abflussrohre der Reaktorblöcke 1 bis 4 etwa um das 150-fach erhöhte Werte von radioaktivem Jod-131 gemessen. Dies sei die höchste Belastung, die bis jetzt im Meer gemessen wurde, hieß es.
14.02 Uhr: Auch außerhalb der Sicherheitszone um das Atom-Wrack in Fukushima könnte nach Schätzungen der Regierung stark erhöhte radioaktive Strahlung auftreten. An manchen Orten, die weiter als 30 Kilometer von dem Kraftwerk entfernt seien, könnte die Strahlung zeitweise womöglich bei mehr als 100 Millisievert pro Stunde liegen, sagte Regierungssprecher Yukio Edano am Mittwoch. Er bezog sich auf eine Computerprognose.
12.26 Uhr: Trotz des Unfalls gehen die Arbeiten in Fukushima weiter. Ziel ist es, das Pump- und Kühlsystem der beschädigten Reaktoren zu reparieren. Die Einsatzkräfte wollen die Überhitzung der Reaktoren weiter auch mit Meerwasser stoppen. Doch das könnte künftige Risiken bergen: Ein Experte in den USA warnte vor einer Salzverkrustung der Brennstäbe. Das würde ihre Kühlung blockieren. Des Weiteren stieg weißer Dampf über den Blöcken 1, 2 und 4 auf. Es sei das erste Mal, dass dies auch bei Block 1 beobachtet werde, berichtete der Sender NHK. Dort habe sich die Lage aber stabilisiert, sagte Nishiyama von der Atomsicherheitsbehörde. Im Kontrollraum brenne inzwischen wieder Licht. Im Block 1 sei die Temperatur wieder deutlich gesunken, nachdem sie zeitweise auf 400 Grad geklettert war. Allerdings stieg in dem Reaktor der Druck. Deswegen konnte weniger Meerwasser als geplant zur Kühlung von außen eingeleitet werden, sagte Nishiyama. Das Abklingbecken der Brennstäbe von Block 4 wurde für mehrere Stunden von außen mit Wasser gekühlt.
Unterdessen traten auch in dem bisher unkritischen Block 5 Probleme auf. Auch dort ist nun das Pumpsystem des Reaktors nach Angaben der NISA defekt. Die Kühlung sei ausgefallen. Die Situation sei momentan stabil, es müsse aber mit steigenden Temperaturen sowohl im Reaktor als auch im Abklingbecken gerechnet werden. Es sei geplant, die Pumpe möglichst bald zu reparieren. Nähere Informationen gab es dazu aber nicht.
11.06 Uhr: Im Problemreaktor 3 in Fukushima sind einige Arbeiter abgezogen worden. Zuvor hatten dort drei Männer eine sehr hohe Strahlendosis abbekommen. Die Betreiberfirma Tepco habe Arbeiter im Erdgeschoss und Untergeschoss des Reaktors angewiesen, sich in Sicherheit zu bringen.
9.45 Uhr: Ein schweres Nachbeben der Stärke 6,1 hat am Donnerstag die Krisenregion in Japan erschüttert. Das Zentrum lag etwa 150 Kilometer nordöstlich der Hafenstadt Sendai.
8.12 Uhr: Im havarierten japanischen Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi sind drei Einsatzkräfte verstrahlt worden. Zwei Arbeiter seien dabei verletzt und zur Behandlung in ein Krankenhaus eingeliefert worden, teilte ein Sprecher der Atomsicherheitsbehörde, Fumio Matsuda mit. Die Füße der Arbeiter seien mit radioaktiven Elementen in Berührung gekommen. Zu dem Unfall kam es, als die Einsatzkräfte Stromkabel im Reaktorblock 3 verlegten. Die Arbeiter seien Strahlungswerten von 180 Millisievert ausgesetzt gewesen, sagte Matsuda. Die japanische Regierung hatte den Maximalwert für Arbeiter in dem beschädigten Atomkraftwerk kürzlich auf 250 Millisievert erhöht. Seit dem atomaren Zwischenfall wurden in Fukushima-Daiichi rund zwei Dutzend Menschen verletzt.
7.11 Uhr: Am AKW Fukushima sind der Atomsicherheitsbehörde zufolge drei Mitarbeiter durch radioaktive Strahlung verletzt worden.
5.20 Uhr: In der japanischen Hauptstadt Tokio ist die Belastung des Leitungswassers mit radioaktivem Jod wieder unter den für Säuglinge festgelegten Grenzwert gesunken. Dies meldete die Nachrichtenagentur Kyodo am Donnerstag. Am Vortag hatten die Behörden deutlich erhöhte Werte registriert und daraufhin empfohlen, Kinder unter zwölf Monaten kein Leitungswasser trinken zu lassen. In den Geschäften war kaum noch abgefülltes Wasser in Flaschen zu bekommen.
03.14 Uhr: Auch in einer Nachbarregion zu Tokio ist das Trinkwasser verstrahlt. In einer Wasseraufbereitungsanlage in Kawaguchi seien erhöhte Werte festgestellt worden, meldet die Nachrichtenagentur Kyodo. Demnach überschreitet die Strahlung mit 120 Becquerel an radioaktivem Jod leicht die für Säuglinge erlassenen Grenzwerte. In Tokio wurden am Mittwoch im Wasser 210 Becquerel festgestellt. Die Behörden riefen dazu auf, Leitungswasser nicht mehr für Babys zu benutzen.
03.09 Uhr: Nach Australien setzt auch Singapur die Einfuhr von Milch und Fleisch aus dem Gebiet der japanischen Unkglücksreaktoren aus. Zudem dürfen Obst, Gemüse und Meeresfrüchte aus der Region nicht mehr importiert werden, wie die Lebensmittelaufsicht mitteilt.
01.38 Uhr: Nach einer fast eintägigen Pause werden die Arbeiten am Unglücksreaktor Fukushima 3 wieder aufgenommen. Die Ingenieure seien auf das Gelände zurückgekehrt, meldet die Nachrichtenagentur Kyodo am Donnerstag. Die Arbeiten waren ausgesetzt worden, nachdem am Mittwochnachmmittag (Ortszeit) schwarzer Rauch aus dem Reaktor aufgestiegen war.
01.10 Uhr: Ein Erdbeben der Stärke 4,9 erschüttert den Osten Japans. Es lägen zunächst keine Berichte über Schäden vor, berichtet der Fernsehsender NHK am Donnerstag. Auch warnen die Behörden demnach nicht vor einer nachfolgenden Flutwelle. Seit dem Beben der Stärke 9,0 und dem nachfolgenden Tsunami vor mehr als einer Woche wird das Gebiet immer wieder von Nachbeben erfasst.
01.07 Uhr: Australien erlässt Einführbeschränkungen für Lebensmittel aus der Region Fukushima. Die Entscheidung sei eine Vorsichtsmaßnahme und stehe im Einklang dem internationalen Vorgehen, erklärt die australische Nahrungsmittelaufsicht FSANZ am Donnerstag auf ihrer Website. Die Beschränkungen gelten demnach für Produkte aus den japanischen Präfekturen Fukushima, Gunma, Ibaraki und Tochigi und betreffen Milch und Milcherzeugnisse, frisches Obst und Gemüse, Algen und Meeresfrüchte.
Informationen zu dem Erdbeben finden Sie hier
Lesen Sie hier die Ereignisse vom Mittwoch im Liveticker nach:
17.23 Uhr: Die Internationale Atomenergie-Behörde (IAEA) sieht einige positive Entwicklungen am Unglücksreaktor in Fukushima . Japan habe seiner Behörde mitgeteilt, dass die Strahlung am AKW zurückgehe, sagt IAEA-Mitarbeiter Graham Andrew. „Allerdings bietet die Gesamtsituation weiter Anlass zur Sorge .“
16.45 Uhr: Die Zahlen der Toten und Vermissten in Japan nach dem Erdbeben und dem Tsunami steigen weiter . Nach Angaben der nationalen Polizeibehörde gibt es 9523 bestätigte Todesopfer . Dies berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. Fast 16.100 Menschen werden noch vermisst. Die meisten Toten kommen aus der Präfektur Miyagi, dort starben mehr als 5700 Menschen. Regierungsangaben zufolge verloren mehr als 260.000 Menschen ihre Wohnungen und sind in Notfalllagern untergebracht.
15.44 Uhr: Nach der Atomkatastrophe in Japan haben Experten zufolge minimale Mengen an Radioaktivität Europa erreicht . Sehr schwach kontaminierte Luft sei in Island gemessen worden, hieß es am Mittwoch. Gesundheitliche Risiken bestünden dadurch aber nicht. Die österreichische Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik teilte am Mittwoch unter Berufung auf Daten der Organisation des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBTO) mit, 72 Stunden zuvor sei "extrem verdünnte" Radioaktivität in Island registriert worden. Die französische Behörde für Atomsicherheit erklärte, im Lauf des Tages werde vermutlich kontaminierte Luft in Frankreich gemessen. Beide Behörden betonten, es handele sich um nur sehr geringe Mengen, von denen keine Gefahr für die Gesundheit ausgehe.
15.40 Uhr: Die japanische Atomaufsicht ändert ihre Angaben zur Strahlenbelastung im Bereich des Reaktorblocks 2. Demnach hat diese am 18. März 500 Mikrosievert pro Stunde betragen. Der Verweis, wonach es am heutigen Mittwoch zu der höchsten Belastung seit Beginn der Krise gekommen sein soll, wird gestrichen.
14.02 Uhr: Die Strahlenbelastung im Bereich von Reaktor 2 des Atomkraftwerks Fukushima ist nach Angaben der japanischen Atomaufsicht so hoch wie noch nie.
13.24 Uhr: Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat in Deutschland noch keine Radioaktivität aus Japan gemessen. „Sobald erste Partikel an Radioaktivität Deutschland erreichen, wird das BfS die Bevölkerung umfassend informieren“, kündigte Sprecher Florian Emrich an. Die Experten erwarten aufgrund der großen Entfernung nur sehr geringe Mengen Radioaktivität, „die keine gesundheitliche Gefahr für Menschen und Umwelt in Deutschland oder Europa darstellen“.
11.33 Uhr : Luftströmungen mit radioaktiven Partikeln aus Japan sollten nach Angaben des deutschen Umweltbundesamtes am Mittwoch Mitteleuropa erreichen. Man könne die sehr schwache Radioaktivität allerdings nur mit aufwendigen Methoden nachweisen, betonten Experten mehrfach. Eine Gefahr für die Gesundheit der Menschen in Europa bestehe nicht.
Erdbeben in Japan bislang teuerste Naturkatastrophe
11.15 Uhr: Die Feuerwehr soll den Reaktor 3 des havarierten Atomkraftwerks in Fukushima am Mittwoch doch nicht mehr von außen mit Wasser kühlen. Die Aktion sei abgeblasen worden, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo. Zuvor hatte der Sender NHK gemeldet, die gesamte Atomanlage sei aus Sicherheitsgründen geräumt worden. Der neue Feuerwehreinsatz sollte eigentlich am Mittwochnachmittag starten und zwei Stunden dauern. Außerdem sollte eine Kühlpumpe für den Block 3 getestet werden. Als jedoch wieder schwarzer Rauch von dem Reaktor aufstieg, mussten sich die Arbeiter an Block 3 in Sicherheit bringen. Das verzögerte die Arbeiten. Die Agentur Kyodo schrieb später, dass alle Arbeiter an den Blöcken 1 bis 4 abgezogen wurden. Außerdem hätten alle Feuerwehrleute das Gelände verlassen müssen.
Söder will älteste Atomkraftwerke endgültig abschalten
9.56 Uhr: Auch außerhalb der Sicherheitszone um das Atom-Wrack in Fukushima ist nach Schätzungen der Regierung stark erhöhte radioaktive Strahlung aufgetreten. An manchen Orten, die weiter als 30 Kilometer von dem Kraftwerk entfernt seien, habe die Strahlung zeitweise womöglich bei mehr als 100 Millisievert pro Stunde gelegen, sagte Regierungssprecher Yukio Edano. Die natürliche Hintergrundstrahlung liegt bei etwa 2 Millisievert pro Jahr. Es bestehe allerdings kein Grund, die Evakuierungszone von 20 Kilometern um das Kraftwerk auszuweiten, sagte Edano. Besorgte Anwohner sollten die Fenster geschlossen halten. Die Strahlung ändere sich ständig mit dem Wind . Es sei sehr schwer, genau zu messen, wie sich die Radioaktivität vom havarierten Kraftwerk ausbreite.
9.54 Uhr: Der über Reaktor 3 gesichtete schwarze Rauch legt sich der Agentur Kyodo zufolge langsam wieder. Kurz nach Entdeckung des Rauchs aus Reaktor 3 betrug die radioaktive Belastung nach Angaben der Atombehörde 283,7 Mikrosievert. Zwei Stunden zuvor habe sie bei 435 Mikrosievert gelegen. Die Regierung erklärt, es bestehe keine Notwendigkeit, die Evakuierungszone um das AKW auszuweiten.
9.49 Uhr: Die japanische Regierung hat vor Panikkäufen von Wasser gewarnt. Die Einwohner von Tokio sollten nicht mehr Trinkwasser in Flaschen kaufen als nötig. Denn Trinkwasser sei in den Katastrophenregionen im Nordosten weiterhin knapp, sagte Regierungssprecher Yukio Edano. „Wir müssen sicherstellen, dass genug Wasser bereitgestellt wird.“ In Tokio war erhöhte Strahlung im Trinkwasser gemessen worden. Es sei für ältere Kinder und Erwachsene unbedenklich, das Leitungswasser in Tokio zu trinken, betonte Edano. In einer Wasseraufbereitungsanlage waren erhöhte Werte an radioaktivem Jod festgestellt worden. Die Regierung der Hauptstadtpräfektur Tokio hatte deshalb geraten, dass Kinder unter einem Jahr in zentralen und westlichen Gebieten der Hauptstadt kein Leitungswasser mehr trinken sollten.
8.33 Uhr: Über Reaktor Drei des Atomkraftwerkes Fukushima steigt nach Angaben des Betreibers Tepco schwarzer Rauch auf. Die Arbeiter seien angewiesen worden, das Gelände vorübergehend zu verlassen. Der Fernsehsender NHK zeigte Bilder von dunklen Schwaden über dem Reaktor. Flammen waren nach Angaben der Betreiberfirma Tepco nicht zu sehen. Woher der Rauch komme, sei noch unklar, sagten Mitarbeiter von Tepco. Auch war zunächst noch nicht bekannt, wie viele Arbeiter sich in Sicherheit bringen mussten.
7.38 Uhr: Die Kosten von Erdbeben und Tsunami könnten nach Schätzungen der japanischen Regierung bis zu 25 Billionen Yen ( 218 Milliarden Euro ) erreichen. Der Schaden an Gebäuden, Infrastruktur und Geschäften im Nordosten des Landes könne zwischen 16 Billionen und 25 Billionen Yen betragen, erklärte das Kabinettsbüro.
6.52 Uhr: Nach dem erneuten Erdbeben sagte Hirofumi Yokoyama vom staatlichen Wetterdienst auf einer Pressekonferenz: „Nach dem großen Erdbeben gab es wahrscheinlich einige tektonische Verschiebungen .“ Der jüngste Erdstoß sei sehr nahe an der Oberfläche gewesen. Es habe sich um ein Nachbeben der gewaltigen Erschütterung vom 11. März gehandelt.
6.46 Uhr: Hohe Strahlung und Hitze behindern die Arbeiten am Unglückskraftwerk in Fukushima. Die Arbeiten zur Instandsetzung der Reaktortechnik im Block 2 wurden unterbrochen, weil nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Kyodo eine Radioaktivität von 500 Millisievert pro Stunde gemessen wurde. Die natürliche Hintergrundstrahlung liegt bei etwa 2 Millisievert pro Jahr.
6.39 Uhr: Die Zahl der geborgenen Leichen nach dem Erdbeben und dem Tsunami ist nach Angaben der nationalen Polizeibehörde auf mehr als 9.400 gestiegen. Fast 14.700 Menschen würden noch vermisst, teilte die Behörde am Mittwoch mit. Ein Polizeisprecher in der Präfektur Miyagi, die besonders schwer betroffen war, schätzte die Zahl der Toten allein in dieser Region auf mehr als 18.000.
6.20 Uhr: In einer Wasseraufbereitungsanlage in der Hauptstadt Tokio wird den Behörden zufolge erhöhte Radioaktivität gemessen. Das Wasser solle Säuglingen nicht gegeben werden. Die Warnung gelte unter anderem für 22 der 23 Bezirke der japanischen Hauptstadt.
Lesen Sie hier die Ereignisse vom Dienstag im Liveticker nach:
17.24 Uhr: Eine Betonpumpe aus Deutschland soll jetzt die Atomreaktoren im japanischen Fukushima kühlen. Der 58 Meter hohe, gelenkige Arm der Pumpe kann die beschädigten Wände des Atomkraftwerks überragen und riesige Mengen Wasser direkt in den Gefahrenherd leiten, wie der Technische Geschäftsführer der Firma Putzmeister, Gerald Karch, am Montag in Aichtal bei Stuttgart erklärte. Im Unterschied zum Strahl aus den Feuerwehrschläuchen und Löschkanonen werde der Wasserfall aus der Pumpe nicht vom Wind zerstäubt.
15.24 Uhr: Schon vor dem verheerenden Erdbeben soll die Betreiberfirma Tepco im Atomkraftwerk Fukushima 1 geschlampt haben. Die japanische Atomsicherheitsbehörde NISA warf Tepco einige Tage vor der Katastrophe Mängel bei der Inspektion vor. Das hatte die japanische Nachrichtenagentur Kyodo Ende Februar berichtet. Im Atomkraftwerk Fukushima 1 seien insgesamt 33 Geräte und Maschinen nicht ordnungsgemäß überprüft worden. Ähnliche Mängel habe es auch in zwei weiteren Anlagen gegeben.
14.53 Uhr: Im Katastrophengebiet um das Atomkraftwerk Fukushima bleibt es weiterhin kalt. Der Wind weht noch leicht nach Nord und damit in Richtung der Hauptstadt Tokio. In den nächsten Tagen drehe er aber auf günstige West- bis Nordwest-Richtung.
13.58 Uhr: Beim weißen Qualm über dem havarierten Block 2 des Unglückskraftwerks Fukushima 1 handelt es sich wahrscheinlich um Dampf und nicht um Rauch. Das meldete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo. Der Dampf komme vermutlich auch nicht aus dem Abklingbecken. Die genaue Ursache war weiter unklar. Zuvor war bereits über Block 3 grauer Rauch aufgestiegen, der bis zum frühen Abend (Ortszeit) wieder verschwand.
13.17 Uhr: Der Chef der Internationalen Atombehörde IAEA, Yukiya Amano, hat Japan für seinen Umgang mit der Reaktorkatastrophekritisiert und für die Zukunft Verbesserungen eingefordert. Amano, der selbst Japaner ist, erklärte, Informationen müssten von den betroffenen Regierungen künftig schneller zur Verfügung gestellt werden und auch internationale Experten müssten ihre Informationen schneller austauschen können. Amano regte bei der Krisensitzung der IAEA mit Vertretern aus 35 Nationen zudem an, auch die Rolle seiner Behörde neu zu überdenken.
12.52 Uhr: Der Betreiber Tepco des stark beschädigten Kernkraftwerks Fukushima 1 will womöglich eine Entschädigung an Bauern in der Region zahlen. Wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete, habe Tepco das angedeutet. Für vier Präfekturen hat die Regierung ein Lieferverbot für Milch und mehrere Gemüsesorten verhängt. In der Gegend um das havarierte Atomkraftwerk wurden unter anderem verstrahlte Milch und verstrahlter Spinat gefunden.
12.46 Uhr: Als Reaktion auf die Katastrophe in Fukushima müssen aus Sicht der IAEA internationale Richtlinien zur Nuklearsicherheit überarbeitet werden. „Eine Lehre ist bereits klar: Das momentane internationale Rahmenwerk zur Reaktion auf Notfälle braucht Überarbeitung“, sagte der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, Yukiya Amano, zu Beginn einer Sondersitzung des IAEA-Gouverneursrates in Wien. Die momentanen Regelungen reflektierten die Realitäten der 1980er Jahre und nicht die des 21. Jahrhunderts, sagte der Japaner weiter.
11.40 Uhr: Auch über dem havarierten Reaktor 2 des Katastrophen-AKW Fukushima ist Rauch aufgestiegen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. Zuvor war bereits über Block 3 grauer Rauch aufgestiegen, der bis zum frühen Abend (Ortszeit) wieder verschwand. Der Reaktor 2 ist seit Sonntag wieder an das Stromnetz angeschlossen. Ob die Wasserpumpen funktionieren, ist unklar. In Reaktor 2 gab es zuvor schwere Explosionen und Brände. Die innere Hülle des Reaktors ist beschädigt.
11.00 Uhr: Die Weltgesundheitsorganisation WHO ist über die Belastung von Lebensmitteln durch austretende Radioaktivität im Norden Japans „stark besorgt“. Das erklärte am Montag ein WHO-Sprecher in Genf auf Anfrage. Noch in der vergangenen Woche hatte die WHO die Lage im Zusammenhang mit den havarierten Atommeilern als nicht Besorgnis erregend eingestuft. Man werde sich der Lage mehr und mehr bewusst, sagte der Sprecher. „Die Dinge haben sich ganz sicher seit der vergangenen Woche bewegt.“
10.56 Uhr: In immer mehr japanischen Regionen ist das Trinkwasser radioaktiv belastet. Spuren von Strahlung wurden im Leitungswasser von neun Präfekturen festgestellt, wie die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf Regierungsangaben berichtete. Die Grenzwerte der Kommission für atomare Sicherheit seien aber bei allen Proben unterschritten worden. Bei einer anderen Untersuchung wurden in einem Dorf allerdings deutlich erhöhte Werte festgestellt. In den Regionen Tochigi und Gunma wurden Spuren von radioaktivem Jod sowie von Cäsium gefunden. Ausschließlich radioaktives Jod war im Trinkwasser der Präfekturen Saitama, Chiba, Tokio, Kanagawa, Niigata und Yamanashi enthalten, wie die Untersuchung des Ministeriums für Wissenschaft und Technology ergab. In den Proben aus der Präfektur Yamanashi westlich von Tokio war noch kein radioaktives Jod entdeckt worden.
Die Probe aus der Katastrophenregion Fukushima war mit 23 Becquerel Jod pro Liter belastet, der Grenzwert liegt bei 300 Becquerel. In dem Dorf Litate rund 30 Kilometer von dem AKW entfernt stellten Experten allerdings den dramatisch erhöhten Wert von 965 Becquerel Jod pro Liter Leitungswasser fest - das Wasser dort darf nicht mehr getrunken werden.
9.33 Uhr: Über dem Abklingbecken des havarierten Fukushima-Reaktors 3 steigt erneut grauer Rauch auf. Als Reaktion evakuierte der AKW-Betreiber Tepco das Gelände und brachte seine Arbeiter in Sicherheit, wie die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf Tepco berichtete. Der Rauch wurde demnach an der Südostseite des Reaktors sichtbar und hing über der Ruine.Die radioaktive Belastung auf dem Gelände habe sich aber „kaum erhöht“, sagte Regierungssprecher Yukio Edano im staatlichen Fernsehen NHK. Derzeit versuchten Experten, den Grund für die Rauchentwicklung herauszufinden: „Der Rauch muss nicht zwingend von dem Abklingbecken ausgehen, in dem Reaktor sind noch weitere brennbare Materialen“, sagte Edano.
Die in Block 3 verwendeten Brennelemente sind besonders gefährlich, weil es sich dabei um Plutonium-Uran-Mischoxide (MOX) handelt. Plutonium ist ein hoch giftiger Stoff. Obwohl der Block bis Sonntag früh 13 Stunden lang unter dem Beschuss von Wasserwerfern stand, war der Druck gestiegen. Das Kühlsystem in Block 3 ist ausgefallen, die innere Reaktorhülle soll nach Regierungsangaben aber noch intakt sein.
8.54 Uhr: Der Kraftwerksbetreiber Tepco hat erklärt, in Reaktor 5 arbeite eine Pumpe wieder mit Strom aus dem Netz. Alle sechs Reaktorblöcke seien mittlerweile an Starkstromleitungen angeschlossen.
8.10 Uhr: Anhaltender starker Regen erschwert die Rettungsarbeiten und schürt Ängste vor radioaktivem Niederschlag. Regierungschef Naoto Kan sagte wegen des Wetters einen für Montag geplanten Besuch in der Katastrophenregion im Nordosten Japans ab.
7.32 Uhr: Japans Atombehörde bestätigt, dass die Reaktorblöcke 5 und 6 wieder ans Stromnetz angeschlossen wurden.
7.22 Uhr: Die japanische Polizei rechnet inzwischen mit mehr als 18.000 Toten durch die Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe vom 11. März. Sie gab diese Einschätzung am Montag in Tokio bekannt. Am Sonntag noch war von 8.600 Toten und 12.8000 Vermissten gesprochen worden.
7.18 Uhr: In einem Dorf nahe Fukushima 1 ist eine stark erhöhte Radioaktivität im Trinkwasser gemessen worden. Der Grad von radioaktivem Jod im Wasser von Iitatemura sei drei Mal so hoch wie der von der Regierung festgesetzte Grenzwert, teilte das japanische Gesundheitsministerium am Sonntag mit. Iitatemura liegt rund 40 Kilometer von Fukushima 1 entfernt und hat etwa 4000 Einwohner.
7.12 Uhr: Die Einsatzkräfte im Atomkraftwerk Fukushima setzen die Kühlung von beschädigten Reaktoren mit Wasserwerfern fort. Die Feuerwehrmänner und Soldaten der japanischen Streitkräfte besprühten die Reaktorblöcke 3 und 4 mit Meerwasser, wie der Fernsehsender NHK berichtete. Im Reaktorblock 2 richten sich die Bemühungen darauf, nach der Wiederherstellung der Stromversorgung zentrale Funktionen im Kontrollraum in Gang zu bringen: zunächst die Beleuchtung und dann vor allem die reguläre Kühlung des Reaktors und des Abklingbeckens für abgebrannte Kernbrennstäbe. Die dafür erforderlichen Arbeiten könnten zwei bis drei Tage dauern, sagte Hidehiko Nishiyama von der Atomsicherheitsbehörde (NISA).
6.24 Uhr: Der Strahlenbiologe Edmund Lengfelder rechnet damit, dass die Hälfte der verbliebenen Arbeiter im havarierten Atomkraftwerk Fukushima den Strahlentod sterben wird. „Wenn eine Gruppe von zehn jüngeren Leuten zwölf Stunden einer solchen Dosis Leistung ausgesetzt ist, werden 50 Prozent davon, also fünf Männer, den akuten Strahlentod sterben“, sagte Lengfelder der „Frankfurter Rundschau“.
6.20 Uhr: Ein weiteres Erdbeben hat am frühen Montagmorgen (Ortszeit) die Präfektur Fukushima im Nordosten von Japan erschüttert. Wie die Nachrichtenagentur Kyodo meldete, hatte es eine Stärke von 4.7. Angaben zu Verletzten oder Schäden gab es nicht. Demnach war das Beben auch in unmittelbarer Nähe des havarierten Atomkraftwerks Fukushima Eins zu spüren. Die Anlage war vor zehn Tagen von dem stärksten jemals in Japan gemessenen Erdbeben mit der Stärke 9.0 und einem darauffolgenden Tsunami stark beschädigt worden. Seither wird versucht, eine Kernschmelze in dem AKW zu verhindern.