Interpol hat ihn zur Fahndung ausgeschrieben. Die Rebellen jagen Gaddafi mit einer Sondereinheit. Angeblich ist er schon geortet worden.

Tripolis/Brüssel. 16.38 Uhr: Die Bundeswehr ist seit März mit mehr als 100 Soldaten in Nato-Stäben zur Führung des Libyen-Einsatzes beteiligt gewesen. Das geht aus einer Antwort auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Hans-Christian Ströbele hervor. Bislang war von nur elf deutschen Soldaten die Rede gewesen. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums wies aber den Vorwurf zurück, nun erste Angaben korrigiert zu haben. Zum Zeitpunkt der ersten Antwort auf Ströbeles Anfrage im August seien elf Soldaten entsandt gewesen. Bei der zweiten Anfrage sei es um die Gesamtzahl seit März gegangen – sie liege bei 103, sagte der Ministeriumssprecher. Die Soldaten seien an der Auswahl von Bombenzielen in Libyen und der Kommunikation mit den eingesetzten Awacs-Aufklärungsflugzeugen beteiligt. Sie nähmen aber „derzeit“ keine Führungs- oder Entscheidungsfunktionen in den Nato-Stäben wahr.

16.13 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Nato-Partnern ausdrücklich für den militärischen Einsatz in Libyen gedankt. „Es steht außer Zweifel, dass es der Einsatz der Nato, unserer Verbündeten war, der entscheidend zum Ende des Gaddafi-Regimes beigetragen hat“, sagte Merkel zum 50. Geburtstag des Bergedorfer Gesprächskreises in Berlin. „Ich habe tiefen Respekt für diesen Einsatz. Im Übrigen hat unsere Enthaltung im Uno-Sicherheitsrat zu keinem Zeitpunkt Neutralität bedeutet“, betonte sie.

16.07 Uhr: In der Nähe der wichtigsten verbliebenen Gaddafi-Bastionen ist es zu schweren Gefechten gekommen. Aus der Wüstenstadt Bani Walid wurden Raketen auf Kämpfer der Übergangsregierung abgefeuert. Krankenwagen brachten Verletzte aus dem Kampfgebiet. Auch 90 Kilometer östlich von Gaddafis Geburtsstadt Sirte beschossen sich beide Seiten mit Raketen. Anti-Gaddafi-Einheiten rückten mit Artillerie vor. Gaddafi ist nach dem Fall der Hauptstadt Tripolis untergetaucht. Am Donnerstag versicherte er erneut, das Land nicht zu verlassen und bis zum Sieg zu kämpfen.

13.21 Uhr: Der untergetauchte Gaddafi steht jetzt auch auf der Fahndungsliste von Interpol. Die internationale Polizeiorganisation schickte eine sogenannte „Red Notice“ an alle 188 Mitgliedsländer. Sie informiert über Verdächtige, die zur Fahndung ausgeschrieben sind. Gemeinsam mit Gaddafi werden dessen Sohn Saif al-Islam sowie der Geheimdienstchef und Gaddafi-Schwager Abdullah Senussi gesucht.

11.27 Uhr: Eine weitere Gruppe von Gaddafi-Gefolgsleuten hat sich nach Informationen von Sicherheitsvertretern in den Niger abgesetzt. Unter den 14 Geflüchteten sei auch General Ali Kana, der die südlichen Truppen des Machthabers befehligt habe, verlautete aus Kreisen im Niger. Die Gruppe halte sich derzeit in Agadez im Norden des Landes auf.

Die neuen militärischen Machthaber in Libyen haben eine Sondereinheit aufgestellt, um den untergetauchten Diktator Muammar al-Gaddafi zu jagen. Der Verband bestehe aus mehr als 200 speziell ausgebildeten Soldaten, berichtete der Nachrichtensender al-Arabija unter Berufung auf einen Sprecher des Militärrates von Tripolis. Gaddafi wird noch in Libyen vermutet, sein Aufenthaltsort gilt als unbekannt. Der Sprecher sagte dem Sender zufolge, die Rebellen-Militärs hätten Gaddafi inzwischen geortet. Seine Ergreifung sei nur mehr noch „eine Frage der Zeit“. Einzelheiten nannte er allerdings nicht. Gaddafi war nach dem 21. August verschwunden, als die Aufständischen Tripolis einnahmen. Seitdem meldet er sich gelegentlich mit Audio-Botschaften zu Wort, in denen er seine Anhänger zum Weiterkämpfen auffordert. Die Authentizität der Botschaften ist nicht gesichert.

Der Chef der libyschen Übergangsregierung, Mahmud Dschibril, hat sein Land zur nationalen Einheit aufgerufen und den früheren Machthaber Gaddafi als Figur der Vergangenheit bezeichnet. Der Kampf um Libyen sei noch nicht zu Ende, erklärte Dschibril in Tripolis. Noch immer würden Teile des Landes von Gaddafi-Treuen kontrolliert. Erst wenn ganz Libyen „befreit“ sei, könne eine neue Regierung gebildet werden. Es war Dschibrils erster Auftritt in Tripolis, seit die Aufständischen im vergangenen Monat die Stadt erstürmt und damit Gaddafis Herrschaft faktisch beendet haben.

Der Internationale Strafgerichtshof hat Interpol um Hilfe bei der Festnahme des untergetauchten Gaddafi gebeten. „Die Verhaftung Gaddafis ist eine Frage der Zeit“, erklärte Chefankläger Luis Moreno-Ocampo in Den Haag. Der Gerichtshof hatte im Juni Haftbefehle gegen Gaddafi, dessen Sohn Saif al-Islam sowie den Geheimdienstchef und Gaddafi-Schwager Abdullah Senussi erlassen. Ihnen werden Kriegsverbrechen zur Last gelegt. Die internationale Kriminalpolizei-Organisation Interpol, in der mehr als 180 Staaten mitarbeiten, soll nun dabei helfen, Gaddafi und seine Vertrauten ausfindig und dingfest zu machen. (abendblatt.de/dpa/rtr/dapd)