Der libysche Machthaber könnte in den Tunneln von Tripolis sein, in Niger oder Burkina Faso. Die Rebellen hatten gemeldet, ihn umzingelt zu haben.
Tripolis/Berlin. Libysche Rebellen haben nach eigenen Angaben den bisherigen Machthaber Muammar Gaddafi in Libyen aufgespürt und umzingelt. Es sei nur noch eine Frage der Zeit, wann Gaddafi gefangen genommen oder getötet werde, sagte ein Sprecher des neuen Militärrats, Anis Scharif, am Mittwochmorgen in Tripolis. „Er kann nicht entkommen“, sagte er. Gaddafis Versteck sei in einem Umkreis von 60 Kilometern umstellt. Derzeit bereite man sich darauf vor, ihn gefangen zu nehmen oder zu töten. „Wir spielen Spiele mit ihm", so Scharif.
Der stellvertretende Verteidigungsminister Mohammad Tanas sagte dagegen der Nachrichtenagentur AP, die Rebellen wüssten nicht, wo Gaddafi sei. Er könnte sich noch immer in den Tunneln unter Tripolis verstecken, die Suche nach ihm stehe aber für seine Männer nicht an erster Stelle. „Unsere Priorität ist es, ganz Libyen zu befreien“, sagte er.
Gaddafi habe höchstwahrscheinlich seinen Unterschlupf in Bani Walid 150 Kilometer südlich von der Hauptstadt Tripolis verlassen, sagte Hisham Buhagiar, der vom Übergangsrat mit der Suche nach Gaddafi beauftragt ist. Die von Gaddafi-Treuen gehaltene Wüstenstadt wird seit Tagen von Truppen des Rates belagert.
Rätsel gibt weiterhin ein libyscher Militärkonvoi auf, der am Montag mit bis zu 250 Fahrzeugen die Grenze nach Niger überquert und in der dortigen Wüstenstadt Agadez einen Stopp eingelegt haben soll. Laut dem Außenminister des Niger ist Gaddafi nicht in den Fahrzeugkolonnen gewesen.
Gaddafis Sprecher erklärte, der Untergetauchte befinde sich weiter in seinem Heimatland. Gaddafi sei in Sicherheit und erfreue sich bester Gesundheit, sagte Musssa Ibrahim der Nachrichtenagentur Reuters. Er sei sich der Unterstützung von Millionen von Menschen gewiss – nicht nur in Libyen, sondern in der ganzen arabischen Welt.
US-Verteidigungsminister Leon Panetta erklärte, er habe keine Hinweise auf den Verbleib Gaddafis. Er gehe davon aus, dass Gaddafi schon früher Fluchtmöglichkeiten vorbereitet habe, er wisse aber nicht wann und wohin der 69-Jährige flüchten wolle. Auch Frankreich, Niger, Burkina Faso und die Nato gaben an, nicht zu wissen, wo sich Gaddafi aufhalte. Für Spekulationen über eine Geheimabsprache zur Flucht Gaddafis hatte die Tatsache gesorgt, dass die Nato den Konvoi nicht angegriffen hatte. Für unwahrscheinlich wurde gehalten, dass ein dermaßen großer Militärkonvoi vom Militärbündnis nicht bemerkt worden wäre. Ein Nato-Sprecher erklärte, Aufgabe des Bündnis sei die Verteidigung der Bevölkerung und nicht die Jagd auf Tausende Funktionäre des gestürzten Regimes.
In Berlin sagte Außenminister Guido Westerwelle im Bundestag, direkte Hilfen beim Wiederaufbau in Libyen und für andere nordafrikanische Staaten reichten nicht. Es sei nötig, dass die Europäische Union ihre Märkte für Waren aus diesen Ländern öffne. Mit Tourismus allein käme deren Wirtschaft nicht auf die Beine.