In der gesetzlichen Krankenversicherung grassiert die Angst vor neuen Zusatzbeiträgen. Müssen Versicherte noch mehr zahlen?

Berlin. Mehr als 20 gesetzliche Krankenkassen müssen wegen Finanzproblemen auf die Kostenbremse drücken oder Zusatzbeiträge nehmen. „Einige Kassen haben zu wenig getan“, sagte der Sprecher des Bundesversicherungsamts, Tobias Schmidt. Er bestätigte einen Bericht der „Bild“-Zeitung. Auch größere Kassen befänden sich unter den Versicherungen mit zu geringer Reserve. „Ein Viertel der unserer Aufsicht unterstehenden Kassen liegen unter dem Mindestsoll“, erläuterte Schmidt. Derzeit stehen von den rund 150 gesetzlichen Krankenkassen 93 unter Aufsicht des Amts, vor allem Betriebs- und Ersatzkassen. In der gesetzlichen Krankenversicherung sind 70 Millionen Deutsche als Mitglieder oder als Ehepartner oder Kinder mitversichert.

Bei manchen der betroffenen Kassen seien die Probleme größer, bei anderen geringer, sagte Schmidt. „Das ist breit gestreut.“ Sparen könnten diese Kassen mit dem Abbau freiwilliger Leistungen oder von Personal. Der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn sagte zudem in Berlin: „Krankenkassen, die mit dem Geld, das sie aus dem Gesundheitsfonds bekommen, nicht auskommen, müssen Zusatzbeiträge von ihren Mitgliedern erheben.“ Das ist so politisch gewollt. Abschaffen will die Politik den Gesundheitsfonds nicht, auch wenn es große Kritik daran gibt . Der Gesundheitsfonds sammelt alle Beiträge der Versicherten und sorgt dafür, dass bundesweit nur noch ein Krankenkassenbeitrag (15,5 Prozent vom Brutto) erhoben wird. Vorher konnten die Kassen die Beitragshöhe selbst bestimmen.

+++ Diese Krankenkassen erheben bereits einen Zusatzbeitrag +++


Als erste Kasse seit dem Start des Fonds muss zum 1. Juli 2011 die City BKK schließen. Derzeit braucht die bankrotte Kasse Hilfe von Mitarbeitern anderer Kassen, um unbearbeitete Post und Rechnungen von Leistungserbringern zu bewältigen, wie Kassenvorstand Oliver Reken der „Welt“ sagte. Von den ursprünglich 136.000 Mitgliedern hätten noch rund 40 000 keine neue Versicherung, sagte Sprecher Torsten Nowak der Nachrichtenagentur dpa. (dpa/abendblatt.de)