Aber 44 Prozent können sich zum Beispiel Renate Künast als Regierungschefin vorstellen. Die Grünen sind weiter im Stimmungshoch.
Hamburg. Die Umfrage ist nach den Maßstäben der Meinungsforscher sicherlich nicht repräsentativ. Doch die User von abendblatt.de, der Online-Ausgabe des Hamburger Abendblattes, haben ein knappes Votum abgegeben. 1422 Internetnutzer stimmten ab, 56 Prozent glauben nicht, dass die Grünen derzeit den Bundeskanzler stellen können, 44 Prozent sagen: Ja, ein grüner Regierungschef ist für Deutschland gut vorstellbar – oder eben eine Kanzlerin. Denn die aktuell populärste Spitzengrüne ist Fraktionschefin Renate Künast. Dabei hat die forsche Juristin derzeit andere Pläne: Sie will bei der Senatswahl Regierende Bürgermeisterin von Berlin werden und Klaus Wowereit (SPD) ablösen. Dabei wäre sie voraussichtlich nicht einmal die erste Chefin eines Bundeslandes. Diese Premiere dürfte Winfried Kretschmann in Baden-Württemberg feiern. Der grüne Spitzenkandidat dürfte erster Ministerpräsident im Ländle werden, der aus dem Öko-Lager kommt.
Doch mit Öko allein sind die Grünen schlecht beschrieben in diesen Tagen – auch wenn die Atomkatastrophe von Fukushima und die Atomdiskussion in Deutschland ihnen einen enormen Stimmungsaufschwung und Stimmen bei Landtagswahlen gebracht haben. Die User von abendblatt.de sehen in der Mehrheit aber noch keinen grünen Kanzler am Horizont.
Lesen Sie auch, wie die abendblatt.de-User im Fall Guttenberg votierten
User bei abendblatt.de sagen: Guttenberg muss zurücktreten
Gut fünf Monate vor der Berliner Abgeordnetenhauswahl sind die Grünen wieder stärkste Partei. In der Erhebung von Infratest dimap für die „Berliner Morgenpost“ und die RBB-„Abendschau“ würden die Grünen 28 Prozent bekommen. Sie verbesserten sich damit im Vergleich zum Februar um fünf Prozentpunkte. Die SPD lag bei 26 Prozent, sie verschlechterte sich damit um zwei Punkte. Die CDU büßte ebenfalls 2 Punkte ein und kam auf 21 Prozent. Die Linke verlor 1 Prozentpunkt und erreichte 15 Prozent. Die FDP verharrte wie im Februar bei 3 Prozent und würde damit den Wiedereinzug in das Abgeordnetenhaus nicht schaffen.
In einem Intervierw hatte Renate Künast es schon einmal forsch formuliert: „Kanzlerin kann ich auch. Zutrauen würde ich es mir, ja. Aber jetzt werde ich Regierende Bürgermeisterin.“ Das sagte die Spitzen-Grüne Künast der Zeitung „B.Z." in der gewohnt selbstbewussten Art. Jetzt scheint die Kandidatin für das Bürgermeister-Amt in Berlin von den Umfragen neue Argumente zu bekommen. Die Grünen befinden sich bundesweit im Allzeit-Hoch, könnten derzeit sogar in einer grün-roten Koalition den Regierungschef stellen (oder die Chefin) und Künast ist offenbar die beliebteste Grüne bei den Deutschen.
Nach einer „Stern“-Umfrage findet jeder Zweite (51 Prozent) gut, dass Baden-Württemberg mit Winfried Kretschmann künftig von einem Grünen regiert wird. Sogar 29 Prozent der Unions-Anhänger und 33 Prozent der FDP-Wähler begrüßen dies. Auf die Frage, welcher grüne Politiker angesichts der großen Zustimmung für die Partei künftig in der bundesdeutschen Politik eine wichtige Rolle spielen solle, nannten 48 Prozent der Befragten Fraktionschefin Renate Künast. Mit 46 Prozent kommt Parteichef Cem Özdemir auf den zweiten Platz. 40 Prozent wollen, dass Co-Fraktionschef Jürgen Trittin großen Einfluss haben sollte. Von Winfried Kretschmann wünschen dies 39 Prozent. Mit 36 Prozent schneidet Parteichefin Claudia Roth am schwächsten ab. (abendblatt.de/ryb)