Die Union verliert in den Umfragen, die Grünen legen massiv zu. Nur noch jeder zweite Deutsche hält die Kanzlerin für glaubwürdig.
Hamburg. Das Reaktorunglück in Japan und der neue Kurs in der Atompolitik hat CDU und CSU in der Wählergunst einbrechen lassen. Im wöchentlichen Wahltrend von „Stern“ und RTL fiel die Union um drei Prozentpunkte auf 33 Prozent. Dies ist der schlechteste Unionswert seit Mitte November. Die SPD gab einen Punkt ab und fiel auf 25 Prozent. Großer Gewinner sind die Grünen, die erneut zwei Punkte zulegten und nunmehr 20 Prozent erreichen. Die Linke verharrt nach den Zahlen bei neun Prozent, die FDP bei fünf Prozent. Für „sonstige Parteien“ würden acht Prozent der Wähler stimmen (plus zwei). Kurz vor den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz am kommenden Sonntag liegt das schwarz-gelbe Regierungslager mit zusammen 38 Prozent bundesweit jetzt sieben Punkte hinter einem rot-grünen Bündnis (gemeinsam 45 Prozent).
Forsa-Chef Manfred Güllner sagte dem „Stern“, der Union habe „ganz klar das AKW-Moratorium geschadet“. Grund sei, dass knapp drei Viertel (71 Prozent) der Befragten es für reine Wahltaktik hielten, es also als opportunistisch ansähen. Zudem seien die Stammwähler der Union, die ja eher zu den Befürwortern der Kernkraft zählten, über Merkels abrupte Kehrtwende irritiert. Güllner sagte: „Sie sagen, in Deutschland habe sich doch nichts geändert.“
Unter der abrupten Kehrtwende in der Atompolitik hat nach einer „Stern“-Umfrage auch das Ansehen der Kanzlerin gelitten. Nur noch jeder Zweite (50 Prozent) schätzt Angela Merkel als glaubwürdig ein – vor anderthalb Jahren waren es noch 68 Prozent gewesen. Ihr Sympathiewert sank um 17 Punkte auf 55 Prozent. Das Vertrauen in ihre Kompetenz fiel um 12 Punkte auf 72 Prozent, das in ihre Führungsstärke ging um 11 Punkte auf 65 Prozent zurück.
Vier von fünf Bürgern (79 Prozent) sagen, die Kanzlerin treffe ihre Entscheidungen allzu oft aus rein wahltaktisch Motiven – diese Ansicht teilen sogar zwei Drittel (67 Prozent) der Unions-Wähler. Auch die Zustimmungswerte sackten ab: Nur noch 40 Prozent der Deutschen würden sie derzeit direkt zur Kanzlerin wählen – vier Punkte weniger als in der Vorwoche. Im Vergleich dazu würden sich 31 Prozent für SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier entscheiden.