Das Milliarden-Projekt hat sechs Jahre Verspätung. Datenschützer haben weiter Skepsis gegenüber der elektronischen Gesundheitskarte.
Berlin. Mit fast sechs Jahren Verspätung soll nun doch ab Oktober dieses Jahres die umstrittene elektronische Gesundheitskarte an die Bürger ausgegeben werden. Zuvor sollen die Arzt- und Zahnarztpraxen die nötigen Lesegeräte bekommen. Auf die Modalitäten zur Finanzierung der Terminals haben sich jetzt Ärzte und Kassen geeinigt, wie die Kassenärztliche Bundesvereinigung mitteilte. Die elektronische Gesundheitskarte sollte eigentlich schon zum Januar 2006 eingeführt werden. Ziel war, die Patienten-Verwaltung zu vereinfachen, Doppeluntersuchungen und Arzneimittel-Nebenwirkungen zu vermeiden und letztlich den Zugriff auf eine elektronische Patientenakte zu gewähren. Technische Probleme und Datenschutzbedenken der Ärzte und Patienten bremsten das Projekt jedoch. Erst Ende letzten Jahres entschied die Regierung, dass die Karte doch 2011 eingeführt wird – allerdings in abgespeckter Form.
Die Vereinbarung von Krankenkassen, Ärzten und Zahnärzten war nötig, um die Investitionen der Praxen gegenzufinanzieren. Sie können von den Kassen für stationäre Lesegeräte 355 Euro, für die Installation 215 Euro und für mobile Lesegeräte 280 Euro bekommen. Die Versicherten können die e-Card vom Ende des dritten Quartals an erhalten. Doch gelten auch die alten Krankenversicherungs-Chipkarten weiter. Erst ab dem Jahr 2013 wollen die Kassen nur noch die elektronische Karte ausgeben, falls bis dahin die Arztpraxen ausreichend mit Kartenterminals ausgestattet sind.
Zunächst soll das neue System vor allem die sogenannten Stammdaten des jeweiligen Versicherten online abgleichen, um Kartenmissbrauch zu unterbinden. Das sind Name, Geburtsdatum, Krankenkasse und vor allem das neue Lichtbild auf der Karte. Die Karte selbst speichert auch in Zukunft keine besonderen medizinischen Daten. Mit ihr als Schlüssel können persönliche Gesundheitsdaten sowie Arztberichte, Diagnosen und Röntgenbilder von Servern im Internet gelesen werden, so diese dort platziert sind. Dieses Verfahren hatte besonderen Argwohn von Ärzten und Datenschützern hervorgerufen.
Künftig können auf der Karte Notfalldaten gespeichert werden, wenn der Versicherte dies wünscht. Mittelfristig sollen Ärzte über das System von Karten, Lesegeräten und Onlineverbindungen Befunde und Informationen über ihre Patienten austauschen können.