Buxtehude. Kleines Team treibt ambitionierte Planungen energisch voran. Wo der Park entstehen soll und welcher bekannte Macher dahintersteckt.
- Energie aus Gülle, Wind und Sonne erzeugen: Das soll in Kürze direkt vor den Toren Hamburgs passieren
- Dafür planen umtriebige Unternehmer das erste nachhaltige Gewerbegebiet in der Region
- Das Gute: Mit Großprojekten kennen sich die Macher bereits bestens aus
Die Energie der Zukunft soll am besten vollkommen grün sein, keine neue Abhängigkeiten schaffen und deshalb möglichst regional erzeugt werden. Autos, Schiffe, Züge, Flugzeuge – jegliche Verkehrsträger sind aufgefordert, künftig umweltverträgliche Mobilität zu gewährleisten. Denn bis 2045 will die Bundesrepublik klimaneutral sein, so das erklärte Ziel der Bundesregierung. Stichwort: Energiewende.
Die Hansestadt Buxtehude verfolgt ein noch ehrgeizigeres Klimaziel: Sie will nach einem Beschluss des Stadtrats bereits bis 2035 klimaneutral werden. Doch um das zu schaffen, braucht es den großen Wurf beim Umstieg auf Erneuerbare Energien. Und Menschen, die viel Geld und Wissen in den Transformationsprozess investieren.
Green Tech Park bei Hamburg: Grünes Megaprojekt für die Energiewende
Insofern dürfte die Hansestadt Buxtehude ein sehr geeigneter Kooperationspartner für das wohl ambitionierteste Projekt im Bereich der Erneuerbaren Energien in der Umgebung sein. Am südlichen Rand der Stadt soll nämlich unweit der Grenze zu Hamburg auf 16 Hektar das erste nachhaltige Gewerbegebiet der Region entstehen.
Treibende Kraft dahinter ist ein alter Bekannter: Heiner Schönecke, Unternehmer und ehemaliger CDU-Landtagsabgeordneter, möchte das Energiepotenzial, das sich in dem Gebiet rund um die bestehenden Biogas-Anlage bereits angesiedelt hat beziehungsweise noch ansiedeln könnte, zusammenfassen und in einem GreenTechPark für verschiedene wissenschaftliche und gewerbliche Nutzungen erschließen.
Gespräche mit Politik verlaufen vielversprechend
Zu diesem Zweck ist Schönecke noch einmal unter die Jungunternehmer gegangen und hat die Firma „Erneuerbare Invest GmbH“ gegründet. Als deren Geschäftsführer treibt der umtriebige Geist, der für sein großes ehrenamtliches Engagement gerade das Bundesverdienstkreuz erhalten hat, seine Idee mit einem kleinen Team aus Fachleuten weiter voran und kann bereits Erfolge verzeichnen.
Denn zunächst gilt es, die Mehrheit im Stadtrat von Buxtehude davon zu überzeugen, die für den GreenTechPark vorgesehenen Flächen für die gewünschte Nutzung auszuweisen. „Wir hatten bereits einige wohlwollende Gespräche mit Vertretern aus Verwaltung und Politik. Ich habe den Eindruck, es gibt niemanden in der Ratspolitik, der sich mit der Idee nicht anfreunden könnte“, sagt Heiner Schönecke. Er hofft auf eine Entscheidung nach der Sommerpause.
In dem Gebiet gibt es bereits industrielle Nutzung
Das Gebiet nahe der B3 ist aus Sicht der Initiatoren sehr geeignet für ein Gewerbegebiet, weil es weit genug entfernt von einer Wohnbebauung liege. Es gibt bereits heute mehrere Windkraftanlagen, Photovoltaik und eine große Biogasanlage, über die regionale Abnehmer im großen Stil versorgt werden. Gasleitungen sind also bereits vorhanden.
Außerdem findet in den Gemarkungen neben der Landwirtschaft bereits heute in größerem Umfang Kies- und Sandabbau sowie industrielle Trockenmörtelproduktion statt. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Abfallentsorgung und Komposterzeugung für Teile des Landkreises Stade und Harburg. „Hier gibt es ja eigentlich schon ein Industriegebiet“, meint Schönecke.
Energie aus Gülle, Wind und Sonne gewinnen und nutzen
Um den grundsätzlichen Kurs mit dem Ziel der Energiewende aber nicht aus den Augen zu verlieren, bedarf es immer eines Leuchtturms. Und so ein Leuchtturmprojekt soll der GreenTechPark werden, wünscht sich Schönecke: „Ein Pilotprojekt mit dem Ziel, einen nachhaltigen, attraktiven und zukunftssicheren Standort für Forschung, Energiewirtschaft und Betriebe zu schaffen, der beispielgebend für andere Gewerbegebiete sein kann und eine Zukunftschance für die Stadt Buxtehude darstellt.“
Bei dem Großprojekt für grüne Technologien soll unter anderem Energie aus Gülle, Wind und Sonne entstehen, gespeichert und nutzbar gemacht werden. Die Technischen Universität Hamburg (TUHH) begleitet das ambitionierte Vorhaben und will dort eine Demonstrationsanlage betreiben, mit der gezeigt werden soll, dass es auch in kleineren Anlagen möglich ist, aus Biomasse wie Kompost, Pferdemist oder Hühnergülle Biomethanol herzustellen, das fossile Kohlenstoffe – etwa aus Erdöl - in der Industrie ersetzen könnten.
Biogas als Treibstoff für Flugzeuge, Schiffe und Kraftfahrzeuge
Schönecke sieht ebenfalls die Möglichkeit, Biogas aus dem geplanten GreenTechPark künftig als Treibstoff für Flugzeuge, Schiffe und Kraftfahrzeuge einzusetzen, indem in dem Gebiet zwischen Immenbeck, Ketzendorf und Ardestorf unterschiedliche Erzeugungsmöglichkeiten für Erneuerbare Energie eingebunden und kombiniert werden.
Das Konzept sieht außerdem vor, auf den Flächen nahe der B3 neue Photovoltaiksysteme – etwa auch in Doppelnutzung auf Agrar- oder Ausgleichsflächen – zu installieren, zudem sollen die umliegenden Windparks integriert werden, um regionalen Wasserstoff zu produzieren. Im ersten Schritt geht es aber um den Ausbau der bestehenden Biogasanlage, wo auch die Demonstrationsanlage der TUHH entstehen soll.
Auch Schönecke selbst möchte in den Park ziehen
Außerdem sind dort Flächen für Firmenansiedlungen vorgesehen. Schönecke denkt dabei etwa an ein regionales Rechenzentrum für die Datenspeicherung, um die ansässigen Energie-Produzenten, die Verbraucher und die Veredler der Energie in einer Kreislaufwirtschaft miteinander zu verbinden.
Auch das eigene Unternehmen, das inzwischen von Schöneckes Sohn Henner geführt wird, möchte sich in dem neuen Gewerbegebiet erweitern. Zudem könnten dort Start-ups aus dem Bereich der grünen Technologien angesiedelt werden, so Schönecke.
Schönecke hat „Leidenschaft für Erneuerbare Energien“
Einen knackigen Begriff für das Gebiet, in dem der künftige GreenTechPark liegen soll, gibt es bereits: Schönecke und seine Mitstreiter haben sie „KADIO-Region“ getauft – basierend auf den Anfangsbuchstaben der dort befindlichen Ortschaften Ketzendorf, Ardestorf, Daensen, Immenbeck und Ovelgönne.
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Der Name erinnert an „Kardio“ und somit an Herzensangelegenheiten. So etwas ist das Projekt für seinen Ideengeber auch: „Ich habe eine Leidenschaft für Erneuerbare Energien und möchte diese in meiner Region nutzbar machen“, sagt Schönecke. Über die Energiewende sei genug geredet worden, findet er: „Jetzt ist Zeit zum Handeln.“ Bei allen guten Vorsätzen müsse es am Ende jemanden geben, der sagt: „Ich nehme die Kohle auf und lege los.“