Buxtehude/Neu Wulmstorf. Im „GreenTechPark Buxtehude“ soll unter anderem aus Gülle, Wind und Sonne Energie entstehen. TUHH begleitet ambitioniertes Projekt.

Der ehemalige CDU-Landtagsabgeordnete Heiner Schönecke geht noch einmal unter die Jungunternehmer und will auf dem Areal einer im Grenzgebiet zwischen Buxtehude und Neu Wulmstorf liegenden Biogasanlage und darum herum einen „GreenTechPark Buxtehude“ entwickeln. Dieser könnte bundesweit einmalig sein. Denn in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Hamburg (TUHH) soll dort eine Demonstrationsanlage entstehen, mit der gezeigt werden soll, dass es auch in kleineren Anlagen möglich ist, aus Biomasse wie Kompost, Pferdemist oder Hühnergülle Biomethanol herzustellen, das fossile Kohlenstoffe – etwa aus Erdöl - in der Industrie ersetzen könnten.

Doch damit nicht genug: Schönecke sieht auch die Möglichkeit, Biogas aus dem geplanten „GreenTechPark“ künftig als Treibstoff für Flugzeuge, Schiffe und Kraftfahrzeuge einzusetzen, indem in dem Gebiet zwischen Immenbeck, Ketzendorf und Ardestorf unterschiedliche Erzeugungsmöglichkeiten für Erneuerbare Energie eingebunden und kombiniert werden.

Eine Chance auch für grüne Start-ups aus der Region

Auf den Flächen zwischen den Landkreisen Stade und Harburg könnten nach Schöneckes Vision neue Photovoltaiksysteme – etwa auch in Doppelnutzung auf Agrar- oder Ausgleichsflächen – entstehen und die umliegenden Windparks integriert werden, um regionalen Wasserstoff zu produzieren. Auch das wäre neu in der Region: Ein Energie-Projekt dieses Ausmaßes, das im Genehmigungsverfahren zwischen unterschiedlichen Kommunen und Landkreisen abgestimmt werden müsste.

Doch soweit ist es noch lange nicht. Erst im zweiten Schritt sollen weitere Projekte in dem „GreenTechPark Buxtehude“ gebündelt und realisiert werden. Zunächst geht es um den Ausbau der bestehenden Biogasanlage auf zehn Hektar, wo mit einem „hybriden“ Konzept die Demonstrationsanlage der TUHH zur Erzeugung von „grünem Methanol“ entstehen soll, wenn ein entsprechender Forschungsantrag genehmigt würde. Außerdem sind dort Flächen für Firmenansiedlungen der Erneuerbaren Energien und Versuchsflächen etwa für Agro-Photovoltaik, Wind und Erdwärme vorgesehen. Auch Start-ups aus dem Bereich der grünen Technologien könnten dort angesiedelt werden, so Schönecke.

Schönecke betreibt mit anderen Landwirten bereits seit zehn Jahren eine Biogasanlage

Zudem ist dort die seit längerem angestrebte Erweiterung des Geflügelhofs Schönecke angedacht. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die vorhandenen Produktionen von Erneuerbaren Energien in einem nächsten Schritt zu vernetzen, um am Ende mehr regionale Erzeugung zu ermöglichen“, so Schönecke.

 In einem ersten Schritt soll die bestehende Biogasanlage zu einem zehn Hektar großen Technologiepark entwickelt werden. Foto Lepél   In einem ersten Schritt soll die bestehende Biogasanlage zu einem zehn Hektar großen Technologiepark entwickelt werden.
In einem ersten Schritt soll die bestehende Biogasanlage zu einem zehn Hektar großen Technologiepark entwickelt werden. Foto Lepél   In einem ersten Schritt soll die bestehende Biogasanlage zu einem zehn Hektar großen Technologiepark entwickelt werden. © HA |  Erneuerbare Invest GmbH

Zu diesem Zweck hat Heiner Schönecke die neue Firma Erneuerbare Invest GmbH & Co. KG gegründet, die sich in der Hauptsache mit der Planung und Entwicklung von Gewerbegebieten für Erneuerbare Energien beschäftigt und deren erstes Großprojekt nun der „GreenTechPark Buxtehude“ ist. Dort betreibt Schönecke mit anderen Landwirten der Ardestorfer Bioenergie GmbH bereits seit mehr als zehn Jahren eine Biogasanlage. Die Anlage hat regionale Abnehmer für Strom und Wärme.

Satelliten-Blockheizkraftwerk erzeugt Wärme für das Gutshaus

Seit November 2011 erzeugt ein Satelliten-Blockheizkraftwerk (BHKW) Wärme für das Gutshaus eines Golfklubs und Einfamilienhäuser in Immenbeck. Ein zweites Satelliten-BHKW erzeugt seit 2012 Wärme für Hallenbad, Schulzentrum, Rathaus und Jugendzentrum der Gemeinde Neu Wulmstorf. Für die Nutzung der Satelliten-Blockheizkraftwerke wurden Gasleitungen von mehreren Kilometern verlegt.

Außerdem würden die bestehenden Windparks Daensen und Immenbeck und der bereits genehmigte Windpark Elstorf und ein weiterer Windpark in der Genehmigungsphase eine Gesamtkapazität von fast 40 Megawatt ergeben, rechnet Schönecke vor. „Zurzeit haben wir das Problem, dass es bei einem Überangebot von Strom zu Abschaltungen entweder bei der Biogasanlage oder bei den Windrädern kommt“, so der Unternehmer. Noch sei Strom nur sehr bedingt speicherbar. „Wir planen jetzt diesen Strom zu nutzen: für grünen Wasserstoff, Biomethanol und für die Forschung auf diesem Gebiet.“

GreenTechPark Buxtehude: Stadtwerke zeigen Interesse

Die wissenschaftliche Begleitung übernimmt die TUHH. Im Vorfeld der Planungen für den „GreenTechPark Buxtehude“ hat Professor Martin Kaltschmitt und sein Team eine Machbarkeitsstudie entwickelt, in der die Möglichkeiten erforscht werden, grünen Wasserstoff und Biogas zu veredeln. „Wir könnten die vorhandenen Erneuerbaren Energien flexibel nutzen“, ist Kaltschmitt überzeugt. Aus der Überproduktion an Strom und dem Kohlenstoff (CO2) aus der Biogasanlage könne Biomethanol hergestellt werden, das beispielsweise in der chemischen Industrie in vielfältiger Form gebraucht werde. Noch werde überwiegend fossiler Kohlenstoff zur Herstellung etwa von Plastik, Farben oder Lacken genutzt. Das solle und müsse sich ändern, so Kaltschmitt: „Wenn wir Klimaschutz ernst nehmen, dann brauchen wir einen grünen Kohlenstoffträger und der ist Biogas“, ist der Professor überzeugt. „Biogas ist zu wertvoll, um es nur zu verbrennen.“

Auch die Stadtwerke Buxtehude zeigten bereits Interesse an Schöneckes neuem Projekt: „Wir wollen die Energiewende vor Ort umsetzten. Unser Ziel ist es, Energie selbst zu erzeugen und regional zu investieren. Die Diskussion mit Heiner Schönecke passt gut in unsere strategische Ausrichtung“, so Stefan Babis, Geschäftsführer der Stadtwerke Buxtehude. Der Verwaltung und Teilen der Politik der Stadt Buxtehude habe er das Projekt ebenfalls bereits vorgestellt, so Schönecke: „Man hat sich sehr interessiert gezeigt“, sagt er. Mit der Gemeinde Neu Wulmstorf sei er inzwischen ebenfalls in Kontakt getreten.

Schönecke setzt auf ein „Miteinander, um die Energiewende zu schaffen“

Schönecke setzt auf ein „Miteinander, um die Energiewende zu schaffen“ und hält das Areal zwischen den beiden Landkreisen – so liegt die Biogasanlage auf dem Gebiet der Hansestadt Buxtehude, der Weg davor gehört aber bereits zum Landkreis Harburg – trotz der Interkommunalität und der damit höchstwahrscheinlich erschwerten Planungen zu einer konzentrierten Ansiedlung verschiedener grüner Technologien für überaus geeignet: „In den letzten Jahren hat es im Südwesten der Stadt Buxtehude sehr viele Investitionen in Erneuerbare Energien gegeben. Private Investoren, die Stadtwerke Buxtehude, die Bürgerenergie Genossenschaft Buxtehude und Landwirte haben mit Windkraftanlagen, Photovoltaik und der Erzeugung von Biogas die gewünschte Energiewende mit umgesetzt“, so Schönecke.

Außerdem fände in den Gemarkungen neben der Landwirtschaft bereits heute in größerem Umfang Kies- und Sandabbau sowie industrielle Trockenmörtelproduktion statt. Ein weiterer Schwerpunkt ist Abfallentsorgung und Komposterzeugung für Teile der Landkreise Stade und Harburg. „Hier gibt es ja eigentlich schon ein Industriegebiet“, so Schönecke.