Berlin. Eine neue Studie zeigt: Europäische Ölkonzerne investieren trotz ihrer Rekordgewinne kaum in erneuerbare Energien – ganz im Gegenteil.
Die zwölf großen europäischen Energiekonzerne stecken ihre Investitionen vor allem in fossile Projekte. Das ist das Ergebnis einer Greenpeace-Studie, die das Hamburger Forschungs- und Beratungsbüro EnergyComment durchgeführt hat und die dieser Redaktion exklusiv vorliegt. In erneuerbare Energien flossen demnach bei den Konzernen durchschnittlich nur rund sieben Prozent der Investitionen, die restlichen 93 Prozent wurden für fossile Projekte verwendet.
Die Umweltorganisation betitelte die Studie mit "The dirty dozen" ("Das dreckige Dutzend"), zu dem auch Konzerne wie BP, Total Energies und Shell gehören. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Energieproduktion der zwölf untersuchten Unternehmen betrug demnach 0,3 Prozent. 99,7 Prozent hingegen stammt weiter aus der Öl- und Gasproduktion.
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Dass sich daran in naher Zukunft etwas ändert, bezweifelt Greenpeace. Der Studie zufolge plant die überwiegende Mehrzahl der Konzerne bis 2030 die Förderung von Öl- und Gasvorkommen entweder konstant zu halten oder noch zu steigern. Vergleichen mit 2021 hätten BP, Equinor, Wintershall Dea und Total Energies ihre Investitionen in erneuerbare Energie vergangenes Jahr sogar noch gesenkt.
Ölkonzerne wollen bis 2050 Klimaneutralität erreichen
Greenpeace kritisiert insbesondere, dass die betreffenden Ölkonzerne die enormen Profitzuwächse aus dem vergangenen Jahr nicht dafür nutzen, ihr Geschäftsmodell nachhaltig umzugestalten. Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine stieg der Öl- und Gaspreis an den internationalen Märkten schlagartig an. Die Konzerne erzielten der Studie zufolge 2022 ein Gewinnplus von durchschnittlich 75 Prozent, wobei einige ihren Profit sogar verdoppelt oder verdreifacht hätten.
"Ölmultis wie Shell und BP haben die heutige Klimakrise maßgeblich verschuldet, und sie missbrauchen ihre Rekordgewinne, um die Welt tiefer in diese Krise zu lenken", erklärte Greenpeace-Klimaexpertin Lisa Göldner. Sie sieht daher die Politik in der Verantwortung: "Die Regierungen von Deutschland und anderen europäischen Staaten sollten das zerstörerische Big-Oil-Geschäft viel strenger regulieren und so den Umstieg auf erneuerbare Energien beschleunigen."
Der Studie zufolge geben die meisten Ölkonzerne trotzdem an, bis 2050 weitestgehend klimaneutral operieren zu wollen. Erreicht werden solle das etwa durch die in Deutschland umstrittene Speicherung von CO2 im Boden (CCS).