Neu Wulmstorf. Produzent aus dem Landkreis Harburg setzt komplett auf weiße Eier. Der Chef erklärt den Schritt und räumt mit einem Missverständnis auf.

  • Braune Eier gelten gemeinhin als gesünder, ihn haftet der Touch des Natürlichen an
  • Ein großes Familienunternehmen bei Hamburg stellt die Produktion auf weiße Eier um
  • Die Entscheidung muss gut überlegt sein, denn danach gibt es kein Zurück mehr

Bunte Eier gehören zu Ostern wie der Hahn zur Henne. Beim Geflügelhof Schönecke geht der Trend indes weg von der Mehrfarbigkeit – weg vom braunen, hin zum weißen Ei. „Noch in diesem Jahr ziehen weiß legende Hennen in unsere Freilandställe ein“, sagt Henner Schönecke, Geschäftsführer des 1914 gegründeten Familienunternehmens.

Es verkauft in der gesamten Metropolregion Hamburg Eier sowie Geflügel- und andere Fleischspezialitäten auf Märkten und in Einkaufszentren sowie an den Großhandel. Überraschende Begründung: „Weiße Legehennen sind die Antwort auf die Forderung nach mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit“, so Schönecke.

Braune Eier galten lange als „ökologischer“: eine falsche Annahme!

Bis dato galten bei vielen Konsumenten die braunen Eier als das Gelbe vom Ei. Sie stehen für viele Menschen für Natur und Landwirtschaft. Manche denken, braune Eier seien Bio-Eier und natürlicher als weiße. Doch die Farbe der Eierschale ist nicht wichtig für den Inhalt oder den Geschmack. Braune Eier sind nicht gesünder und schmecken auch nicht anders. „Ob ein Ei braun, weiß oder grün ist, hängt von der Genetik der Legehenne ab“ erklärt Henner Schönecke, Vizepräsident des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft.

Seine Entscheidung, von braun legenden Hennen auf sogenannte Weißleger umzustellen, hat der Unternehmer gemeinsam mit seinem Betriebsleiter Tom Metzger, zuständig für die Legehennenhaltung, nach langer Vorbereitung getroffen. „Das muss gut überlegt sein, denn es ist eine langfristige Entscheidung. Wenn die Hennen erst einmal da sind, gibt es kein Zurück mehr“, so Henner Schönecke.

Ein Ziel: Eierlegen soll die neuen Hühner weniger anstrengen

Henner Schönecke vom Geflügelhof Schönecke wird demnächst nur noch weiß legende Hennen wie diese Rasse im Freilandstall halten.
Henner Schönecke vom Geflügelhof Schönecke wird demnächst nur noch weiß legende Hennen wie diese Rasse im Freilandstall halten. © Schönecke | Schönecke

Es gebe viele Gründe, weshalb die Geflügelhof Schönecke GmbH künftig auf Weiß setze, so der Geschäftsführer: So seien weiß legende Hühner kleiner als Braunleger, wodurch sie bei gleicher Herdengröße automatisch mehr Platz im Stall haben. Sie legten zudem im Durchschnitt kleinere Eier - vorwiegend in den Größen M und L und nur selten in XL -, was die Tiere weniger erschöpfe und ihre Ressourcen schone, sagt Schönecke: „Somit sind sie robuster und insgesamt länger in der Lage, gute Eier zu legen.“

Wenn die Henne ein kleineres Ei legt, benötigt sie auch weniger Futter: „Wir müssen also weniger Getreide einsetzen sowie anbauen und transportieren“, erklärt Schönecke. Auch das wirke sich positiv auf die Öko-Bilanz aus. „Zudem sinkt auf Sicht die Anzahl der insgesamt benötigten Hennen, weil jede Herde insgesamt länger gehalten werden kann. All diese Aspekte sind positiv für das Tierwohl und unsere Nachhaltigkeit“, so Schönecke.

Schönecke zum Trend: „Bald gibt es in Deutschland nur noch weiße Eier“

Auch aus wirtschaftlicher Sicht mache der Wechsel von Braun auf Weiß Sinn: „Die längere Haltungsdauer bewirkt, dass der Stall zwischen den Herden seltener leer steht.“ Hinsichtlich der Produktqualität seien weiße Eier zudem höher zu bewerten als braune, weil auf der hellen Schale Fehler und Schmutz in der Qualitätskontrolle leichter zu erkennen seien.

„Die Eier der drei von uns gewählten Rassen zeichnet außerdem eine gute Schalenfestigkeit aus“, nennt der „Eggsperte“ einen weiteren Vorteil. Seit einigen Jahren gehe auch in Deutschland der Trend eindeutig zur Haltung weißer Legehennen. „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in Deutschland in nicht allzu ferner Zukunft ausschließlich weiße Eier haben werden.“

Mehr zum Thema

Für den Geflügelhof Schönecke sei die Umstellung aber auch mit einem gewissen Risiko verbunden: „Wenn sich die Farbe des Produkts ändert, kann sich das direkt auf das Konsumverhalten der Verbraucher auswirken, insbesondere bei einem so emotionalen Produkt wie dem Ei. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und gewöhnt sich nur ungern um“, so Schönecke.

Der Geflügelhof Schönecke setzte lange hauptsächlich auf braune Eier. Jetzt wird auf weiße umgestellt.
Der Geflügelhof Schönecke setzte lange hauptsächlich auf braune Eier. Jetzt wird auf weiße umgestellt. © Sabine Lepél | Sabine Lepél

Deshalb hat das Unternehmen im Vorfeld eine Kundenbefragung gemacht. „Das Feedback hat uns in unserem Entschluss zur Umstellung bestärkt“, sagt Schönecke: „Letztlich wissen wir aber nicht, ob unsere Kunden mitziehen. Dennoch gehen wir diesen Schritt aus Überzeugung. Genau wie wir Ende der 1990er den ersten Freilandstall weit und breit gebaut haben.“

Voraussichtlich Ende Mai: Die ersten weißen Eier werden Minis sein

Die ersten „Weißleger“ sollen Ende Mai in den ersten der beiden Freilandställe des Geflügelhofs einziehen. Anfang September soll der Wechsel im zweiten Stall erfolgen. Die ersten weißen Eier, die „Junghennen-Minis“, werden laut Plan Ende Juni zu erhalten sein, ab Mitte August dann auch Eier in Größe M. Spätestens im Herbst sollen dann alle Freiland- und Bioeier von Schönecke weiß sein.

Noch laufen auf den großen Außenflächen der Freilandställe bei Schönecke ausschließlich braune Hühner herum, die braune Eier legen. Das liegt nicht an ihrem Gefieder, sondern an der Rasse. Welche Farbe die Eier eines Huhns haben, ist an der Farbe der Ohrläppchen zu erkennen: Bei weißen Läppchen werden weiße Eier gelegt, bei roten Läppchen braune.

Gefieder sagt nichts über Eierfarbe: Braune Hühner legen auch weiße Eier

Die „Braunleger“ werden im Rahmen der regelmäßigen Herdenwechsel, die mit dem Ende ihres Daseins als Legehenne anstehen, durch die „Weißlegerinnen“ ersetzt. Die braunen Hühner gehen – wie alle ehemaligen Legehennen auf dem Geflügelhof – letztlich in die Schlachtung. Ihr Fleisch wird zum Beispiel für Hühnerfrikassee genutzt.