Buxtehude. Die Stadt will nachhaltig in die Zukunft gehen. Jetzt sollen die Einwohner dabei helfen, indem sie mitdenken und Ideen einbringen.
Für ihre 2020 ausgerufene Nachhaltigkeitsstrategie mit dem Namen „Buxtehude 2030“ ist die Stadt Buxtehude bereits 2021 mit dem deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet worden. Von „Buxtehude 2030“ redet jetzt aber niemand mehr. Vielmehr soll das Leitbild nun „Buxtehude 2035“ heißen. Schuld ist unter anderem die Corona-Pandemie, aber die ist es nicht allein. Die Bürger sollen immer noch an Bord geholt werden. In wenigen Wochen, am 20. April, ist der Auftakt des Beteiligungsverfahrens geplant.
„Buxtehude 2030“ sollte ein Leitbild für die Stadt werden, an dem sich Politik und Verwaltung auf alle Fälle und die Bürger möglichst weit – sie sind ja frei in ihren Entscheidungen – orientieren sollten und welches die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (siehe Info) zum Inhalt hat – im Handeln der Stadt verankert.
Bürger sollten bei „Buxtehude 2030“ mitreden – und nun auch bei „Buxtehude 2035“
In ihrer Textfassung sind diese Nachhaltigkeitsziele theoretische Vorgaben. Erst in der Praxis werden sie mit Leben erfüllt. Die Bürger sollten deshalb bei „Buxtehude 2030“ mitreden, denn sie sind Experten der Praxis und wenn sie nicht vom Leitbild überzeugt sind bleibt auch dieses Theorie.
„Durch die Corona-Pandemie und die Kontaktbeschränkungen wäre die Bürgerbeteiligung in den letzten Jahren kaum durchführbar gewesen“, sagt Bürgermeisterin Katja Schmidt-Oldenburg. „Aber das ist nicht allein der Grund für die Verschiebung. Die Pandemiejahre und die Folgen des Krieges in der Ukraine haben bei uns auch ein Umdenken bewirkt, ob wir soziale, gesundheitliche und wirtschaftliche Aspekte der nicht höher priorisieren sollten, als wir es zuvor getan haben. Da hat ein Lernprozess eingesetzt. 2035 ist außerdem das Jahr, in dem Deutschland klimaneutral werden will.“
Bei aller Neu-Priorisierung dürfen in einer Nachhaltigkeitsstrategie nämlich auch die Klimaziele nicht aus den Augen verloren werden: „Nur wenn die drei Säulen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und Soziales – in Balance gehalten werden, kann sich die Stadt stetig weiterentwickeln.“, sagt Katja Oldenburg-Schmidt.
Für das Nachhaltigkeitsleitbild hat sich die Hansestadt eigens eine Stabsstelle mit zwei Mitarbeiterinnen gegönnt. Das ist bei einer 40.000-Einwohner-Stadt schon etwas Besonderes. Diese Stabstelle bereitet jetzt die Bürgerbeteiligung vor.
In der Verwaltung und in der Politik Ideen und Anregungen gesammelt
„Wir haben zuvor schon in der Verwaltung und in der Politik Ideen und Anregungen gesammelt, sagt Buxtehudes Erster Stadtrat Ralf Dessel. „Dabei haben wir schon in der Verwaltung darauf geachtet, dass nicht nur von oben diskutiert wird, sondern dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und alle Vorgesetzten in den Arbeitsgruppen auf Augenhöhe diskutieren. So sind dabei Ideen herausgekommen, auf die wir in den oberen Etagen wahrscheinlich nicht alleine gekommen wären.“
Auch in der Buxtehuder Kommunalpolitik sei lebhaft und fruchtbar diskutiert worden, berichtet Dirk Mellies, in der Stadtverwaltung für Soziales und Bildung verantwortlich. „Die Zusammenarbeit ging über die Parteigrenzen hinweg.“
„Bring Deine Stadt in die Zukunft“, ist der Slogan
„Jetzt sind wir ganz gespannt, was die Bürgerinnen und Bürger an Vorschlägen einbringen“, sagt Hanna Lierse. Die promovierte Politökonomin plant die Bürgerbeteiligung für die Stabsstelle. „Wir wollen versuchen, die Menschen auf vielfältige Art anzusprechen um möglichst viele zu erreichen und für den Prozess zu gewinnen.“
„Bring Deine Stadt in die Zukunft“, ist der Slogan, mit dem Buxtehude seine Bürgerinnen und Bürger um Beteiligung bittet. Der erste Termin dazu ist Donnerstag, 20. April. Hier präsentieren Politik und Verwaltung, was sie bislang ausgedacht haben, und gehen mit den Bürgern in den Austausch darüber. Bei diesem Termin kann jeder spontan vorbeikommen.
So will Buxtehude nachhaltig werden
Anmeldung erbeten ist dann für zwei Veranstaltungen in der Malerschule: Bei einem offenen Workshop am 3. Mai und einer Talkrunde am 11. Mai sollen Zukunftsideen entwickelt und besprochen werden, Experten zusammenkommen und Netzwerke bilden. Über den ganzen mai hinweg läuft eine Online-Beteiligung mit dem Titel „Bring Dich ein!“ und ein Kreativwettbewerb für Kitas , Schulen und Jugendeinrichtungen. Alle Ideen sollen dann bei einem Sommerfest am 10. Juni zusammengetragen und gebührend gefeiert werden. Danach geht die Feinarbeit los, alle Anregungen abzuwägen und in ein Leitbild zu gießen. So lange ist es nämlich bis 2035 nicht mehr hin. Und: Was beschlossen ist, muss auch noch umgesetzt werden.
Die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen sind 17 globale Maximen, welche 2015 im Zuge der sogenannten Agenda 2030 von der internationalen Staatengemeinschaft verabschiedet wurden. Ziel der Agenda ist es, langfristig Frieden und Wohlstand zu schaffen und so nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen. Nachhaltigkeit besteht dabei aus drei Säulen: Der Ökologie, der Ökonomie und dem Sozialen. Die 17 Nachhaltigkeitsziele und deren Unterziele lassen sich diesen Dimensionen zuordnen. Zu den Zielen gehören Gesundheit und Wohlergehen, hochwertige Bildung, weniger Ungleichheit, Wirtschaftswachstum und Maßnahmen zum Klimaschutz. In der Umsetzung dieser Ziele sind nicht nur Länder, sondern auch Städte und Kommunen gefordert. Buxtehude hat sich unter anderem das Ziel gesetzt in den kommenden Jahren klimapositiv zu werden.