“Ich habe nie daran gedacht, dass wir eine Chance auf den Oscar haben. Das hat nicht auf dem Speiseplan gestanden.“ Es klingt tatsächlich, als wunderte sich Roman Paul selbst darüber, wo er jetzt ist. Der Berliner Produzent ist gerade in Kalifornien und wartet auf den Sonntag. Szenenfotos aus “Waltz With Bashir“

"Ich habe nie daran gedacht, dass wir eine Chance auf den Oscar haben. Das hat nicht auf dem Speiseplan gestanden." Es klingt tatsächlich, als wunderte sich Roman Paul selbst darüber, wo er jetzt ist. Der Berliner Produzent ist gerade in Kalifornien und wartet auf den Sonntag.

Abends werden die Academy Awards verliehen. Und neben Uli Edels "Der Baader Meinhof Komplex" sowie Werner Herzogs Doku "Encounters at the End of the World" ist er ein weiteres deutsches Eisen im Preisfeuer. Zusammen mit seinem Kollegen Gerhard Meixner hat er den Film "Waltz With Bashir" koproduziert, der ins Rennen um den Auslands-Oscar geht.

Der Film erzählt von einem israelischen Ex-Soldaten, der mehr als 20 Jahre nach dem Libanon-Krieg seine traumatischen Erinnerungen aufarbeitet. Regisseur Ari Folman erzählt seine eigene Geschichte in aufregend animierten Bildern und einigen dokumentarischen Sequenzen. Nach der Premiere in Cannes im vergangenen Jahr ist der Film weltweit erfolgreich gewesen. In Deutschland haben rund 100.000 Zuschauer das Drama gesehen, das aktuelle Bezüge aufweist: Krieg in Nahost und traumatisierte Soldaten.

"Wir haben gezeigt, dass man auch mit einem so genannten kleinen Film sehr viele Zuschauer erreichen kann", freut sich Paul im Gespräch mit dem Abendblatt. Er ist Mitinhaber der Produktionsfirma Razor, die sich unter anderem um das Marketing des Films und die Vertonung gekümmert hat. Als die deutschen Produzenten an Bord kamen, war "Waltz With Bashir" noch für das Fernsehen gedacht. Jetzt kämpft er um die höchste Auszeichnung im Filmgeschäft und hat im Januar schon einen Golden Globe gewonnen.

Entstanden ist er als israelisch-deutsch-französische Koproduktion. Gibt es bei so viel Internationalität keine Reibungsverluste? Im Gegenteil, betont Paul. "Wir sind im Lauf der Zeit zu echten Freunden geworden. Das passiert auch nicht immer. Wir sind mit dem Ergebnis zufrieden, aber es war auch eine gute zwischenmenschliche Erfahrung, eine meiner schönsten bisher."

Wie ein großes Abschlussfest kommen dem 40-Jährigen die Tage in den USA jetzt vor. "Alle kommen noch einmal zusammen. Wenn wir gewinnen, wäre das schön. Wenn nicht, ist das aber auch nicht so schlimm."

Das Portal "Blickpunkt: Film" veröffentlichte am Donnerstag das Ergebnis einer Umfrage unter seinen Lesern. Sie sollten schon mal tippen, wer womöglich den Auslands-Oscar gewinnt. Das Ergebnis war eindeutig. "Waltz With Bashir" bekam 65,2 Prozent der Stimmen. "Der Baader Meinhof Komplex" und der Cannes-Sieger "Die Klasse" folgten mit jeweils 12,8 Prozent.

Aber die Academy hat womöglich ihren eigenen Kopf.