Hamburg. So hoch ist das Gehalt von Angela Titzrath und Rolf Habben Jansen. Und: Hafenmanagerin bekam 900.000 Euro – für sechs Monate Arbeit.
- Die Hansestadt Hamburg veröffentlicht die Gehälter der Vorstände ihrer städtischen Unternehmen im Rahmen eines Vergütungsberichts.
- Angela Titzrath, Vorstandsvorsitzende der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), erhielt 2023 ein Gesamtgehalt von 1,415 Millionen Euro.
- Wenn ein Vorstand vor Vertragsende das Unternehmen verlassen muss, erhält er in der Regel eine Abfindung. So erhielt Tanja Dreilich 500.000 Euro.
Die Vorstandsvorsitzenden der überwiegend im städtischen Besitz befindlichen Hamburger Hafen und Lagerhaus AG (HHLA) müssen bereits seit gut einem Dutzend Jahren hinnehmen, dass ihr Bruttogehalt bis auf den Euro genau veröffentlicht wird. Die Hansestadt schreibt es in ihren Vergütungsbericht über die Gehälter in den städtischen Firmen. Diese Transparenz wird gepaart mit erheblicher Inaktualität. Der jüngste dieser Berichte wurde im März 2024 veröffentlicht – und behandelt das Jahr 2022.
Angela Titzrath, die seit Anfang 2017 an der Spitze des HHLA-Vorstands steht, belegt in dieser Gehaltsrangliste der städtischen Topmanager verlässlich und mit weitem Anstand den ersten Platz. Im vorvergangenen Jahr überwies der Arbeitgeber ihr noch gut eine Million Euro, zusammengesetzt aus einem Fixgehalt und einer variablen Jahrestantieme. Damit bekam Titzrath annähernd doppelt so viel Gehalt wie die Chefs des UKE und des Hamburger Flughafens.
Hafen Hamburg: HHLA-Chefin verdient halb so viel wie Chef von Hapag-Lloyd
Daran dürfte sich 2023 im Grundsatz nichts geändert haben, obwohl es kein gutes Jahr war für die HHLA: Der Containerumschlag des Konzerns im Heimathafen Hamburg ging um 6,3 Prozent auf knapp 5,7 Millionen Standardcontainer (TEU) zurück. Der Konzernumsatz sank um 8,3 Prozent auf 1,447 Milliarden Euro, das Betriebsergebnis (Ebit) halbierte sich auf 109 Millionen Euro. Die Folge für Titzrath: Die ihr ausgezahlte Vergütung sank 2023 knapp unter die Schallmauer von einer Million Euro pro Jahr.
Das geht aus dem Vergütungsbericht des Konzerns hervor, den dieser bereits veröffentlicht hat, lange bevor die Stadt irgendwann 2025 nachziehen wird. Der Bericht zeigt auch: Gemessen an den Vorstandschefs anderer börsennotierter Unternehmen in der Hansestadt wird Titzrath eher schmal bezahlt. So wendete der Nivea-Hersteller Beiersdorf 2023 mehr als 5,5 Millionen Euro für seinen CEO Vincent Warnery auf (das Abendblatt berichtete). Und der wohl größte HHLA-Kunde in Hamburg vergütet seinen Vorstandsvorsitzenden mindestens doppelt so gut wie der Hafenkonzern seine Chefin. Rolf Habben Jansen erhielt bei Hapag-Lloyd für das vergangene Jahr 3,15 Millionen Euro.
Gewinn sinkt, doch Hapag-Chef bekommt 20 Prozent Gehaltsplus
Das waren gut 500.000 Euro mehr als ein Jahr zuvor. Dieser Gehaltsaufschlag von knapp 20 Prozent für den Niederländer an der Spitze von Hamburgs Traditionsreederei ist durchaus überraschend. Denn mit 35 Milliarden Euro Umsatz und mehr als 17,5 Milliarden Euro Gewinn war 2022 das absolute Rekordjahr für Hamburgs Traditionsreederei gewesen. 2023 (fast 19 Milliarden Umsatz, gut drei Milliarden Gewinn) dagegen gingen Hapags Erlös- und Ertragszahlen stark zurück.
Habben-Jansens Jahrestantieme aber betrug unabhängig von den stark unterschiedlichen Gewinnen in beiden Jahren jeweils 600.000 Euro. Sein Fixgehalt jedoch stieg 2023 von 850.000 auf die bei börsennotierten Unternehmen dieser Größenklasse üblichen eine Million Euro. Automatisch stieg damit der vom Unternehmen gezahlte Beitrag für die Altersvorsorge (20 Prozent vom Fixgehalt) von 170.000 auf 200.000 Euro.
Reederei zahlt Vorstandschef die Manager-Haftpflicht
Die Nebenleistungen, zu denen für gewöhnlich ein Dienstwagen gehört, legten bei Habben Jansen zugleich von 23.500 auf 150.000 Euro zu. Im Vergütungsbericht heißt es allgemein, die Nebenleistungen könnten Beiträge zur Manager-Haftpflichtversicherung enthalten. Solche Policen sollen Topmanager davor bewahren, dass ihr Privatvermögen durch Schadenersatzzahlungen geschmälert wird, zu denen das Unternehmen wegen eines Verschuldens des Managements verurteilt wird.
Auch der Langfrist-Bonus des Hapag-Lloyd-Vorstandsvorsitzenden stieg 2023 von 1 Million auf 1,2 Millionen Euro kräftig, obwohl der Gewinn drastisch gefallen war. Aber warum? Viel spricht dafür, dass Habben Jansen bei der Verlängerung seines Vertrags um fünf Jahre während der Sonderkonjunktur in der gesamten Reedereibranche im Frühjahr 2022 ein kräftiges Gehaltsplus herausverhandelt hatte.
HHLA-Chefin Titzrath: Gehaltskönigin und zugleich Kirchenmaus
Angela Titzrath dagegen, unter den städtischen Unternehmenschefs die unangefochtene Gehaltskönigin, fällt im Vergleich mit den Chefs der börsennotierten Privatunternehmen hierzulande eher in die Kategorie Kirchenmaus. Sie erhält seit Jahren gleichbleibend 495.000 Euro Fixgehalt unabhängig vom Geschäftserfolg. 2023 kamen noch 13.726 Euro für Nebenleistungen hinzu sowie 483.519 Euro erfolgsabhängige Tantieme. Macht unter dem Strich 992.245 Euro.
Doch das ist noch nicht alles. Der Vergütungsbericht des Konzerns weist eine weitere Leistung aus, die in den Gehaltsbericht der Stadt offenbar nicht einfließt. In der Kategorie „Versorgungsaufwand/Beitrag zur eigenen Verfügung“ stehen noch einmal 423.176 Euro. Darunter fallen für gewöhnlich Leistungen oder Rückstellungen des Unternehmens für die spätere betriebliche Altersversorgung der Topmanager. Titzraths Gesamtvergütung im vergangenen Jahr wird von der HHLA denn auch mit 1.415.421 Euro angegeben.
Mehr als 3,5 Millionen im Jahr darf Rolf Habben Jansen nicht verdienen
Von ihrer maximal möglichen Vergütung sind sowohl Habben Jansen als auch Titzrath noch ein Stück entfernt. Bei Hapag-Lloyd ist derzeit festgeschrieben, dass ein Vorstandschef höchstens 3,5 Millionen Euro pro Jahr erhalten darf. Hamburgs Hafenkonzern hat das Höchstgehalt der oder des Vorstandsvorsitzenden aktuell bei 2,5 Millionen gedeckelt. Womöglich kommt Titzrath dieser Summe in diesem Jahr näher. Anfang 2024 wurde ihr Vertrag um fünf Jahre verlängert. Es dürfte für sie ein guter Anlass gewesen sein, mindestens ein höheres Fixgehalt auszuhandeln.
Der HHLA-Vergütungsbericht erzählt noch eine andere überraschende Geschichte und gibt eine von mehreren möglichen Antworten auf die Frage: Wie werden Managerinnen und Manager bezahlt, die vor Vertragsende aus dem Unternehmen unfreiwillig ausscheiden?
Hafen Hamburg: HHLA-Vorständin arbeitete sechs Monate – und bekam 900.000 Euro
Beim Hafenkonzern passierte 2023 genau das – und zwar im Expresstempo. Die neue Finanzvorständin Tanja Dreilich trat Anfang des Jahres an. Doch irgendwas muss komplett schiefgelaufen sein zwischen der Topmanagerin und der Vorstandschefin. Dreilich jedenfalls stellte ihre Tätigkeit in der Konzernzentrale bereits Ende Juni wieder ein. Offiziell endete das Anstellungsverhältnis am 31. Dezember. Für ihr sechsmonatiges Arbeits-Intermezzo erhielt Dreilich 400.000 Euro Gehalt.
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Ebenso erstaunlich wie ungewöhnlich ist zudem ein Fakt in der Causa Dreilich, der aus einer Fußnote auf Seite 9 des 32 Seiten umfassenden Vergütungsberichts hervorgeht: Die Kurzzeitvorständin bekam darüber hinaus 500.000 Euro Abfindung als Abgeltung aller weiteren, künftigen Ansprüche. Womöglich hätte Dreilich ein Recht auf mehr gehabt. Denn für gewöhnlich erhalten Vorstandsmitglieder, von denen der Arbeitgeber sich vorzeitig trennt, dennoch große Teile des zu erwartenden Gehalts bis zum Vertragsende ausgezahlt.
Beim früheren Aurubis-Chef Roland Harings, der am 1. September vorzeitig und gegen seinen Willen gehen musste, ist das so. Für die knapp drei Jahre, die sein Vertrag an sich noch galt, bekommt er nun 4,1 Millionen Euro. Was Abfindungen und Gehaltsfortzahlung trotz Arbeitsende angeht, unterscheidet Vorstandschefs nichts von Fußballtrainern.